von Jürgen Gaul » 04.08.2018, 21:53
Hallo zusammen,
nachdem ich mich vor kurzem mit FlyMike per PN zu dieser Eintagsfliege ausgetauscht hatte, hier ein paar allgemeine Informationen, die vielleicht für den einen oder anderen von Interesse sind.
Oligoneuriella rhenana ist eine Eintagsfliege aus der Familie Oligoneuriidae, mit volkstümlichem Namen auch als "Augustmücke" oder "Rheinmücke" bezeichnet. Der erste volkstümliche Name bezieht sich auf die Hauptflugzeit, der zweite wie auch das Artepitheton im wissenschaftlichen Namen auf den ersten Fundort im Rhein bei Basel. Die Art kam anfangs des vorigen Jahrhunderts in gewaltigen Mengen im Oberrhein und seinen Nebenflüssen vor und sorgte zur Hauptflugzeit für spektakuläre Massenemergenzen. Mit steigender Verschmutzung und Verbauung der Flüsse verschwand diese Art fast vollständig, bis sie nun seit ca. einem Jahrzehnt wieder häufiger auftritt.
Im August beginnt die Emergenz ca. um 21.00 Uhr. Der Schlupf der männlichen und weiblichen Tiere ist synchronisiert: zuerst steigen die Männchen von der Wasseroberfläche auf und beginnen dicht über der Oberfläche einen "Patrouillenflug" flussauf und flussab, wobei der ganze Schwarm jeweils nach ca. 10-15 m wie auf Befehl gemeinsam scharf umdreht und die Richtung wechselt. Nach ca. 10-15 Minuten schlüpfen dann die Weibchen, und jedes Tier ist nach dem Abflug von der Oberfäche sofort von einem ganzen Knäuel Männchen umgeben, welche versuchen, es im Flug zu begatten. Damit ist das Leben der männlichen Tiere auch schon beendet. Die Weibchen, die sich noch im Subimaginalstadium befinden, häuten sich unmittelbar danach zur Imago, wobei die Flügel in der Subimaginalhülle verbleiben. Dann beginnen sie ihren sog. "Kompensationsflug" flussaufwärts zur Eiablage, um die Abtrift der Eier mit der Strömung auszugleichen. Damit ist auch ihr Lebenszyklus beendet.
Die beschriebene Verhaltensweise ist einmalig bei den heimischen Eintagsfliegenarten, bei denen es erst nach der Häutung der Subimago zur Imago zur Kopulation kommt. Die Art kann übrigens auch von Nichtfachleuten sehr leicht an den lediglich 4-5 paarigen Längsadern und der geringen Anzahl der Queradern erkannt werden, die sich auf das vordere Flügeldrittel beschränken, was auch in ihrem wissenschaftlichen Gattungsnamen zu Ausdruck kommt.
Viele Grüße
Jürgen