MikroNymphen und -Trockenfliegen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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Ralph Hertling
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MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von Ralph Hertling »

Moin zusammen!
Durch verschiede Medien bin ich dazu gekommen mir für den Urlaub einige o.g. Muster zu binden.
Was ich leider nicht habe, ist fischereiliche Praxis mit solchen, wie ich finde, sehr kleinen Fliegen.
Beim Binden kam mir alles doch SEHR klein vor.
Ich frage mich, wie ein solch kleiner Haken überhaupt im Salmonidenmaul greifen kann, und auch das Lösen stelle ich mir, wenn nicht ganz vorne im Maul gehakt, nicht ganz leicht vor, trotz fehlendem Widerhaken.
Daher mangels eigener diesbezüglicher Erfahrung meine Fragen in die Runde:
Gibt es vielleicht spezielle Hakenlöser oder -lösetechniken die empfohlen werden können?
Wie sollte ein Hakensetzen erfolgen ... besonders weich oder irgendwie verzögert, im Vergleich zu "normal" großen Fliegen?
Wie sehr kann man solch kleinen Haken (<=20) im Drill vertrauen, und welchen Vorfachdurchmesser sollte man auch damit besser nicht unterschreiten?
Mein Dank gilt Euch wie immer schon Vorab
Ralph
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webwood
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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von webwood »

Servus Ralph,

da ich mir wohl denken kann, wo du wieder deinen Urlaub verbringen wirst und wir uns hoffentlich auch treffen, vergiss es einfach mir den Mikro-Fliegen. Das wäre erst im Spätherbst/Winter ein Thema. Mit dem Kleinzeug fängst du ohnehin fast nur Äschen. Eine Trutte bewegt für einen so einem winzigen Happen nicht eine einzige Flosse. Gezielt auf Äschen zu fischen, die ohnehin wegen dem Drecksvogel in Not sind, wirst du bestimmt auch nicht machen wollen. Pack dir besser ein paar 0,8 bis 10er Sedges in die Dose und Nymphen in gleicher Größe dazu. Daddy Longlegs würde ich auch noch einpacken. Auf alle Fälle schönen Urlaub und kein Gewitter- Hochwasser wünscht

Dein Thomas
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greypanther
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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von greypanther »

Lieber Thomas,
ich widerspreche Dir nur sehr ungern!
Ich habe allerdings in der Fränkischen Schweiz an der Trubach (Nebenbach der Wiesent) schon erlebt, dass die Forellen nur Mikrozeugs angenommen haben. Schwarze Muster der Größe 20 waren dann angesagt und haben gute Fische gebracht.
Natürlich sind die Verhältnisse an euren Voralpenflüssen ganz anders und ich fühle mich mit "ordentlichen" Fliegengrößen auch viel besser
Gruß
Klaus


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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von Maggov »

Hallo Ralph,

ich muß Thomas auch widersprechen, die Kleinstfliegen können gerade an stark befischten Gewässern ein echter Kracher sein. Ich denke Olaf wird sich dazu sicherlich auch noch melden denn er ist in meinem Bekanntenkreis der wohl konsequenteste Verwender der Mikronymphen. Er fischt viel in Slowenien und ich konnte beobachten wie er sehr erfolgreich mit diesen Mininymphen die grossen Klopfer gefangen hat.

In den Staaten ist Midgefischen und das Micronymphing (auf Forellen) ein weit verbreitete Technik. Das liegt u.a. auch an den dort vorherrschenden Insektenvorkommen aber sicherlich ist auch dort der Befischungsdruck ein Faktor.

Bzgl. der Hakeigenschaften brauchst Du Dir keine Sorgen machen die 20-er Haken halten bombenfest, auch ohne Widerhaken. Es gibt auch Meinungen in der Literatur die diesen sogar positivere Eigenschaften zuschreiben da der Hakenschenkel naturgemäß sehr kurz ist und so der Hebel auf den Haken nicht so stark ist. Zum Lösen des Hakens empfiehlt es sich eine Aterienklemme dabei zu haben da die Haken sehr eng anliegen im Maul und schlecht zu greifen sind.

Ich habe seit Jahren immer ein paar schwarze Mini-Midges dabei und schon oft erlebt dass Fische selektiv auf diese gestiegen sind. Wenn die gängigen Größen auf Steiger versagen dann wechsel ich sehr gerne auf dieses Muster.

