Trockenfliegenfischen - Problem?

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Antworten
Spessart Räuber
Beiträge: 500
Registriert: 01.12.2006, 17:55
Wohnort: Hochspessart
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 45 Mal

Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von Spessart Räuber »

Hallo,

ich habe mich seit einigen Monaten intensiv mit dem Trockenfliegenfischen befasst. In der Praxis sind meine Wurffähigkeiten jetzt gut genug um das auch sinnvoll machen zu können. Eines irritiert mich dabei allerdings ausgesprochen:

Die Fische inhalieren die Trockenfliege mit einer Agressivität daß ich wesentlich mehr tief gehakte Fische habe als beim Nymphenfischen :? :shock:

Meine Frage: Ist das ein normaler Effekt beim Fischen mit der Trockenfliege? Ich bin schon ganz schön verunsichert. Ich sollte dazu noch anführen das in dem Bach, welchen ich maßgeblich befische, der Befischungsdruck sehr niedrig ist und ich noch nie einen der anderen Karteninhaber beim Fischen mit der Trockenfliege gesehen habe.

Schon mal vielen Dank im voraus für alle Antworten

Cheers

Klemens
It is ironical that the "holier than thou" attitude adopted by some fly-fishermen, which has its origins in the trout fishing dry-fly cult of Edwardian days, is based on a curios fallacy.
Benutzeravatar
henkiboy
Beiträge: 836
Registriert: 09.04.2007, 22:41
Wohnort: Viersen
Hat sich bedankt: 29 Mal
Danksagung erhalten: 74 Mal
Kontaktdaten:

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von henkiboy »

Hallo Klemens,
seltsame Beobachtung die Du da machst. Vom Prinzip her dürfte eigentlich eher das Gegenteil der Fall sein. Beim Fischen mit der Trockenfliege kommt der Fisch meist rückwärts schwimmend (sich treiben lassend) hoch, nimmt die Fliege und macht dann meist sofort eine Kehrtwende, wodurch er sich oft schon selber im Maulwinkel hakt. Dadurch sitzt die Trockenfliege auch meist im vorderen Bereich des Mauls bzw. im Winkel desselben. Zudem entsteht bei der Aufnahme der Trockenfliege nicht so ein Wassersog wie das bei der Aufnahme der Nymphe der Fall ist.
Du schilderst also eine recht ungewöhnliche und eigenartige Beobachtung!

liebe Grüße
Detlef
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen !
Albert Schweitzer
Philzlaus
Beiträge: 997
Registriert: 27.08.2009, 17:00
Hat sich bedankt: 6 Mal
Danksagung erhalten: 72 Mal

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von Philzlaus »

Ich hab ein Ähnliches Problem. Die Äschen die ich hake haben die Fliege oft sehr weit hinten wobei Forellen die Fliege oft vorne sitzen haben.

Was du probieren könntest wären eventuell grössere Muster. Eventuell funktioniert das besser.
gruss
Philipp
flo staeuble
Beiträge: 535
Registriert: 18.02.2009, 11:58
Hat sich bedankt: 64 Mal
Danksagung erhalten: 145 Mal
Kontaktdaten:

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von flo staeuble »

hi klemens, hi philipp,

habt ihr dieses problem beim stromabfischen oder auch beim stromauf-fischen?
ist meiner erfahrung nach ein himmelweiter unterschied.
stromab: fliege tief
stromauf: fliege ganz vorne.
flo
Maggov
Moderator
Beiträge: 5537
Registriert: 28.09.2006, 14:21
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 305 Mal
Danksagung erhalten: 395 Mal

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von Maggov »

Hi Klemens,

ich denke eine der Ursachen hast Du vollkommen richtig erkannt - an Gewässern mit niedrigem Befischungsdruck passiert es deutlich häufiger, dass (v.a. kleine Fische) die Trockenfliege tiefer sitzen haben. Einen "Nachteil" der Trockenen ggü. der Nymphe bzgl. des tief Schluckens habe ich bisher nicht feststellen können. Wäre die Gierigkeit der Fische die Hauptursache so würden auch die Nymphen sehr tief geschluckt...

