Akte FF: Unglaubliche Geschichten vom Fliegenfischen

Was macht FLIEGENFISCHEN aus? Hier darf nach Herzenslust gefachsimpelt werden! Auch Termin- und andere Ankündigungen passen hier herein. Erlebtes Fliegenfischen - hier kannst Du Deine Erlebnisse für alle schildern, wir lesen gerne Storys von früher und heute!
(Bitte prüfe zuerst, ob nicht eine der nachfolgenden Rubriken geeigneter für Deinen Beitrag ist).

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Frank. »

Liebe Freunde,

Tragö- und Komödie im schönstem Wechselspiel: Seid alle herzlichst bedankt! Ich bestelle jetzt meine Tageszeitung ab, da es eine viel nettere Morgenlektüre gibt!

Herzlichst, Frank

(eine tragikomische Aalstory habe ich auch noch auf Lager; vielleicht schaffe ich's am Abend)
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Benutzeravatar
Thomas aus Hamm
Beiträge: 1260
Registriert: 28.09.2006, 11:03
Wohnort: Hamm/NRW
Hat sich bedankt: 66 Mal
Danksagung erhalten: 17 Mal

Beitrag von Thomas aus Hamm »

Frank Möbus hat geschrieben:Liebe Freunde,

Tragö- und Komödie im schönstem Wechselspiel: Seid alle herzlichst bedankt! Ich bestelle jetzt meine Tageszeitung ab, da es eine viel nettere Morgenlektüre gibt!

Herzlichst, Frank

(eine tragikomische Aalstory habe ich auch noch auf Lager; vielleicht schaffe ich's am Abend)

Jetzt sag nicht, Du bist gerade erst aufgestanden? 8-[ ...wegen Morgenlektüre....Posting um 13.32 UHR!!!!!!! :smt015

Fragt besorgt der

TaH
I love Babs
Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Frank. »

Guten Tag, meine Damen und Herren; guten Morgen, liebe Studenten?

Nö, lieber Thomas, leider nicht. Brauchte ein paar Stunden, um meine Antwort zu formulieren ...

Herzlichst, Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Benutzeravatar
Dirk Janßen
Beiträge: 1527
Registriert: 28.09.2006, 16:21
Wohnort: Dangast
Hat sich bedankt: 39 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Dirk Janßen »

Frank hat geschrieben:Brauchte ein paar Stunden, um meine Antwort zu formulieren ...
Jaja, deutsche Spraake, swere Spraake ;)

Dirk
Fliegenfischen ist der Weg und das Ziel.
Kanne
Beiträge: 346
Registriert: 30.01.2007, 12:33
Wohnort: Sachsen
Hat sich bedankt: 16 Mal
Danksagung erhalten: 18 Mal

Der Rutendieb

Beitrag von Kanne »

Liebe Freunde,

eigentlich wollte ich meine Geschichten hier irgendwann einmal etwa geordnet niederschreiben, aber Rene hat mich nun etwas "angestachelt".
so fange ich nun eben mit der letzten erlebten "unglaublichen Geschichte", die sich so oder ähnlich wohl schon hundertfach zugetragen hat, an.

Das meinem Schlafplatz am nächsten gelegene Gewässer kenne ich bereits seit meiner Kindheit. Damals umrahmt von Feldern und einer Mülldeponie bietet diese kleine ehemalige Lehmgrube heute in unserem Gewerbegebiet ein Stück Menschgemachter Natur. Gehegt und gepflegt von nun schon mehreren Anglergenerationen reichen sich Seerosen, Schilf und "Teichpopel" die Hand. In heimischen Anglerkreisen heißt das schöne, knapp einen Hektar große Gewässer schlicht "der Viereckige".
Ein Teich mit vier Ecken also. Man könnte ihn auch Quadrat nennen, aber das tut keiner.
Sagt also hier ein Angler zum Kollegen "isch geh heut ann Viereckschn" weiß man was gemeint ist.
Sitzen "nur" sechs Angler am Tümpel, so ist das normal, ab zehn wird's eng. Es gibt hier Plötzen, Aale, Barsche, Hecht(e)? und Karpfen, auch einige Schleien und eine Schildkröte. Soviel nur zur Erklärung, an diesem Gewässer trugen sich einige Geschichten zu und um später nicht so weit ausholen zu müssen...

