Welcher Bindestock?

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trutta1
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Welcher Bindestock?

Beitrag von trutta1 »

Liebe Fliegenbinder,

nach 25 Jahren möchte ich mich von meinem geliebten, aber nun doch betagten Bindestock trennen.
Da ich bis jetzt nicht so viel auf einen guten Bindestock gegeben habe,(für mich stehen die gebundenen Fliegenmuster im Vordergrund)
möchte ich nun doch ein hochwertigeres Modell erwerben.
Mit dem alten, einem Regal- Nachbau war ich ganz zufrieden. Jetzt hatte ich aber für 2 Wochen einen Dyna-King im Gebrauch,
um für einen guten Bekannten einige Maifliegen für`s nächste Jahr zu binden.
Ein toller Bindestock und schon ein gewaltiger Unterschied zu meinem alten Teil.
Aber der Preis, 550 Euro sind ja nicht gerade billig!

Was meint ihr? ist der Bindestock das Geld wert, oder habt ihr andere Vorschläge?
Dyna- King oder Regal würde ich schon bevorzugen, aber festgelegt habe ich mich noch nicht.

Danke schon mal für eure Antworten und Vorschläge.

LG Frank
Der Äschenflüsterer ( Leider hören nur noch wenige zu!)
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Joerg Giersbach
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Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von Joerg Giersbach »

Hallo Frank!
Ich habe seit Jahren einen HMH Orvis Edition in Gebrauch,
möchte ihn nicht mehr missen.
Ist m.M. nach das Non Plus Ultra im Bindestockbereich!!!
Damit können auch noch deine Ur- Urenkel Fliegen Binden!

Gruß Jörg
-Das Leben ist zu kurz um nicht mit Bambus zu fischen-
Federkiel
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Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von Federkiel »

Hallo Frank,
ich finde immer, die Frage "Welcher Bindestock?" ist so ähnlich wie "Welche Fliegenrute?". Für beide Fragen gibt es ganz unterschiedliche mögliche Antworten. Es gibt ja ganz viele gute Bindestöcke und es ist hier auch schon viel darüber geschrieben worden.
Ich würde mir folgende Fragen stellen:

Wie ist der Zugang für die Hände zum eingespannten Haken?
Ist dieser Zugang für alle Hakengrößen gleich gut oder nicht?
Welche Hakengrößen hält das Modell sicher?
Welche Hakengrößen und Formen wackeln nach dem Einspannen?
Braucht das Bindestock-Prinzip Kerben in den Backen für die großen oder anders nicht fixierbaren, kleineren Haken und stört dann die Lage der Kerben wieder meinen Zugang zu eingespannten Haken?
Muss ich um obige Kriterien zu erfüllen, die Spannbacken wechseln?
Kann ich beim True-Rotary-Prinzip den Bindestock insgesamt hochkippen? Das ist sehr hilfreich beim Binden von kleinen Fliegen
Ist das Spannsystem einfach oder erfordert es beim Wechsel zwischen den Hakengrößen umständliches bzw. gewöhnungsbedürftiges Umjustieren?
Brauche ich die "True Rotary Funktion?
Ist die Bindestock-Größe für meine Hände richtig?
Wie ist die Verarbeitung?
Gibt es den Hersteller schon lange?
Welches Original-Zubehör gibt es?

Der Preis kommt dann natürlich auch noch dazu.

Für mich habe ich die Frage beantwortet, ich habe schon auf (fast) allen Bindestöcken, vom LAW über den RENZETTI MASTER und Presentation 3000, HMH, DYNA KING ULTIMATE INDEXER, MP Base Vise, REGAL Stainless Steel Medallion länger gebunden.

Meine subjektiven Antworten sehen dann so aus:

Wie ist der Zugang für die Hände zum eingespannten Haken?
Hier sind der RENZETTI Presentation 3000, der DK Professional (und die anderen DK Conventional Vises), sowie der HMH STANDARD am besten. Der erstere ist nur für Forellenfliegen, der letztere muß mit Wechselbacken (Micro, Standard/Omni, Magnum) betrieben werden um alle Haken sicher zu halten. Universal ist der DK Professional (und die anderen, entsprechenden Modelle), der auch meist sehr gut verarbeitet ist.

