Der Bach der mich nicht lässt.

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Benutzeravatar
Neubrandenburger
Beiträge: 554
Registriert: 19.10.2011, 22:58
Wohnort: Neubrandenburg MV
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 30 Mal

Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Neubrandenburger »

Hallo Jungs,

zur Einleitung.

Ich lebe in Mecklenburg Vorpommern und ich habe Jahrelang geglaubt das es hier bei uns nie im Leben Bachforellen gäbe. Ich war wirklich fest davon überzeugt das diese wunderschönen Fische erst ab Mitteldeutschland und dann Richtung Süden vorkommen.
Doch vor cirka einem Jahr traf ich einen alten Mann der mir beim Fliegenfischen zusah, als wir ins Gespräch kamen erzählte er mir aus seinem Urlaub in Österreich wie er auch dort die Fliegenfischer beobachtet hat und diese schöne Fische fingen.
So nebenbei erwähnte ich das ich es auch toll finden würde wenn es hier bei uns Bachforellen oder eben generell Salmoniden geben würde. Da meinte er ganz trocken "Wieso? Gibts doch" In den 80'er Jahren wurden wohl einige Kies- und Sandgeprägte Bäche bei uns mit Bachforellen besetzt.
Ich staunte über seine Aussagen nicht schlecht und saß noch am selben Abend bestimmt bis 3 Uhr Nachts an meinem PC und recherchierte. Uns siehe da er hatte Recht! Ich sties dabei auf einen Bach der nur 10 Minuten Autofahrt von mir entfernt lag, bei der Suche mit Google Earth fand ich ihn, aber auch gleich eine Ernüchterung denn ich konnte ihn nur durch doppelseitigen Baumbewuchs ausmachen was wohl ein Fliegenfischen unmöglich machen wenn auch erschweren würde.
Aber von oben gesehen kann man sich ja auch täuschen und bin gleich nächsten Tag hin gefahren.
Jetzt war ich erst mal richtig enttäuscht denn ich sah einen völlig zugewachsenen schmalen Bach dessen Wasser (aufgrund von Regen) absolut trübe war ... Naaa Toll und ich hatte mir schon die schönsten Fliegenfischen Erlebnisse ausgemalt, doch das fiel erst mal aus.
Nun wollte ich aber wenigstens wissen ob Forellen drin seien und (Schande über mein Haupt) nahm ich mir eine leichte kurze Grundrute und schlich mich am Wasser entlang ich fand schöne Kurven und Gumpen wo ich es mit Würmern versuchte. und siehe da schon nach kurzer Zeit hatte ich 2 kleine Bachi's die ich ohne Verletzungen wieder schwimmen lassen konnte. Der Nachweis wahr also erbracht. Ich lies den Bach aber lange in Ruhe da ich es eh nicht mit der Fliegenrute versuchen konnte ... jetzt war ich aber vor kurzen mal wieder da, nur mit Polbrille, Stulle und einem Bierchen bewaffnet und wollte mal den Bach abwandern, jetzt hatte der Bach klares Wasser und ich konnte alles sehen massenweise Hindernisse wie versunkende Äste usw. und nun auch wirklich schöne Forellen von manchmal sicher auch 40cm Länge die alle sofort verschwanden als sie mich ausmachten auch wenn ich noch so schlich, keine Ahnung woher die scheu kommt? Vögel von oben können diese jedenfalls nicht sehen durch den starken Bewuchs. Sind Bachforellen von Grund auf so scheu? Ich hörte von Städten wo man forellen von den brücken in der Stadt beobachten kann, das scheint mir nicht scheu.

Jetzt meine Frage. Wie kann ich an einem solchen Bach mit der Fliege fischen?
Katapulltwurf bringt mir nix glaube ich, denn selbst mit dem häng ich bestimmt schnell in überhängenden Ästen.
Es wäre echt mein Traum eine dieser tollen Bachforellen mit der Fliege fangen zu können.