Eines Morgens im vorletzten Mai, zwei Angler beim Vorbeigehen gezählt.
Als ich mich am Mittag wiederum dem Gewässer näherte hörte ich es schon von weitem schreien: meine Ruuutääääää....Hilfäääää!!!!
Endlich am Ufer angekommen sah ich einen wild gestikulierenden Hobbyfischer auf der anderen Seite umherspringen, in gebrochenem Deutsch rief er immer wieder "da hängt der Fisch meines Lebens dran, Karpfen über ein Meter!!" Es war windstill und ich sah einen Schilfstengel wie von magischer Hand gezogen übers Wasser gleiten. Noch überlegend und an die Größe der letzten Satzkarpfen denkend sah ich die Bescherung: Nein! Kein Schilfhalm! Seine Angelrute wandert übern Teich!
Gut, das High-Tech schwimmt. Der zweite Hobbyfischer montierte flugs seine Spinnrute um das Teil seines Kollegen zu retten. Platsch knallt der Blinker ins Wasser während sich die Rute senkrecht stellt und nur noch 5cm vom Griff aus dem Wasser ragen. "Sch...!!! ertönt es vom andren Ufer... meinä Rutäää der fisch meines Lebens!!!"
Inzwischen treibt das gute Stück wieder waagerecht dahin....platsch.. und wieder die 5cm Knubbel...
Das wiederholte sich etwa 20 mal, dann endlich "Hab sie, der Fisch hängt noch". Der aufgeregte Springer rannte mit dem Riesenkescher zu seinem Retter, der ihm auch gleich seine Rute in die Hand drückte. Nun wollte ich natürlich die Endphase des Meterfischdrills sehen.
Kurz darauf brach der Rutenretter in schallendes Gelächter aus, der Springer war in Totenstille verfallen. Im Kescher lag ein K2, ein Karpfen von etwa 25cm Länge, einer der wenigen Kleinen vom letzten Besatz, Karpfen zwischen 20 und 65cm Länge...

schönen Abend noch,
Lutz
Zuletzt geändert von Kanne am 24.09.2007, 17:05, insgesamt 1-mal geändert.
reverend
Beiträge: 138
Registriert: 29.07.2007, 23:41
Wohnort: Lkrs. Rosenheim

Beitrag von reverend »

Wie gut, dass man beim Fliegenfischen die "Rutäää" nie aus der Hand legt. :lol:
Don't buy a fly - just tie!
brummer
Beiträge: 324
Registriert: 22.05.2007, 11:16
Wohnort: sachsen

Beitrag von brummer »

na endlich lutzl,wurde ja mal zeit :D

bitte jeden tag eine storry

grüße
rene`
Benutzeravatar
Hans.
Beiträge: 2245
Registriert: 28.09.2006, 21:24
Wohnort: Norddeutschland
Hat sich bedankt: 116 Mal
Danksagung erhalten: 618 Mal

Beitrag von Hans. »

Hier die Geschichte einer Niederlage, meiner Niederlage:

Ich war viele Stunden bis zum Bauch im Wasser der Talsperre. Nein, die 1000 Würfe hatten diesmal nicht für einen guten Fisch gereicht. Im Gegenteil, das Wasser war wie tot, kein Fisch zu sehen, kein Stieg, einfach nichts. Nun hatte ich genug.
Wieder aus dem Wasser raus nutzte ich für meinen Rückweg den Umlauf des Maschinenhauses. Das steht direkt am Wasser. Wie ein langer, schmaler Balkon führt dieser Umlauf in zwei bis drei Metern Höhe überm Wasserspiegel ums Haus herum. Von dort aus schaue ich noch einmal auf den Ort meiner Mühen. Da schießt doch, dort wo ich stundenlang gefischt hatte, verdammt noch mal eine wirklich große, mehr als Unterarm lange Forelle aus dem Wasser und lässt sich laut platschend wieder hineinfallen. Noch bevor ich überhaupt Luft holen kann und begreife, was ich da sehe, schießt sie zwanzig Meter weiter wieder raus, schlägt träge in der Luft, und krawatsch, platscht sie wieder rein. Also das gibt’s doch nicht, doch nein, keine Gnade, weitere zwanzig Meter das gleiche Spiel, die breite Schwanzflosse beschreibt einen Halbkreis in der Luft, fast auf dem Rücken kracht sie wieder rein und, nun schon richtig weit weg, ein weiterer Rie-sen-satz, dem ein Letzter noch folgt, und dann ist wieder Ruhe, absolute Ruhe, nur die Kreise verrinnen noch lange, einer nach dem anderen.
Nie hat mir ein Fisch in so wenigen, dramatischen Sekunden gezeigt, was er von meinen Bemühungen gehalten hat; von der langen Nase, die er mir dabei gedreht hat, ganz zu schweigen.


Grüße
Hans
Man muss nicht alles mitmachen...
Hardy

Back to the roots

Beitrag von Hardy »

Mitunter, vornehmlich in Zeiten größter Kontemplation, wandern meine Gedanken in die frühe Jugendzeit, zurück zu meinen anglerischen Wurzeln.
In unserer Familie gab es eigentlich bis dahin keinen Angler. Ich weiß also nicht genau, von wem ich mit dem Fischvirus infiziert wurde. Vielleicht lag es an meinem Opa, der als Müller eine etwas unorthodoxe Methode des Fischfangs praktizierte.

In den frühen 60er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es in seiner Mühle nicht mehr so viel zu tun. Den meisten Leuten im Dorf war es zu mühsam geworden, das Korn selbst anzubauen, es zu dreschen und mahlen zu lassen und dann noch das Brot selbst zu backen. Zumal auf unseren kargen Böden die Landwirtschaft nie allzu viel abgeworfen hatte.
Längst hatte also mein Opa einen zweiten Beruf, die Müllerei betrieb er nur noch im Nebenerwerb. Aber die alte Mühle mitsamt dem großen Wasserrad mit seinen fast einen Meter breiten Taschen war in tadellosem Zustand.
Dafür sorgte mein Opa schon, war er doch der Meinung, es kämen bestimmt wieder andere Zeiten.
Da die Mühle nun schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte, war natürlich immer wieder etwas zu reparieren und instand zu halten. Selbstredend waren wir sofort zur Stelle, wenn solche Arbeiten anstanden. Besonders spannend wurde es, wenn am Wasserrad etwas zu tun war. Dann musste einer von uns den riesigen 52er Maulschlüssel schultern und damit zum Bach laufen, dahin wo sich die Absperrung zum Mühlengraben befand. Mit dem schweren Werkzeug (für uns damals so groß wie ein Brontosaurus-Oberschenkelknochen) drehten wir den hölzernen Schieber herunter und der Wasserzulauf im Graben wurde immer weniger. Dem ablaufenden Wasser hinterher ging es dann zurück zur Mühle, wo mein Opa schon auf uns wartete.

Mit dem versiegenden Wasserzulauf leerten sich die letzten Kammern des Mühlenrades in den schmalen Abflussgraben, der unter dem Gebäude hindurch tunnelartig Richtung Bach ausgebaut war. Dieser Ablauf war am Ende durch ein engmaschiges Eisengitter abgesperrt, wohl zum Schutz gegen Ratten oder sonstige Eindringlinge. Allerdings verhinderte dieses Gitter auch, dass Fische, die über Mühlengraben und Wasserrad dort hinein gelangt waren, wieder aus dem Graben herauskamen. Augenscheinlich gefiel es ihnen dort aber sehr gut, denn manche von ihnen wuchsen zu stattlichen Exemplaren heran.

