Dieses Jahr war es wie verhext,
wenn ich Zeit und Muße hatte, war Niedrigwasser und da lasse ich die Fische in Ruhe. Wenn der Wasserstand es wieder erlaubt hat, wurde ich etwas seltsam, vielleicht eine Spur zu dekadent. Juwelgewässer in meiner Nähe gibt es genug, ich hätte ja gehen können, wenn ich gewollt hätte, also wirklich gewollt hätte. Was da manchmal in mir vorging, weiß ich nicht genau. Vielleicht kennt ihr diese Momente, Biss auf Biss, Fische in allen Größen, zu unterschiedlichen Tageszeiten, Fisch satt - die pure Hölle!
Wenn einem so etwas regelmäßig passiert, dann wird man unendlich Fischmüde, mir ging es jedenfall so. Ich wusste im Voraus, wo ich welche Fische fangen würde und weil ich dies so vermeintlich sicher wusste, habe ich es gelassen. Ich gönnte mir den Luxus, meine Fliegenfischer-Leidenschaft zu ignorieren, klingt komisch, iss aber so.....
Es kam im Sommer noch etwas anderes dazu: Ich bin nicht von Geburt an Fliegenfischer und Liebhaber der Fischerei mit gespließten Ruten und altem Geraffel. Früher, in einem Vor-Vor-Leben als jugendlicher Otto-Normal-Angler, ging ich gern auf die nächtliche Aalpirsch. Zwei kräftige Ruten eingepackt, alles eine Nummer größer, die übliche "Gardenfly" auf 2-er oder 4er Haken und ab ans Wasser. Ein Freund, den ich schon 20 Jahre kenne, fragte mich im Sommer, ob ich nicht mitkommen wollte, er würde ungern allein am Wasser sitzen. Warum nicht, dachte ich und so saß ich wie von Geisterhand geführt, nachts an einer großen Talsperre und lauschte den Dingen, die da kamen. Der Reiz war da, fischen um Beute zu machen, nicht sublimiert, sondern ganz konkret, ich konnte den Räucheraal schon schmecken........
Ich weiß nicht mehr, ob ich mal eine der Ruten meines Freundes in der Hand hielt, es kann sein, ich bin mir im Nachhinein nicht mehr sicher. Alles schien wieder vertraut: lauschen, Köderkontrolle, Schnurkontrolle, ein Blick zur Seite, verständnisvolle Blicke unter Männern, jeder wusste Bescheid. Kein Schnick-Schnack, gespannte Ruhe, man konnte die Stecknadel fallen hören (wenn die Grillen nicht so laut gewesen wären). Zwischen Frauen kann es das nicht geben, da bin ich mir sicher.
In den Tagen danach hatte ich ein Gespräch mit meiner heißgeliebten Brunner-Rute, eine 5,8' 4/5er "W.B. Spezial": Ich erzählte ihr von meinem nächtlichen Abenteuer am Wasser und als ich endete, da wurde die Rute plötzlich rot, sie glühte förmlich, isch schwör.....
Ich glaube meine Gespließte hat sich für mich geschämt, oder, die Geschichte gefiel ihr und die österreichische Diva wurde aus Verlegenheit rot (wer weiß das schon).......
Hardy hat geschrieben: Der alte Elan ist weg, es juckt nicht mehr in den Fingern, wenn ich an einem Gewässer vorbei gehe.
Mensch Hardy, Du bist doch auch ein ehemaliger jugendlicher Schwarzfischer, das nehme ich Dir nicht ab. Ich erinner mich gerade an ein tolles Ultraschallbild, das mir Frank mal gezeigt hat. Da sieht man einen Embryo im Uterus und der Kleine hat eindeutig eine Fliegenrute in der Hand - köstlich. Ich finde das Bild aber nicht mehr.
Andererseits verstehe ich Dich gut, wenn Du die Zeit z.B. mit Deinem kgR nutzt und durch die Sommerfrische fährst anstatt zu angeln. So ein Frauenauto hat ja auch was.....
Liebe Grüße,
Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."