Die Regenbogenforelle ein Haustier ?

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Royal Coachman
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Die Regenbogenforelle ein Haustier ?

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde der Fliegenfischerei !

Seit einem Jahr tobt in diversen Fliegenfischerzeitungen ein Krieg für und gegen die Regenbogenforelle. Ein besonders militanter Gegner outet sich als jahrelanger Fischzüchter, dazu nun einige Gedanken :

1. der Fischzüchter ist auf den Verkauf angewiesen um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
2.der Fischzüchter hat Laichfische, die zu verschiedenen Jahreszeiten laichen, dadurch kann er immer die gleiche von der Gastronomie geforderte Portionsgröße liefern.

Und damit sind wir schon mitten drin im Thema , über ein Jahrhundert lang hat die Fischzucht diese Fischart domestiziert, da kann doch kein vernünftiges Genmaterial zum Überleben im freien Wasser mehr vorhanden sein. Nun gibt es aber , wie im Bachforellen-Thread ausgeführt, weitaus mehr Gewässer, die sich heutzutage für den Besatz mit Regenbogenforellen eignen als mit Bachforellen.

Ich frage mcih nun ernsthaft, warum nicht Laichfische von reproduzierenden Stämmen zwecks Streifens usw. entnommen werden ?

Bei fast allen anderen Salmonidenarten wird dies praktiziert, nur bei der Regenbogenforelle nicht , dabei sind eigenreproduzierende Stämme in fast jedem kleinern Fluß ( und größeren !) nachweisbar.
Aber anscheinend ist das nicht erwünscht , spielt hier der Kommerz, das jedes Jahr wieder Fische-Verkaufen Können eine Rolle ?

Der Skandal mit den dänischen Bachforellen-Hybriden ist mir noch in bester Erinnerung.

Wäre es nicht an der Zeit der Regenbogenforelle nach über einem Jahrhundert den ihr gebührenden Platz in unseren Gewässern
einzuräumen ?
Um Mißverständnissen vorzubeugen, in den Gewässern, welche für die Bachforelle einfach nicht mehr ausreichende Lebensräume bieten und wo auch mit besten Besatz- und Schutzmaßnahmen nur Nischenbestände überleben.

Eure Meinung dazu würde mich sehr interessieren .

Es grüßt ein nachdenklicher

Royal Coachman
Zuletzt geändert von Royal Coachman am 07.10.2004, 23:31, insgesamt 1-mal geändert.
Der immer auf Seiten der Fische steht!
Matthias

Beitrag von Matthias »

Hallo Royal Coachman,

ich stecke nun in der Thematik überhaupt nicht tief drin, aber ich könnte mir vorstellen, daß es für die meisten Angelvereine einfach bequemer ist, in einer Fischzucht 500 Mastforellen zu kaufen und die in den Bach zu kippen, als sich in unzähligen Stunden ehrenamtlicher Arbeit um einen selbstreproduzierenden Bestand zu kümmern. Ich höre es öfter von Freunden & Bekannten, daß die Mehrheit der Mitglieder vieler Vereine einfach nur möglichst viel Fisch pro Saison rauskurbeln will ... so eine Einstellung paßt natürlich nicht zu langfristigem und nachhaltigem Denken und Handeln in der Besatzpolitik :(

Viele Grüße, Matthias
squid77
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Beitrag von squid77 »

Hallo Zusammen,

In der Schweiz ist da das Thema etwas anders aufgegleist:

1. es dürfen rechtlich keine fremden Rassen in Gewässer eingeführt werden, welche nicht abgeschlossen sind, also jegliche Art von Bächen und Flüssen.

2. jedoch wenn in einem Gewässer das vorkommen einer Art bewiesen werden kann darf das Gewässer seit einigen Jahren auch entsprechend besetzt werden. z.B. der Hecht in einem Fliessgewässer.

Ausgeschlossen ist hierbei nur die Regenbogenforelle. Aber wieso?

Nun kämpfen wir in unserem Revier schon seit längerer Zeit für einen Besatz von regenbogenforellen und obwohl fast jährlich einige Fische von einer nahegelegenen Fischzucht bei Hochwasser den weg in unseren Fluss finden gelingt es uns nicht die Behörden zu überzeugen.

Aber auch bei einem Go von seitens der Behörden käme ein weiterer Aspekt hinzu. Nämlich welchen Stamm möchte man einführen.

Bekanntlich ist die RF nicht standorttreu, und so besetzt man vielleicht eher das obere bzw. untere Revier.

