Tenkara

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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Hawk
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Re: Tenkara

Beitrag von Hawk »

Bin auch seit kurzem Besitzer einer Tenkara Rute (TUSA AYU 13') und muss sagen die Fischerei mit diesen Ruten hat schon ihre Vorteile.
Alleine das man die Fliege sehr unauffällig Präsentieren kann und Scheuchwirkung durch die Fliegenschnur größtenteils entfällt ist Gold Wert.
Die tatsache das man selbst auf Distanzen von 7 oder 8m die Schnur fast komplett aus dem Wasser halen kann hilft mir an meinen Norddeutschen Gewässern zwar weniger, aber was das betrifft freue ich mich schon auf meinen nächsten Besuch an kleinen Schwazwaldbächen.

Find die Rute auch nice als Platzsparende Zweitrute im Rucksack, z.B. wenn man eigentlich mit der Schweren Rute und Streamern unterwegs ist und dann doch mal in eine Situation kommt wo man lieber eine feine Nass oder Trockenfliege präsentieren will.
Royal Coachman hat geschrieben: Es gibt viele Gewässer, wo Tenkara einfach ein Schwachsinn ist, besonders auf große Fische, wo unter Umständen ein Backing unbedingt nötig ist.
Natürlich gibt es die, hat ja auch niemand gesagt das die Ruten Allroundtauglich sind. Gedacht sind sie ja primär für kleinere Gewässer und da werden sie auch mit allen Fischen fertig.
Wobei es auch "Großfisch" Tenkara Ruten gibt, die sind dann bis zu 17' also über 5m lang, damit lassen sich u.a. auch Karpfen, größere Forellen Schwarzbarsch etc. befischen.

Ich behaupte aber mal das auch mit einer normalen Tenkara Rute der Kampf mit einer größeren Forelle schonender für den Fisch ist als mit einer Normalen Fliegenrute <#4.
Grund ist ganz Einfach mit der Tenkara Rute bekommt man den Fisch entweder recht flott gebändigt, oder er sprengt bei der ersten großen Flucht das Vorfach und ist die (wiederhakenlose) Fliege
meist schnell wieder los.
An der leichten Fliegenrute kann sich der Drill aufgrund des Backigs dagegen ziehmlich lange hinziehen, da wird der Fisch dann zwar irgendwann gelandet und vom Haken befreit, dafür aber in ziehmlich ausgepowertem zustand releast.

Royal Coachman hat geschrieben: Warum hat wohl jeder verantwortungsvolle Fliegenfischer ein Backing auf der Rolle?
Gute Frage, bei mir hats noch kein Fisch geschafft das durch die Ringe zu ziehen , und da waren doch einige dabei die deutlich größer als deine 48er waren und die hingen dann teilweise sogar an der #3er :smt102
Gruß
Sven
Maggov
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Re: Tenkara

Beitrag von Maggov »

Hawk hat geschrieben: Ich behaupte aber mal das auch mit einer normalen Tenkara Rute der Kampf mit einer größeren Forelle schonender für den Fisch ist als mit einer Normalen Fliegenrute <#4.
Grund ist ganz Einfach mit der Tenkara Rute bekommt man den Fisch entweder recht flott gebändigt, oder er sprengt bei der ersten großen Flucht das Vorfach und ist die (wiederhakenlose) Fliege
meist schnell wieder los.
An der leichten Fliegenrute kann sich der Drill aufgrund des Backigs dagegen ziehmlich lange hinziehen, da wird der Fisch dann zwar irgendwann gelandet und vom Haken befreit, dafür aber in ziehmlich ausgepowertem zustand releast.
Hallo Hawk,

sorry aber bei dem Abschnitt möchte ich widersprechen:

Die Tatsache dass ein Fisch gleich bei der ersten Flucht das Vorfach sprengt ist weder schonend noch zeigt sie ein waidgerechtes Verhalten. Die Maxime sollte doch lauten "so stark wie möglich" damit der Fisch nicht mit einem Haken und einem Vorfach durch die Gegend schwimmt. Auch wenn er den Haken schnell wieder loswerden könnte so kannst Du nicht kontrollieren wo Dein Vorfach reißt, wieviel Vorfach der Fisch dann noch mit sich führt, wo er mit diesem in einem kleinen Bach dann hängen bleibt und wie viel Kraft er dann braucht um den Schlodder los zu werden.

