Hallo Forengemeinde,
ich habe die Tage an unserem Küchenfenster eine kleine Eintagsfliege "erwischt" und "verhaftet". Das ist aber nicht das erste Mal das ich eine davon vorfinde.
Leider bin ich entomologisch nicht so gut bewandert, als das ich sie zweifelsfrei identifizieren könnte. Folgende Fragen tun sich mir hier auf und richten sich an die Insektenspezies unter euch:
Welcher Art gehört das nicht mal 1 cm lange Tier an? (ich vermute 'ne Beatis-Art)
Wie hat es hierhin finden können? (Ein sauberes Fließgewässer gibt es im nahen Umkreis nicht)
Ich habs vorsichtig an den Flügeln gepackt und nach draußen verfrachtet, wo ich an der Hauswand noch ein Foto gemacht habe. Das findet ihr im Anhang. Bin mal gespannt ob es hier zweifelsfrei identifiziert werden kann!
liebe Grüße
Detlef
Kleine Eintagsfliege
Kleine_Eintagsfliege.jpg (40.47 KiB) 2074 mal betrachtet
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen ! Albert Schweitzer
vor ein paar Jahren hatten wir mal einen ähnlichen Fall, aber den finde ich auch über die Suche nicht wieder: Auf irgend einem Berliner Hochhausbalkon (glaube ich mich zu erinnern) war eine Ephemeroptera aufgetaucht.
Gewässernähe spielt kaum eine Rolle. Die Insekten sind so leicht, dass sie bei gutem Wetter von der warmen Luft sehr, sehr hoch nach oben gesogen werden können - schau mal, wie weit oben die Schwalben oft jagen ...
Bei leichtem Wind können sie unter Umständen Dutzende von Kilometern weit reisen, ob sie wollen oder nicht.
Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
bei dem Tierchen handelt es sich um eine weibliche Imago der sehr häufigen Cloeon dipterum aus der Eintagsfliegenfamilie Baetidae, die selbst in wassergefüllten Tonnen ihr Auskommen findet.
Hallo Jürgen,
das nenne ich aber mal eine konkrete und fachkudige Auskunft! Du hast mir ja nicht nur die Art genannt, sondern gleich das Geschlecht dazu.
Da lag ich mit meiner Vermutung ja gar nicht sooooo weit daneben. Immerhin stimmte bei meiner Vermutung die Gattungsgruppe.
Das die Tierchen auch in Regentonnen ihr Auskommen finden war mir nun völlig neu und finde ich sehr spannend.
@Frank: Im Umkreis von dreißig Kilometern finden sich schon einige "verdächtige" Flüsse als Quellen für versprengte Eintagsfliegen........ist wohl wahr und ebenfalls eine Option. Wie gesagt das kommt in unregelmäßiger Folge immer wieder vor das wir so einen Gast im Haus haben.
Naja.....ich habe das Tierchen ja liebevoll an die Luft gesetzt, damit es die wenigen Tage der verbleibenden Lebenszeit noch geniessen kann und sinnvoll verbringt.
Vielen Dank für die aufklärenden Zeilen
Detlef
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen ! Albert Schweitzer
nur noch eine kleine Zusatzinfo ergänzend zur brillianten Analyse von Jürgen.
Die beiden auch im angelsächsischen Raum vorkommenden Arten C. dipterum und C. simile sind dort wichtige Stillwasserspezies, deren Imitationen auf kleinen und großen Seen gerne an Sommerabenden verwendet werden.
C. dipterum kommt in kleineren stehenden Gewässern (bis herunter zu Regentonnen) vor und wird dort deshalb Pond Olive genannt. C. simile ist die Art der großen Seen und heißt deshalb Lake Olive.
Gruß
Klaus
"Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen"
Platon (panta rhei)
Die Erkennung des Geschlechts von Eintagsfliegen ist absolut kein Hexenwerk. Die männlichen Tiere besitzen am Abdomenende Haltezangen (sog. Forceps), mit denen sie die Weibchen bei der Begattung während des Flugs festhalten. Beispiele findest Du z.B. hier oder hier. Zusätzlich sind die Augen der Männchen vieler Familien in Form sogenannter "Turbanaugen" ausgebildet, was auf den beiden verlinkten Aufnahmen ebenfalls sehr schön zu sehen ist.
Viele Grüße
Jürgen
Edit: Bevor ich nochmals ergänzen muss, hier noch ein Zitat des "Altmeisters" Eduard Schoenemund aus dem Grundlagenwerk "Eintagsfliegen oder Ephemeroptera" erschienen 1930: "Nach der Begattung fliegt das Weibchen nicht zur Eiablage auf das Wasser, sondern an einen geschützten Ort, um dort meist 10-14 Tage ruhig zu verharren und dann die fertigen Embryonen abzulegen. Bei dieser Ephemeride ist nämlich der recht interessante Fall der Viviparie festgestellt worden". Das bedeutet, dass unmittelbar nach der Eiablage auf dem Wasser die im Ei bereits herangereiften Larven schlüpfen.
Hallo z ´amm,
und wenn wir schon beim vertiefen ins Detail sind. Die Ökotümpel und Kunstbäche in den Hausgärten sind auch beliebte Lebensräume der Cloeon (e bitte mitsprechen), wo sie sogar ebenso wie in der Luft oft von Libellen gejagt werden. In meinem früheren zu Hause tauchten regelmäßig sogar die Subimagines auf und häuteten sich dann im schattigen Wohnzimmer erst zur Imago, was ich immer begeistert meinen Kindern gezeigt habe, ohne dass die das sonderlich beeindruckt hat. Von wegen uralte Familie, einzigartig Häutung mit Flügeln, na und? Dinos sind irgendwie beeindruckender...
Ephemere Grüße
Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