Wenn Stämme gefunden werden, welche Standorttreu sind, werde auch ich mich in unserem Revier dafür einsetzen, damit die RF einen Platz in unseren Gewässern erhält.
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roland k
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Beitrag von roland k »

Hallo Königskutscher,

das Thema denke ich ist sehr heikel, denn wer bestimmt letztendlich ob dieses oder jenes Gewässer nicht mehr für Bf geeignet ist und ob ein vorhandener Bestand von RF selbstreproduzierend ist und gestützt werden muss/soll. Unsere Fachanstalt für Fischerei ist der Meinung, dass es keine sich selbst reproduzierenden Stämme in Oberfranken gibt. Ich bin da andere Meinung. Als Gefahr für die Zukunft sehe ich den sorglosen Umgang mit Besatzmaterial der dann evtl. nur noch aus RF besteht, weil die schneller wachsen, billiger sind und an der Angel sicherlich attraktiver, was dann für unsere heimische BF der schleichende Tod wäre.

Roland
man muss einfach reden, und kompliziert denken - nicht umgekehrt
stekus

Beitrag von stekus »

Auch wenn aus einer Zucht regelmäßig RF entkommen gibt es in dem Bach noch keinen Bestand, denn in den Zuchten werden oft nur Weibchen produziert, eine Population aus nur Weibchen aber ist keine Population, da keiner der Fische sich mit einem anderem Paaren kann und Nachkommen erzeugen. Fragt daher einmal nach ob der Züchter eine gemischtgeschlechtliche Zucht hat - dann könnte eure Argumentation durchgehen. Überdies sind die RF die bei uns in den Massentierhaltungen aufwachsen keine echte RF sondern Mischformen mit Stealhead und einer "Seeregenbogenforelle" die extra schnell wachsen. (Wäre das selbe wie eine Mischung aus MeFo, Seeforelle und Bachforelle die als Bachforelle verkauft wird!)

Zu der Eigentlichen Frage: Ich würde eine Förderung von Regenbogenforellen erst dann gutheißen wenn ein Projekt zur Förderung der Bachforelle gescheitert ist!
klak1

Beitrag von klak1 »

es ist nun mal so, dass ohne regenbogenforelle gar nichts mehr geht.
am 16. 9. jedes jahres wäre schluss mit der fischerei (äschen sind in den wenigsten gewässern vorhanden, wenn man die vielfalt der fliegenfischerreviere als masstab nimmt), und auf ihrer homepage schreibt die österreichische fischereigesellschaft auch über eigentliche bachforellengewässer, dass dort regenbogen besetzt werden, "um dem fliegenfischer die saison zu verlängern" - immerhin bis silvester.
auch von fachmedien wird die regenbogen längst akzeptiert. erst unlängst lobte "fisch und fliege" die slowenische savinja mit den worten "riesig für regenbogen" und der trophy part der sava bohinjka wäre ohne die dicken dinger, die im handel dann eigentlich lachsforellen heissen, kein trophy part.
die immer wieder hier als rainis verunglimpften brocken sind also nicht mehr wegzudenken - das hat gründe.
1.) wenn sich im sommer die bachforellen wie nasse geschirrtücher herankurbeln lassen, veranstalten die regenbogenforellen, einmal gehakt, immer noch "ein bisschen einen tanz", wie wir in österreich sagen. überhaupt wachsen sie halt besser ab und sind oft kämpferischer. wir fliegenfischer mögen das.
2.) sie sind grundsätzlich resistenter.
3.) sie sind weniger wählerisch und nehmen gerne das, was bachforellen entweder durchschauen oder aus irgendwelchen gründen verschmähen. noch einmal: wir fliegenfischer mögen das.
4.) sie werden viel schneller kapital als die bachforellen.
wer ein gewässer bewirtschafter, wird sich also entscheiden müssen zwischen bachforellengeneigter nachhaltigkeit und kommerzieller befischbarkeit.
der hang zu fangen bei den fliegenfischern, die mediale berichterstattung über die tollen rainis und die kommerziellen interessen der pächter bzw. besitzer haben die antwort längst gegeben:
regenbogen sind die rettung; ohne sie gibt es nur das halbe geschäft. getupfte und rainis (eigentlich saublöde wörter, aber sie tauchen immer wieder auf ) unterliegen dem spiel von angebot und nachfrage.
wer nun nachhaltigkeit und bachforellentum (schönes wort, nicht wahr?) einfordert, kann nur ökonomischen druck durch boykott der regenbogengewäässer ausüben. wer tut das?
ein paar freaks vielleicht, aber auf die kommt es im flyfish-business nicht mehr an, sorry.
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Es geht sehr wohl noch etwas ohne Regenbogenforellen, und das praktizieren wir in unserem Verein nunmehr seit fast 10 Jahren, indem wir seit der permanenten Verbesserung der Gewässergüte in unseren Strecken nunmehr ausschließlich Bachforellen besetzen. Und auch am 30.9. ist noch nicht Schluss, denn in unseren Gewässern fühlt sich inzwischen auch wieder die Äsche wohl, und nachdem sich diese in einem Ballungsgebiet in Südwestdeutschland befinden, kann mir nicht vorstellen, dass dies in Österreich nicht auch der Fall sein kann.

