Mein Freund der Hecht-Ein Essay über Glück und Verzweiflung

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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phsch

Mein Freund der Hecht-Ein Essay über Glück und Verzweiflung

Beitrag von phsch »

Mein Name ist Philipp. Nickname phsch. Vormals pikehunter. Pikehunter habe ich aufgegeben, weil ich diesen Namen nicht verdiene. Nun sitze ich vor meinem Computer und haue in die Tastatur, schreibe mir meine ganze Last von der Seele und hoffe dadurch Besserung zu erfahren. Während ich schreibe, steigen in mir abwechslungsweise Regungen des Glücks, Freude, aber auch des Frustes und der Verzweiflung auf. Wie konnte es nur soweit kommen? Warum? Warum ich? Lasst es euch erklären…

Alles begann vor ca. 5 Jahren mit dem Vorschlag eines Kollegen, mal auf Hecht zu angeln. Schnell wurde ein bekannter Hechtsee im Schweizer Mittelland ausgemacht, ein Datum vereinbart und dann ging es auch schon los. Am See angekommen beluden wir unser Boot, paddelten ein Stück und warfen ca. 10 Min. später die Streamer aus. Rums!!! Die Rute meines Freundes bog sich und am anderen Ende der Schnur wand sich ein 80 cm Hecht. Ich selber fing an diesem Tag ebenfalls noch einen kleineren Hecht. Und da war es passiert: Das Schlimmste, was einem Fliegenfischer im Süsswasser widerfahren konnte, schlimmer noch als die Apokalypse und das jüngste Gericht, trat ein: Ich wurde vom Hechtvirus befallen. Dieser Virus ist heimtückisch. Er schleicht sich an, versteckt sich und baut sich behutsam auf. Ich habe versucht, den Virus zu bekämpfen, nein, ihn zu meinem Freund zu machen, mich mit ihm beschäftigt und gar versucht, mich mit ihm zu verbünden. Hat nichts genützt. Ich leide unter dem Virus und Linderung ist nicht in Sicht. Ein Gang zum Apotheker hat wohl auch keinen Sinn… „Guten Tag“. „Tach, was wünschen Sie?“. „Ich bin von einem Virus befallen. Können Sie mir helfen?“. „Was den für ein Virus?“. „Der Hechtvirus“. (Lange Pause, nervöser Blick zur (süssen) Assistentin, Stirnrunzeln) „Hechtvirus, sagen Sie? Noch nie gehört. Danke, beehren Sie uns bald wieder“ (dezent, um vor den anderen Kunden nicht zu viel Aufmerksamkeit zu erregen, wird man zur Tür geschoben).

Ich studiere die Literatur, lese Berichte im Internet, studiere die optimalen Gerätekombis zur Jagd auf den Hecht. Bilde mich fort. Investiere viel Zeit und viel Geld. Und was ist der Dank dafür? Wenn endlich ein Gewässer gefunden wurde, welches Hechtangeln mit der Fliegenrute ermöglicht, und wenn tatsächlich auch noch ein Hecht gefunden wird, dann kommt wieder die Zickennatur des Hechtes zum Vorschein: Er, der den Virus in sich trägt und auf so gemeine Art und Weise in Umlauf setzt, lacht sich schlapp ab phsch - „Ha, phsch, auch wieder mal da! Meinst du wirklich, ich bin so blöd und beisse auf deinen Bunny? Rot/Weiss zieht bei mir sowieso nicht, und das viele Glitzerzeug erinnert mich eher an Weihnachten als an einen Beutefisch. Häng doch deinen Streamer zuhause an den nächsten Weihnachtsbaum, du Dödel!“ (Hechte pflegen einen rauen Umgangston) -. Aber dann und wann, wenn Mr. Esox einen schwachen Moment hat, macht er den Fehler und packt zu. Man sieht den Streamer kommen, sieht, wie ein schwarzer Schatten dem Streamer folgt und plötzlich, wie aus der Kanonen geschossen, sprintet dieser Schatten auf den Streamer zu, packt ihn, dreht ab und zeigt einem die Flanke und den gelben Bauch. Anhieb und… Glück! Ein pures Glücksgefühl übermannt einen. Ich freu mich so sehr, dass ein Hecht angebissen hat, dass ich oft vergesse, dem Drill genügen Aufmerksamkeit zu schenken (mit den Folgen, die ihr euch denken könnt….). Und wenn ich den Hecht in den Händen halte, dieses Torpedo betrachte, vorsichtig den Streamer löse und ihm beim releasen noch Zeit lasse, um wieder zu Kräften zu kommen, dann weiss ich, warum der Hechtvirus eben nicht mein Feind, sondern mein Freund ist, der zu mir passt und gar nicht verschwinden soll: Er macht mich süchtig nach eben jenem Glücksgefühl und die Jagd auf den Hecht wird zur Jagd aufs Glück. Diese Glücksmomente sind es, die all die Mühen vergessen machen, all die Investitionen rechtfertigen und mich wie ein Junkie vorantreiben in meinem Bestreben danach, mehr von diesen Glücksmomenten zu erfahren. Der nächste Schritt ist getan. Mein Freund und ich fahren nächsten Frühling in die Schärengärten (Insel Risö).

