Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopulation

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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FlySlave

Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von FlySlave »

Die Realität sieht aber so aus, dass bei konesquenter Bejagung sich die Bestände mit der zugehörigen lag-Phase sehr wohl erhöhen, dann aber einerseits die Vögel sehr schnell mitkriegen, dass wieder mehr Futter da ist und andererseits die Bejagung nachlässt weil ja schon Erfolge zu sehen sind.
Hallo Siegfried,

gibt es da tasächliche Erfahrungswerte? Also eine bereits durchgeführte konsequente andauernde Bejagung mit anschliessender
Erholung der Bestände? Ich hätte vermutet, daß das Kormoranproblem noch zu jung ist und so eine Bejagung mindestens in
D praktisch unmöglich ist.

Wenn das aber so funktioniert und *nachweisbar* ist, wäre das ein starkes Argument für eine konsequente Bejagung mindestens
an "Brennpunkten".

TL, Carsten
koppenkitzler
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von koppenkitzler »

In der oben beschriebenen Enns war es genaus so,die Kormorane sind Anfang der 90iger eingefallen und haben den massiven Fischschwund verursacht und Ihr werdet recht haben,wenn nur mehr wenig Fische da sind,ist jeder einzelne Vogel auch noch zu viel.

Lateinisch: "Circulus diabolicus" :)
Zuletzt geändert von koppenkitzler am 03.01.2013, 12:57, insgesamt 1-mal geändert.
AlexWo

Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von AlexWo »

koppenkitzler hat geschrieben:In der oben beschriebenen Enns war es genaus so,die Kormorane sind Anfang der 90iger eingefallen und haben den massiven Fischwund verursacht und Ihr werdet recht haben,wenn nur mehr vwenig Fische da sind,ist jeder einzelne Vogel auch noch zu viel.

Lateinisch: "Circulus diabolicus" :)

keine Frage, Kormorane stellen ein riesen Problem dar, wollte das nie in Abrede stellen und natürlich bin ich für die Bejagung und zwar am besten bereits in den Brutgebieten. Trotzdem sollten wir die anderen Probleme nicht aus den Augen verlieren! Was ist den mit dem "Bachforellensterben", in Bayern wurde es ja sehr aufwendig untersucht, mit dem Ergebniss, dass man nichts genaues weiss. Seitdem hört man davon garnichts mehr? Wird uns da etwas verschwiegen? Mir sind mehrere Gewässer in Oberbayern und Oberösterreich bekannt, an denen dieses Problem auftritt....

In dem Zusammenhang möchte ich noch anmerken, dass sich das Kormoranproblem an einem grösseren Zufluss zum Chiemsee scheinbar grad bessert. Dort sind, wie aus dem Nichts, Waschbären, in deren Brutkolonie, aufgetaucht! ;)

VG

Alex
Zuletzt geändert von AlexWo am 03.01.2013, 13:22, insgesamt 1-mal geändert.
koppenkitzler
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von koppenkitzler »

Zu den Waschbären:Das wäre das erste Mal,dass "importierte Tiere" sich auf irgendwas positiv auswirken :D


Meinst Du die "Schwarzen Bachforellen" im Traungebiet?

"PDS"

Gibts eine gute Arbeit unter "Proliferative Darkening Syndrome" googeln
Zuletzt geändert von koppenkitzler am 03.01.2013, 13:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Werbe »

Siegfried. hat geschrieben: P.S. Probleme mit dem Zuwachs der noch vorhandenen Fische, Nahrungsmangel o.ä. gibt es in keinem der mir bekannten Gewässer und auch die Insektenbesiedlung hat sich überall qualitativ verbessert, wenn auch das Rückbesiedlungsmuster hochinteresannten Stoff für Untersuchungen und Diskussionen geboten hätte und vielleicht noch bietet.
Hallo Siegfried,
in obigem Zusammenhang habe ich eine Frage- mein Hausgewässer betreffend: Ist es wahrscheinlich, dass durch das "Saubererwerden" des relativ sauren Gewässers und die dadurch veringerte pflanzliche Biomasse - indirekt -der Äschenbestand an den Rand des Zusammenbruchs geriet?
Wir stellten fest, dass zeitgleich mit der Klärung der Zuflüsse der Pflanzenbestand und damit die Deckung für Äschen abgenommen hatte, sodass die Fische wie auf dem Präsentiertteller auf den Kormoran warteten.
Unter der letzten - fischerkompatiblen- Landesregierung konnten selbst im Naturschutzgebiet die schwarzen Vögel per Abschuss "vergrämt" werden. Das geht nun nicht mehr, da der heilige Vogel erklärtes Maskottchen der neuen "fortschrittlichen" Landesregierung ist. Der Kormoran kommt zurück, der Wasserpflanzenbewuchs aber nicht.
Gleichzeitig beobachten wir aber in den letzten beiden Jahren ein - vorsichtiges- Wiederkommen der Äschen.
Welche Alternativen haben wir? Das Gewässer "versauen", um mehr Bewuchs/Biomasse zu bekommen geht nicht- Kormorane "vergrämen" geht auch nicht mehr.
Was bleibt uns? Über einen deiner fachlich kompetenten Ratschläge würde ich mich freuen. :)