Jedenfalls muss sich die Besatzpolitik nicht an den Vorstellungen der Fliegenfischer sondern an den ökologischen Gegebenheiten orientieren, wobei ich gerne zugebe, dass mir vor 10 Jahren der "Tanz" der Regenbogenforelle im Drill auch mehr Spass gemacht hat als die im Sommer wie ein nasser Lumpen herangedrillte 40er-Bachforelle.

In diesem Sinne zähle ich mich gerne zu den paar Freaks, auf die es in unserem Business nicht mehr ankommt.

Freundliche Grüße
Jürgen
klak1

Beitrag von klak1 »

wenn vereine eine solche politik verfolgen, ist das nur zu begrüssen. was ich mit flyfish-business meine, ist das grosse geschäft mit den grossen gewässern, und auch wenn dort die äsche zu finden ist, führt kein weg an der regenbogenforelle vorbei.
an den noblen und nicht gerade billigen hurch-gewässern in salzburg und oberösterreich gibt es sehr wohl äschen, aber die sind dazu da, mit schonhaken rausgeholt und wieder reingeworfen zu werden. um die preise ein klein wenig zu rechtfertigen (natürlich, das sind schöne flecken erde, keine frage) ist die entnahme einer regenbogenforelle gestattet; es braucht also auch dort regenbogen, denn das reine c & r ist bei hohen preisen nicht unbedingt gefragt; zumindest hier in österreich. somit kann man festhalten, dass regenbogen so etwas wie eine gratisbeigabe zu einem teuren zeitungsabo sind - und noch dazu, ich zitiere noch einmal aus der fliegenfischerfachpresse, "dynamit an der rute".
eine ökologisch bewusste besatzpolitik zerstört auch das geschäft. ich will das an einem kleinen beispiel illustrieren. die einst berühmte soca hat mittlerweile einen ziemlich schlechten ruf und wurde als paradegewässer längst von der sava und wohl auch von der idrijca abgelöst. der grund ist ein slowenisches gesetz, das es nunmehr verbietet, fische - vor allem äschen - einfach von fluss zu fluss umzubesetzen; dass dort auch die regenbogen nicht gerne gesehen ist, liegt auf der hand und hat auch seine richtigkeit. schliesslich bemühen sich die forscher dort seit jahren, auch die bachforelle zurückzudrängen, um die endemische marmorata zu retten. ich kritisiere das nicht, im gegenteil. aber immer wenn ich seit einiger zeit von der soca lese, lese ich das gejammer, dass dort keine salmoniden mehr zu fangen sind und barben und döbel überhand nehmen.
noch kurz zu den äschen. es ist nicht so einfach, diese fische in österreich zu beangeln. klar, teure flüsse, in denen so genannte äschenprogramme gestartet wurden, gibt es (die schwarza etwa) und darüber hinaus noch einige andere gute gewässer wie drau, traun, mur, pielach, erlauf und so weiter. aber in vielen niederungsflüssen kommt sie halt nicht vor und sie dort unbedingt reinzukriegen hat ungefähr den selben sinn wie der allgegenwärtige regenbogenbesatz.
irgendwo habe ich schon einmal erwähnt hier im forum. ich kenne einen pächter einer recht netten flusstrecke nahe wien, dessen geschäft mit den lizenzen rein über den besatz mit regenbogenforellen läuft; sie sind dort absolut die hauptfische und in einer einheitsgrösse von 35 zentimetern zu fangen. das verhältnis zu bachforellen beim fang ist etwa 10 : 1 zugunsten der regenbogen. offenbar glaubt der mann, das sei gefragt. und offenbar ist er bisher in seinem glauben auch bestätigt worden, sonst würde er etwas anderes tun.
ich bleibe dabei: die regenbogen heute noch zurückzudrängen, würde für viele gewässer das wirtschaftliche ende bedeuten. ich glaube nämlich nicht, dass die liebe der bewirtschafter zu dieser salmonidenart, sondern schlichtes kalkül zu dieser besatzpolitik geführt hat, über deren sinn und nachhaltigkeit sich trefflich diskutieren läßt. den status quo muss man deshalb trotzdem zur kenntnis nehmen.
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Wolfgang Hinderjock
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Beitrag von Wolfgang Hinderjock »