Eine grössere bzw. grosse Fliege kann funktionieren wenn sie so groß wird dass sie "sperrt". Ist auch ein sinnvoller Weg die Kleinen nicht immer zu haken - bei niedrigem Befischungsdruck hast Du immer noch gute Chancen dass die Grösseren trotzdem steigen. Das Problem dabei ist dass die grossen Haken natürlich auch schneller einen Fisch blöd verletzten als Kleine...

Darf ich fragen ob Du viel CDC oder No-Hackle Muster fischst?

Nachdem ich das mal gehört habe habe ich darauf etwas geachtet und ebenfalls den Eindruck bekommen dass CDC und No-Hackle Fliegen gerne etwas tiefer sitzen. Ich denke der Grund dafür ist der fehlende Hechelkranz und wenn das sich öffnende Maul den Sog erzeugt zu wenig Widerstand.

Gepalmerte Muster und Muster mit relativ steifen Hecheln bleiben zumindest gefühlt häufiger weiter vorne hängen.

Des weiteren kann man bestimmte Steigarten identifizieren die anscheinend schneller zu einer tief hängenden Fliege führen. Wenn der Fisch z.B. mit der Fliege aus dem Wasser springt oder sich seitlich in die Fliege rein rollt, dann ist m.M. nach die Gefahr des tief hakens deutlich höher.

Ein weitere Aspekt kann die Schnur sein. Hat man zuviel loose Leine am Wasser dann dauert es länger bis der Anhieb kommt (Leine muss sich ja erst strecken) und das gibt dem Fisch Zeit zu schlucken.

Grundsätzlich würde gegen zu tiefes Haken ein früherer Anhieb helfen. Das Problem ist dass die gerade grosse Fische eine Verzögerung brauchen und Kleine einen sofortigen Anhieb. Ausserdem gibt es noch so (zugegebenermaßen spektulative) Einflüsse wie oben beschrieben. Ich denke am meisten hilft hier Erfahrung - die fördert das Bauchgefühl was in der Situation angemessen ist - denn die Zeit zum bewussten Entscheiden fehlt. Im Zweifelsfall mal einfach sehr früh anschlagen und möglichst engen Kontakt zur Fliege halten. Wenn Du die Fische siehst dann kannst Du auch bei Kleinen die Fliege wegziehen (ein Riesenvorteil bei der Trockenen) - aber nicht auf die Stiege achten denn die verraten oft nichts über die Grösse.

Gerade Gewässer mit niedrigem Befischungsdruck sind ideal für die Trockene und die Trockene ist m.M. nach eine der schonensten Arten zu Fischen. Also genieß es und trainier einfach Deinen Instinkt weiter - Du wirst sehen dass sich das gibt.

LG

Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
Spessart Räuber
Beiträge: 500
Registriert: 01.12.2006, 17:55
Wohnort: Hochspessart
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 45 Mal

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von Spessart Räuber »

Hallo,

schon mal vielen Dank für diese Antworten. Hier noch ein paar Details:

Ich fische fast ausschließlich stomauf und verwende recht große Fliegen (Hakengrößen zwischen 8 und 12). Als Muster meistens Käferimitationen, Emerger, Cut Wing Caddis, G&H Sedge und letztes Mal eine Royal Wulff. Die Fische attackieren die Fliege aus allen Lagen, zum Teil mit einem deutlichen Klatscher auf der Oberfläche. Von Einsaugen der Fliege keine Spur. Vor etwa zwei Wochen habe ich an einer Stelle eine sehr stattliche Bachforelle gefangen. Die hat eine richtige Bugwelle beim Zugriff aufgeworfen.

Der Bach in dem ich fische ist eher schmal (so 3 bis 8 Meter) und sehr stark mäandernd. Er fließt zum größten Teil durch ein Naturschutzgebiet und ist deswegen sehr naturbelassen. Die Wassertiefe schwankt zwischen knöcheltief und etwa 2 Metern. Es gibt einige sehr tiefe Kolke und Gumpen, die großen Fische stehen jedoch meist im mitteltiefen Bereich an entsprechenden Stellen (unterhöhlte Ufer etc.)