Ich lese mir den Artikel durch, spiele vor meinem geistigen Auge die wenigen Hechtdrills nochmals ab, erinnere mich an die wenigen Glücksmomente. Danke, Hecht, dass es dich gibt, jetzt gehts mir besser!
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Das Schöne an dieser Krankheit sind - - - die Kuren! Ich benötige in jedem Jahr ein, zwei, drei Aufenthalte auf Rügen und/oder in Irland, um die Infektion einigermaßen im Zaum zu halten.

Ach, Du Armer! Ist es ein Trost, daß es nicht nur Dich erwischt hat?

Mitleidsvoll - Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Harald aus LEV
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Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo phsch, (also pikehunter geht einfacher zu tippen :) ),

ich denke, Du hast es auf den Punkt getroffen.
Jedoch bedenke eines.
Du befindest Dich hier nicht unter objektiv urteilenden Menschen.
Dies hier ist ein Sanatorium von Leuten, die ebenfalls mit den verschiedensten Viren infiziert sind.
Egal, ob Hecht, Forelle, Lachs, Cypriniden oder andere Fische,
wir alle sind befallen und die meisten höchstwahrscheinlich unheilbar.
Die Viren werden wahrscheinlich nicht unmittelbar tödlich sein, aber einige von uns werden wahrscheinlich bis zu ihrem Tod infiziert sein.
Und jetzt kommt´s, sie werden glücklich dabei sein.
Wenn sie nur ans Fischen denken, sind sie seltsam entrückt und nehmen ihre Umwelt nur noch sekundär war. Dazu brauchen sie weder Pillen, Rauch oder Pilze :D .
Ob dieses Phänomen je geklärt werden wird? Dies wäre eine dankbare Aufgabe dür einen Wissenschaftler.

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
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dreampike
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Beitrag von dreampike »

Hallo Philipp,

solche Beiträge sind es , die einem schon am Morgen das Herz erwärmen. Als Leidensgenosse kann ich dich sehr gut verstehen. Auch mich hat der FFFP-Virus (FlyFishing-For-Pike-Virus) vor vielen Jahren in Irland befallen und macht sich in der Regel bemerkbar durch Kribbeln im Bauch, Binden von monströsen Streamern und dem Gebrauch der Fliegenrute auch da, wo die anderen Kollegen mit Blinker, Wobbler oder Köderfisch gut fangen, ich jedoch da stehe wie ein Idiot und (zumindest hier in heimischen Gewässern) meist leer ausgehe. Linderung verschafft mir da ein regelmässiger Kuraufenthalt in Irland. Dort sind die Hechte meist gnädig und verschaffen einem mehrmals täglich dieses phänomenale Gefühl des Rucks in der Leine. Manchmal erbarmen sich sogar richtig grosse Hechtdamen, vermutlich weil sie wissen, dass sie wieder freigelassen werden. Aber Vorsicht, das Suchtpotenzial ist enorm: Wer mal einen richtig großen Hecht an der Fliegenrute hatte, der ist mit dem FFFP-V durchseucht bis in die Haarspitzen. Vielleicht sollte auf geegneten Fliegenruten künftig die Warnung stehen: "Hechtfliegenfischen gefährdet Ihren Geldbeutel und strapaziert die Beziehungen zu Ihren Mitmenschen"...
Wolfgang aus Ismaning
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Fly2Fish
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Beitrag von Fly2Fish »

