Der Doubs – Fliegen- fischen in der Franche- Comté

Bericht und Fotos von Stefan Beier
Wie in jedem Jahr tagte der Familienrat zur Frage, wohin es im Sommerurlaub gehen sollte. Schließlich entschlossen wir uns wieder einmal für Frankreich. Hier kannten wir bereits die Bretagne und die Provence. Uns stand in diesem Sommer nur eine Woche zur Verfügung und so sollte die Anreise nicht zu lang sein.

Da mir immer wieder unterschwellig vorgeworfen wurde, bei der Auswahl der Urlaubsziele nur die Fischerei im Kopf zu haben, überließ ich die weitere Suche meiner Frau. Bei Ihrer Recherche im Internet hatte sie recht bald eine Region namens „Fanche-Comté“ in die engere Wahl gezogen – das hatte ich doch schon mal gehört ! Wenig später präsentierte sie eine nette Ferienhausanlage in einer urwüchsigen Gegend. Einen Fluss gab es dort auch, „Doubs“ genannt – jetzt war alles klar ! Kurz zuvor hatte ich im „Fliegenfischen“ (Ausgabe 6/2004) einen Bericht von Werner Steinsdorfer über eben diese Region mit ihren sonderbar gestreiften Forellen gelesen. Demzufolge fiel meine Zustimmung zur Wahl des Urlaubsortes nahezu euphorisch aus.

Vorweg noch einige Erläuterungen: Die Franche-Comté liegt im Dreiländereck Deutschland- Frankreich- Schweiz. Diese Mittelgebirgslandschaft wird durch zahlreiche Flüsse und Seen geprägt und ist für ihre kulinarischen Spezialitäten (Käse, Schinken) bekannt. 
Die Anreise von Deutschland erfolgt über die A 5 und in Frankreich weiter über die A 36 bis Montbéliard (Maut lediglich ca. 2,50 €) und dann auf einer der verschiedenen Landstraßen weiter nach Süden.

Auf der Autobahn überfährt man die europäische Wasserscheide, wo sich die Flüsse entscheiden müssen, ob sie zur Nordsee oder zum Mittelmeer fließen wollen. Es herrscht Kontinentalklima mit harten Wintern und warmen Sommern.

Das kühler werdende Wetter und die steigenden Spritpreise ließen keinen Zweifel daran – die Sommerferien waren da. Irgendwann waren dann auch die Staus auf den deutschen Autobahnen überwunden und es ging auf engen Landstraßen auf endlosen Serpentinen durch das französische Jura Richtung Goumois, einem kleinen Ort direkt an der Grenze zur Schweiz.
 

<= Das Tal des Doubs. Vor dem Fischen kommt das Serpentinen-Fahren.

Nachdem wir unser Ferienhaus übernommen hatten und die Koffer ausgepackt waren, ging der erste Spaziergang natürlich zum Fluss. Ich war zutiefst beeindruckt. Kristallklar zog der Doubs vorbei. Ungefähr 50 m breit, Hahnenfußbänke, schnelle Rauschen und tiefe Gumpen versprachen eine interessante Woche.

Die Ferienanlage „Natteo“ in Goumois =>

Im Ort noch ein Blick von der Brücke und mit meiner zur Schau gestellten Ruhe war es vorbei. Zahlreiche Äschen jenseits der 50-er Marke standen da im mehreren Meter tiefen Wasser. 

Darunter tauchten ab zu einzelne Forellen auf – noch eine Nummer größer ! 

<= Die Brücke in Goumois. Die gegenüberliegenden Häuser befinden sich bereits in der Schweiz.

Der Angelladen im Ort war schnell gefunden und trotz diverser sprachlicher Unebenheiten hielt ich kurz darauf einen ganzen Packen Papiere in der Hand (auch in Frankreich gibt es Bürokratie). Verlangt hatte ich eine Wochenkarte und bezahlt habe ich für eine 27 km lange Strecke am Doubs (die Angelberechtigung gilt für die

französische und schweizerische Seite des Grenzflusses) glatte 100,00 €. Fragt mich nicht, wie sich dieser Preis aus den verschiedenen Tarifen und sonstigen Gebühren zusammensetzt, aber etwas über 14,00 € pro Tag sind für ein derartiges Gewässer schon in Ordnung. Der noch an diesem Abend folgende Durchgang mit der Fliegenrute gestaltete sich dann doch etwas ernüchternd. Keinen Fisch gefangen, aber dafür einen Jungen aus Hamburg kennen gelernt. Sein Vater und er hatten bereits die letzten Tage am Doubs mit äußerst mäßigem Erfolgt gefischt. Nun gut, die Woche ist noch lang und irgend etwas wird schon gehen.

