Untere Argen, Allgäu - an der Strecke vom Terrassen Hotel Isnyland
Wo schon Charles Ritz und Hans Gebetsroither ihre Fußspuren hinterlassen hatten...

von Gottfried Welz
„Vorfreude ist die schönste Freude“ – sagt der Volksmund. Und diese jene gemeinte begann eigentlich schon gegen Septemberende 2004. Seinerzeit hatte ich bereits an der Unteren Argen drei Tage gefischt, und war begeistert. Also hatte ich dem Hotelchef des Terrassenhotel in Isny-Neutrauchburg bei der Verabschiedung entgegnet: „Ich komme wieder“. Doch mein Vorhaben war für knapp ein Jahr später geplant. Dass in einer derart langen Zeit zwischendurch der Pegel der Vorfreude absinkt, ist wohl logisch und sicherlich auch nachvollziehbar. Doch im Februar dieses Jahres schnellte dieser wieder urplötzlich in die Höhe. Was war geschehen? 
Nun, ein Freund, den ich mit an mein Fliegenfischer-Hausgewässer hier im Schwobaländ’le einlud, meinte, er müsse mir dafür ein Buch übers Fliegenfischen schenken. Der Titel: „Fliegenfischen erster Klasse“, geschrieben von Heinz Lorenz und Thomas Kubitz. Ich überflog das Inhaltsverzeichnis und blieb beim Kapitel 10.3 hängen. „Die Argen – ein Juwel zwischen Allgäu und Bodensee“ las ich da. Flugs schlug ich die angegebene Seitenzahl 234 auf und begann umgehend mit der Lektüre. 
Auf der nächsten Seite oben dann hieß es weiter, dass die Untere Argen bei Isny schon „von einer Reihe bekannter Fliegenfischer aufgesucht wurde, unter anderem auch von Charles Ritz und Hans Gebetsroither“. Und: „Das hatte zur Folge, dass schon sehr früh das schonende Fischen mit der Fliege in dieser Region sowohl von Einheimischen als auch von den Gästen gepflegt wurde“ – Oha!, mir wurde Vieles klarer...
Untere Argen: Gewässer der Güteklasse I – II
Die Strecke der Unteren Argen heute, die sich in der Obhut des Terrassen Hotels Isnyland befindet, hat eine Länge von rund 20 Kilometer und ist in 5 Teilstrecken untergliedert. Die obere Gewässergrenze liegt in einem Tal unweit des Hotels bei Isny-Neutrauchburg; die untere Gewässergrenze nahe dem Ort Wengen. Die Quelle der Unteren Argen (wie auch der praktisch parallel verlaufenden Oberen Argen) befindet sich in den Allgäuer Bergen im Bayerischen. Obere und Untere Argen vereinigen sich zur Argen, und zwar rund 
25 Kilometer bevor sie bei Langenargen/Kressbronn in den Bodensee mündet. Gott sei dank gibt es noch hier zu Lande Gewässer wie die Untere Argen, die sehr wenig organisch belastet ist und auf eine Güteklasse von I bis II kommt. Dementsprechend vielfältig und reichhaltig ist das Insektenaufkommen an Eintages-, Stein- und Köcherfliegen. Nebenbei bemerkt ist die Landschaft hier im Allgäu malerisch schön; die Natur beeindruckend und noch in Ordnung. 
Doch nicht nur das zeichnet dieses Gewässer mit einer durchschnittlichen Breite zwischen 3 und etwa 10 Metern aus, von dem wir Fliegenfischer profitieren und ungestört unserer Passion nachgehen können. 
Abwechslungsreich und interessant ist das Wasser. Es gibt ausgekolkte Steilufer, Rauschen, natürliche Hindernisse, beruhigte Ausläufe und kleinere Gumpen. Sie wechseln sich in der idyllischen, leicht hügeligen Wald-/Wiesen- und Auenlandschaft ab. Das Gewässer liegt entfernt von Strassen, man kommt gut an die Ufer und die Kiesbetten/-bänke und damit ans und ins Wasser; es ist sehr gut bewatbar – und last, but not least ist der Fischbestand ausgezeichnet und ausgewogen, was auf eine natürliche Reproduktion hinweist. Wobei der „Leitfisch“ die Bachforelle ist. Zudem gibt es Regenbogenforellen, Saiblinge und Äschen. Hin und wieder wird sogar eine Seeforelle überlistet, die es geschafft hat, vom Bodensee flussauf sich „durchzuschlagen“. In jeder Saison werden Fische jenseits der 60-Zentimeter-Marke gekeschert. Kurzum: Die Untere Argen bei Isny ist ein Top-Revier für Fliegenfischer, das vom Terrassen Hotel Isnyland exklusiv für Gäste zur Verfügung gestellt wird. 
Das Credo der Verantwortlichen lautet Nachhaltigkeit sowie um- und weitsichtige Hege. 