Bei den Mini-Nymphen kann es notwendig sein ein Bleischrot vor zu schalten (wo erlaubt) um die Nymphe auf die notwendige Tiefe zu bringen. Ausserdem denke ich dass man mehr Driften an der gleichen Stelle probieren sollte als bei großen Nymphen da ich davon ausgehe dass auch Fische die kleinen Muggen nicht immer wahrnehmen.

Also nur Mut und viel Erfolg.

LG

Markus
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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von Winston Lover »

Hallo Ralf,

Erstmal liebe Grüsse aus Berlin nach Berlin zu Dir. Also, ich fische selbst bei uns an der Dosse oder der Nuthe ect. kleine Fliegen ab größen 20. Meist fließt es da ja recht langsam und man erahnt einen Biss recht gut. Allerdings binde ich die kleinen Fliegen recht voluminös, damit man sie zumindest teilweise noch erkennt. Ich gehe mal davon aus, das du auf TMC gebunden hast, da unsere gute Quelle in Berlin, die ja bekanntlich führt ;)
Da verwende ich bei dem 100er in Größe 20 noch Stroft 14 und es passt gut durch. Selbst in Kroatien fingen wir damit recht große Forellen, die kleinen Fliegen sind für mich unverzichtbar. Selbst letztes Jahr an der Traun, konnte ich damit Super fangen.

So hab ich mein "Minimucks" immer dabei und verwende sie eigentlich ausschließlich auf steigende Fische.


Lieben Gruß,
Vincent
Ralph Hertling
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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von Ralph Hertling »

Moin zusammen,

Ich hatte noch eine recht intensive Arbeitswoche, daher bitte ich um Nachsicht dass ich mich erst jetzt wieder äußere.

@Thomas
Ja, natürlich habe ich auch dieses Jahr wieder das Glück dort zu fischen, und ich bin froh schon mal dort gewesen zu sein. Wenn ich wieder die Ehre haben werde mit Dir gemeinsam Fischen zu dürfen werde ich selbstverständlich den Teufel tun Deinem Rat nicht nicht zu entsprechen. Danke für Deinen Hinweis, ich werde ihn befolgen, jedoch wenn ich an der oberen Ammer unterwegs sein werde und an der Isar habe ich eine Option die ich vielleicht ergreifen könnte, spätestens wenn die 60er schon im Korb liegt.

@greypanther
Ja, sowas hatte ich in der FF&FT gelesen, und online auch auf Nymphenfischerseiten. Danke, das gibt mir das Selbstvertrauen es mal zu probieren.

@Markus
Auch Dir danke ich für Deine Schilderungen, das bestärkt mich darin, die kleenen Dinger mit dem nötigen Glauben daran zu fischen. Auch danke ich Dir für den Hinweis, dass man mit "normalen" Arterienklemmen den Haken lösen kann. Sowas habe ich ohnehin immer bei. Aus meiner Stippfischerjugend kann ich mich erinnern, dass ich so einen schönen, sehr schlanken, Hakenlöser für die kleinen Madenhaken hatte mit denen man sehr schnell den 18er Haken heraus hatte. Ich könnte mir vorstellen, dass so klein gebundene Fliegen und Nymphen darunter nicht sonderlich leiden sollten, mit einem solchen Gerät gelöst zu werden.

@Vincent
Vielen herzlichen Dank auch Dir für Deine interessanten Erkenntnisse, gerade über unsere Flüßchen hier aus dem etwas mehr oder weniger entfernten Berliner Umland. Die Haken habe ich tatsächlich aus den einzigen echten Fachgeschäft welches wir hier haben. Allerdings sind es TMC 103 BL für die trockenen, und den 2487 mit angedrücktem Widerhaken für sogenannte Zebra Midges.
Ich schätze mal dass ich die von Dir empfohlenen 0,14er als Tippet initiativ probieren werde bevor ich noch weiter runter gehen sollte. Nach den technischen Daten trägt das ja auch noch eine ganze Menge.