Ganz stark geschrieben phsch! Wer jetzt noch kein Hecht-maniac ist, und da zähle ich auch dazu, der bekommt richtig Lust sich zu infizieren. Insofern bist du schon ein Teil des "Bösen", denn du scheinst auf der Suche nach neuen Wirten für deinen Freund zu sein :D

Gruß Peter
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Reto
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Pike!!!

Beitrag von Reto »

Hallo Pikehunter!

Jaja, was waren das für Glücksmomente auf dem Burgäschisee! Und wie haben wir auf dem Lödensee gelitten...

We keep hunting!!!!

Übrigens, starker Bericht. Gratuliere zur feinen Feder!

Gruss vom mitleidenden, mitinfiszierten Reto

PS: Die Apothekerin musst du mir noch vorstellen!!!
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Dirk Janßen
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Beitrag von Dirk Janßen »

Humingebräuntes mooriges Wasser im Nordwesten, Sichttiefe um die 30 cm, Esox verlangt nach Druckwelle.

Ein großer Deerhairdiver in gelb-rot, fein ausbalanciert gen spezifisches Gesamtgewicht etwas weniger als Wasser, schwebend in diesem.

Die kräftige 8er Rute katapultiert den Happen mit der Bassline parallel zur Schilfkante und lässt ihn bewusst klatschend im Naß verschwinden.

2 kräftige Züge und sein Kopf zwingt den Diver auf Tiefe, 50 cm reichen, das ist hier halbe Wassertiefe. Pause. Zigarette anzünden, Gegend geniessen und ab und zu ein zügiger Zug an der Schnur, Esox soll erst "hören" und dann sehen.

Rums! Attacke! Anhieb! Fehlbiss!

Alles nochmal von vorne: Auswerfen, abtauchen lassen, ziehen, Rums! Attacke! Anhieb! Fehlbiss! Aber: 4-5 m dichter dran.

Nächster Versuch: Das gleiche Spielchen, Rums und so weiter, alles nur noch 4-5 m von mir entfernt.

Letzte Attackenposition leicht überwerfen und kleine pointierte Zupfer mit dem Diver. Ich seh' ihn schon durch die Wasseroberfläche, jedoch nicht Freund Esox. Das kann doch nicht wahr sein. Erinnerungen hochholen?! Jeden Zug voll ausfischen!!

Das Vorfach ist schon am Spitzenringe, da soll es auch bleiben, falls!! es denn noch beißen sollte. Also Rute hoch, kleine Schwipps mit der Spitze, der Diver ist 2 m neben mir fast an der Oberfläche.

Rumms?! Eher ein Schnapp! Direkt neben mir aus dem Dunkel schießt Esox ohne Spritzer heran, dreht sich um 90° auf die Seite, nimmt den Diver und taucht nach unten weg, beim Wegtauchen gibt`s ne richtige Fontäne von seinem Schwanzschlag. (alles in allem keine Sekunde)

Gut, dass das Vorfach noch außerhalb des Spitzenringes ist, aber: die Flucht ist kurz und die Fliegenrute unbarmherzig, er schwimmt wie in eine Gummiwand und verzehrt seine Kräfte schnell. Schnell ist er gelandet.

Mit ca. 70 cm keine Riese, eher eine Teenagerin. Der Diver hängt sauber im Winkel, der 6/0er Haken lässt sich ohne Probleme lösen und ab ins Wasser. Nächstes Jahr darfste wiederkommen!

Ein spannendes Erlebnis mit Biss auf Sicht, der sich in meine mentale Festplatte gebrannt hat.

Ich bin auch geschädigt.
Dirk
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Reto
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Hechtbiss!!!

Beitrag von Reto »

Zämme!