Ist dieser Zugang für alle Hakengrößen gleich gut oder nicht?
HMH, DK Professional und RENZETTI Presentation 3000 sind hier am besten.

Welche Hakengrößen hält das Modell sicher?
Leider kenne ich nur 2 Bindestöcke, die alle Haken sehr sicher halten, der RENZETTI MASTER und der MP Vise. Wenn man für den HMH alle Spannbacken hat und den Bindestock richtig benutzt und das gleiche gilt für DYNA KING zählen die auch mit.

Welche Hakengrößen und Formen wackeln nach dem Einspannen?
Das ist nämlich bei den meisten Modellen, auch den teuersten, ein Problem und muss vor dem Kauf ausprobiert werden.

Braucht das Bindestock-Prinzip Kerben in den Backen für die großen oder anders nicht fixierbaren, kleineren Haken und stört dann die Lage der Kerben wieder meinen Zugang zu eingespannten Haken?
Bis auf den Renzetti Master und den HMH haben alle Spannbacken, die eine große Hakenvielfalt halten, Kerben. Kerben bestimmen für den Binder die Position des Hakens in den Spannbacken, was oft eher unergonomisch ist.

Muss ich um obige Kriterien zu erfüllen, die Spannbacken wechseln?
Das entnimmt man den Bedienungsanleitungen. Beim REGAL muss man keine Backen wechseln, dafür ist die Hakenzugänglichkeit schlecht. Das gilt auch besonders beim NOR-Vise von Norm Norlander.

Kann ich beim True-Rotary-Prinzip den Bindestock insgesamt hochkippen? Das ist sehr hilfreich beim Binden von kleinen Fliegen
Der DYNA KING ULTIMATE INDEXER kommt mit einem Kippgelenk (dieses kann aber auch für andere DK Bindestöcke vom Typ Barracuda nachgekauft werden, Nachrüstung ist nicht billig), genau so wie der RENZETTI Presentation 2000 Cam (der hatte das Gelenk als erstes Modell; ist mir aber nicht gut genug verarbeitet für den Preis).

Ist das Spannsystem einfach oder erfordert es beim Wechsel zwischen den Hakengrößen umständliches bzw. gewöhnungsbedürftiges Umjustieren?
Ein weiterer Knackpunkt. Wenn man ungeduldig ist, ist der HMH nichts, da muss man beim Wechsel der Hakengößen immer mit sehr viel Feingefühl nachjustieren.

Brauche ich die "True Rotary Funktion?
Ich benutze sie fast nicht/ kaum (ich bin ja auch nicht Rene Föllmi), schätze aber einen Vorteil dieser Systeme sehr: Man kann den die Fliege durch Rotation des Hakens um die Achse leicht nach hinten schräg stellen und der Bindefaden reißt dann nicht so oft bzw. die Zugänglichkeit zur Fliege wird wesentlich verbessert.

Ist die Bindestock-Größe für meine Hände richtig?
DK und REGAL sind für große Hände, RENZETTI Presentation 3000 eher für kleine Hände.