(Übrigens: Kormorane letal vergrämen ist gar nicht so einfach: Auf Schrotschussentfernung kommt man nicht ran, und die meisten Jäger haben keine große Lust, auf den Vogel "anzusitzen")

Gruß
Werner
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Rattensack
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Rattensack »

Hallo Werner,

Ich bezweifle etwas dass Deckung durch Wasserpflanzen tatsächlich Schutz der Äschen vor Kormoranen mit sich bringt, zumindest dann wenns hart auf hart geht, sprich alternative Fischbestände rar sind.
Dazu sind die Äschen zu dumm und die Kormorane zu geschickt ;-)
Kormorane tauchen auch 20 m tief in der trüben Donau und drehen Steine um um Koppen zufangen, angeblich zumindest.

Grundsätzlich wär der Einbau von dicken (!) Totholzpaketen eine Möglichkeit, Fischen die die geeigneten Verhaltensweisen haben Schutz vor Prädatoren zu geben.

C.
A curious thing happens when fish stocks decline: People who aren't aware of the old levels accept the new ones as normal. Over generations, societies adjust expectations downward .. (Kennedy Warne)
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Werbe »

Rattensack hat geschrieben:Hallo Werner,

Ich bezweifle etwas dass Deckung durch Wasserpflanzen tatsächlich Schutz der Äschen vor Kormoranen mit sich bringt, zumindest dann wenns hart auf hart geht, sprich alternative Fischbestände rar sind.
Dazu sind die Äschen zu dumm und die Kormorane zu geschickt ;-)
.................
Grundsätzlich wär der Einbau von dicken (!) Totholzpaketen eine Möglichkeit, Fischen die die geeigneten Verhaltensweisen haben Schutz vor Prädatoren zu geben.

C.
Hallo C. ,
alternativer Fischbestand ist Regenbogen- und Bachforelle. Die Strecke befindet sich zu einem großen Teil im Naturschutzgebiet mit allen Implikationen, dh. Totholz gibt es genug. Leider ist es so, dass sich die - wieder hoch kommenden- Äschen dort aufhalten, wo sie früher auch schon waren, nämlich nicht im Naturschutzgebiet, sondern im Freiwasser. Dort fehlt aber jetzt der Bewuchs. Die Strecke ist insgesamt 16 km lang und recht unterschiedlich strukturiert. Die früher einmal "berühmten" Äschenpopulationen finden/fanden sich in den breiten flachen Flussabschnitten, in denen wenig Bäume liegen, aber (früher) ) reichlich Wasserpflanzen "fluteten".
Gruß
Werner
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Bernhard »

Kormorane tauchen auch 20 m tief in der trüben Donau und drehen Steine um um Koppen zufangen, angeblich zumindest.
Hey Clemens,
das wäre in der Tat bemerkenswert. Vielleicht spezialisieren sich die schwarzen Meerraben ja in der Donau noch auf das ganze allochthone Grundelzeugs - dann hätte das ganze zumindest einen positiven Nebeneffekt.
Andererseits - "dumme" Äschen lassen sich halt effektiver bejagen. Das zu verhindern, dürfte im Freiland gar nicht so einfach sein. Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, um einen Kormoraneinfall effizient abzuwehren? Gibt es da Erfahrungen, z. B. mit Netzüberspannung?