Bis später und vielen Dank nochmal an Alle
Ralph



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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von webwood »

Ohne Euch widersprechen zu wollen hier mein kleiner Bericht:

Ich war gestern und heute (bin bekennender Fußballmuffel und finde es großartig ganz allein am Wasser zu sein) abends noch schnell an zwei Pools an der Ammer, bei denen sicher ist, das dort Fische sind. Ich habe Hares-Ear Nymphen in Hakengröße 20 gefischt und hatte nicht einen Biss. Mit gleichem Muster und Goldkopf in Größe 10 und 12 habe ich im Anschluß an beiden Tagen noch gut gefangen.

Ich habe folgende Erklärungen, warum ich im Sommer nichts von Mikro-Nymphen an der Ammer halte:

1. Fliegen an die man nicht glaubt, fangen ohnehin nicht ( Das ist natürlich ein subjektives Argument)

2. Verwendet habe ich ein 16er Tippet. Das passt irgenwie nicht zu so winzigen Haken, aus Gründen der Waidgerechtigkeit möchte ich aber im Sommer kein dünneres Tippet verwenden. Eine 50/60er Trutte ist ja zumindest, leider meist nur theoretisch, möglich.

3. Die Ammer war durch Gletschermilch leicht angestaubt. Lange nicht so trüb wie im Frühjahr aber eben dennoch milchig. Daher stellt sich mir die Frage, wie soll ein Fisch die Nymphe überhaupt sehen, wenn sie optisch weder durch Größe, noch durch Glitzer auffällt. Da müsste die Nymphe schon ganz genau vor seiner Nase vorbeitreiben.

Ich lasse mich jedoch gerne eines Bessern belehren.

Tight lines

Thomas
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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von greypanther »

Hi Thomas,

ich bin da ganz bei Dir was die Ammer angeht. Mir würde auch im Traum nicht einfallen in dieser turbulenten und raschen Strömung ein Nymphchen oder eine winzige Trockenfliege anzubieten, weil:
1. die Mikrofliegen in der starken Strömung praktisch nicht sichtbar und der Anbiss so nur schwer zu bemerken wäre.
2. diese Winzlinge möglicherweise von den Fischen gar nicht wahrgenommen werden, wenn sie an oder kurz unterhalb der Oberfläche in der rasanten Strömung vorbei flitzen.

Nach meiner Erfahrung zeigen die Mikrofliegen ihre Stärke insbesondere an Kalksteinflüssen mit wenig Gefälle und moderater Strömung, glasiger (also nicht turbulenter) Oberfläche und glasklarem Wasser, so dass man selbst im tiefsten Gumpen noch die Steinchen genau sehen kann, und dort insbesondere in den späteren Monaten der Saison (sprich Spätsommer, Herbst und Frühwinter).
Der Erfolg mit Mikrofliegen hängt imho im Wesentlichen nicht davon ab, ob man ihnen vertraut oder nicht, sondern vom Gewässer an denen sie gefischt werden. Nach meiner Beobachtung sind die Winzlinge am rechten Ort zur rechten Zeit an oben genannten Gewässern (und teilweise auch im Stillwasser) unschlagbar.
Gruß
Klaus


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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von HansAnona »

Ich habe eine ergänzende Frage dazu:

Mit welcher vorfachspitze fischt ihr die Winzlinge?

Ich selbst bin bisher nie unter 0.12 gegangen, habe aber im Nachlass meines Vaters Trockene 22er Fliegen und fluorcarbon Rollen gefunden mit 0.08, 0.10 und ich vermute, Er hat so auf Äschen gefischt.


Grüße, Alf
Don't mind your make-up, you'd better make your mind up --- Frank Zappa, Philosoph und Komponist

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Re: MikroNymphen und -Trockenfliegen

Beitrag von greypanther »

Hi Alf,

also ich persönlich bin der Meinung und habe auch die Erfahrung gemacht, dass es unnötig ist, mit der Vorfachspitze unter 0,1 mm zu gehen, gerade auch nicht bei Fluorcarbon-Schnüren. Nicht zuletzt aus Gründen der Fischgerechtigkeit sollte man es nicht Übertreiben mit dem Reduzieren des Vorfachdurchmessers.
Mit einem 10er Tippet kann man auch noch (sofern keine "Stockfehler" gemacht werden beim Drill) eine stärkere Forelle landen, insbesondere in hindernissarmen Gewässern.
Sicher gibt es zu diesem Thema noch andere oder abweichende Meinungen und Erfahrungen.
Gruß
Klaus


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