Könnt ihr mir da Tips geben? Habt ihr mit so einem Gewässer vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht? Und eine Lösung gefunden?

Es wäre nur zu schade ausgerechnet einem der schönsten Zielfische des Fliegenfischen auf dieser Weise nicht nachstellen zu können.
Liebe Grüße,
Ben
Benutzeravatar
Hawk
Beiträge: 967
Registriert: 28.03.2010, 22:41
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 253 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Hawk »

Ich bin sehr gerne an kleinen Gewässern unterwegs.
Nach meiner Erfahrung hast du 2 Möglichkeiten.

1. recht lange Rute, anschleichen wie ein Indianer und dann quasi unter der Rutenspitze fischen.

2. sehr kurze Rute + Wathose. Mit ner 5' Rute und sehr kurzem Vorfach sind plötzlich auch Würfe an Stellen Möglich an denen man normalerweise keine Chance hat.

Womit man sich abfinden muss ist allerdings das man trotzdem ständig irgendwo festhängt.
Würde daher FC Vorfächer nicht unter 0,16mm empfehlen und diese auch regelmäßig kontrollieren.

Was die Auswahl der Fliegen betrifft so sind die Forellen in Kleingewässern häufig nicht sehr wählerisch, man sollte sich allso mit einer großen Anzahl schnell zu bindender Fliegenmuster versorgen, da tuts dann nciht ganz so doll weh damit die Bäume zu garnieren.
Gruß
Sven
Benutzeravatar
AlexX!!
Beiträge: 735
Registriert: 24.08.2010, 14:46
Wohnort: Z28.310
Hat sich bedankt: 306 Mal
Danksagung erhalten: 205 Mal
Kontaktdaten:

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von AlexX!! »

hiho

mein Heimgewässer ist auch genau so ein Bach. Streckenweise gut befischbar,
aber überwiegend muss ich geduckt durchs Unterholz pirschen.
wenn die Sohle es zu lässt auf jeden Fall watend mit ner Gerte nicht länger
als 180, dann ist das ne reizvolle Fischwaid.

btw.. ich überbrücke bei uns die Schonzeit damit, das ich mich mit Wathose
und Gertel auf den Weg mach, um den ein oder anderen Zweig zu entfernen.
Meist können die Spots mit ein wenig Kosmetik viel besser angeworfen werden.

Grüße

PS. Vorfach tendiere ich sogar zu 0.20. Du wirst überrascht sein was so kleine
Bächlein Fische beheimaten können, denn wenn so eine 50er mal Gas Richtung
Totholz gibt, ist mit 0.14 schnell die Luft raus :)
"Besatz mit fangreifen Forellen ist wie eine Droge.
Es macht die Angler doof, und süchtig ... sie wollen immer mehr" (by Steini/GWForum)
Benutzeravatar
Neubrandenburger
Beiträge: 554
Registriert: 19.10.2011, 22:58
Wohnort: Neubrandenburg MV
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 30 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Neubrandenburger »

Danke Jungs,

@ Hawk

waten fällt leider aus da der bach teilweise wirklich nur einen Meter breit ist und die Fische wirklich extrem scheu sind.
Lange Ruten fallen auch aus da die überhängenden Äste dies echt nich zulassen.
und werfen jeglicher Art einfach unmöglich ist auch wenn deine Idee ein Denkanstoß für mich war für andere mögliche Bäche.

@ AleXx

dein Tip mit der kosmetischen Behandlung gefällt mir am besten. Sollte ich auch Totholz aus dem Bachbett entfernen? Oder ist das zuviel des guten? Ich will auf keinen Fall den Bach "verletzen" denn schließlich reproduzieren sich die Bachi's dort seit den 80'er Jahren!

und zum Pirschen wie ein Indianer ....... ich hab mich dort angeschlichen wie NeavySeal der versucht auf einem Flugzeugträger der mit 3000 mann besetzt ist den motor auszuschalten ...... und trotzdem haben sie mich bemerkt!