Das Argument gegen das Backing halte ich auch für absolut unzulässig weil man keinen ausgepwoerten Fisch (egal ob mit Tenkara oder Backing ausgedrillt) releast. Du führst ihn doch nur in einen deutlich qualvolleren Tod als ihn gleich zu erlösen.

Warum ein Kampf mit der Tenkara Rute schneller gehen soll als mit einer vergleichbaren Rute die dann eine (unbenutze) Rolle dran hat erschließt sich mir nicht. Am Ende ist m.M. nach Vorfachstärke, die Aktion der Rute und das Können sowie die Einstellung des Fischers ausschlaggebend wie lange ein Drill dauert und nicht die Methode wie ich fische.

Was den Einsatzbereich dieser Methode betrifft stimme ich Dir gerne zu - wobei ich diese Großfischruten für einen Schwachsinn halte, sorry. Die Gründe hat RC bereits gebracht bzw. lassen sich auch aus dem oben geschriebenen ableiten.

LG

Markus
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Erge
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Re: Tenkara

Beitrag von Erge »

Maggov hat geschrieben: Warum ein Kampf mit der Tenkara Rute schneller gehen soll als mit einer vergleichbaren Rute die dann eine (unbenutze) Rolle dran hat erschließt sich mir nicht. Am Ende ist m.M. nach Vorfachstärke, die Aktion der Rute und das Können sowie die Einstellung des Fischers ausschlaggebend wie lange ein Drill dauert und nicht die Methode wie ich fische.
Hallo Markus,

einer der Gründe ist, das man durch die lange Rute besser einen seitlichen Druck auf den Fisch ausüben kann. Mit einer kurzen, normalen Rute kann ich übertrieben dargestellt nur Druck von hinten auf den Fisch ausüben.
Schau dir das mal an:
http://www.discovertenkara.co.uk/about- ... ying-fish/

Dann gibt es noch das folgende nette Zitat von Charles Cotton aus “The compleat Angler” (1653): „Who cannot kill a trout of twenty inches (50,8cm) with a line of two (horse)hairs does not deserve the name of angler.“ Cotton war ja auch ohne Rolle unterwegs.

Viele Grüße
Ronald
Maggov
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Re: Tenkara

Beitrag von Maggov »

Hallo Ronald,

alles richtig und gut - Nur gibt es auch lange 4-er Ruten die einen Rollenhalter besitzen und Cotton schreibt "kill" und nicht "released".

Bitte richtig verstehen: ich habe nichts gegen Tenkarafischen, sondern gegen zu schwache Vorfächer und releasen zu erschöpfter Fische geschrieben. Das kannst Du mit jeder Angelmethode (auch mit Spinnfischen oder Naturköderangeln) machen und es wird deshalb nicht schonender.

Und damit zu argumentieren dass der Fisch das Vorfach und den Haken schon irgendwie wieder los wird - das hat Cotton für mich mit Deinem Zitat ebenfalls unterstrichen - das hat auch nichts mit schonendem Umgang zu Tun.

Ich bin bei Euch dass man in Bächen keine Rolle braucht - ob in einem sehr zugewachsenem (und damit auch kaum befischten) Bach eine Lange Rute und ein feines Vorfach gegen eine kurze Rute mit starken Vorfach überlegen ist mag Geschmackssache sein und auch an der Art wie man fisch liegen (der Erstere tippt eher der Andere will vielleicht mehr werfen). Wenn ich aber mein Gerät nicht an die vorhandenen Fischgrössen und -vorkommen anpasse verhalte ich mich nicht fischgerecht.

