Die Qual der Lachsfliegenauswahl: Gibt es die drei Könige?

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Betze
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Die Qual der Lachsfliegenauswahl: Gibt es die drei Könige?

Beitrag von Betze »

Hallo alle miteinenader!

Ich stehe als Lachsanfänger gerade vor einem großen Problem.
Die Auswahl an verschiedenen Lachsmustern und Spezialfliegen ist ja so mannigfaltig wie es Kiesel im Fluss gibt. Jetzt stelle ich mir die Frage, braucht man die alle wirklich oder lässt sich das ganze doch auf ein relativ kompaktes Maß beschränken?
Zu meinem Vorhaben, ich möchte dieses Jahr endlich nach wirklich vielen Skandinavienaufenthalten ohne einmal an einem Lachsfluss gefischt zu haben endlich den Sprung ins kalte Wasser wagen.
Allerdings weiß ich aufgrund meines baldigen Studienabschlusses noch nicht so genau wann es mich wo hinverschlägt und kann demnach auch noch keinen genauen Fluss oder eine Jhreszeit nennen.

Da ich aber über den Winter schonmal ein wenig tüdeln möchte bin ich auf der Suche nach Standartmustern, die relativ universell einsetzbar sind und ihren Fisch fangen.

Daher wollte ich die Erfahrenen fragen welche drei Lachs- Meerforellenfliegen für den skandinavischen Raum unbedingt in die Box gehören.

Vielleicht eine Helle, eine Mittlere und eine Dunkle um auf Witterung und/oder Tageszeiten reagieren zu können.

Wer den Schritt weiter gehen möchte kann mir gerne noch eine Trockne (Bomber) und eine Shrimpfliege vorschlagen.
Auch bin ich für Angaben zur sinnvollen Größe (Hakengröße, Tubenlänge) sehr dankbar.

Gibt es diese Fliegen überhaupt? Oder stelle ich mir das gerade viel zu einfach vor und man muss immer dutzende verschiedener Muster umhertragen? Ich denke beim fischen auf kleinere Salmoniden (Äschen,Forellen) kann auch jeder der möchte auf drei bis vier Fliegen zurückgreifen die immer und überall effektiv einsetzbar sind. Geht das bei Lachs- Meerforellenfliegen nicht auch?

Ich hoffe auf rege Teilnahme und bin dankbar für jeden Tip.
Gruß

Sebastian
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Bäschwatz
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Fliegenauswahl

Beitrag von Bäschwatz »

Hallo Sebastian
So eine ähnliche Frage stellte ich mal zum Thema Meerforellenfliegen.
Dank zahlreicher Hinweise ging das Getüddel gleich los und dauerte mehrere Wochen.
Wieviele Fliegen ich dabei hatte hab ich nicht gezählt.
Das Rennen machte letztendlich ne alte Gurke, die auch zuhause an der Bäsch gut geht.
Bloody Butcher oder auch Eisvogelfliege sind recht bekannt
Und das dan in verschiedenen Farbvarianten.
Weiß, silber, schwarz türkis und orange.
Wie das mit Lachs ist kann ich aber nicht beantworten.
Gruß Thilo
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troutteaser
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Einstieg ins Lachsfischen - Welche Lachsfliege nehmen?

Beitrag von troutteaser »

Hallo Sebastian,

folgende Lachsfliegen kann ich für einen Einstieg ins Lachsfischen in Norwegen empfehlen:

Drei Standardmuster:

Stoats Tail, Größe 4,6,8
Green Highlander, Größe 4,6,8
Cascade, Größe 4,6,8 (Shrimpmuster)

Dazu noch folgende 3-4 Tubenfliegen (je in 1, 1,5 und 2 inch):

Sunray Shadow
Red Francis Tube
Black and Orange
Black and Yellow

Mit diesen Fliegen habe ich beim Lachsfischen in Norwegen gefangen. Du brauchst m.E. also nicht diverse Muster mitzunehmen, um Deinen ersten Lachs zu fangen.

Hier kannst Du Dir ein paar Muster als Anregung anschauen:

http://www.fullingmill.com/index.php?c=106

Zusätzlich würde ich Dir empfehlen - wenn Du nicht gerade bei ganz hohem Wasser und zu Saisonbeginn Anfang Juni (Schneeschmelze) bei sehr hohem Wasserstand fischt - mit der Schwimmschnur zu starten und diese "Fliegen" ggf. mit Polyleadern als Vorfach zu fischen (floating, intermediate, slow sink, fast sink). So erreichst Du bei normalem bis leicht erhöhtem Wasserstand die meisten Standplätze der Fische.
Polyleader sind zum Lachsfischen optimal, da sie in Kombination mit den meisten WF-Fliegenschnüren und Schußköpfen (Guideline, Rio, SA) eine gute Kraftübertragung haben und sich auch beschwerte Fliegen damit besser werfen lassen (es gibt dazu auch andere Meinungen, aber ich habe damit sehr gute Erfahrungen auf meinen Lachsreisen gemacht).