In Mecklenburg/Vorpommern ist der Besatz mit Regenbogenforellen in offene Gewässer grundsätzlich verboten, die letzten legalen Besatzmaßnahmen fanden in den 70iger Jahren statt, somit kommt die Fischart eigentlich nicht mehr vor, abgesehen von sporadisch auftretenden Flüchtlingen aus Zuchtteichen, Hälteranlagen und Forellenpuffs.
Die Regenbogenforelle scheint in vielen Regionen für die Gewässerbewirtschaftung kommerziell eine große Rolle zu spielen, das ist in M/V nicht so der Fall, da private Interessen von Gewässerbetreibern nicht in der Form vorhanden sind.
Ich finde in unseren Niederungsbächen, mit ihren alten wenig beeinflussten selbstreproduzierenden Bachforellenbeständen, teilweise auch mit Meerforellenbeständen haben diese auch nichts verloren.
Auch waren die Erfahrungen in den meisten Gewässern alles andere als gut, da die Gewässer oft völlig durchlässig sind, war stets ein völliges Abwandern der Regenbogenforellen mit Erreichen der Geschlechtsreife zu beobachten, die als Brütlinge besetzten Fische wuchsen bis max. 30cm Länge ab und verschwanden dann meist Richtung Ostsee, nur "fangfähig" ins Gewässer gelangte Exemplare waren zumindest befristet einigermaßen standorttreu. Eine Selbstreproduktion trat nie auf, obwohl von Zeit zu Zeit einige Regenbogner aus der Ostsee in einige Gewässer aufsteigen und dort auch laichen, kam es nie zu einem feststellbaren Jungfischaufkommen. Derartiges ereignet sich meist nach Massenfluchten aus Netzgehegen in der Ostsee.
Auch in den früheren Jahren gab es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR nur ganz vereinzelte selbstreproduzierende Bestände, so soll es einen solchen in der Rappbodetalsperre gegeben haben, aus der die Fische in die Bode oberhalb zum Laichen aufgestiegen sein sollen, so besagt zumindest eine literarische Quelle.
Obwohl die Regenbogenforelle als Konglomerat mehrerer Unterarten[haupsächlich Shasta(stationär), Steelhead(anadrome Wanderform),Kamloops(wärmeverträglicher Frühjahrslaicher)] durch entsprechende Zuchtwahl recht resistent gegen schlechtere Umweltbedingungen ist, so ist sie doch bezüglich ihrer Vermehrungsbedingungen unter natürlichen Bedingungen wesentlich sensibler als die Bachforelle, insbesondere gegen niedrige PH-Werte, wie sie oftmals regional im Frühjahr durch hohe Schmelzwassereinträge auftreten können.
Die Zuchtziele der inzwischen ja "stark bearbeiteten" Regenbogenforelle waren ja auch nie so richtig sie einzubürgern, sondern vielmehr einen leicht vermehrbaren, schnellwüchsigen Speisefisch zu erhalten.
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chris meyer
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Beitrag von chris meyer »

hallo,

ich fange lieber 1 schöne bachforelle als 10 regenbogen die womöglich noch verkrüppelte schwanzflossen haben.
ein gewässer in dem engagierte besatzpolitik betrieben wird erscheint mir wichtiger als die sog.trophystrecken.
an gewässern wo sich die regenbogen selbst reproduziert sollte man ihr allerdings eine chance geben, da sie für die bachforelle keine direkte gefahr ist. Z.b. die enz.

grüsse christoph
Dorus

Gegen Regenbogenforellen

Beitrag von Dorus »

Hallo!
Hier meine Argumente gegen Regenbogenforellen:

Die Hämorrhagische Virusseptikämie (HVS-Forellenseuche) wurde nachweislich durch Regenbogenforellen eingeschleppt.
Regenbogenforellen können Träger von Aeromonas salmonicida (Furunkulose) sein.
Während Regenbogenforellen kaum erkranken, werden Koppen, Bachsaibling, Meer- und Bachforelle, Äsche stark gefährdet.
Die infektiöse Pankreasnekrose tritt vor allem bei Regenbogenforellen auf. Bekommen freie Regenbogner diese Seuche, sind auch die Setzlinge anderer Arten bedroht.
Regenbogensetzlinge können Träger der Drehkrankheit sein, ohne daran zu erkranken. Sie sind gefährliche Sporenträger, die über Jahrzehnte andere Bruten gefährden könnte.