Wie ist die Verarbeitung?
ALLE von mir getesteten Bindestöcke hatten Qualitätsprobleme mit Ausnahme des HMH und REGAL Stainless Steel Medallion. Ich habe jeden der Hersteller selbst kontaktieren müssen: Die "Fachhändler" in D verstehen das nicht, "man kann doch damit binden", "das ist doch nur ein kosmetischer Fehler" oder noch besser "ich selbst benutze diesen Bindestock gar nicht" (verkaufe diesen aber) sind die Standardantworten. Ausnahme für mich persönlich ist hier ADH Fishing, Peine; die kümmern sich um alles (und sind dabei sehr kulant). Man findet immer etwas zu bemängeln, wenn man ganz genau hinschaut und vom Fach ist (wackelnde Schrauben, Komponenten mit Spiel (besonders häufig), unsauber gefräste oder unvollständig Oberflächen-behandelte/eloxierte Teile, Spiel in den Komponenten oder korrodierte oder mit Graten versehene Teile, bereits bei der Neuware). Ich finde, als Kunde hat man das Recht hier sehr kritisch hinzuschauen, umso mehr als ja beim Preis oft ganz schön hingelangt wird. Besonders stark variiert die Verarbeitung bei DYNA KING bei den True-Rotary-Modellen (leider). Sehr gut verarbeitet ist der HMH (!), gefolgt vom DK Professional, dem MP Base Vise und dem RENZETTI-Modell Presentation 3000 (gilt nicht für den MASTER; ich habe meinen dann deshalb auch weiterverkauft). Die Bereitschaft der Hersteller, Mängel zu beheben ist auch unterschiedlich stark ausgeprägt (DK ist sehr gut hier, obwohl es oft dauert; mit Lily Renzetti habe ich persönlich sehr schlechte Erfahrungen gemacht; hier stieß ich auf völliges Unverständnis bei meiner Reklamation des RENZETTI MASTER und der hatte mehrere Mängel).

Gibt es den Hersteller schon lange?
Ich würde keinen Bindestock kaufen, dessen Hersteller es erst seit kurzem gibt, es sei denn das Modell hat kaum Schwachpunkte (Stonfo, Cotarelli, Maier und Fazis etc., es gibt viele davon. Die kommen und gehen). Die Frage wird aber jeder auch unterschiedlich beantworten.

Welches Original-Zubehör gibt es?
Das meiste und beste Zubehör gibt es bei DK und RENZETTI. Auch Marc Petitjean bietet viel Zubehör. Wenn man genau hinschaut, ist dort die Qualität auch nicht immer einwandfrei. Manche Hersteller bieten keinen Parachute-Galgen an (wichtig, falls man meint, so etwas brauchen zu müssen) oder noch nicht mal einen Fadenableger/ Bobbin-Halter für den von ihnen gebauten True-Rotary Bindestock (wie der dann funktionieren soll, weiß ich nicht). Es gibt auch Hersteller, die bei den angebotenen C-Clamp/ Tischklemmen Merkwürdiges/ Lustig Anzuschauendens anbieten (auch ein deutscher Bindestock-Hersteller neuen Datums zählt hierzu). Die besten C-Clamps sind von RENZETTI, REGAL und DK.

Wie gesagt meine subjektiven Antworten. Ich habe bisher keine Erfahrungen mit dem Spannbackensystem von JT/Tvyrek/SIMAN/STENZEL oder VOSSELER gemacht. Dort drückt ein Stift den Haken in die Halterung. Der VOSSELER und der TVYREK/SIMAN sind aber sehr gut verarbeitet, das habe ich mir mal angeschaut.

Welchen Du Dir jetzt kaufen sollst/möchtest/wirst weiß ich auch nicht.

Meine Entscheidung: Am liebsten binde ich mit dem ULTIMATE INDEXER oder dem MP Base-Vise. Die Backen des MP Base Vise halten die Haken bombensicher und sind ausgesprochen schlank und gut zugänglich. Würde ich nur kleine Fliegen bis Hakengröße 8 binden, wäre es der RENZETTI Presentation 3000. Wenn ich zuviel "Klim Bim" um den Stock hassen würde, kämen nur der HMH oder ein DK Professional (o.ä) in Frage. Der universellste ist der DK ULTIMATE INDEXER. Für Hechtfliegen Streamer würde ich den HMH mit Magnum Backen (in Horizontalstellung) oder DK-Bindestöcke nehmen.

Gruß

Michael

FRAGE: Gehört dieser Thread nicht zum Fliegenbinden?
Zuletzt geändert von Federkiel am 13.09.2015, 18:45, insgesamt 10-mal geändert.
orkdaling

Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von orkdaling »

Hallo,
meine bescheidene Meinung.
Die Frage hast du dir ja fast selbst beantwortet.... ist der sein Geld wert... wuerde bevorzugen usw.
Es gibt hier ohne Zweifel zahlreiche Bindeprofis, warum fragst du nicht direkt?
Welche Marke benutzt ihr, Erfahrungen,...?
Ich dagegen kann nur sagen der ist super! Warum? Ich benutze Mefostreamer und Lachstuben und da kønnte ich`nen kleinen Tischschraubstock benutzen.

