Fliegenfischen Döbel/Weißfisch

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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ven
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Fliegenfischen Döbel/Weißfisch

Beitrag von ven »

Hallo,

ich würde gerne an der Lippe meine Jungfräulichkeit in Sachen Fliegenfischen verlieren. Vorerst auf Weißfisch bzw. Döbel. Oder auch anders ausgedrückt, alles was ich mit einer 5/6er (die wird’s werden) Combo gut und sicher landen kann.

Habe mich schon etwas in die Materie eingelesen. So wie es momentan aussieht würde ich an meine WF6F ein Vorfach von circa 3m Länge hängen und es mit der Nymphe via Deaddrift versuchen. Die Lippe ist bei mir in der Gegend circa 2-3 Meter tief und langsam bis schnell fließend.

Wie müsste ich die Nymphe auf Tiefe bringen? Nur durch Eigengewicht? Durch ein Sinktip oder ein davor geschaltetes Blei? Oder sollte ich da ganz anders rangehen?

Freue mich auf eure Antworten.

Viele Grüße
Dennis
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Torsten Rühl
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Beitrag von Torsten Rühl »

Hallo Dennis

die Lippe ist mein Hausgewässer und ich habe dort schon etliche Stunden,Tage und Wochen verbracht. Teilweise mit super Erfolg aber auch mit tagelangen Schneidertage obwohl Fische ohne Ende zu sehen waren.
Wenn du es versuchen willst dann probier auf jeden Fall mal schwere rote oder orange Nymphen aus. Die tief geführt mit einem vorgeschaltenen Blei in einer tiefen Rinne sollte dir Fisch bringen.
Als Geheimtip zählt es mit einer Pollenfliege zu probieren wenn die Weiden blühen. Die Döbel schlürfen sich die Kätzchen von der Oberfläche wenn sie vom Wind abfallen.
Schwarze Wollys gehen auch auf jeden Fall für Döbel. Im Hochsommer solltest du immer schwarze Trockenfliege dabei haben. Das gilt auch in der Zeit wenn der Holunder und der Weißdorn blüht. Die Bibios ist dann ungschlagbar.
Mach es einfach nicht so spannend. Oder noch einfacher ... mach dir einfach weniger Gedanken. Wenn du Lust hast kommst du einfach mal mit wenn ich ans Wasser gehe.

Gruss Torsten
- Vorsitzender - Fliegenfischerfreunde Niederrhein e.V
Tom127

Beitrag von Tom127 »

Hallo Dennis,

auch wenn ich die Lippe nicht kenne hoffe ich, dass ich dir trotzdem weiterhelfen kann.

Ich bin Fliegenfischer in Donau und Regen in Regensburg und das seit nunmehr 9 Jahren. Folglich pirsche ich mit der Fliege in erster Linie auf Friedfische und habe dabei den ein oder anderen Kniff erlernt.

Zunächst zu deinem Gerät. Für diese Art der Fischerei ist es bestens geeignet. Du könntest dir aber trotzdem noch einmal überlegen, ob es unbedingt eine WF sein muss. Gerade für Anfänger empfehle ich normalerweise eine DT, einfach um einen sauberen Wurfstil zu erlernen. Ausserdem ist eine DT "sanfter" als eine WF. Aber eine Geräte-Diskussion soll nicht Gegenstand dieser Antwort sein... Wegen unbezwingbarer Fische braucht man sich i.d.R. auch keine Sorgen machen, auch wenn die Fische die 4-5 Pfund Marke erreichen sollten. Habe bereits eine 85er Hecht mit einer 3er Rute gefangen. Hat zwar ein paar Minuten gedauert, aber ich habe mir keine Sorgen um mein Gerät gemacht gemacht. Man muss einfach Ruhe bewahren.

