Verhalten von releasten Fischen

Hier gehts rund um den Fisch. Besonderheiten, spezielle Techniken und Köderwahl auf unterschiedliche Fischarten, u.s.w.

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Rene63
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Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Rene63 »

Hallo an alle,
hat sich jemand schon mit dem Verhalten von releasten Fischen beschäftigt.
Ich meine im Punkto Fressverhalten, sind sie besonders schreckhaft, lassen sie sich schwerer wieder fangen, sind sie misstrauischer gegen über der Fliege. Müssten ja letztendlich alle an einem posttraumatischen Syndrom leiden.
Gruß René
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webwood
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von webwood »

Servus Rene,

Es häufen sich die Fälle, in denen Fische nach mehrstündigem abendlichem Gefangenwerden schlecht einschlafen, schwer träumen oder tagelang stottern. Hier liegen zweifellos ernst zu nehmende seelische Störungen vor, an denen man nicht länger achtlos vorübergehen darf.

Die Köder der Fliegenfischer sind in der Regel besser geeignet für mittelgroße, langschuppige Fische als für kleine kurzschuppige. Dicke Fische wiederum neigen erfahrungsgemäß zu Streamern und auffälligen Ködern, während dünne sich mehr von Nymphen angesprochen fühlen. Das heißt jedoch nicht, daß nicht auch gelegentlich große dicke, kurzschuppige oder kleine dicke langschuppige Fische Freude an Fliegen haben für kleine lange, kurzschuppige und kurze dicke langschuppige, haben können.

Ziemlich Frei nach Loriot :wink:

Viele Grüße :D

Thomas
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tea stick
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von tea stick »

webwood hat geschrieben:... Das heißt jedoch nicht, daß nicht auch gelegentlich große dicke, kurzschuppige oder kleine dicke langschuppige Fische Freude an Fliegen haben für kleine lange, kurzschuppige und kurze dicke langschuppige, haben können...
Der war gut, Thomas!
Trägt zwar zur Klärung des Sachverhalts wenig bei, ist aber imstande, die Verbissenheit der Diskussion deutlich zu entschärfen!

Lieber Gruß

vom Freimut
TL!
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Chillipp
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Chillipp »

Hallo ahuaba (?!),

vielen Dank für die Links! Ich finde es sehr spannend solche Fragestellungen aus wissenschaftlicher Perspektive zu betrachten. Danke!

Philipp
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webwood
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von webwood »

Hallo,

auch wenn ich bisweilen nicht gar so bierernst auf Beiträge antworte, von einer einziger Erfahrung mit einem unfreiwillig releasten Fisch, den ich wieder getroffen und letztlich zum Essen eingeladen habe, kann ich indess ernsthaft berichten.

Die Besatzforellen!!!! am Pilsensee waren ca. 3 Wochen im Wasser. Ich hatte eine Trutte gepierct, d.h das Vorfach ist gerissen. Vermutlich durch einen Windknoten, aber das ist eigentlich egal. Ca. 15 Minuten später hatte ich eine dicke ReBo im Boot und meine abgerissene Fliege hing in deren Maul und war somit auch wieder an Bord. Das Muster war beim ersten und zweiten Male eine identische Hares-Ear Nymphe mit Goldkopf. Der Fisch hat offensichtlich nichts gelernt. Der Drill beim ersten Biss war übrigends sehr kurz, bis das Vorfach riss.

TL

Thomas
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Rene63
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Rene63 »

Hallo ahuaba vielen dank für die Links.
Sehr interessant, genau so etwas hab ich gesucht.
Gruß René
Seeadler
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Seeadler »

Hallo,

habe bei Besatzforellen in einem Baggersee ähnliches beobachtet wie Thomas. Die Fliege wurde 2x im Abstand von ca. 10 Sekunden kurz genommen, verbunden mit einem ebenfalls etlichen Sekunden andauernden Drill - da der Anhieb jedoch nicht saß, konnte sich der Fisch jedesmal wieder lösen. Beim dritten (!) Wurf und dritten Drill habe ich (shame on me, aber aufschlussreich!) den Fisch erst gelandet.
Meine Vermutung ist, dass der Haken dem Fisch weder große Schmerzen bereitet hat, noch dass der (kurze) Drill-Stress "traumatisch" und abschreckend gewirkt haben kann. Anders kann ich mir diese "Hartnäckigkeit" nicht erklären...
Natürlich gilt es zu bedenken, dass es sich in diesem Fall um einen weitgehend unerfahrenen Besatzfisch handelte...

Viele Grüße,
Daniel
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von flo staeuble »

grüß gott,
ich glaub nicht, dass nur besatzforellen so blöd sind. bei grossen äschen ist es mir bereits mehrfach passiert, dass ich eine im abstand von wenigen minuten zweimal gefangen hab. KÖNNTE ein indiz dafür sein, dass sie durch den vorherigen drill zumindest nicht komplett derangiert waren. aber so weit will ich mich mit meiner interpretation nicht vorwagen.

grüße vom flo

p.s. und falls jetzt irgendjemand auf die idee kommt, mir anzuraten, vor dem hintergrund einer solchen erfahrung doch grundsätzlich nach dem fang eines fisches die stelle zu wechseln - jaja, ich weiss!
Michl
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Michl »

Hallo,
Forellen werden in dieser Hinsicht maßlos überschätzt, ebenso die Wirkung des Drilles.
Das ist meine, wissenschaftlich gänzlich unbelegte Meinung.