Deshalb bitte ich Dich auch zu überlegen ob Cotton an zugewachsenen Bächen oder an Wiesenbächen gefischt hat wo man dem Fisch auch mal ein paar Meter gehen lassen kann/mitgehen kann. Ohne Rolle heißt nämlich nicht immer auch ohne Nachschnur...

LG

Markus
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Erge
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Re: Tenkara

Beitrag von Erge »

Hallo Markus,

ich bin vollkommen bei dir. Cotton schreibt ja auch das es sich um hindernisfreie Gewässer handelt. Und wer fischt schon auf Portionsforellen mit einer 4m langen Rollenrute?
Es geht ja auch nicht darum die Tenkara-Fischerei als die die für alle Fischer und Situationen glücklich machende Methode darzustellen, sondern es geht mehr darum diese als bereichernde Ergänzung für den Einen oder Anderen, zu den bestehenden Methoden zu akzeptieren, frei nach Friedrich II.: „…den hier mus ein jeder nach seiner Fasson Selich werden.“

Vor dem Fischen und dem gewünschten Fischkontakt sollte man sich aber schon einige Gedanken machen, ob die gewählte Stelle für die sichere Landung eines Fisches in Frage kommt. Falls dies nicht möglich ist sollte man so waidgerecht sein und die Stelle nicht befischen, egal, ob man mit oder ohne Rolle fischt. Man sollte einem Fisch auch mit der Tenkararute folgen können. Tenkara ist im Drill ein wenig aktiver; wer wie angewurzelt versucht einen größeren Fisch zu landen wird meist scheitern. Man darf aber auch nicht zu zaghaft sein. Das moderne Gerät hält einiges aus und die wenigsten Fischer schöpfen diese Grenzen auch voll aus.

Von Cotton stammt auch ein weiterer Methode große Fische zu landen, die ich mal besser unkommentiert lasse: Sollte ein Fisch nicht zu halten sein, sollte man die Rute einfach in den Bach werfen, den Fisch ziehen lassen, warten bis er sich beruhigt hat, die Rute wieder aufnehmen und weiter drillen.

Viele Grüße
Ronald
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Hawk
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Re: Tenkara

Beitrag von Hawk »

Maggov hat geschrieben:Das Argument gegen das Backing halte ich auch für absolut unzulässig weil man keinen ausgepwoerten Fisch (egal ob mit Tenkara oder Backing ausgedrillt) releast. Du führst ihn doch nur in einen deutlich qualvolleren Tod als ihn gleich zu erlösen.
Da gebe ich dir Theoretisch recht, in der Praxis sieht das ganze aber anders aus...
Oder willst du mir erzählen das an den ganzen großfisch" Gewässern wie Traun etc, jeder die Großen Fische abknüppelt ?
Und dann im Hotel verschwindet sobald das Fanglimit erreicht ist ?

Zum Schneller Drillen: Wie schon genannt, mit den langen Ruten kann man gut seitlich Druck auf den Fisch ausüben und ihn z.B. auch schnell in ruhigeres Wasser befördern.
Dazu kommt noch das man durch die Rutenaktion wenig Angst vor Vorfachrbruch haben muss als mit ner meist wesentlich steiferen normalen Rute.
Und Schlussendlich bleibt der Fisch halt immer in Entfernungen von ~2 Rutenlängen, je nachdem wie lang man fischt. Nen Fisch aus 20-30m ranzupumpen braucht ja auch seine Zeit ...

Was das Vorfachabreißen betrifft, zumindest bei Hängern reißt das bei mir zu 90% direkt an der Fliege, liegt aber auch daran das ich hier nen normalen Clinchknoten nutze während ich auf der Schnurseite einen besseren Knoten nehme, so das an der Fliege quasi eine Sollbruchstelle entsteht. Knoten im Vorfach hatte ich bei der Tenkarafischerei bis jetzt recht selten, deutlich seltener zumindest als mit der normalen Rute.

Will die Tenkara Fischerei hier natürlich nciht als überlegen oder sonstwas darstellen, aber waidgerecht ist das ganze auf alle Fälle solange man es dafür nutzt wofür es gedacht ist.
Wer damit am großen Fluß natürlich gezielt Forellen in der 45cm ++ Klasse anwirft handelt fahrlässig, derjenige würde aber vermutlich auch mit der normalen Fliegenrute nicht immer waidgerecht fischen ...