Was für Glücksmomente, wenn der Bissanzeiger stehen bleibt und die Bachforelle die Nymphe eingesogen hat. Was für Glücksmomente, wenn du die richtige Fliege gewählt hast und die Aesche auf deine Red Tag steigt...

Und wie schiesst das Adrenalin, wenn Meister Esox nach zwei Attakten beim dritten Anlauf den Streamer einsaugt! Was für ein Schlag aufs Handgelenk, was für Momente auf dem See!

We keep hunting!

Hecht, du bist ein zickiger, aber toller Zielfisch!

Gruss an alle dem Hechtvirus verfallenen! Petri Heil für alle anderen...

Reto
squid77
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Beitrag von squid77 »

Hoi Zämä,

Hat Spass gemacht, die Zeilen zu lesen, und zu sehen, dass man nicht alleine ist.
Nicht alleine, tagelang wie ein Idiot da steht, monströsen Fliegen durch die Luft knallt und oft längere Durststrecken zu gehen hat.

Ich glaube zickig ist der richtige Ausdruck.
Aber wenn ihm mal nach beissen ist, macht es einfach nur Spass..

Grüsse aus'm Thurgau

Pascal
phsch

Danke

Beitrag von phsch »

Hallo Jungs,

Danke für eure Kommentare! Schön zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, der den Virus in sich trägt. Und bei allen jenen, welche durch mein Mail angespornt wurden, es selber mal auf den Hecht zu versuchen, entschuldige ich mich in aller Form: Willkommen im Club der Hechtverrückten!

Grüsse an alle,

Philipp

P.S.: War wieder auf den Hecht. Die Zicke war dieses Mal besser in Beisslaune. Allerdings zog er/sie es vor, die Streamer meines Angelkumpels zu attackieren. Über meine Streamer hatte er/sie sich schlapp gelacht (ich habs genau gesehen!).
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Heute am frühen Morgen: spontane Erkenntnis, dass die Uni wahrscheinlich auch dann noch weiterhin existieren wird, wenn ich zwei Stunden später ins Büro kommen werde. Stark bewölkter Himmel und böiger Wind versprechen gutes Wasser, wenn mir auch die Temperatur etwas zu hoch ist – aber wer weiß? Vielleicht sehen die Zander das anders?
Also wird ein kleiner Streamer an der leichten Rute montiert, Wathose an und ab in den See. Die erste halbe Stunde bringt keinen Zupfer, nur regelmäßig nachlaufende Barsche von 12, 15 cm, die den Streamer aber nicht attackieren, obwohl er eigentlich durchaus in ihr Beuteschema passen müsste und nur knapp vier Zentimeterchen lang ist.
Dann schließt sich noch ein etwas strammerer Barsch der Verfolgern an. Der dürfte gut 30 cm haben; bei jedem Wurf folgt er bis vor meine Füße. Meine Gedanken gehen langsam in Richtung einer delikaten Fischsuppe: Warte ab, mein Freund – beim nächsten Wurf bist du dran ...
Tatsächlich. Kaum ist der Streamer abgesunken, folgt ein leichter Zupfer. Dann noch einer. Und noch einer. Und – zack! Der Haken sitzt!
Aber nein, ich merke es rasch – das ist kein Barsch, der da zugefasst hat. Kurze, bockige, aber nicht sehr kräftige Rucke Marke Kopfschüttler an der Rute, der Fisch geht tief auf den Grund: Alles klar, das muss ein kleiner Zander sein, untermaßig, keine Frage.
Von einem Kampf kann keine Rede sein. Folgsam nähert sich der Fisch, er geht eher wie ein unerzogener Hund an der Leine, bleibt aber tief im Wasser und zeigt sich nicht. Komisch. Müsste längst hochgekommen sein.
Halt mich nicht weiter auf, Kleiner!
Ich verschärfe den Drill ein wenig, um den Burschen rasch zurücksetzen zu können, hebe die Rute hoch, bücke mich, befeuchte meine Hand – jetzt ist er nur noch zwei Meter von mir entfernt.
Nun kommt er endlich hoch, dreht sich noch einmal um seine Achse und macht dabei einen überraschend starken Schwall, dann ist er an der Oberfläche und schaut mir sozusagen in die Augen – in diejenigen Augen, denen ich in eben diesem Moment nicht traue.
Kein Zander zeigt sich, und schon gar kein untermaßiger Zander. Esox lucius! Und ebenfalls durchaus nicht untermaßig!
Und nun hat der Hecht von mir die Nase voll. Offenbar hat er mich mit meiner 6er gar nicht Ernst genommen und Gegenwehr nicht für notwendig gehalten.
Aber nun wird das mit einem Schlag anders – hoch schraubt der Fisch sich in die Luft, wendet, schussflüchtet unter heftigem Protest der Bremse auf Teufel komm raus und rasch bis ins Backing hinein. Mit meinem dünnen Zandervorfach muß ich sehr aufpassen, ihn nicht zu verlieren, zwei Kilo Tragkraft sind nicht genug, um den Fisch schnell zu wenden. Dann zieht er zwei, drei, vier große Bögen, durchbricht noch mehrfach in großen Sätzen und mit heftigem Kopfschütteln die Oberfläche, versucht noch zwei Schussfluchten, bis er müde wird und sich schließlich in sein Schicksal ergibt.
Nach dem Drill schnaufe ich heftig durch. 79 cm hat der Bursche (tatsächlich ein Er, wie sich beim Ausnehmen zeigt), ist kein Riese, aber für unsere Verhältnisse doch ein immerhin ordentliches Exemplar. Und selten hat mich ein Fisch so überrascht wie dieser Esox, der sich zunächst wie ein kleiner Zander benahm.