Zur Taktik. Nymphe und Deaddrift sind schon mal ein guter Anfang, evtl. solltest du dabei über einen Bissanzeiger nachdenken. Goldkopfnymphen sind dabei immer eine gute Wahl. Bei uns fangen Fasanenschwanznymphe und Orange-Day-Nymphen ihre Fische. Könnte mir vorstellen, dass sie auch an der Lippe erfolgreich sind, ich würde es auf jeden fall mit diesen Mustern versuchen, stünde ich an diesem Gewässer.
Eine weitere Fliege die wie für Döbel geschaffen ist, ist der Wooly-Bugger in schwarz. Ich habe bereits mehrfach gelesen, dass es sich dabei um eine der besten Fliegen der Welt handelt, wenn nicht sogar die Beste, und ich kann mich dabei nur anschließen. Du solltest den Bugger allerdings aktiv führen, also absinken lassen und dann einstrippen. Dabei kannst/solltest du die art und weise des einsrtippens variieren. Aber nicht wundern wenn auf einmal ein schöner Hecht gebissen hat...

Eine meiner liebsten Methoden der Döbelfischerei ist das Fischen mit der Nassfliege. Dazu muss das Gewässer jedoch bestimmte Bedingungen erfüllen. Ein flacher Abschnitt in "Wattiefe" ist ideal (weiß nicht, ob das bei dir der Fall ist). Man fischt die Nassfliege schräg Strom ab und lässt sie ein paar Meter abtreiben, bevor sich die Schnur strafft und die Fliege zu driften beginnt. Es ist immer wieder spannend wenn man große Bugwellen hinter seiner Fliege ausmacht und die Fische unentschlossen folgen... zum Biss kommt es häufig wenn man jetzt beginnt die Leine langsam ein zu holen. Eine andere Möglichkeit für den Einsatz der Nassfliege ergibt sich bei der Sichtfischerei oder wenn die Fische sehr flach stehen. Auch hier ist eine aktive Führung extrem fangfördernd. Als Muster kann ich die Märzbraune uneingeschränkt empfehlen, ich fische oft wochenlang nur dieses Muster beim Nassfliegenfischen! Ein kleiner Trick wenn man Döbel nahe am Ufer ausgemacht hat. Lass die Fliege aufklatschen! Keine sanfte Präsentation wie die "einer Feder, die sich graziös auf die Wasseroberfläche legt", sondern genau das Gegenteil. Ich war einst in dieser Situation, habe an einer Mauer entlang in einer Rinne Döbel vermutet und wollte mit meiner Märzbraunen mein Glück versuchen. Promt habe ich den Wurf verkorkst und das ganze ist nur so auf die Wasseroberfläche gedonnert... "Na super!" dachte ich, doch augenblicklich ist ein großer Döbel nach oben gekommen und hat sich meine Fliege geschnappt, so unbedacht, als wäre es das natürlichste auf der Welt! Und so ging das dann weiter. Aber warum? Insekten fallen auch mal von Bäumen/Sträucher und gerade größere Exemplare klatschen laut auf. Die Fischen kennen dieses Geräusche, es bedeutet leichte und fette Beute.

Trockenfliegenfischen klappt natürlich auch ganz gut, vor allem wenn man die Fische sieht, ansonsten muss man auf Verdacht fischen und das kann frustrieren. Friedfische können auf Trockenfliegen sehr heikel reagieren und können viel schwieriger zu fangen sein als Salmoniden! Mit dieser Behauptung übertreibe ich nicht, gerade Döbel können extrem schwierige Gesellen sein. Wenn man jedoch das richtige Muster hat, kann man wahre Sternstunden erleben. Einige meiner schönsten Angeltage habe mit der Trockenfliege und 3-4 Pfündige Nerflinge verbracht. Als Trockenfliegen eignen sich fast sämtliche Muster, vor allem braun ist bei uns sehr fängig. Es kommt in erster Linie auf die Silhouette an.

Zur Beschwerung der Nymphen. Prinzipiell bevorzuge ich eigenschwere Fliegen, da ein zusätzliches Bleischrot auffällig ist und beim werfen stören kann. Tungsten ist für tiefe Abschnitte meine erste Wahl und wenn es ganz tief ist, wähle ich Fliegen mit einem Tungsten Goldkopf und einer Bleiwicklung im Körper. Extrem, aber manchmal nötig.