Noch was anderes zur geschichte tippen vs werfen :
Zum "tippen" der Fliege eignet sich eine lange Rute MIT Rolle meiner Meinung nach besser, allein schon wegen der veränderbaren Schnurlänge unter der Rutenspitze.
zumindest an Kleingewässern braucht man meist ~1,5-2m Vorfach vor der Rute, so kurze Schnüre lassen sich mit Tenkara schlecht fischen.

Viel besser sind die Tenkara Ruten dagegen geeignet um mit 0.75-1,5 x Rutenlänge (+ ~1m Vorfach) zu fischen.
Damit fischt man auf ~ denselben Entfernungen wie auch mit der normalen Fliegenrute an Kleingewässern, hat aber wie gesagt die Vorteile das das ganze wesentlich unauffälliger ist
(Die Tenkara Level Schnüre entsprechen grob geschätzt ner 0,45er FC) und das man die Schnur komplett aus dem Wasser hält und die Fliege so natürlicher driftet.
Das Einzige was hierbei stören kann sind überhängende Bäume. An Gewässern wo man also wirklich in nem grünen Tunnel steht sind die Ruten eher nix.
Gruß
Sven
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Erge
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Re: Tenkara

Beitrag von Erge »

Hawk hat geschrieben:Die Tenkara Level Schnüre entsprechen grob geschätzt ner 0,45er FC) und das man die Schnur komplett aus dem Wasser hält und die Fliege so natürlicher driftet..
Hier mal ein paar Infos zu den Tenkara-Levellines:
Die einfachsten Leinen bestehen aus durchgefärbtem Fluocarbon. Warum Fluocarbon und keine normale Angelschnur? Fluocarbon hat eine Dichte von ca. 1,8 g/cm³. Polyamid, aus dem die normale Angelschnur besteht, hat eine Dichte von ca. 1,2 g/cm³. Fluocarbon ist damit bei gleichem Durchmesser deutlich schwerer und wirft sich damit um Klassen einfacher an einer sensiblen Tenkara-Rute als normale Angelschnur, da der Windwiederstand deutlich geringer ist. Im Vergleich mit normaler Angelleine sind die Flurocarbonschnüre auch deutlich steifer, was auch zu einem besseren Wurfverhalten führt.
Die Japaner teilen die Levellines in eigene Klassen ein. Gebräuchlich bei der Tenkara-Fischeirei sind#1,5 bis #5. Die leichten Leinen zwischen #1.0 bis #3 sind schon schwieriger wegen ihrer geringen Masse zu Werfen. Bei #5 stoßen einige leichtere Ruten schon an ihre Reserven. Die leichten leinen lassen sich besser von der Wasseroberfläche fernhalten, da sie nicht so stark durchhängen, die stärkeren Leinen werfen sich vor allem bei Wind deutlich besser. Die meist genutzten Klassen sind Klasse #3-4.5

#1.0 entspricht 0,165 mm Schnurdurchmesser
#1.5 entspricht 0,205 mm Schnurdurchmesser
#2.0 entspricht 0,235 mm Schnurdurchmesser
#2.5 entspricht 0,260 mm Schnurdurchmesser
#3.0 entspricht 0,285 mm Schnurdurchmesser
#3.5 entspricht 0,310 mm Schnurdurchmesser
#4.0 entspricht 0,330 mm Schnurdurchmesser
#4.5 entspricht 0,350 mm Schnurdurchmesser
#5.0 entspricht 0,370 mm Schnurdurchmesser

Die als Tenkara-Levellines verkauften Schnüre sind meist in grellen fluoresierenden Farben durchgefärbt, damit man die Leinen beim Werfen und Fischen besser oder überhaupt sehen kann. Klare Leinen sind aus eigener Erfahrung überhaupt nicht fischbar.