Wenn Du Dich ins Lachsfischen einlesen willst:
"Einfach auf Lachs" von Bernd Kuleisa oder
"Lachsfieber" von Hartmut Kloss kann ich Dir als Einstiegslektüre empfehlen.

Wenn Du weitere Tipps brauchst, gerne auch als PN.

Viele Grüße
Emil Dittmer
Zuletzt geändert von troutteaser am 09.01.2011, 20:26, insgesamt 2-mal geändert.
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greypanther
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Beitrag von greypanther »

Hallo Sebastian,

kann das was Emil zu den Fliegen gesagt hat nur unterstreichen.
Von Anfängern (leider auch oft von Fortgeschrittenen, von denen aber oft aus anderen, naheliegenden Gründen) wird die Bedeutung des Fliegenmusters stark überbewertet.
Viel wichtiger als das Muster ist die Art wie Du dieses fischst. Deine Fähigkeit, den Fluss "zu lesen", die Lachs-Standpätze richtig anzusprechen, die Fliege in der richtigen Tiefe abhängig vom Wasserstand, der Wassertemperatur und -trübung anzubieten. Nicht zuletzt aber auch eine Beherrschung des Fluggeräts in den unterschiedlichsten Gewässersituationen ist oft entscheidend für den Erfolg.
Ich habe schon sehr viele Lachse gesehen, die mit der Fliege gefangen wurden und keine zwei hatten die gleiche Fliege im Maul. Mit anderen Worten: jede Fliege fängt ihren Fisch, wenn sie richtig gefischt wird und genügend Fische im Fluss sind.
Das bedeutet, dass es die erfolgreichste Strategie für Dich ist, vor Ort möglichst viele Infos zu bekommen über den Zustand des Flusses, die gängigen Muster und wie sie gefischt werden. Und, Spey-, Switch- Undwasweisichnoch-Casts fleißig üben.
Gruß
Klaus


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Betze
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Beitrag von Betze »

Hallo,

zuerst einmal Danke für die bis jetzt eingegangenen doch sehr umfangreichen und auch hilfreichen Antworten.
Ich hab mal irgendwo gelesen das man Lachse auch: "Mit ein paar Haaren vom Hintern eines Bären" sehr gut fangen kann. War mir dessen aber aufgrund der Fülle an verschiedenen Mustern nicht ganz so sicher.
Offenbar kann man sich also doch auf wenige Standarts + der speziellen Flußfliege (wo man eben grad so ist) verlassen.
Wäre nett wenn evtl. der ein oder andere noch einen Tip abgeben würde was diese Standarts betrifft, angeschaut habe ich mir wirklich schon dutzende Fliegen mittlerweile und finde sie alle schick und fängig.

Mit denen von Emil genannten kann ich mich bereits gut anfreunden, aber eventuell hat ja doch noch jemand einen brandheißen Tip was gängige Muster betrifft. :wink:
Gruß

Sebastian
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troutteaser
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Lachsfliegen für Norwegen

Beitrag von troutteaser »

Hi Sebastian,

"die tödliche" und überall fängige Fliege gibt es nicht, auch nicht beim Lachsfischen.

Aber: Wie oben von Klaus beschrieben: Die gute Führung der Fliege, das Lesen des Gewässers und nicht zuletzt: Wenige, aber präzise und oft "kurze" Würfe fangen Lachse.
Klaus hat natürlich recht, die Fliege spielt beim Lachsfischen eine weit geringere Rolle als beim Forellenfischen.
Ein lokales, am betreffenden Lachsfluss erprobtes Muster der Einheimischen solltest Du in Norwegen erhalten. Entweder im örtlichen Flyshop oder noch besser, direkt von einem einheimischen Fliegenfischer. Wenn Du in Kontakt mit ihnen kommen willst, schaden ein paar Brocken Norwegisch und ein abendlicher Besuch in der örtlichen Kneipe nichts.
Falls jemand einen Lachs gelandet hat, mache doch am Wasser von ihm und seinem Fang - sein Einverständnis vorausgesetzt - ein paar Digifotos und frage mit welcher Fliege er diesen Fisch fing. Häufig bekommst Du sie in der Gunst der Stunde von ihm geschenkt! Die meisten einheimischen Fischer sind sehr freundliche Menschen, wenn man ihnen mit Respekt begegnet.
Was auch oft hilft: Freundlich und zuvorkommend sein und den Einheimischen am Wasser den ersten Wurf bzw. Durchgang am Lachspool fischen lassen, auch wenn Du etwas eher am Wasser warst und eigentlich gerade loslegen willst. Gutes Benehmen wird am Lachsfluss immer seltener, hier kannst Du punkten!

Ich hoffe, ich konnte ein paar nützliche Hinweise geben.