Es darf nur mit der Fliege gefischt werden; ausnahmslos mit Schonhaken. Trocken-, Nassfliegen und Nymphen sind zu verwenden. Auch ist die Fischentnahme ganz auf die Schonung der Fische beziehungsweise des Gewässers ausgelegt. Faktum ist, das sich dieses Vorgehen für uns Fliegenfischer auszahlt. Wer schon einmal weiter flussab an der Unteren Argen an einer „Put-and-Take-Strecke“ gefischt hat, der weiß sicherlich gut, wovon ich hier rede. Tatsache ist: 5 bis 10 Fische pro Tag catchen und zu releasen ist praktisch die Regel. Fortgeschrittene wie Anfänger kommen voll auf ihre Kosten. Apropos Anfänger – in jedem Jahr werden Kurse durchgeführt; Kursleiter sind die beiden erfahrenen Fliegenfischer René Leonhard und Beat Helbling aus der Schweiz. 
Fischtage, an die man sich gerne erinnert
Wie im letzten Jahr im September an der Unteren Argen spielte auch heuer das Wetter mit. Mehr noch. Die 5 Tage, die ich an der Unteren Argen fischte, waren so etwas wie in der Art eines Indian Summer: einfach nur schön; knapp über 20 Grad warm, lau die Luft, Sonnenschein, blauer Himmel, die Blätter der Bäume schon leicht goldgelb. Und: der Wasserstand war ideal, das Wasser super klar und ich erlebte viele „Bisse“ mit tollen Drills. In Kurzform einige Highlights beziehungsweise knappe
Momentaufnahmen von verschiedenen Gewässerabschnitten (eine Gewässerkarte steht übrigens zum Download unter der zum Schluss angegebenen Web-Site zur Verfügung), die ich allesamt intensiv befischte: 
In Gewässerabschnitt I, der von der Steinbrücke bei Zell in der Nähe von Isny-Neutrauchburg bis zur Brücke bei Unterried reicht, ist mein Favorit die so genannte „Höll“. Hierbei handelt es sich um eine eindrucksvolle Talschlucht, in der die Untere Argen etwa rund 400 Meter lang ihre Wege zieht. 
Dort konnte ich gleich am ersten Fischtag in einer beruhigten Zone eine schöne Refo mit einer kleinen grauen Goldkopfnymphe überlisten. Ebenso eine Bafo und eine kleine „Asch“. Beim Gewässerabschnitt II (Brücke bei Unterried bis Staudamm Gottratzhofen) ist es empfehlenswert, das Auto bei der Brücke in der Nähe des Ortes Oberharprechts abzustellen. Flussab gibt es einige ruhigere Ausläufe; ideal fürs Äschenfischen. Zwei „Jungspunde“ nahmen die 16er creme-farbene Parachute, ehe später wiederum eine schöne Refo meine öfters angebundene dunkelbraune 12er Gold-Jig-Nymphe „einschlürfte“. Die Untere Argen ist in diesem Teil umsäumt von vielen Weiden, die wiederum prima Unterstände auch für die „Großen“ bieten; allerdings ist es hier angesagt, eine Wathose zu tragen. By the way: Vor dem Staudamm Gottratzhofen gibt es einen Stausee, der mit dem Belly-Boat befischt werden kann. Ich hab’s noch nicht probiert, aber vielleicht wird es ja was damit im nächsten Jahr.
Standplatz von „Großen“
Gewässerabschnitt III beginnt am Stauseeende beziehungsweise unterhalb des Kraftwerks  und reicht bis zum Bauernhof „Riesers“. Er ist kurvenreich und bietet zahlreiche interessante Stellen. Vor allem in der Peripherie des Ortes Gottrazhofen. Der Kraftwerksausfluss (betonierter Kanal von etwa 15 Metern Länge) hat es mir dieses Jahr drei Mal angetan. Der Zugang dorthin führt etwa 20 Meter flussab. Eingestiegen/am Ufer quasi aufgestiegen, allesamt allerdings nicht ganz ungefährlich, ging ich rein und „donnerte“ eine schwere (dunkle) Jig-Goldie direkt in den betonierten Kraftwerksauslauf – und hatte bei jeder „Begehung“ mindestens drei „Bisse“ mit anschließenden heftigen Drills; jedes Mal attackierten größere Farios die beschwerte Nymphe am etwas längeren, „wasserauf“ geworfenen und behutsam eingestrippten Vorfach; sowohl Bafos als auch Rebos.
Der Gewässerabschnitt IV (Bauernhof Riesters bis Brücke Au) ist teilweise „offen“. Die Untere Argen fließt hier direkt durch Wiesen und es kann durchaus sein, dass einem Kühe aus unmittelbarer Nähe verdutzt entgegen blicken. 
Der Gewässerabschnitt V zeichnet sich dadurch aus, dass das Wasser hier langsam fließt und es zum Teil tiefe Stellen gibt. Hier konnte ich an einem Tag heftiges Steigverhalten beobachten und mit der Trockenfliege mehrere Fische hintereinander mit einer grauen CDC-Fliege überlisten.