Viele Grüße Ronald
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Hawk
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Re: Tenkara

Beitrag von Hawk »

Da hab ich mich bei meiner Groben Schätzung dann um 0,1mm verschätzt :D
Gruß
Sven
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Re: Tenkara

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Freunde!

Czech-Nymphing, der Versuch der Einführung der Hölzlfischerei in die Fliegenfischerei.
French-Nymphing, der Versuch der Spirolinofischerei mit der Fliegenrute,
Tenkara, der Versuch die Kopfrutenfischerei als Neuheit einzuführen

Ich bin gespannt, was als nächstes kommt!

RC

PS: übrigens, es wundert mich nicht, daß das im Trentino so beliebt ist, immerhin hat Italien einige Weltmeister mit der Kopfrute hervorgebracht.
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Re: Tenkara

Beitrag von Erge »

Hallo Gebhard,

wer redet denn hier von einer Neuheit? In meinen Augen ist die rollenlose Fliegenfischerei nichts anderes als gelebte Geschichte. Und Tenkara ist nichts anderes. Wie wurde denn bis zur allgemeinen Verbreitung der Rolle gefischt? War das für dich keine Fliegenfischerei?

Ich verstehe auch nicht, warum Du immer diese negativen Vergleiche mit dem Czech- und Frenchnymphing und dann noch dem Kopfrutenfischen anführst. Nimm mal eine Tenkararute in die Hand, wirf und fisch damit, dann wirst Du merken, dass das sehr wohl Fliegenfischen in seiner ursprünglichsten Form ist und rein garnichts mit Stippen zu tun hat. Mit den modernen Nymphtechniken hat das auch überhaupt nichts zu tun. Bei der Tenkarafischerei wird mit zarten Nassfliegen und nicht mit Bleibomben gefischt.

Warum muss immer alles schlecht geredet werden?

Viele Grüße
Ronald
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Re: Tenkara

Beitrag von Kermit »

Hallo Freunde!

Goldkopf-Nymphen - der Versuch aufsteigende Fliegenlarven zu imitieren.
Kohlefaser-Ruten - der Versuch, gute Gespließte/Glasfaserruten durch neue Konstruktionen zu ersetzen.
Fluorcarbon/Monofilschnüre - der Versuch, geklöppeltes Pferdehaar durch modischen Krimskram zu ersetzen.
Fliegenhaken aus Stahl - der Versuch, geschnitzte Knochenhaken durch industrielle Haken zu ersetzen - pfui!

Gebt der Tenkara-Technik eine Chance. Da, wo es passt, macht es bestimmt Spaß........

Da nich für,

Roland
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Olaf Kurth
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Re: Tenkara

Beitrag von Olaf Kurth »

Maggov hat geschrieben: Bitte richtig verstehen: ich habe nichts gegen Tenkarafischen, sondern gegen zu schwache Vorfächer und releasen zu erschöpfter Fische geschrieben. Das kannst Du mit jeder Angelmethode (auch mit Spinnfischen oder Naturköderangeln) machen und es wird deshalb nicht schonender.

Lieber Markus,


Ronald ist ein Meister mit der Tenkara-Technik. Auf Ansage ("da steht einer") schnappt sich ein großer Döbel eine dicke Trockenfliege an der Tenkara-Rute, ich stehe zwei Meter hinter Ronald und mir fällt gerade die Kinnlade runter. Nach einem heftigen, kurzen Drill an der Wupper hält er einen gut 65cm Dickkopf in den Händen und wir müssen beide grinsen. Wenn es mir jemand erzählt hätte, ich hätte die Geschichte bezweifelt, aber das war eine magische Situation. Vielleicht kennen das einige..................

Bei der Frage des Vorfachs bin aber auf Deiner Seite. Hier in unseren wilden Juwelgewässern will ich mal eben mit einem 0,14er Vorfach die Nassfliege präsentieren, da schießt ein dunkler, großer Fisch aus der Uferböschung auf meine Fliege, reißt sie ab und verschwindet genau so schnell wieder. Es macht einfach nur Peng! und ich stehe da wie ein begossener Pudel, iss nicht wirklich schön. Das kann auch einem erfahrenen Fischer passieren, der werfe den berühmten ersten Stein, dem das noch nicht passiert ist.................