Fliegenfischen auf Friedfische kann sehr spannend sein und wenn man an der richtigen Stelle ist, kann es auch vorkommen, dass hohe Stückzahlen fängt. Da sind dann ein bis zwei dutzend Fische (oder auch mehr) am Vormittag nichts ungewöhnliches.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen und dir Denkanstöße liefern. Solltest du noch weiter Informationen brauchen, z.b. über bestimmte Taktiken, Barschfischen (funktioniert hervorragend) oder fängige Muster, kannst du dich jederzeit bei mir melden.

Viele Grüße,

Tom
macke
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Beitrag von macke »

Auch wenn ich das Gewässer ebenfalls nicht kenne: Ich fische auf Döbel sehr gerne mit dicken Trockenfliegen, also Käferimitaten/Terrestrials und lasse diese ebenfalls regelrecht aufklatschen. Das kann ruhig richtig "ploppen". In eine Gruppe geworfen, macht das die Fische regelrecht agressiv, so dass sich mehrere gleichzeitig auf die vermeindliche Beute stürzen. Mit Nymphen hatte ich auf Döbel komischerweise bisher nur mäßigen Erfolg.

Grüße

Fabian
Floit
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Beitrag von Floit »

Hallo!Ich selbst habe Döbel schon oft mit kleinen Poppern gr.8 überlistet!!!
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Bäschwatz
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Döbel mit Fliege

Beitrag von Bäschwatz »

Hallo Ven
Ich angel an einem Wasser mit etwa dem halben Querschnitt was Wassertiefe und Breite anbelangt.
Große Döbel und Barsche (50 Cm sind schon mal ebbes) hatte ich mit Fliege oder Streamer noch nicht einen.
Nur mit anderem Zeugs.
Thorsten hatte schwarze Trockenfliegen für'n Sommer empfohlen.
Würde ich auch empfehlen.
Bloß schon etwas früher, wenn die Puhlschnaken mit den langen Hinterbeinen fliegen.
Kann an lauen Tagen auch schon mal mitten im Winter sein.
Und mit weißer Fahne oben dran.
Fallschirmfliege ist so ein Muster.
Ob die Hechel um ein Stück Kalbsschwanz, Floatingyarn , oder Wolle gewickelt wird ist da nicht so entscheidend.
Die Döbel beißen soweit ich das bei uns hier beobachten konnte nur wenn die Fliege grad auf dem Wasser aufklatscht.
Wenn sie Zeit haben, sich den Haken an der Sache genau anzusehen, hat sich das dann erledigt.
Am Grund, mit Sinkspitze, würde ich in Anlehnung an Fänge mit halben Gründlingen, mal Koppenstreamer zwischen 5 und 10 Cm probieren.
Aber nicht gegendie Stömung .
Eher mitführen und etwas dran zupfen.
Viel Erfolg.
Gruß Thilo
ven
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Beitrag von ven »

entschuldigt meine verspätete antwort.

vielen dank für eure hinweise und berichte. bei einer eigenschweren nymphe (goldkopf). auf welches vorfach sollte ich da zurückgreifen? tuts ganz normale schnur? oder brauch ich einen sinkenden leader?

momentan denke ich an folgende montagen, liege ich damit richtig?

montage 1: loop on junction - nymphenvorfach sinkend - verbindungsring/pitzenbauer - etwas monofil - nymphe
montage 2: loop on junction - monofil mit bleischrot - nymphe
ven
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Beitrag von ven »

oder unterscheiden sich die montagen noch je nach nymphe, also sinkend (eigenschwer) oder nicht sinkend?

ist gerade etwas verwirrend für mich.
Tom127

Beitrag von Tom127 »

Hi,

es kommt ganz darauf an wie du die Nympfe Präsentieren willst und natürlich von der Wassertiefe. Danach richtet sich dein Vorfach.