Eines schönen Sommertages war wieder eine Reparatur des Wasserrades anberaumt. Einige Bretter an den Wassertaschen waren mit der Zeit morsch geworden und sollten ausgetauscht werden. Schnell waren die Vorbereitungen abgeschlossen, nach einer Weile kam das Rad zum Stehen und die Arbeiten konnten beginnen. Bevor jedoch nach getanem Werk der Wasserzulauf wieder aufgedreht wurde, kam nun die oben schon angesprochene, unorthodoxe Fischereipraxis meines Großvaters zur Anwendung.
Am Wasserrad war ein Elektromotor angebaut, der als Generator Strom für die Mühle lieferte. Natürlich ging das auch umgekehrt und man konnte mit ihm das Rad in entgegen gesetzter Richtung zum Laufen bringen. Am Anfang mussten wir uns noch an die Speichen hängen, damit der Motor nicht überhitzte, aber dann kam das Rad langsam, ächzend und an allen Ecken knarrend in Bewegung. Nun war es an uns, von der Bachseite her die Fische im Abflussgraben Richtung Rad zu scheuchen. Einige von ihnen schwammen dann in ihrer Panik direkt in die Wassertaschen und wurden wie im Aufzug nach oben befördert. Das klappte immer wieder und einige schöne Bachforellen fielen in die bereitgestellten Körbe auf der anderen Seite des Mühlenrades.
Im Handumdrehen waren die Fische versorgt und wurden von meiner Oma natürlich in Müllerinnen-Art kross gebraten. Köstlicher Lohn nach harter Arbeit!

In diesem dunklen Abflussgraben lernte ich damals auch, meine ersten Fische mit bloßen Händen zu fangen. Im diffusen Licht konnte man die Forellen nicht sehen, wohl aber ertasten, wenn man nur mit Geduld und viel Gefühl vorging. Schon nach kurzer Zeit hatte ich den Bogen raus und oft wurde unser Speiseplan mit frischem Fisch erweitert.

Mit der Zeit erweiterte ich meinen Aktionsradius und auch die Fische im Bach waren vor meinem Zugriff nicht mehr sicher. Gute Deckung und große Vorsicht hatten es lange Zeit verhindert, dass ich bei meinem frevelhaften Tun vom Fischereiaufseher erwischt wurde. Auch einige Dorfbewohner, die ich regelmäßig mit ein oder zwei frischen Bachforellen versorgte, konnten mich immer wieder durch entsprechend vereinbarte Signale vor der herannahenden Amtsperson warnen. Irgendwann war mein Name in aller Munde aber es sollte noch eine ganze Weile dauern, bis ich erwischt werden und für meine Missetaten bezahlen sollte.

Man muß dazu sagen, dass zu dieser Zeit ein überaus hoher Fischbestand im Bach anzutreffen war. Noch floß das saubere und klare Wasser teils unbegradigt durch den Ort, überall wimmelte es von Mühlkoppen und es war gang und gäbe, dass auch einmal Brotreste einfach im Wasser entsorgt wurden. Ein Paradies für Bachforellen.
An jedem Gumpen standen damals drei oder vier der großen Fische, die sich um die besten Unterstände stritten.
Eine ganz besonders gute Stelle war ein kleiner Gumpen, etwa zwei mal zwei Meter breit und ca. einen Meter tief, mit weit unterspülten Ufern, der sich am Auslauf eines natürlichen Felswehrs etwas außerhalb des Dorfes gebildet hatte. Rundum war alles mit dichtem Buschwerk bewachsen, von außen nur schwer einsehbar.

In meiner Erinnerung waren die Sommer früher immer warm und sonnig. So auch dieser herrliche Sommertag Mitte der 60er Jahre. Ich hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als den Bach nach den Objekten meiner Begierde abzusuchen. Meine Klamotten hatte ich längst ausgezogen und war nur mit Badehose und alten Turnschuhen bekleidet in den Bach gestiegen. Eine ganze Zeit war ich schon im Wasser entlang gegangen, als ich zur benannten Stelle kam.
Vorsichtig glitt ich in das kühle und tiefe Wasser. Nicht lange, da hatte ich auch schon die erste große Forelle erfühlt. Ich kam allerdings mit meinen kurzen Armen nicht ganz heran, also hieß es abtauchen und mein Glück versuchen. Ich brauchte einige Anläufe aber dann war ich am Ziel. Ein letztes Mal die Lungen voll frischer Luft gepumpt war ich wieder untergetaucht und konnte den großen Fisch richtig packen. Voller Stolz brachte ich ihn ans Ufer, wo er augenblicklich mit einem routinierten Schlag auf den Kopf in die ewigen Jagdgründe befördert wurde.