Tight lines hat gehabt und wünscht

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
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Hans.
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Beitrag von Hans. »

Hallo,

kann hier eigentlich nicht groß mitreden, da ich mit der Fliege immer nur den Forellen auf die Schuppen rücke. Aber vor ein paar Tagen, beim Fischen im Stillwasser auf eben diese Forellen, in Ufernähe, da spritzen kleine Fische aus dem Wasser. Ich denke gleich, Hecht oder Barsch und biete ein paarmal den Forellenstreamer an. Und: Biß!! Ein 45er Hecht hat zugeschnappt, was für ein schöner Fisch, der Streamer sitzt ganz vorne im Maul, das Lösen ist einfach, ich halte Esox noch eine Weile, dann schwimmt er aus eigener Kraft davon.

Gleich heute gehe ich wieder los, zu den Hechten, kaufe noch ein paar große Streamer, und da ich feststelle garnicht anders zu können, so bin auch ich ein Infizierter, nehmt mich auf in euren Kreis, wer soll mich sonst verstehen???

Grüße
Hans
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Lieber Hans,

Welcome to the Club! Wir Göttinger scheinen's im Moment ja mit den Hechten zu haben ...
Aber wo fischst Du denn bei uns in der Gegend auf Forellen im Stillwasser? In der Schonzeit?

Neugierig,
Dein Frank
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Beitrag von Hans. »

Lieber Frank,

ich fische im Harz in den Gewässern meines Vereines (Anglerverein Osterode am Harz, siehe: www.sehenswert.de Angeln), die Regenbogenforelle hat keine Schonzeit und einige der Stillgewässer sind für Mitglieder bis zum 14. Dezember offen, beherbergen aber keine Bachforellen (und Äschen ja sowieso nicht).

Hatte gleich heute einen wohl knapp maßigen Hecht (Schonmaß 55cm) an der Fliege :D , allerdings erst, nachdem ich von einem großen Hechtstreamer wieder auf den wesentlich kleineren Forellenstreamer umgewechselt hatte!!! Zwei Meter vor mir hat er sich dann mit einem rasanten Salto rückwärts den kleinen Streamer, der im Maulwinkel saß, ausgeklinkt, und weg war er :( .

Grüße
Dein Hans
Man muss nicht alles mitmachen...
anonymus

Virus - FSME?

Beitrag von anonymus »

Maßige Hechte releasen,
ist - wo immer auf der Welt - fischereibiologisch Unsinn und -ethisch pervers! :wink:
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