TL,
Bernhard
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Gammarus roeseli
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Gammarus roeseli »

Werbe hat geschrieben: Wir stellten fest, dass zeitgleich mit der Klärung der Zuflüsse der Pflanzenbestand und damit die Deckung für Äschen abgenommen hatte, sodass die Fische wie auf dem Präsentiertteller auf den Kormoran warteten.
@ Werner

Wasserpflanzen bilden sich schon am Anfang der kälter werdenden Jahreszeit zurück, (sterben ab) und können den Äschen daher in der kalten Jahreszeit auch keine Deckung bieten ….

LG
Christian
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Werbe »

Gammarus roeseli hat geschrieben:
Werbe hat geschrieben: Wir stellten fest, dass zeitgleich mit der Klärung der Zuflüsse der Pflanzenbestand und damit die Deckung für Äschen abgenommen hatte, sodass die Fische wie auf dem Präsentiertteller auf den Kormoran warteten.
@ Werner

Wasserpflanzen bilden sich schon am Anfang der kälter werdenden Jahreszeit zurück, (sterben ab) und können den Äschen daher in der kalten Jahreszeit auch keine Deckung bieten ….

LG
Christian
Hallo Christian,
dass Wasserpflanzen absterben, ist uns nicht entgangen, was aber nicht ausschließt, dass sie über den Sommer ausreichend Deckung bieten, einen hohen Äschenbestand trotz sommeraktiver Kormorane bis in den Herbst zu erhalten, sodass die winterlichen Ausfälle durch "Kormoranbefall" zahlenmäßig verkraftbar waren, zumal die Kormoranpopulation am Anfang der Misere überschaubar war.
Also stellt sich für uns trotzdem die Frage, ob die Deckungsmöglichkeiten im Sommer eine Rolle spielen.

Gruß
Werner
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Gammarus roeseli »

Siegfried. hat geschrieben: Und leider ist es so, dass wenn ein Bestand erst mal in den genetischen Flaschenhals gefressen wurde, seine Erholung durch die Anwesenheit nur noch weniger Fressfeinde immer weiter unterbunden wird.
Genetischer Flaschenhals ..... :-k

In der Literatur über Äschen finden sich Anzeichen oder Behauptungen von Fischzüchtern, die meinen beobachtet zu haben, dass neben dem Rückgang von Laichfischen bei der Äsche es auch einen (starken) Rückgang bei der Befruchtungsfähigkeit von Äscheneier gibt.

In der Fischzucht ist jedenfalls bekannt, dass durch Inzucht die Befruchtungsfähigkeit usw. von Forelleneiern abnimmt. Ist bei noch vorhandenen eher kleinen Restpopulationen (Äsche, Forelle usw.) wo sämtliche Nachkommen von nur wenigen Laichfischen abstammen, sicher auch nicht viel anders..

Da scheinbar nicht wenige Fischzüchter Probleme mit der Befruchtungsfähigkeit ihrer Salmonideneier haben, hat man mal angefangen etwas Ursachenforschung zu betreiben. :arrow:
http://www.bezirk-oberfranken.de/filead ... assung.pdf

Das "Vorwort" ist wirklich sehr lesenswert und aufschlussreich.

Ebenso lesenswert sind
1.1 Problematik (Auf Seite 6-8)

3.1 Allgemeine Ergebnisse (Auf Seite 40- 43) Interessant finde ich die Abb. 4. auf Seite 42 (Massives Absterben im Augenpunktstadium bei Bachforellen usw.) interessant ist auch die Abb.5 auf Seite 43 (Verkümmerter Schlüpfer, Kopfschlüpfer usw.)

3.5.6 Laichfischalter -> Reproduktionsfähigkeit (Auf Seite 68)

:-k
Ein nicht zu unterschätzendes Problem für unserer Salmoniden ist aus meiner Sicht unser oft zu kleines Schonmaß bzw. Mindestmaß. Durch das Schonmaß soll ja sichergestellt werden, dass die Salmoniden mindestens einmal in ihrem Leben (Erstlaicher) die Möglichkeit bekommen haben sich fortzupflanzen und so den Bestand zu erhalten.

Fischzüchter nutzen allerdings keine Erstlaicher weil die Eier klein, die Anzahl gering und die Befruchtungsfähigkeit dieser Eier scheinbar eher zu wünschen übrig lässt.

Also bräuchten wir eigentlich ein Schonmaß, was den Salmoniden ermöglicht sich mindestens zweimal (!!) in ihrem Leben fortzupflanzen um die Art zu erhalten. Sonst wird das nie was werden mit ner Bestandserholung usw.