Das sollte wohl für ein Abendmahl ausreichen, also machte ich mich auf den Rückweg. An der Stelle angekommen, wo ich meine Klamotten abgelegt hatte, musste ich feststellen, dass sie nicht mehr da waren. Einfach weg. Ob mir da irgendwer einen Streich spielen wollte? Egal, es war eh nur eine speckige Hose und ein noch dreckigeres T-Shirt gewesen.
So schlich ich mich also nach Hause, ein schmaler, kleiner Junge, nur in Badehose und alten Turnschuhen aus denen glucksend das Wasser platschte, mit einer fast 50cm langen Forelle, die an einer Astgabel über der Schulter baumelte. Es wird wohl ein lustiger Anblick gewesen sein, den aber niemand genießen konnte, da ich mich überaus vorsichtig um die Häuserecken drückte und nach kurzer Zeit unsere Wohnung erreichte.
Fröhlich pfeifend bog ich um die Ecke und fuhr jäh zusammen. Am Eingang lehnte das mir sehr gut bekannte Fahrrad des Fischereiaufsehers. Überdeutlich konnte ich seine Stimmen aus der hell erleuchteten Küche vernehmen. „Drecksbengel“ ,„Anzeige“ ,„härteste Prügelstrafe“! Das war das Vokabular des Aufsehers! Wäre es damals nach ihm gegangen, hätte man jedem Fischdieb mindestens den rechten Daumen abgehackt.

Zu meinem Glück hielt mein Vater nicht sehr viel von diesem Herrn und brachte ihn barsch zu Schweigen. Ob er mich in flagranti ertappt hätte oder ob sich seine Anschuldigungen nur auf Vermutungen stützten. Ich sei ein guter Junge (bei diesem Satz hatte mein Vater bestimmt die letzten 14 Tage, voll gestopft mit meinen Untaten, ausgeblendet) und die mir angelastete, schwere Missetat müsse man erst einmal nachweisen, bevor hier drakonische Strafen verhängt würden.
Ob die von ihm konfiszierten Klamotten nicht Beweis genug seien, konterte der Aufseher. Mitnichten, wäre doch ein erfrischendes Bad im Bach bei der herrschenden Hitze ein durchaus üblicher Zeitvertreib unter den Kindern, erwiderte darauf mein Vater.

Trotzdem wollte ich es nicht riskieren, von ihnen gesehen zu werden, also schlich ich mich durch den Keller ins Haus. Die Forelle versteckte ich derweil in der Waschmaschine.
Ohne das Licht anzumachen, stieg ich lautlos die Kellertreppe hinauf. Doch ich hatte die Rechnung ohne die letzte Stufe gemacht. Den dort abgestellten Putzeimer hörte ich jedenfalls nur noch scheppernd die Stufen nach unten poltern.
Augenblicklich verstummte das Gespräch in der Küche, die Kellertür wurde geöffnet und ein schmaler Lichtstrahl fiel auf mich. Vor Schreck erstarrt harrte ich der Dinge, die kommen sollten.

„Komm rein, du hast Besuch!“ rief mein Vater mir zu. Mit gesenktem Kopf ging ich zu den Erwachsenen in die Küche. Sofort musste ich eine Schimpfkanonade des Aufsehers über mich ergehen lassen. „Ruhe jetzt!“ fuhr mein Vater dazwischen. „Hast du einen Fisch dabei?“ fragte er mich. Wahrheitsgemäß antwortete ich mit nein, da ich ja auch in diesem Moment wirklich keine Forelle bei mir trug. „Damit ist die Sache geklärt! Guten Abend!“ Freundlich, aber bestimmt wurde der immer noch maulende Aufseher aus dem Haus geschoben. „Dich krieg ich noch, Rotzbengel!“ Im Gehen zeigte er mit drohend seine Faust, doch dann musste er seine Niederlage einsehen und zog ab, um sich in der nächsten Kneipe den Frust mit einigen kühlen Bieren zu erleichtern.