...und dann gibt es noch zwei klasse Gewässer
Neben der Unteren Argen stehen uns Fliegenfischern an der Strecke vom Terassen Hotel Isnyland noch zwei weitere prima Gewässer zur Ausübung unserer Passion zur Verfügung: die Isnyer Ach und die Eschach.

Dabei handelt es sich um zwei kleinere Wald- und Wiesengewässer, wobei es mir persönlich die Ach als „Flifi-Bachfischer“ besonders angetan hat. Die Fischerei dort ist oft eine echte Herausforderung: überhängendes Geäst, engste Verhältnisse – man fischt quasi im Wohnzimmer der Fische. Und was für Fische es dort hat. Passiert ist mir an der Ach heuer folgende Begebenheit: Ich drillte eine 35er Bafo. Plötzlich folgte eine der großen der gehakten, ganz so als sollte eine „Jagd“ stattfinden. Es ging hin und her; die große – ich denke mal eine 60er – folgte der kleineren immer wieder. Biss aber letztendlich nicht zu; zum Glück, denke ich noch heute. Die Ach ist praktisch „wetterunabhängig“ und damit fast immer glasklar. Sie hat ein nicht zu unterschätzendes Fischaufkommen. Obendrein stellt sie ein Gewässer dar, das mir persönlich unheimlich gefällt. Ach wie Eschach münden in die Untere Argen.
Zum Abschluss ein paar Infos über die von mir an der Unteren Argen verwendete Ausrüstung: Dieses Jahr reiste ich mit 3 Ruten an. Einer 4/5er, 7-Fuss-Rute,  sowie einer 8,6- und einer 9-Fuss-Rute der Schnurklasse 5. Zumeist fischte ich mit der 8,6-Fuss- 
(Allround-)Rute. An der Ach kam die 7-Fuss-Rute zum Einsatz. An allen Tagen verwendete ich eine schwimmende WF5-Schnur. Beim Nymphenfischen knüpfte ich ein 16er Vorfach an; beim Fischen mit der Trockenen ein 12er sowie ein 14er Vorfach; stets Rutenlänge, beim Nymphenfischen auch etwas länger. 
Zu den Fliegen: Mit 14er-, 12er- und 10er-Goldkopfnymphen in natural, blue dun und dark brown sowie umwickelt mit feinem Golddraht und unterschiedlich beschwert, ist man an der Unteren Argen eigentlich immer gut bedient. An Trockenfliegen gehen braune, graue und schwarze Muster der Größen 12, 14, 16 und auch kleiner gut (abhängig von der Jahreszeit), etwa CDC- und Rehhaar-Fliegen sowie Parachute.

Zu erwähnen bleibt noch, dass das stilvolle Terrassen Hotel neben dem Fliegenfischen für Erholungssuchende viel zu bieten hat, und auch Gastronomie vorzüglich ist. Außerdem hilft   das sehr freundliche Team um Hotelchef  Eberhard Garbs jederzeit weiter, falls Bedarf.

Weiterführende Informationen finden sich unter: www.terrassenhotel.de

Bilder-Index:
1: Entzückende Farb- und Lichtspiele im goldenen Herbst an der Unteren Argen
2: Die Untere Argen im unteren Teilstück mit einer viel versprechenden „Rinne“
3: „Allgäuer Stilleben“ in malerischer Umgebung
4: Eine „Rotgetupfte“ (aus der Ach) macht ihrem Namen alle Ehre
5: Heftige Fluchtaktion an der Ach einer kampfstarken Fario 
6: Eine ansehnliche Bachforelle aus der Unteren Argen
7: Die Untere Argen inmitten unberührter Natur
8: Flifi in der Höll, einer Talschlucht der Unteren Argen
9: Drill abends in der Talschlucht Höll; das Wasser glasklar
10: Eine 50er „Regen“ aus der Unteren Argen, überlistet mit einer kleinen „Goldie“
11: Die Ach, ein Wald- und Wiesenbach. Das Gewässer kann von Gästen der Unteren Argen ebenfalls befischt werden.

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