Laichreife Regenbogner kommen zwar selten vor.
Bei geeigneten Steelhead-Stämmen ist wird jedoch davon ausgegangen, das sie im Tiefland die gleichen Laichbetten wie die Meerforellen benutzen, wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt.
Dabei kann es zu Verschüttungen des Laichs der wertvollen selbstreproduzierenden Meerforellenstämme kommen.
Regenbogensetzlinge beanspruchen natürlich auch Standplätze im "Bach", die den einheimischen Arten fehlen.

Eine neue Art einzubürgern ist immer riskant.
Ich erinnere an die durch Tierschützer freigelassenen Amerikanischen Minks.
Durch diese possierlichen, aber hoch aggressiven Tiere sind in unseren Breiten der Europäische Nerz fast ausgestorben, Fischotter und Iltis werden aus ihren Revieren verdrängt.

Mit freundlichen Grüssen Rüdiger:idee:
Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Dorus !

Zuerst hat man die Gewässer kaputtgemacht durch Verbauten und Einleitungen, sodaß die Bachforelle keinen Lebensraum mehr hatte, dann wurde die Regenbogenforelle eingeführt, die Züchter haben genetischen Sondermüll daraus gemacht und jetzt wird sie verdammt .

Der Gewässerrückbau ist in keinem Fall so weit, daß genügend Unterstände, Schatten am Wasser und was die Bachforelle sonst alles noch braucht, vorhanden ist. Die massiven Besatzmaßnahmen ergeben nur kurzfristige Überbestände und reduzieren sich von selbst auf einige Stellen im Gewässer. Auch die Bachforelle wandert ab, wenn sie keinen Lebensraum findet, bzw. dieser besetzt ist. Es entstehen in vielen Gewässern ( und ich kenne viele !) reine Nischenpopulationen. Derzeit wird in der Äschenregion massiv die Bachforelle besetzt, es wird also der Beifisch gestärkt , warum dieses ?

Anstatt sich um einen selbstreproduzierenden Stamm von Regenbognern zu kümmern und die gibt es mehr als man glaubt, wird einfach gekauft, aber was liefern denn die Fischzuchten? Hybride Regenbogenforellen meistens ausschließlich Rogner, das sind Speisefische keine Besatzfische, wer einmal im Inn in Tirol eine Regenbogen wie ein Marlin übers Wasser tanzen sah, der weiß wovon ich rede, oder an der Ammer, die schon bei Stoll/Gebetsroither beschriebene Ammerforelle . Eine 45iger an einer 18er Spitze, da hast du Glück wenn du sie herausbringst ! Die Gewässerliste läßt sich beliebig fortsetzen.

Daß die RB ein Wandervogel ist, hängt wie Wolgang schon bemerkt hat mit ihrem Steelheadanteil zusammen. Aber Freunde da ist doch ein Denkfehler, will ich denn einen Fließpuff haben, wo alles wartet bis ich zum Fischen komme ? Die Gewässer sollen durchlässig sein, auch Bachforellen wandern ab, und zwar meistens, weil durch den zu klein gewordenen Lebensraum zuwenig Platz für alle vorhanden ist. Und dann die Laichplätze, wo sind denn die, es gibt doch kaum mehr Seitenbäche zum Aufsteigen . Was man in den Bächen und Flüssen sieht ist zu 90 % Notlaichen !

Was die Krankheiten betrifft, so haben diese in den letzten Jahren stark abgenommen, dies ist sicherlich auf den verstärkten Bau von Kläranlagen zurückzuführen.

Die Bachforelle allein kann die seligmachende Lösung nicht sein, dazu fehlen die Gewässerstrukturen .

Es geht mir keineswegs um den Drill, der führt bei entsprechendem Genmaterial oft zu Bruch und Verlust, sondern um einen Fisch der seit einem Jahrhundert genetisch geschädigt wird, sich aber in vielen Populationen behauptet und dies gehört unterstützt .