Eine mehr oder weniger geheuchelte strenge Ermahnung meiner Eltern musste ich mir aber doch noch anhören. Am Ende saßen wir drei aber lachend in der Küche, der Fisch war mittlerweile aus der Waschmaschine befreit und brutzelte sanft in ausgelassener Butter vor sich hin.
Allerdings sollte ich mich unterstehen, in den nächsten 14 Tagen auch nur einen Fisch nach Hause zu bringen. Gut, dieses Verbot konnte ich damit umgehen, dass ich die von mir gemeuchelten Forellen zu meiner Oma brachte.
Zusammen mit meinem Opa saß ich dann strahlend am Tisch und futterte die wie immer kross gebratenen Fische. Was für ein herrliches Leben.

Es sollte dann immerhin noch bis zu meinem 12. Lebensjahr dauern, bis mich der Aufseher doch einmal auf frischer Tat ertappen konnte. Von einer Anzeige sah er damals nur ab, als ich ihm versprach, so schnell wie möglich den Angelschein zu erwerben und nur noch mit Genehmigung den Fischen nachzustellen.
Was ich auch seit dieser Zeit als guter und gesetzestreuer Bürger immer getan habe. ;-

Tja, mittlerweile sind sowohl Opa und Oma als auch der alte Aufseher längst Vergangenheit. Der Bach muß sich durch ein Betonbett seinen Weg durchs Dorf bahnen. Das alte Mühlenrad ist schon lange abgerissen, der Mühlenbach unter dem Haus läuft durch ein dickes Rohr. Fische können sich hier nicht mehr halten und auch im Bach sieht man nur noch sehr selten mal eine Forelle davonflitzen. So ändern sich die Zeiten.



Groetjes
Hardy
Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Frank. »

Habt Dank für diese neuen Geschichten! Ich sehe schon - das wird ein etwas dickeres Büchlein geben.

Schwer begeistert,

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
brummer
Beiträge: 324
Registriert: 22.05.2007, 11:16
Wohnort: sachsen

Beitrag von brummer »

Ein hartes Stück Arbeit
Seit 5 Jahren fahre ich im Oktober für 1 Woche an die Ostsee,meistens in Begleitung meiner Bichsln und einer befreundeten Familie.
Brandungs-und Bootsangeln stehen auf dem Programm. Nun,ich hatte schon immer mal den Wunsch mit einem Fischer aufs Meer zu fahren um ihn bei seiner Arbeit zu beobachten.Dieser Wunsch wurde mir vor einem Jahr erfüllt.
Zu einer eher unchristlichen Zeit ging es los zum Hafen ( 2 Uhr früh ).Das Schiff wurde klar gemacht und die Klamotten verteilt.....ÄÄÄhhhhhh,Klamotten???? " Nix mit beobachten,hier wird gearbeitet mein Freund ".Na gut,ist mir auch Recht.
3 Uhr liefen wir dann aus zu einer Tour,die ich in meinem Leben nicht vergessen werde.
Um diese Jahreszeit ists bekanntlich schon etwas kälter und auf See empfindet man das noch heftiger.Die See war glatt wie ein Kinderpopo,das Wetter zeigte sich von seiner besten Seit,es sollte ein schöner Tag werden.
Vor Kühbo wurden dann so an die 120 Netze eingeholt.Klingt nach viel,ging aber relativ schnell da sich Steuerbord ne Winde befindet.Als alle Netze an Bord und die Dorsche/Butts aus selbigen befreit waren gönnte ich mir mal ne Pause.Die Sonne kam gerade hoch,die Luft war so Klar.....es war einfach unbeschreiblich,so hab ich die Ostsee noch nie erlebt.
Jetzt mußten natürlich noch die Fische versorgt werden,die sollten ja heute noch verkauft werden.
Nachdem ich so 5 Minuten für einen Dorsch brauchte und die Fischer sich auf Grund meiner Erzgebirgischen Schnitzkunst bald eingemacht hatten,bekam ich einen Schnellkurs im Dorschschlachten und wurde in meinem Elend stehengelassen.
Seit diesem Tag kann ich von mir behaupten das ich Dorsch und Butt schnell und gut verarzten kann.Es waren am Ende 17 Kisten Dorsch und 10 Kisten Flundern und Butt.
Dann gings Richtung Heimathafen den wir gegen 9 Uhr erreichten.Der Fang wurde verladen,ein Teil kam ins Kühlhaus und der andere in die Räucherei.Gegen Mittag sind die dann fertiggeräuchert und so gegen 15-16 Uhr war alles weg.
Harter Job,nix für mich aber ein schönes Erlebnis mit viel Kreuzschmerzen.
Am nächsten Tag hab ich mir den Fang angesehen,sie meinten ich solle wieder mitkommen,ich würde Glück bringen......war nicht so berauschend......
Ich lehnte dankend ab.
Ein Fisch aus diesem Tagesfang veranlasste uns zu einer genaueren Untersuchung.Wir trauten unseren Augen nicht und fragten uns .....ist es ein Zander oder ein Barsch.Die Zeichnung und Farben,typisch Barsch,jedoch die Größe machte uns stutzig........Die Fischer standen neben uns und grinsten über alle Backen,so etwas wäre in ihrem Beruf auch nicht alltäglich,der BARSCH passte gerade so in die Fischkiste - LÄNGS !!!......ein tolles Fischlein.....Das war unser letzter Tag,etwas deprimiert und traurig nahmen wir die 500 km bis in die Heimat in Angriff.

