Plecoptera

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Werner

Plecoptera

Beitrag von Werner »

Hallo,
ich fische das ganze Jahr über-vor allem im zeitigen Frühjahr- recht erfolgreich mit den Larvenmitationen der großen Steinfliegen ( Perlidae, Perlodidae) gebunden als Montana oder in einer naturalistischeren Form.
Dabei mache ich die Erfahrung, dass die Forellen sich vor allem wie verrückt auf die "aufsteigende" Larve stürzen, obwohl das dem Verhalten einer natürlich abtreibenden Larve völlig widerspricht.
Offensichtlich hat also ein sich bewegender ordentlicher "Nahrungsbrocken" die größere Reizwirkung als das natürliche Verhalten. Ich weiß, das ist ein "alter Hut", lässt aber Rückschlüsse zu auf den Stellenwert der Variablen
natürliches Aussehen, natürliches Verhalten, Größe und "Eigenbewegung".

Mich interessieren eure Erfahrungen mit Stoneflies und das, was sich daraus schließen lässt.

Gruß Werner
Kimba0507
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Beitrag von Kimba0507 »

Hallo Werner,

auch ich habe auf meine Caddis-Emerger-Nymphe die ganze Angelsaison hindurch beste Erfolge. Dabei scheint es den Fischen egal zu sein, wie die Nymphe angeboten wird.
Hauptsache scheinen Größe und Farbe zu sein, da hier Variationen zu weniger Bissen führen.
Gelb-braune Leckerli sind der Hit im Wiesenbach.

Gruß

Thomas
Gone Fishing...
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo Werner,

es ist zwar schon einige Jahre her, dass ich regelmäßig mit Imitationen von Plecoptera-Larven an unseren Gewässern gefischt habe, aber meine Beobachtungen decken sich mit den Deinen. Die Bisse erfolgten meist nicht etwa in der "dead drift" - wie ich erwartet hatte - sondern mit oftmals heftigem Ruck beim Anheben der Nymphe am Ende der Drift.

Ich denke, dass wir hinsichtlich der von Dir erwähnten Rückschlüsse auf natürliches Aussehen, natürliches Verhalten, Größe und Eigenbewegung eine ganz andere Vorstellung als die Forelle haben und ich habe mich oft gefragt, wofür wohl eine überlistete Forelle die von mir als nahezu "perfekte" Imitation betrachtete Nachbildung der Nymphe einer Köcher-/Stein- oder Eintagsfliege in Wirklichkeit tatsächlich gehalten hat.

Ein gesundes und fischreiches neues Jahr wünscht allen

Jürgen
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

Sehe ich auch so,allerdings nicht nur speziell bei Plecopterenlarven,hier ist vorallem eine "Dead Drift" vorallem im Uferbereichen oder nach Hindernissen aufgrund der Auskriechphase an Hindernissen erfolgreich insbesondere bei Aktivitäten von Willows/Weidenfliegen/Needleflies,zumindest bei uns an der Kyll.Ob bekannt als Leisenringlift oder Induced take,solche manöver gehören zu den wichtigsten am Ende oder Phase einer Drift und sollten auf jeden Fall gefischt werden und das nicht zu schnell(aufstegend)je nach Wasserdruck,
beste Grüsse ,Rolf
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Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

Hallo Werner,

fische auch mit Begeisterung die große Steinfliegennymphe, die gerade im Frühjahr Fische mit Gardemaß bringt. Meine extrem schweren Nymphen an langem Vorfach lasse ich ganz gern in Grundnähe spielen. Manchmal kommen die vehementen Attacken auch schon nach dem ersten Eintauchen der Nymphe.

Meist erfolgen die Bisse jedoch - wie Jürgen bereits erwähnte - wenn die Nymphe in Grundnähe ist und ich ihr mit leichten Swipps der Rutenspitze Leben einhauche. Dass sich die Forellen auf die vermeintlich "aufsteigende" Plecoptera stürzen, hängt vielleicht mit der Kombination aus guter Nachbildung und Eigenleben zusammen.

Ich mache im zeitigen Frühjahr (Mitte April) oft die Erfahrung, dass ich z.B. die großen Grundäschen (50+) mit der dicken Perla fange. Also Fische, die ich über das ganze Jahr nicht mehr sehe, geschweige denn an den Haken bekomme. Die Fischerei mit diesen Brocken ist natürlich effektiv, doch irgendwann hast Du die x-te riesengroße Bachforelle oder Äsche damit erwischt und dann reicht's auch! Ständig mit schweren Plumpsnymphen durch den Gewässergrund pflügen ist halt nicht so aufregend. Weiter oben macht es mir mehr Spaß.:suprise: ;) :cool:

Gruß und ein fischreiches 2005

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
Graylinglover

Beitrag von Graylinglover »