LG
Christian
koppenkitzler
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von koppenkitzler »

Für die Äsche wäre ein totaler Schutz für ein paar Jahre,oder wenn eine ausreichende Population da ist,nur die Entnahme von Äschen über 45 cm zu erwägen.
Ab dieser Größe kommt es wahrscheinlich nur noch einmal, vielleicht aber auch keinmal mehr zum Laichakt(je nach Art und Gewässer).

Das ist zumindest mein persönliches Maß(egal wo ich fische).Ich hab aber leicht reden,hab ich doch auch erst 3 Äschen in meinem Leben mitgenommen,obwohl sie vorzüglich schmecken.
Die Äsche hat einen derart liebenswerten Charakter,auch wenn sie hier als dümmlich bezeichnet wurde,daß es für manche Angler schwer ist sie zu killen(ich nehm jetzt extra diese bösen Terminus)

Bernhard
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von Bernhard »

In der Literatur über Äschen finden sich Anzeichen oder Behauptungen von Fischzüchtern, die meinen beobachtet zu haben, dass neben dem Rückgang von Laichfischen bei der Äsche es auch einen (starken) Rückgang bei der Befruchtungsfähigkeit von Äscheneier gibt.
Davon hab ich auch schon gelesen, stichhaltige Beweise für diese Theorie sind mir aber bislang nicht untergekommen. Es dürfte sich hier wahrscheinlich eher um komplexe als um einfach zu durchschauende Prozesse handeln.
Es ist natürlich klar, dass bei einer eng begrenzten Anzahl von Laichtieren die Wahrscheinlichkeit steigt, solche von schlechter Ei- oder Samenqualität zu erwischen. Kann man aus dem Vollen schöpfen, dann fällt das lange nicht so ins Gewicht als bei wenigen Laichtieren. Aber wo gibt es heute noch Gewässer, in denen man hunderte Äschen beim Laichen beobachten kann? Mir fallen da kaum noch welche ein. Ein Laichfischfang wird sich daher für einen kommerziellen Fischzüchter in vielen Fällen kaum noch rentieren, da der Aufwand in keinem Verhältnis zum Erfolg steht. Das können sich bestenfalls noch Fischereivereine auf ehrenamtlicher Basis leisten. Ich kenne diesbezüglich einige sehr erfolgversprechende Projekte. Aber das läuft großteils mit freiwilligen Helfern ab.
Ein weiteres Problem ganz allgemein bei Salmoniden stellt der Besatz mit gebietsfremdem Material oder stark domestizierten Zuchtlinien dar. Die Auswirkungen können von Abwanderung, erhöhtem Prädationsrisiko über verringerte Fitness bis hin zum kompletten Ausfall bei der Reproduktion reichen.

Eines muss uns klar sein: stabile Populationen können langfristig nur durch natürliche Reproduktion erhalten werden. Wenn man sich allerdings den derzeitigen Zustand unserer Gewässer vergegenwärtigt und die Begehrlichkeiten diverser Lobbyisten betrachtet, so wird dieses oberste Ziel in den meisten Fällen langfristig unerreicht bleiben.


Heute gibt's kein Happy End (und morgen wahrscheinlich auch nicht)...

Bernhard
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Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von koppenkitzler »

Somit schließt sich der Kreis wieder mein lieber Namensvetter,denn mein geschildertes Gewässer ist noch so eines,wo im Frühjahr hunderte große Äschen bachaufwärts ziehen um zu laichen,ohne daß der Mensch eingreifen muß,die Produktivität ist (noch) gesund,wenn auch die Äschenpopulation in den letzten Jahren trotz der Schonung rückläufig ist.

Doch stromab(etwa 10km) gibt es zum Schutze der Äschen eine winterliche Schutzbespannung vor den Kormoranen (wieder das leidige Problem)...........

Nun aber abseits der Eigenreproduktion mit ihren anscheinend tausend Tücken:


Meiner Meinung nach ist das adäquate Entnahmemaß das der kapitalen alten Äsche,das beste aber wäre die totale Schonung:

Die Äschen durchleben einen 6-7 Jährigen Zyklus,viel älter werden sie nicht.
Eine Äsche mit 45 plus hat schon 2-3 mal abgelaicht und wird es vielleicht höchstens noch einmal,ganz selten zweimal tun.
Besser noch wäre ein Entnahmemaß von 50 cm,aber das ist fast utopisch.