Grüße
Rene`
Benutzeravatar
Dirk Janßen
Beiträge: 1527
Registriert: 28.09.2006, 16:21
Wohnort: Dangast
Hat sich bedankt: 39 Mal
Danksagung erhalten: 4 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Dirk Janßen »

Wie das mit dem fliegenfischen anfing zu beginnen (eine wenig aufregende Geschichte)

Ich bin nicht als Fliegenfischer auf die Welt gekommen. Nein, ich habe vom normalen Angeln dort hingefunden. Und zwar planvoll. Schon als kleiner Junge guckte ich mir die Minikataloge von DAM und Shakespeare an und war fasziniert von dieser ach so teuren, aber wohl besonderen Angelart.

Irgendwann hat es mich dann gepackt und ich war willens, mit dem Fliegenfischen anzufangen. Also erst mal hin zum Tackledealer meines Vertrauens und ihm meinen Wunsch geäußert. Da war ich aber schief gewickelt. Er hatte gar nichts an Fliegenfischergerödel, war auch nicht geneigt, etwas zu besorgen und wollte seinen zuverlässigen Normalangler (Kunden!) behalten. Mein Gott, was musste ich mir für Sprüche anhören.
Egal, wenn ich mir was in den Kopf setze, dann zieh ich das auch durch. Immerhin nannte er mir widerstrebend einen Namen. Der Mario, der würde fliegenfischen, den sollte ich mal fragen.

Nun denn, ich traf mich mit Mario und der nahm mich mit an einen See und zeigte mir den Überkopf- und den Rollwurf. Mario gab mir auch den Tipp, mich in meinem Dänemarkurlaub bei Korsholm mit Gerät einzudecken, dort sei alles günstiger als hier.

Gesagt, getan, im Urlaub auf Röm mein Weib überredet, doch mal nach Skjern zu fahren, das solle ein hübsches Örtchen sein. Als wir dann "zufällig" an einem großen Angelgeschäft (Korsholm ;)) vorbeikamen, roch sie den Braten und sprach ein Wort bei meinen Anschaffungen mit :(.
Es wurden im Endeffekt eine Daiwarute, eine DAM-Rolle, eine NN-Schnur, Vorfächer und fertige Trockenfliegen. Mein Frau warf mit hinterher noch vor, dass ich das wohl alles geplant hätte ;).