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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Re: Tenkara

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Ronald!

Die Tenkara-Technik ist aus der Kopfrutentechnik entstanden und nicht umgekehrt.

Die ersten Erlebnisse hatten wir schon vor 25 Jahren, da kamen sie, brachten duch mangelnde Wurftechnik zu dritt in zwei Tagen keine einzige Äsche an den Haken. Am nächsten Tag packten Sie die Kopfruten aus und mit Abzugtechnik und Einwaten bis zu den Brustwarzen legten Sie eine Äsche nach der anderen auf die Schuppen.

Dazu noch das totale Herumwaten im Gewässer, gegen das wir uns, wenn uns an den Beständen etwas liegt, energisch verwahren sollten. In den Videos trampeln die Jungs quer durch jeden Fluß, geht ja nicht anders.

Alles was mit Tenkara möglich ist, ist auch mit einer Fliegenrute mit Fliegenschnur möglich, anders rum aber nicht.
In meinen Gewässern, und einige von Euch kennen sie, da muß man schon mal 15-18m werfen, da ist es doch schon aus, denn näher Heranwaten geht nicht, der Kranz der kleinen Fische schützt die des fangens werten verläßlich.

Außerdem behaupten die Tenkarafischer, sie könnten die Fische abdrillen, diese Behauptung ist absolut lächerlich, das funktioniert natürlich mit eingesetzten Dumpfbacken oder kleinen Fischen, aber wenn da ein starker Wildfisch davonstürmt, macht es einfach peng.

Ich erinnere mich eines Drills an der Iller, die Forelle hatte 5 Pfund und nahm in der ersten Flucht über 80m Schnur, in der zweiten Flucht nochmals über 50m.

Es mag Gewässer geben wo das funktioniert, wie im Trentino z.B. da kommt eine Forelle natürlich nicht aus dem Gumpen heraus, denn dazwischen ist nämlich kaum Wasser.

Tenkara ist für mich: übermäßiges Waten mit nicht waidgerechtem Gerät.

RC

PS: und übrigens kann man mit Tenkara wunderbar Nymphen präsentieren, auch beschwerte und schon sind wir wieder bei der Fanggier, die auch die letzte Grundäsche fangen muß, ob die das dann überlebt, interessiert den Fänger nicht mehr.
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Re: Tenkara

Beitrag von Hawk »

Royal Coachman hat geschrieben: Tenkara ist für mich: übermäßiges Waten mit nicht waidgerechtem Gerät.
Also ich wate wenn ich mit ner kurzen Gespließten unterwegs bin wesentlich mehr allein schon um in eine geeignete Wurfposition zu kommen,
an Kleingewässern wofür die Tenkara Ruten gedacht sind, kann man damit Wunderbar vom Ufer aus der Deckung werfen.
Dann kommt man auch auf 3-4m an die Forellen und Äschen ran wenn man nciht grade wie n Panzer durch die Vegetation Pflügt

Sorry aber dein Beitrag ließt sich so als währe jeder Tenkara Fischer = ein quer durchs Wasser Trampelnder , unwaidmännischer, Czech Nymphender Grundäschenmörder.
Das alles lässt sich wie du schon sagst aber genausogut mit einer normalen Fliegenrute Bewerkstelligen, also warum sollte sich jemand nur weil er eine Tekara Rute fischt jetzt exakt so verhalten ?
Gruß
Sven
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Re: Tenkara

Beitrag von salat »

Lieber Gebhard-RC

ich bemühe mich aus Deinen Ausführungen eine edle Gesinnung heraus zu lesen, es gelingt mir im besten Fall aber nur teilweise.

Was für mich als Mitleser hier im Vordergrund steht ist deine Befangenheit und Ignoranz.
Das ist sehr schade, Deine gesamte Argumentation wird dadurch leider gar nicht unterstützt.
Royal Coachman hat geschrieben:Hallo Ronald!