Hier ist es also umgekehrt wie bei den Forellen,wo es zielführend ist genau die Mittelgroßen und Großen zu schonen(Gegenargument kapitale Forellen erzeugen "besseren Laich",aber die Produktivität der mittelgroßen oder "Fastkapitalen" ist besser)

Bei uns und vielleicht auch bei Euch herrschen aber eher Entnahmemaße von 32- 35 cm vor,das ist nicht gut denn sie haben dann möglicherweise erst einmal abgelaicht und enden sogleich in der Pfanne.

Bei Forellen ist es vielleicht anders,hier wäre vielleicht ein Zwischenentnahmemaß günstig(z.B.30-40 cm).Das wird in Österreich vielerorts so gemacht.

Es ist sinnlos über Laichproduktivität zu diskutieren wenn nirgends die Schonmaße adäquat sind(ich spreche jetzt von Österreich,wie ist es bei Euch?)
AlexWo

Re: Ein Bach mit natürlich reproduzierender Salmonidenpopula

Beitrag von AlexWo »

Gammarus roeseli hat geschrieben:
Siegfried. hat geschrieben: Und leider ist es so, dass wenn ein Bestand erst mal in den genetischen Flaschenhals gefressen wurde, seine Erholung durch die Anwesenheit nur noch weniger Fressfeinde immer weiter unterbunden wird.
Genetischer Flaschenhals ..... :-k

In der Literatur über Äschen finden sich Anzeichen oder Behauptungen von Fischzüchtern, die meinen beobachtet zu haben, dass neben dem Rückgang von Laichfischen bei der Äsche es auch einen (starken) Rückgang bei der Befruchtungsfähigkeit von Äscheneier gibt.

In der Fischzucht ist jedenfalls bekannt, dass durch Inzucht die Befruchtungsfähigkeit usw. von Forelleneiern abnimmt. Ist bei noch vorhandenen eher kleinen Restpopulationen (Äsche, Forelle usw.) wo sämtliche Nachkommen von nur wenigen Laichfischen abstammen, sicher auch nicht viel anders..

Da scheinbar nicht wenige Fischzüchter Probleme mit der Befruchtungsfähigkeit ihrer Salmonideneier haben, hat man mal angefangen etwas Ursachenforschung zu betreiben. :arrow:
http://www.bezirk-oberfranken.de/filead ... assung.pdf

Das "Vorwort" ist wirklich sehr lesenswert und aufschlussreich.

Ebenso lesenswert sind
1.1 Problematik (Auf Seite 6-8)

3.1 Allgemeine Ergebnisse (Auf Seite 40- 43) Interessant finde ich die Abb. 4. auf Seite 42 (Massives Absterben im Augenpunktstadium bei Bachforellen usw.) interessant ist auch die Abb.5 auf Seite 43 (Verkümmerter Schlüpfer, Kopfschlüpfer usw.)

3.5.6 Laichfischalter -> Reproduktionsfähigkeit (Auf Seite 68)

:-k
Ein nicht zu unterschätzendes Problem für unserer Salmoniden ist aus meiner Sicht unser oft zu kleines Schonmaß bzw. Mindestmaß. Durch das Schonmaß soll ja sichergestellt werden, dass die Salmoniden mindestens einmal in ihrem Leben (Erstlaicher) die Möglichkeit bekommen haben sich fortzupflanzen und so den Bestand zu erhalten.

Fischzüchter nutzen allerdings keine Erstlaicher weil die Eier klein, die Anzahl gering und die Befruchtungsfähigkeit dieser Eier scheinbar eher zu wünschen übrig lässt.

Also bräuchten wir eigentlich ein Schonmaß, was den Salmoniden ermöglicht sich mindestens zweimal (!!) in ihrem Leben fortzupflanzen um die Art zu erhalten. Sonst wird das nie was werden mit ner Bestandserholung usw.

LG
Christian

Danke Christian, ein interessanter Ansatz!

Was Mindestmasse anbelangt: ich denke damit wird so oder so eine Negativauslese betrieben, weil stets die Fische entnommen werden, die am schnellsten das Schonmass überschreiten, am besten abwachsen..... Eigentlich sollte man ja gerade die im Wasser lassen!

Ja, unsere Mindestmasse sind viel zu gering!

LG

Alex
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