Mir geht's aber nicht um Kritik an deiner Person. Oft lese ich hier ungenaue Fragestellungen. Was sollen da fuer Antworten kommen, nur blablabla.
ZB Meforute 7 oder 8, Hecht 8 oder 9, Rolle gut oder schlecht usw.
Ich fische am Fjord meist eine 8 auf grund von Wind und Fischen Mefo, Seelachs (bis 1m) also wuerde ich keine 6 oder 7 empfehlen.
In der Muendung und Fluss reicht mir aber die 6er.
Einen Streamer hab ich schon aus gefundenen orangen Tauwerk gebunden (Haken 1/0) weil grosse Pollacks die Reker aufgebogen haben.

Was soll ich nun fuer einen Bindestock vorschlagen?
Der Zweck heiligt die Mittel!!!
Gruss
Hendrik
Mindelpeter

Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von Mindelpeter »

@Michael/Federkiel =D> =D> =D>

@Frank, wenn du mit dem Regal Nachbau zufrieden warst, würde ich mich an deiner Stelle für den original Regal Stainless Steel entscheiden. Ich hab auch jahrelang nach einem guten bezahlbaren gesucht, mittlerweile habe ich Dank eines Forumskollegen meinen idealen Bindestock gefunden.

Viele Grüsse

Mindelpeter
Olaf Kurth
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Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von Olaf Kurth »

Lieber Frank,

Michael hat weiter oben eine sehr gute Zusammenfassung unterschiedlicher Bindestöcke und ihrer Stärken/Schwächen gegeben. Zur Oberliga gehören wenige, doch es sind hochwertige Werkzeuge, die viel Freude machen. Ich kann mich an eine Zeit erinnern, da gab es unter uns Bindern grob zwei Lager: diejenigen, die auf Regal-Haksysteme schwörten und die, für die Spannsysteme von Dyna King (und ähnliche) das non-plus-ultra waren.

Mit meinem DK Professionell werden sicherlich noch meine Urenkel Fliegen binden können. Aber.... der original Regal-Vise ist ebenfalls ein Spitzenstock. It's your turn...... :mrgreen:

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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trutta1
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Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von trutta1 »

Vielen Dank für Eure, zum Teil sehr detaillierten Antworten.

Mein Dank gilt insbesondere Dir Michael. Du hast mir mit Deiner Auflistung sehr geholfen.
Natürlich kann man nicht für jeden den geeigneten Bindestock empfehlen, da ja jeder andere Bindetechniken anwendet.
Ob nun Tubenfliegen oder 22-er Midges gebunden werden sollen, stand ja auch nicht zur Debatte.
Vielmehr ging es mir um Qualitätsdetails, die ich nun Dank Michael ausreichend zur Verfügung habe. Leider habe ich nicht
die Möglichkeit, alle Modelle auszuprobieren. Deshalb auch die Fragestellung mit Hauptaugenmerk auf den Regal und Dyna-King.

Hendrik ! Wo, wenn nicht hier im Forum sollte ich denn meine Fragen nach einem Bindestock stellen?
Im übrigen ging meine Frage auch direkt an die Bindeprofis!

...und wurde durchaus nicht mit ,,blabla,, beantwortet !

Lieben Gruß,
Frank
Der Äschenflüsterer ( Leider hören nur noch wenige zu!)
orkdaling

Re: Welcher Bindestock?

Beitrag von orkdaling »

@ trutta
hatte geschrieben das es keine Kritik dir gegenueber ist sondern festgestellt das zu oft sehr allgemein gefragt wird und dadurch keine fundamentierte Antwort møglich ist.
Michaels Ausfuehrungen waren sehr gut, also kein blabla.
In der Sache haben wir uns sicher verstanden. Wuensch dir jedenfalls das richtige Hændchen bei der Auswahl und viel Spass mit dem neuen Bindestock.
Gruss
Hendrik
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