Viele Grüße
Emil Dittmer
Zuletzt geändert von troutteaser am 12.01.2011, 01:53, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von greypanther »

troutteaser hat geschrieben:Gutes Benehmen wird am Lachsfluss immer seltener, hier kannst Du punkten!
Emils Aussage kann ich nur doppelt unterstreichen! In unserer Ellenbogengesellschaft ist leider auch zu beobachten, dass sich die Rüpel immer mehr auch an teuren Lachsstrecken ausbreiten und nicht nur an den überfischten "Vereinsstrecken". Mit Freundlichkeit und Höflichkeit wirst Du am Lachsfluss überall auf der Welt die Türen aufstoßen und man wird Dich ebenso zuvorkommend behandeln.
Hab' keine Scheu, Dich als Anfänger zu "outen". Ich kenne keinen ernsthaften, erfahrenen Lachsfliegenfischer, der in einer solchen Situation den Neu- oder Fremdling nicht an der Hand nimmt, ihm Fliegen zeigt oder sogar schenkt, ihm sogar einige gute Stellen zeigt und ihn an die Hand nimmt und ihm einen Intensivkurs in der Lachsfischerei verpasst. So habe ich es jedenfalls stets selbst gehalten und auch unzählige Male bei anderen alten Hasen gesehen. Denn bei aller Konkurrenz und allem Ehrgeiz sind die Lachsfliegenfischer letztendlich doch eine verschworene Gemeinschaft.

Also, eigne Dir durch Lesen der entsprechenden Literatur ein theoretisches Grundwissen zur Fischerei auf Lachs mit der Fliege an, ohne Dich in endlosen Details wie der tausende Fliegenmuster zu verwirren. Den "Feinschliff" wird man Dir ohne Zweifel, wenn Du es richtig anstellst, dann vor Ort verpassen.

Darüber hinaus würde ich Dir als wertvollen Tipp mit auf den Weg geben, falls es Dein Budget erlaubt, buche Dir für mindestens den ersten Tag einen Guide. Ist mit Sicherheit gut angelegtes Geld.

Und, schreibe Dir hinter die Ohren, was Emil zur Wurfweite schreibt. Es ist einer der Hauptschlüssel zum Erfolg!
Gruß
Klaus


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Einstieg ins Lachsfischen - Welche Lachsfliege nehmen?

Beitrag von troutteaser »

Hallo Klaus, hallo Sebastian,

ich kann mich nur bedanken für die positiven Rückmeldungen und würde mich riesig darüber freuen, wenn Du, lieber Sebastian, einen guten Start in die Lachsfischerei in Norwegen hast. Petri Heil!

Falls Du auch mit der Zweihand fischen willst: Im Großraum Berlin gibt es einige erstklassige und erfahrene Lachsfischer, die Dir sicher gerne ein paar Würfe zeigen werden. Ansonsten unbedingt vor Ort in Norwegen, wenigstens am ersten Tag, einen ortskundigen Fischer und Guide mitnehmen. Was Klaus schreibt ist korrekt, gar keine Frage! Ein guter Guide ist sein Geld allemal wert, zweifellos!
Lachslizenzen sind zu teuer, um fischleeres Wasser zu fischen. Ohne gute Ortskenntnisse kommt man sich als Einsteiger - noch dazu mit wenig Zeit - an vielen Flüssen schnell verloren vor.

Beste Grüße aus Starnberg und Tight Lines!

Emil Dittmer
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Beitrag von Betze »

Hallo nochmal,

ich war ein paar Tage unterwegs, daher erst die verspätete Antwort.
Danke für die Hinweise und Tips, die werde ich beherzigen. Gerade die Verweise auf das Verhalten am Fischwasser finde ich wichtig. Ich halte mich an gängige geschriebene ode ungeschriebene "Gentleman Agreements" beim Angeln zu halten.
Egal ob das beim Hechtfischen auf dem Bodden, Meerforellenangeln oder sonstwo ist. Ich ärgere mich selbst oft genug über Kollegen die einem fast im Boot sitzen, sich in meine Drift setzen oder später kommen und sich obwohl der ganze Strand frei ist direkt 20m vor mir in meine Watrichtung stellen...
Das ist an einigen Tagen mittlerweile auch leider eher die Regel als die Außnahme. Ich weiß also worauf ihr hinaus wollt.

Das ist im Übrigen einer der Gründe, warum ich dann im letzten Jahr doch nicht an der Mörrum gefischt habe, obwohl ich seid Jahren dort Urlaub mache und immer gerne zugeschaut habe. Ich glaube einfach das es wenig Spaß macht mit zig Leuten in einem Pool zu stehen.
Ich fühlte mich da doch teilweise eher ans Heringsangeln vom Rügendamm erinnert.

Ziel soll sein bei einem relativ spontanen Trip in Richtung Skandinavien, wahrscheinlich Norwegen, an einem nicht so wahnsinnig überlaufenden Fluss die ersten Gehversuche zu wagen.
Vielleicht hat ja da gewässertechnisch noch jemand von euch einen Tip für mich; den natürlich gerne per PN! Ich weiß das sowas behandelt wird wie Augäpfel und ebenso kostbar ist, aber eventuell hab ich ja Glück und es erbahmt sich einer dem quängelnden Neuling.

Schönes Wochenende euch allen!
Gruß

Sebastian
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