Ein paar Beispiele:

1) Ich habe heuer bereits mit der Nympfe auf Nerflinge in einem Altwasser gefischt und musste die Fliege ganz langsam hernazupfen. Ein Biss erkannte man meist an einem sehr feinen Ruck. Oftmals sind ja in der Vorfachschnur kleinere Kringel, so dass diese nicht zu 100% gestreckt ist und wenn die "Kringel" sich gestraft haben, hatte ich einen Biss. Mit einer sinkenden Schnur hätte ich das alles nicht gesehen.

2) Nympfenfischen Stromauf; auch hier ist eine schwimmende Schnur von Vorteil, da sich ein Biss auch hier oftmals als mehr oder weniger starker Ruck in der Schnur auszeichnet. Wie bei Bsp 1) dient das Vorfach als Bissanzeiger!

3) Nympfenfischen schräg Stromab; hier kann man getrost auch ein sinkendes Vorfach verwenden, allein um in tieferen Passagen auf Tiefe zu kommen. Sobald man nämlich keine Schnur mehr nachgibt, drücken die Strömung und der herumschwingen der Fliegenschnur die Fliege nach oben. Bisse erkennt man bei dieser Methode meist leichter, da alles unter Spannung ist (vorausgesetzt man fischt so!) und ein Biss somit auf die gesamte Schnur übertragen wird.

Ich hoffe diese Beispiele haben dir ein wenig weiter geholfen. Als "normale" Schnur reicht meist eine unspecktakuläre Monofile. In der Not habe ich da schon so ziemlich alles hergenommen und auch meine Fische gefangen. Was sinkende Vorfächer angeht muss ich leider passen, da ich ein solches noch nie besessen habe.... Aber i.d.R. reicht eine eigenschwere/beschwerte Fliege und ein "normales" Mono. Wenn du dann noch mit der Vorfachlänge, je nach Situation verwenden Angler zwischen 2 und 5 Meter, variierst, solltest du alles abfischen können.

Beste Grüße,

Tom
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Nymph-Tom
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Beitrag von Nymph-Tom »

Hallo,

also ich fische sehr viel mit der Nymphe und verwende nie ein sinkvorfach. Ich kontrolliere die Tiefe mit dem eigengewicht der Nymphe (gleiche Nymphen in verschiedenen Gewichtskalssen) und mit der Vorfachlänge.

Die für mich optimalen Nymphvorfächer mache ich selbst nach der folgenden methode:

loop on junction - Braided running line (intermediate) - pitzenbauer ring - fluorcarbon - nymphe

Je nach Wassertiefe ist die braided line ca 1 - 1,5m lang und das fluorcarbon 0,6 - 1m (hängt auch davon ab ob man mehrere Nymphen fischt).

Die idee der braided line ist die dehnung zu minimieren. Man hat so viel direkteren kontakt zum Fisch, was beim Nymphenfischen oft für den Erfolg ausschlaggebend ist.

Gruss,
Tom
ven
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Beitrag von ven »

danke für die hilfe, hat mir sehr weitergeholfen.

mit der "Braided running line (intermediate)", meinst du deine normale geflochtene schnur?
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Nymph-Tom
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Beitrag von Nymph-Tom »

Hallo,

ja, ist eigentlcih eine billige, altmodische running line aus nylon geflochten. moderne geflochtene dacron lines etc funktionieren hierfür nicht. Habe von der Schnur mal sehr günstig eine grosse spule bekommen und wird wohl für forfächer bis an mein Lebensende reichen.

Die Schnur ist vom material und aufbau eigentlich genau gleich wie die loop-on junctions die man kaufen kann nur eben als lange schnur. Eignet sich deshalb auch sehr gut an beiden seiten einen loop oder ring anzubringen.

Gruss,
Tom
Kai S.
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Beitrag von Kai S. »

Ven wenn du mal Bock hast an der Lippe melde dich, den Oberlauf der Lippe ab Flaesheim bis Lippstadt kenne ich noch nicht ich bin meistens ab Haltern bis Wesel aktiv auf nen Trip freu ich mich bei Interesse schreib mir ne PN.

Gruß Kai
Flyfisching is not a crime!
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