Der Doubs direkt unterhalb unseres Ferien- hauses. Das klare Wasser macht eine genaue Bestimmung der Tiefe schwer – die Rinne im Vordergrund ist zwischen 1,2 – 1,5m tief =>

Der nächste Abend sollte dies zunächst bestätigen: Ich fischte mich von unten an einen breite Rausche heran, die in einen tiefen Pool mündete. Dort hatte ich bereits den größten Teil meiner Fliegen erfolglos ausprobiert und war schließlich bei einer unscheinbaren grauen Nymphe mit Kupferkopf angelangt.

Mit dieser konnte ich dann im schnellen Wasser endlich eine 45-Äsche überlisten, die in einer Top Kondition sowohl in der Kampfkraft, als auch im Gewicht war.

<= Meine erste (und einzige entnom-mene) Äsche aus dem Duobs. Bemerkenswert ist der dunkle Ansatz am Bauch, der sich bei den „Doubs-Forellen“ als Bänderung über den gesamten Körper fortsetzt.

In den kommenden Tagen folgten noch ein paar kleinere Äschen und zwei Barsche. Zugegebener Weise hatte ich mir letztlich doch etwas mehr versprochen. Den bereits oben erwähnten Bericht von Werner Steinsdorfer, der wirklich gut recherchiert war und die örtlichen Gegebenheiten recht umfangreich beschrieb, hatte ich genauestens studiert.
Tatsächlich hatte ich nur mit kleinen bis sehr kleinen Trockenfliegen und Nymphen am 12-Vorfach gefangen (nur die Barsche waren auf Streamer hereingefallen). In einem Punkt kann ich dem Bericht aber nicht zustimmen: Trotz relativ großzügiger Entnahmebestimmungen und in manchen Abschnitten allen erlaubten Angelmethoden verfügt der Doubs über einen sehr guten Fischbestand, was sowohl die Quantität, als auch die Qualität betrifft.

„PARCOURS MOUCHE“ - Fliegenstrecke =>

In den Uferbereichen sind ständig riesige Schwärme von Jung- und Kleinfischen unterwegs und in den tieferen Abschnitten findet man mit etwas Geduld an nahezu jeder Stelle große Fische und vereinzelt auch wahre Prachtexemplare. Und – der verbissene Fischer möge mir verzeihen – wenn man zur größten Mittagshitze die Fliegenrute mit der Taucherbrille tauscht, kann man die Äschen und Forellen direkt in ihrem Element beobachten.
Bilder wie aus einem Märchenwald
... und manchmal steigt sogar ein Fisch !
Apropos Forellen: Der von Werner Steinsdorfer beschriebene gestreifte und von ihm auf Doubs-Forelle getaufte Fisch ist allgegenwärtig und teilweise in erheblichen Größen zu sehen.

<= Einer der etwas zügigeren Abschnitte mit Hahnenfußbänken und üppiger Ufervegetation.

Trotz aller Bemühungen ist es mir aber nicht gelungen, eine solche auf die Schuppen zu legen, obwohl ich teilweise ganz dicht dran war.

So befischte ich gerade einen sehr tiefen Zug mit dem Streamer, als ich in einer völlig unscheinbaren Strömungsrinne unter ein paar Sträuchern direkt am Ufer mehrere Forellen bemerkte, die massiv von der Oberfläche irgendwelche Nahrung aufnahmen, ohne aber dabei die verräterischen Ringe zu hinterlassen. Der hastig hingeschlenkerte Streamer blieb völlig unbeachtet.
 

„Alpiner“ Abschnitt im Mittel-teil der Strecke =>

Die Fische reagierten weder mit Flucht, noch mit Neugier. Also flink auf Trocken umgebaut und die Minifliege durch das Geäst gezirkelt. Sofort stürzte sich der größte Fisch darauf. Dieser überraschende Biss und die unerwartet kräftige Flucht trafen mich irgendwie auf dem falschen Bein – Fisch vergeigt, Zauber vorbei.
Falls ihr hier kein Bild seht, dann liegt es nicht an eurem Rechner sondern daran, dass ich einen solchen Fisch weder an die Angel, noch in geeigneter Weise vor die Linse bekommen habe. Mein Tipp: In besagter Ausgabe von „Fliegenfischen“ gibt es ein Bild.
Ein ähnliches Steigverhalten erlebte ich noch einmal bei Einbruch der Dämmerung an einer ähnlichen Stelle. Das Licht reichte gerade noch aus, um die Fliege an das Vorfach zu binden. Beim Werfen zwischen den Zweigen hat mir die Dunkelheit aber dann doch böse Streiche gespielt. Nachdem ich fast jeden der herunterhängenden Äste einmal gedrillt hatte, habe ich aufgegeben – das Steigen ging dessen ungeachtet weiter.