mir würde doch eigentlich nur das Czech-Nymphing, Tenkara oder eben Tunkfischen bleiben ... aber ist das noch Fliegenfischen? Nur weil ich eine Fliege benutze? ....... wenn ich so richtig über die Sache nachdenke ist eine dieser genannten Methode aber wohl eine der einzigen für solch einen Bach oder?
Liebe Grüße,
Ben
Benutzeravatar
Hawk
Beiträge: 967
Registriert: 28.03.2010, 22:41
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 253 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Hawk »

Beim Anschleichen gilt : wenn du das Wasser sehen kannst ist dein Kopf zu weit oben :D
Am besten ists wirklich die Rute irgendwie durch die Büsche zu stecken und den Biss nur zu erfühlen, so kommst du selbst an die scheusten Fische ran.

Mit vorsichtigem Langsamen waten kommt man aber eigentlich auch recht dicht an die Fische , so 7-8m sollten eigentlich drin sein und das ist ne weite die man häufig noch werfen kann.
Kommt aber natürlich auf den Bach an, poste doch mal ein paar Bilder. Ist zwischen dem Geäst und dem Wasser noch Platz oder hänhgen die Äste fast durchgehen ins Wasser ?

Was das Holz entfernen betrifft: Überwasser ok, mache ich auch gelegentlich an Stellen wo ein einzelner Ast das Werfen enorm erschwert.
Aber Unter Wasser solltest das lassen, diese Hindernisse sind ja sehr wichtig als Deckung für die Forellen.
Gruß
Sven
Benutzeravatar
Neubrandenburger
Beiträge: 554
Registriert: 19.10.2011, 22:58
Wohnort: Neubrandenburg MV
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 30 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Neubrandenburger »

Ich werde die Tage mal los und euch ein paar Fotos machen ... ihr werdet sagen "Ooooooh nee, das geht wirklich nich" :D

Aber ich werde eure Ratschläge beherzigen, auch wenn ich damit vom "Klassischen" Fliegenfische abweiche ....... aber werfen ist echt nicht drin :(
Liebe Grüße,
Ben
Benutzeravatar
Maqua
Beiträge: 271
Registriert: 28.11.2009, 16:11
Wohnort: würselen
Hat sich bedankt: 27 Mal
Danksagung erhalten: 57 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Maqua »

Hallo Ben, wenn der Bach bei Hochwasser eintrübt, solltest du es bei ablaufendem Hochwasser versuchen.
Das Wasser darf noch nicht klar sein, sondern leicht angetrübt.
Dann sind die Bafos unvorsichtig und verlassen ihre Unterstände, besonders die Grossen.
Wenn jegliches Werfen unmöglich ist, solltest du es mit dem Streamer flussabwärts versuchen.
Immer wieder Schnur nachfüttern und den Streamer seitlich driften lassen.
Viel Glück.

Gruss Manni
Gruss Manni
Benutzeravatar
Neubrandenburger
Beiträge: 554
Registriert: 19.10.2011, 22:58
Wohnort: Neubrandenburg MV
Hat sich bedankt: 1 Mal
Danksagung erhalten: 30 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Neubrandenburger »

Hi Manni,

meinst du nicht das eine abdrifftende Schnur DIESE scheuen Forellen erst recht scheu macht?
Liebe Grüße,
Ben
Benutzeravatar
edoA
Beiträge: 26
Registriert: 24.09.2010, 00:35
Wohnort: LE

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von edoA »

Sollte man in einem Bach waten, wo sich die Fische evtl. selbst reproduzieren ?
Ich meine, bei dem kleinen Bach ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr hoch, dass man das Laichgut zertritt, oder ?
Das gilt natürlich im Allgemeinen für das Waten.
Tight lines / Bistro
Siegfried.
Beiträge: 1112
Registriert: 14.05.2010, 21:44
Wohnort: Dortmund
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 135 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Siegfried. »