Die Tenkara-Technik ist aus der Kopfrutentechnik entstanden und nicht umgekehrt.
Siehst Du? Da fängt es schon an!
Du warst also vor 2000 Jahren dabei, ja?
Sir Ernest Satow, ein westlicher Diplomat schrieb in seinen Tagebüchern um 1877 die ersten "dem Westen" bekannte Aufzeichnungen über Tenkara nieder. Tenkara existierte dort aber schon seit "Ewigkeiten"
Die ersten Erlebnisse hatten wir schon vor 25 Jahren, da kamen sie,
Wer ist denn hier bitte Sie?
Die Japanischen Fliegenfischer?
brachten duch mangelnde Wurftechnik zu dritt in zwei Tagen keine einzige Äsche an den Haken.

..ach so, also meinst Du wohl kaum die Japaner, denn Fliegenwerfen ist Fliegenwerfen, unterliegt den selben Prinzipien ob mit oder Rolle, und so mancher Japanische "Tenkara Meister" würde noch so manch "westlichen Fliegenfischer" diesbezüglich blass aussehen lassen.
Alles was mit Tenkara möglich ist, ist auch mit einer Fliegenrute mit Fliegenschnur möglich, anders rum aber nicht.
In meinen Gewässern, und einige von Euch kennen sie, da muß man schon mal 15-18m werfen, da ist es doch schon aus, denn näher Heranwaten geht nicht, der Kranz der kleinen Fische schützt die des fangens werten verläßlich.
Das streitet auch niemand ab, "horses for courses" wie die Briten zu sagen pflegen.
Die Technik hat sich unter gewissen Bedingungen entwickelt und ist für eben diese optimiert.
Ja, die Amis versuchen daraus jetzt wohl etwas zu machen das es nie war .. aber das kennen wir doch:
> alles das sie selber nicht erfunden haben müssen sie übertreiben ;-)
Wir sollten aber, um beim Thema zu bleiben, "Interpretationen" und "offensichtliche Abwegigkeiten" (wie Splitshot Rig u.s.w.) besser vorerst aussen vor lassen, denn Tenkara ist überhaupt kein "neumodischer Furz aus Amerika"
(wovon Du aber wohl irrtümlicher Weise auszugehen scheinst)
aber wenn da ein starker Wildfisch davonstürmt, macht es einfach peng.

Ich erinnere mich eines Drills an der Iller, die Forelle hatte 5 Pfund und nahm in der ersten Flucht über 80m Schnur, in der zweiten Flucht nochmals über 50m.
Ja, das kommen mehrere Punkte zusammen:
- wenn es "peng" macht dann hat der Fisch gewonnen, wenn Du das nicht hinnehmen kannst dann könnte man DIR ja auch "Fanggier" unterstellen. Das ist wohl Ansichtssache oder Verzterrung oder eine Frage der Interpretation/Einstellung.
- Tenkara hat sich nicht für die Fischerei auf 5 Pfund Fische entwickelt ! Was die Amis daraus machen sei mal dahingestellt.
es läuft darauf hinaus dass offensichtlich angemessenes Gerät angebracht ist wenn man an Gewässern mit derartigen Fischen unterwegs ist.
Das scheint bei Deiner Materialwahl also auch nicht der Fall gewesen zu sein ?
Oder kann man behaupten, der Fisch habe die Schnur nicht "genommen" sondern Du hast sie ihm "geschenkt" !?
und übrigens kann man mit Tenkara wunderbar Nymphen präsentieren, auch beschwerte
Das liegt dem traditionellen Tenkara völlig fern!
Es wird einzig und ausschliesslich mit einer "reverse hackle" Nassfliege gewischt.
Alles andere geht wohl unter "können könnte man vieles", aber mit Tenkara hat das überhaupt nichts zu tun.

Also "RC", wenn es Dir nicht gefällt ...? ... dann lerne erst kennen was Du kritisieren möchtest.
Was würdest Du zu jemandem sagen, der in einem Thread über Fischrezepte eine C & R Diskussion beginnt ?

s
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