<= „Doubs-Forelle“ mit ihrer auffälligen Körperzeichnung

Resümee:
Der Doubs ist ein super Gewässer mit einem hervorragendem Bestand an äußerst heiklen Fischen (einhellige Meinung aller Fischer, mit denen ich mich in dieser Zeit unterhalten habe). Das Wasser ist kristallklar und an manchen Stellen mehrere Meter tief. Die Gewässerstruktur ist nahezu naturbelassen und sehr abwechslungsreich – schnelle, flache Abschnitte mit tiefen Zügen gehen in regelrechte „Wannen“ mit langsamen und tiefen Wasser (geschätzt teilweise bis 6 m) über. Alpin verblockte Rauschen runden den tollen Gesamteindruck ab.

Für die nicht so überragenden Fangergebnisse gibt es auf jeden Fall verschiedenen Gründe. Bei dem enormen Futterangebot an Kleinfischen und -tieren können sich die Fische eine gewisse Selektivität leisten. Selbst Massenschlüpfe der unterschiedlichsten Insekten (Köcher-, Stein- und Eintagsfliegen in allen Größen, vereinzelt auch Maifliegen) konnten nicht zum Steigen überzeugen.

Dazu kamen wahrscheinlich auch noch die hochsommerlichen Temperaturen, die Fisch und Mensch träge werden ließen.Trotz allem war es eine herrliche Woche in einer atemberaubenden Gegend. Dies gilt nicht nur für die Fischerei, sondern für den gesamten Familienurlaub. Niedliche Städtchen und zahlreiche Ausflugsziele halten für jeden etwas bereit. Und vom Baden im Fluss waren nicht nur unsere Jungs absolut begeistert !
Allgemeine Informationen:
Die Angelberechtigung für den 27 km langen Abschnitt des Doubs gibt es im Angelladen in Goumois (einfach nach dem Schriftzug „PECHE“ suchen, aber nicht unbedingt den klassischen Angelladen erwarten). Dazu erhält man einen Übersichtsplan mit den unterschiedlichen Gewässerkategorien, sowie den Fliegenstrecken und gesperrten Abschnitten. Die Saison geht in den Gewässerabschnitten der 1.Kategorie vom 1.März bis 30. September (Äsche vom 16. Mai bis 30. September) und in der 2. Kategorie 16. Juni bis 28 Februar. Es dürfen täglich 3 Fische entnommen werden (davon max. 2 Äschen). Die monatliche Fangmenge ist auf 15, die jährliche auf 60 Fische begrenzt. Entlang des Doubs gibt es vereinzelte Parkplätze, die teilweise über recht „anspruchsvolle“ Zufahrten (Schilder beachten: Vor der Kurve Hupen! beachten) zu erreichen sind. Einzelne Strecken muss man sich auch erlaufen, ist dafür aber dann auch mich sich und dem Wasser alleine. 

TIPP: Wer einen wirklich typischen Angelladen mit ausgefallenem Angebot sehen will, sollte sich unbedingt in das nahegelegene Schweizer Städtchen St. Ursanne begeben.

<= Und noch ein Tipp: Wenn aufgrund der hohen Temperaturen wieder mal nichts läuft – der Doubs ist für Wagemutige auch ein tolles Gewässer zum Baden und Tauchen. Auch auf diesem Bild lässt sich die Wassertiefe gut erahnen.

Als Übernachtung stehen verschiedene Hotels auf der französischen und schweizerischen Seite zur Verfügung. Wir hatten ein sogenanntes „Duplex“ (zweigeschossige Ferienwohnung im Reihenhausstil) in der Ferienanlage „Natteo“ direkt am Doubs in Goumois gebucht.

Die Häuser mit dazugehörigem Pool und Sportanlagen sind erst 2003 fertig gestellt worden und stellen gerade für Familien eine sehr gute Alternative zu den nicht gerade niedrigen Hotelpreisen dar. Die Buchung erfolgt am besten per Internet ( www.natteo.com ).

Bericht & Fotos: Stefan Beier


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