Hallo Ben,
zu den kleinen Bächen ist alles gesagt. Vorsicht mit dem Totholz, entfernen ist a) nur dem Unterhaltungsträger gestattet und b) ist das eine der wesentlichen Voraussetzungen für Bachforellen in Niederungsgewässern. Wenn du allerdings dann doch frustriert aufgeben musst, gibt es sowohl in MeckPomm als auch in BRB durchaus auch größere Bäche sogar mit autochthonen (nicht nur Besatz aus den 1980er Jahren) Bachforellen, in denen man (fast) normal werfen kann. Musst nur mal nach den Durchbruchstälern durch die Jungmoräne suchen. Wie es da heute mit Erlaubnissen aussieht, weiß ich allerdings nicht.

Glück auf

Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Frank. »

edoA hat geschrieben:Sollte man in einem Bach waten, wo sich die Fische evtl. selbst reproduzieren ?
Vor allem ist natürlich die Gefahr groß, die Nahrungsgrundlage der Fische zu zerstampfen! Bei einem Fußmarsch durch einen kleinen Bach kannst du mehr Köcherfliegenlarven etc. zertreten, als gut für das Gewässer ist. Ich würde dort nicht waten, sondern mich bestenfalls - wenn es sich gar nicht vermeiden lässt - zum Werfen an einer ausgesuchten Stelle ins Wasser stellen, um mich dann aber nicht vorwärts zu bewegen.

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Benutzeravatar
Lutz/H
Beiträge: 817
Registriert: 26.10.2006, 21:21
Wohnort: Nähe Hannover
Hat sich bedankt: 44 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Lutz/H »

Moin
So kleine Bäche sind super interessant und gehören in unsere Landschaft.

Ich war vor kurzen auf eine Weiterbildungsveranstaltung für Gewässerwarte mit den Themen
"Wie werden aus Abflussgräben wieder vitale Forellenbäche" und " Totholz gehört ins Wasser".

Wie mein Vorschreiber schon erwähnte sollte man vorsichtig sein mit Entnahme von Totholz, Totholz kann auch ein Sandfang sein und trägt neben seiner Biomasse
erheblich zur Wasserverwirbelung bei und wirkt Versandungstendenzen entgegen.
Wenn an dem Bach eine alter beidseitiger Baumbestand ist, dann ist es ein Idealfall,die Bäume wirken nicht nur dem Kormoraneinflug entgegen,die Verschattung wirkt sich auf die Wassertemperatur positiv aus und die Wurzeln schützen das Ufer gegen die zumeist nahe,drohende Intensivlandwirtschaft.
Ein interessanter Link zum Thema:
http://books.google.de/books?id=PItufII ... &q&f=false
Gib jedem Tag die Chance, die schönste deines Lebens zu sen ; Mark Twain
Hardy

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Hardy »

moin moin,

vielleicht sollte man einen solchen Bach, der nicht zu beangeln ist, auch ganz einfach mal in Ruhe lassen und den Fischen so einen unberührten Rückzugsraum zugestehen? Oder stehe ich mit einer solchen Meinung allein da?


Groetjes
Hardy
Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Frank. »

Hardy hat geschrieben:Oder stehe ich mit einer solchen Meinung allein da?
Nö!

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Benutzeravatar
Lutz/H
Beiträge: 817
Registriert: 26.10.2006, 21:21
Wohnort: Nähe Hannover
Hat sich bedankt: 44 Mal
Danksagung erhalten: 84 Mal

Re: Der Bach der mich nicht lässt.

Beitrag von Lutz/H »

Hardy hat geschrieben:moin moin,

vielleicht sollte man einen solchen Bach, der nicht zu beangeln ist, auch ganz einfach mal in Ruhe lassen und den Fischen so einen unberührten Rückzugsraum zugestehen? Oder stehe ich mit einer solchen Meinung allein da?


Groetjes
Hardy

mein reden
Gib jedem Tag die Chance, die schönste deines Lebens zu sen ; Mark Twain
Antworten