Nach über hundert Jahren kann man doch nicht vom Einbringen einer neuen Fischart sprechen .

Euer sich Luft gemacht habender

Royal Coachman
Zuletzt geändert von Royal Coachman am 08.10.2004, 07:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Wolfgang Hinderjock
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Beitrag von Wolfgang Hinderjock »

Ich bin in meinen Betrachtungen von den Gewässerbedingungen ausgegangen wie ich sie hier bei mir in der Nähe vorfinde, also von norddeutschen Tieflandbächen. Es handelt sich dabei fast immer um Gewässer, die auf den ersten Blick kaum als Bachforellengewässer erscheinen mögen, da sie sich meist recht träge durch die Landschaft schlängeln.
Die von Gebhard beschriebenen Nischenpopulationen, ich will sie in dem Fall mal Inselpopulationen nennen sind und waren hier der Normalfall, das hat nichts mit der Gewässerverbauung oder Begradigung zu tun, sondern es liegt am natürlichen Typ der Gewässer, bei den meisten der Gewässer kann man die übliche Regionseinteilung(Quellregion-Forellenregion-Äschenregion-usw) über den Haufen werfen, fast alle fangen als Seenabläufe an und entsprechen dort eher der Bleiregion, in ihrem Lauf durchbrechen diese Gewässer aber in bestimmten Abständen kleinere Endmöränenrücken mit etwas größerem Gefälle, dort befinden sich natürlich auch die Laichplätze, kleine Nebengewässer welche zum Laichen genutzt werden spielen bis auf ganz wenige Ausnahmen keine Rolle. An manchen Gewässerstrecken hat sich die in den 60er/70er Jahren durchgeführte Gewässerbegradigung sogar positiv auf die Bachforellenpopulation ausgewirkt, da sich die damit verbundene Fließstreckenverkürzung durch das Verschwinden der Mäander, bei gleichem Höhenunterschied zu einer Erhöhung der Fließgeschwindigkeit geführt hat, gleichzeitig gelangt durch die durchgeführten Meliorationsarbeiten, die eigentlich landwirtschaftliche Flächen gewinnen sollte mehr kaltes Tiefenwasser aus den umgebenden Torflagern in den Bach, zu großartiger landwirtschaftlicher Nutzung der gewonnenen Flächen kam es aber glücklicherweise nie.
Die beschriebenen Gewässer sind sehr sommerwarm, zumal sie weitläufig völlig unbeschattet durch eine Wiesenlandschaft führen und dürften im Sommer die obere Toleranzgrenze für Bachforellen erreichen auch teilweise zu überschreiten, was die Wassertemperatur angeht.
Die vorhandenen Bachforellenstämme scheinen aber in dieser Beziehung stark angepasst zu sein und kommen auch mit diesen Temperaturen gut zurecht, nicht aus dem Gewässer stammende Besatzfische waren wie frühere Besatzversuche zeigten nicht geeignet und wurden auch nicht weitergeführt, warum sollte man also ein derartig funktionierendes System noch zusätzlich mit Regenbogenforellen aufstocken, zumal diese Maßnahmen, wie weiter oben schon beschrieben nicht von Erfolg gekrönt waren?
Aber wie schon gesagt, das bezieht sich auf die Gewässer hier in der Region.
Ich will den Regenbogenforellenbesatz nicht verteufeln, insbesondere wenn sich tatsächlich ein selbstreproduzierender relativ stationärer Stamm gebildet hat, dem Besatz mit Zuchtfischen aus der bloßen Speisefischabteilung stehe ich allerdings kritisch gegenüber, das hat mit Einbürgerung oder Auswilderung nichts zu tun, sondern hat nur befristete Auswirkungen auf die Fangquote bis zum nächsten Besatz.
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Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Wolfgang !

Selbstverständlich hast Du recht , in diese Gewässer gehören keine Regenbogenforellen, da die Bachforellen offensichtlich gut abwachsen und eigene anadrome Stämme gebildet haben ist dies ganz in Ordnung und ich würde mich hüten hier RB einzusetzen. Mir geht es eigentlich ausschließlich um das miese Besatzmaterial von RB einerseits und das "allseligmachende"
-wir setzen nur mehr Bachforellen- , da die Gewässer sehr unterschiedlich zu bewerten sind, sollte einfach je nach Gewässer entschieden werden und nicht nach einer allgemeinen Richtlinie .

mit einem freundlichen
tight lines

Gebhard
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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