Hallo Werner,

ein Biologe würde das Verhalten vielleicht so erklären:
Der Fisch erkennt die künstliche als etwas potentiell Fressbares, dann muss er sich entscheiden. Ist er sehr hungrig und die Imitation entspricht den wichtigsten optischen Grundreizen (Geruch fehlt eben!) wird er sicher schon bei der "dead drift" zuschlagen. Stimmt irgend etwas nicht so genau wird er zögern, oder gleich abschalten, vielleicht soger fliehen. Beim "Aufsteigen" entzieht sich die vermeintliche Beute der Zugriffsmöglichkeit des Fisches und wieder muss er sich entscheiden. Zusätzlich kommt ein weiterer Reiz, das Aufsteigen, hinzu. Das erleichtert die Entscheidung wohl oft genug und erklärt warum eine weiter treibende Nymphe eben nicht, aber eine aufsteigende doch attakiert wird.
Ich denke eine gute Imitation ist immer etwas wert. Warum aber Äschen zum Beispiel so auf die Farbe Rot reagieren wäre eine genauere Untersuchung wert. Regenbogenforellen sind vermutlich so "farbfreudig" weil sie instinktiv (und deshalb genetisch bedingt) auf grelle "Eierfarben" ansprechen. Deshalb gibt es ja die so erfolgreichen "Eifliegen" an der Westküste Nordamerikas :D

Euch allen viele Fische und vor allem schöne Erlebnisse im neuen Jahr!

Robert
Werner

Beitrag von Werner »

Hallo Robert,
Beim "Aufsteigen" entzieht sich die vermeintliche Beute der Zugriffsmöglichkeit des Fisches und wieder muss er sich entscheiden. Zusätzlich kommt ein weiterer Reiz, das Aufsteigen, hinzu. Das erleichtert die Entscheidung wohl oft genug und erklärt warum eine weiter treibende Nymphe eben nicht, aber eine aufsteigende doch attakiert wird.
Ich denke, dass ist der "springende Punkt" aus dem heraus auch die von Rolf erwähnten Varianten Leisenring Lift oder die Ausnutzung des Induced Take entstanden sind.

Nur.......wenn man das konsequent weiterdenkt, hätte das Rückschlüsse auf die Fischerei zur Folge, die ja immer noch dem Glauben bzw. dem ungeschriebenen Gesetz anhängt, man müsse einen Köder so natürlich wie möglich präsentieren, treiben lassen, usw.anhängt.
In letzter Konsequenz hätten die Fliegenfischer "Recht", die - vor dem tatsächlichen oder vermuteten Standplatz- die Phase der Dead Drift nur benutzen, um die Nymphe auf Tiefe zu bringen.

Gruß Werner
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

So gesehen richtig ,ist ein interessantes Thema.
Das hiesse ein länger(in der Abdriftphase )fokussiertes Objekt wird nur deswegen genommen weil=? mehrere Möglichkeiten,z.B. sich die beobachtete Gleichmässigkeit abrupt ändert!?Alther beschrieben sind die meisten bekannten solcher Techniken erfunden/erfischt worden hauptsächlich
mit Erfolg bei der Äsche,Forelle funktioniert auch aber längst nicht so markant.Die Riverkeeper der alten engl. Schulen waren natürlich daran interessiert den Äschenbestand zu dezimieren zum Wohle der Troutfischerei und "Pflege",also sind solche "Erfolgsmethoden" natürlich bekannt geworden und verfeinert ,bis zum heutigen CZ-Nymphing!Nicht zu vergessen das die klassische Nymphfischerei der engl. Schule in "ginklarem "Wasser massgeblich zu diesem Erfolg führte und mit den meisten Wasserstrukturen bei uns nicht zu vergleichen ist.Dazu kommen anatomische Gegebenheiten ,jeder weiss ,der sich mit der Äschenfischerei beschäftigt oder dies beobachtet das sie grundsätzlich nicht "scheu" ist gemessen an Forellen,daher kommt man sehr nahe beim Nymphfischen an sie heran,ebenso der Fischreiher etc.Der Gesichtsinn spielt eine grosse Rolle,Äschenregion -klares oder leicht getrübtes Wasser-wer sich einmal ein Äschenauge angesehen hat wird bemerkt haben das sie eine nach vorn verlängerte spitz zulaufende Pupillenform besitzt ,ähnl. der Renken.Es gibt Theorien welche aussagen das sich dadurch andere günstigere Fokussierungen der Beutetiere ergeben könnten,somit auch Verhalten etc.Schwer zu sagen ,vielleicht ist es einfach auch ein "Überreagieren" ,stellt man sich vor man sitzt alleine auf einem Stuhl ruhig in einem leeren Zimmer,plötzlich rast eine kleine Maus die scheinbar von (n)irgendwo herkommt ,quer durchs Zimmer.....man wird entsprechend reagieren ..ob jeder gleich mag dahingestellt sein,aber ein Aufspringen oder Draufzuspringen nach dem Motto "verjagen" ist auch möglich
Alles ist möglich ,in diesem Sinne ,Mausefallen gibt es bei Eisen-Karl oder ....
Beste Grüsse,Rolf
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