Ich habe beispielsweise an 3 aufeinanderfolgenden Tage beim Äschenfischen 3 x die gleiche Forelle gefangen,
eine Regenbogen von über 50 cm mit einer Kerbe in der Schwanzflosse.
Ausserdem hat mir eine andere Regenbogen im Bach das Vorfach gesprengt, nach Anknoten einer neuen Fliege hab ich den Fisch samt Piercig gelandet.
Unmittelbar nachdem ein Fisch das Vorfach meines Mitfischers gekappt hat, fange ich eine 40 cm Bachforelle mit seiner Fliege im Unterkiefer.

Ich denke, je größer der Fisch, desto leichter ist er wieder zu fangen, da der Nahrungsbedarf eben einfach höher ist, jedenfalls in Gewässern in denen
das Nahrungsaufkommen es nicht erlaubt zu selektiv zu sein.

Insgesamt sind die Fische robuster als allgemein angenommen wird, sonst hätte die Evolution sie längst aussortiert.
Wir neigen eben dazu alles mit uns zu vergleichen und zu vermenschlichen.
Ich geh jetzt zu meinem Therapeuten, habe posttraumatische Störungen da ich am Wochenende wieder nicht fischen war. :(

Gruß Michl
Die Beute ist unwesentlich, entscheidend ist nur das Gefühl.
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Maggov »

Hallo zusammen,

auch ich kenne die Fälle von Mehrfachfängen - aber auch Bäche da merkt man ganz genau ob jemand davor durchgegangen ist, da ist nämlich erstmal ein paar Stunden Funkstille. Das auch bei Fischen (in diesem Fall Forellen die sehr sicher nicht besetzt waren) die gar nicht gefangen bzw. releast wurden...

Und dann gibt es ja nicht zu unrecht die Stories über "educated trouts".

Nur um mal einen Kontrast zu geben...

LG

Markus
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Frank. »

Maggov hat geschrieben:Und dann gibt es ja nicht zu unrecht die Stories über "educated trouts".
Danke! Auch von "educated pikes" weiß ich zu berichten. Eben ein solcher, und zwar ein ziemlich kapitaler, steht in einem unserer Forellengewässer, und ich versuche schon sehr lange, diesen Zustand zu beenden. Ich habe freilich den Eindruck, dass er mir verschmitzt zuzwinkert, wenn er sich in aller Ruhe von der Strömung abtreiben lässt ...
Allerdings weiß ich nun wirklich nicht, ob er von Anglern "educated" worden ist - aber das bezweifele ich. Denn in diesem Gewässer setzt niemand einen gefangenen Esox zurück. Möglicherweise gibt es einfach besonders vorsichtige (oder konservative, was die Nahrungsaufnahme angeht) Fische, die deshalb auch gute Chancen haben, alt und groß zu werden.

Euer Frank
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Headi »

Hallo!

Die Arbeiten sind interessant, aber teils methodisch zweifelhaft. Die Zanderstudie etwa ist geradezu fahrlässig designed (die Kontrollgruppe ist in einer völlig anderen Umgebung untergebracht und wurde dann weggelassen :roll: ). Na ja war auch "nur" eine Masterarbeit.

Die letzte Studie ist umso spannender - ich habe viel gelernt.

Sonst:
Hechte stellen sich gern auf spezielle Nahrung ein (Bisamratten, Aas nach einem Kraftwerk) und werden dann "unfangbar" weil sie dauersatt sind (eine Bisamratte enthält viel Fett, Aas ist in Massen vorhanden). Da hat man dann schnell den Eindruck, dass der Hecht schon "alles kennt" - was auch stimmen mag, aber sicher ist es nicht :).


Gruß
Florian
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Frank. »

Headi hat geschrieben:Hechte stellen sich gern auf spezielle Nahrung ein (Bisamratten, Aas nach einem Kraftwerk)
Ganz sicher richtig! Bei "meinem" speziellen Hecht muss ich aber leider davon ausgehen, dass seine Lieblingsmahlzeit Forellen bzw. Äschen sind (er steht in einem sehr großen und tiefen Gumpen direkt unterhalb einer Rausche, wo sich die Salmoniden eigentlich drängeln müssten. Aber dort ist nada, nothing, nichts. Im Rest des Flusses kann es Ring neben Ring geben - aber dort …).

Noch ein Satz zu den "educated trouts": Ich denke mal, dass viele Forellen ausgesprochen schwer erziehbar sind … Manche C&R-Gewässern mit starkem Publikumsverkehr hätten sonst längst schließen müssen.

Euer Frank
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Maggov »

Frank. hat geschrieben:
Headi hat geschrieben: Noch ein Satz zu den "educated trouts": Ich denke mal, dass viele Forellen ausgesprochen schwer erziehbar sind … Manche C&R-Gewässern mit starkem Publikumsverkehr hätten sonst längst schließen müssen.

Euer Frank
Hallo Frank,

Alles eine Frage des Nachschubs... Wenn die Forellen nicht abwandern hast Du in c&r Strecken auch ein paar richtige Professoren unter den Trutten.

LG

Markus
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Re: Verhalten von releasten Fischen

Beitrag von Headi »

Hallo!

Das kann ich nur bestätigen. Dort werden Fische gehakt, indem man ihnen Micro-Nymphen in den Atemsog hängt :oops:
Was das allerdings noch mit Fischerei zu tun hat :roll:

Gruß
Headi
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