Cheers

Klemens
It is ironical that the "holier than thou" attitude adopted by some fly-fishermen, which has its origins in the trout fishing dry-fly cult of Edwardian days, is based on a curios fallacy.
Maggov
Moderator
Beiträge: 5537
Registriert: 28.09.2006, 14:21
Wohnort: München
Hat sich bedankt: 305 Mal
Danksagung erhalten: 395 Mal

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von Maggov »

Hallo Klemens,

hört sich ja klasse an - ich denke schnelle Reflexe und ein halbwegs enger Kontakt zur Fliege sind in dieser Beschreibung alles was Du beitragen kannst.

Viel Spaß weiterhin und Grüsse

Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
Benutzeravatar
gespliesste
Beiträge: 1405
Registriert: 02.01.2008, 23:49
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 56 Mal
Danksagung erhalten: 266 Mal

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von gespliesste »

Hallo,
Maggov hat geschrieben: Nachdem ich das mal gehört habe habe ich darauf etwas geachtet und ebenfalls den Eindruck bekommen dass CDC und No-Hackle Fliegen gerne etwas tiefer sitzen. Ich denke der Grund dafür ist der fehlende Hechelkranz und wenn das sich öffnende Maul den Sog erzeugt zu wenig Widerstand.
da ich schon viele Jahre überwiegend CDC Muster fische, kann ich das aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Ich würde das nach meinen Beobachtungen nicht mir der Beschaffenheit des Musters in Verbindung bringen wollen.

Ich hatte die ersten Jahre auch immer mal wieder Fische die die Fliege tief gechluckt hatten, die letzten Jahre aber kaum noch. Ich kann mich nicht erinnern in den letzen Zehn Jahren eine Forelle oder Äsche gefangen zu haben, die die Fliege so tief geschluckt hatte, das ich nicht mehr rankam.
Ich kann mir das nur mit der Technik bzw. dem richtigen Timing des Anschlags erklären. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Fische brauche ich keine Aterienklemme um den Haken zu lösen.

Also das würde auch für die Empfehlung von Markus sprechen, Timing beim Anschlag und damit verbunden eine gute Schnurkontrolle ...

LG,

Olaf
<< streamstalkin´ 24/7 >>
"When fishing becomes a competition it gets worse than work ... " - Charles Ritz
Benutzeravatar
CH-Troutstalker
Beiträge: 7
Registriert: 02.07.2011, 12:53
Wohnort: Schweiz

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von CH-Troutstalker »

Hallo!
Auch ich würde sagen, dass es normalerweise eher andersrum läuft, sprich du gar nicht zum Anschlagen kommst, weil der Fisch schon abgedreht hat. Ich habe jedoch schon ähnliche Erfahrungen gemacht: Vor allem im Frühjahr schiessen kleine Forellen wie wild auf die Trockene und schlucke sie. Das einzigen Massnahmen, die bei mir halfen waren, die Fliege den Fischen wegzuziehen oder mir bekannte Jungfischplätze zu meiden.

Ansonsten kann ich mich nur den anderen anschliessen: Grosse Fliege und den Kontakt zur Fliege möglichst eng halten (Schnur immer schön nachziehen), denn so kannst du noch schneller anschlagen und der Fisch kann die Fliege gar nicht erst verschlucken.

Gruss und viel Petri Heil!!
Raphael
Spessart Räuber
Beiträge: 500
Registriert: 01.12.2006, 17:55
Wohnort: Hochspessart
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 45 Mal

Re: Trockenfliegenfischen - Problem?

Beitrag von Spessart Räuber »

Hallo,

erst ein mal vielen Dank für die vielen Antworten, Informationen und Gedanken.

Ich fische fast ausschließlich auf sehr kurze Distanz, so 3 bis 6 Meter. Die Strömung verwirbelt oft recht stark, die Schnur macht schon mal einen Bogen auf der Wasseroberfläche. Das Problem der tiefsitzenden Fliegen tritt meistens dann auf, wenn die Fliege direkt beim Aufsetzen genommen wird was regelmäßig vorkommt. Daraus schließe ich, ihr habt recht damit, daß ich meine Schnurkontrolle verbessern muß um sofort anschlagen zu können.

Cheers

Klemens
It is ironical that the "holier than thou" attitude adopted by some fly-fishermen, which has its origins in the trout fishing dry-fly cult of Edwardian days, is based on a curios fallacy.
Antworten