Wieder auf Röm war ich nur noch mit dem Zusammenbau meiner Neuheit beschäftigt. Auf dem Rückweg hatte ich so "ganz nebenbei" eine Tageskarte für die Brede A organisiert, weil ich am Nachmittag los wollte, um bei Ellum zu fischen. Draußen vor dem Ferienhaus war ich mit meinen ersten Trockenübungen mit eigener Rute beschäftigt, als meine bessere Hälfte Hilfe brauchte. Im Haus wäre kein Dosenöffner aufzutreiben und eine große Dose wäre zu öffnen.
Für McGiver kein Problem, Schweizer Taschenmesser raus und los geht's. Nun, die Dose wurde immer instabiler beim aufhebeln und kurz bevor der Deckel ab war, rutschte ich mit der rechten Hand ab und mitten in die aufgehebelten Blechzacken hinein. Seitdem weiß ich, was die Maus ist, nämlich die muskulöse Partie unterhalb des Daumens. Die Maus hatte ich mir auf 5 cm Länge tief aufgerissen. Weiß jemand, wie das blutet?

SCHEI__E!!! ICH WILL DOCH HEUTE DAS ERSTE MAL FLIEGENFISCHEN UND HAB' SCHON NE TAGESKARTE!!! Meine Frau meinte (mit ein gaaanz bisschen Häme), das könne ich mir ja wohl die nächsten Tage abschminken.
Von wegen! Verband drum und weiter mit den Wurfübungen. Nach 2 mal "blutigen-Verband-wechseln" war meine Frau äußerst ungnädig, es fielen Worte wie totale Macke und schlimmeres. Als Angler ist man solches aber ja gewohnt.

Letztendlich habe ich mit meinen rudimentären FF-Kenntnissen dann am Nachmittag 3 Rotgetupfte auf Fliege gefangen und seitdem hat mich der Virus nicht losgelassen.

Dirk
Benutzeravatar
medfisch
Beiträge: 33
Registriert: 31.10.2006, 21:08
Wohnort: Seeon
Hat sich bedankt: 1 Mal

Beitrag von medfisch »

Hallo,
die unglaublichen Dinge....,also, ich bin Spätberufener, nach einigen kindlichen Ausflügen, als ich vor ein paar Jahren an der kroatischen Küste die Kinder unserer Freunde angeln sah und nicht widerstehen konnte selber mitzumachen, klappte wohl der berühmte Schalter in mir um, ich wollte fischen ( bayrisch für angeln ). Drei Wochen später zum Kurs angemeldet, Schein gemacht, fertig, ab ans Wasser, von dem es in meiner Umgebung eine breite Auswahl gibt. Ich probierte ein paar Techniken aus, immer autodidaktisch, Spinnfischen war wirklich spannend, aber dann holte mich wohl ein Fluch ein.
Mein Kollege in der Praxis ist seit Jugendzeiten, begeisterter Fischer, vor allem Fliegenfischer, und erhielt folgerichtig jedes Frühjahr einen Katalog eines nicht unbekannten bayrischen Distibutors. Ich habe ein paar Jahre ehrlich entsetzt darüber gelästert, wie jemand so irr sein kann um für ein Stück Kohlefaser solche Summen auf den Tresen zu legen. Mein Kollege lächelte dann immer leicht, er ist Spezialist für psychotherapeutische Medizin, und schwieg, er kannte die Magie ( oder den Fluch ). Nach einiger Zeit des Spinnfischens, mit etlichem Gepäck und furchterregenden Gummiimitaten von Fische, fand ich plötzlich den Katalog meines Kollegen recht interessant,ging in mich und holte konsequenterweise mir eine monetär vertretbare Combo des o.g. Händlers, las ein wenig Literatur und stellte dann fest, obwohl ich per Zufall in den ersten Wochen ein paar Fische damit erwischte, dass Theorie und Praxis deutlich differieren können. Gottseidank hat keiner zugesehen, als ich ans rechte Bachufer werfen wollte, die Schnur, aus einer nicht existierenden Schlaufe links vor mir ins Wasser fiel, ein kleiner Barsch die Fliege schnappte und sich selber hakte. Ich hab ihn übel beschimpft, genauso wie die Forelle, die mir zwei Wochen später, nach einem ähnlich schrägen Wurf an einem schönen Forellensee an den Haken ging, im Gegensatz zu dem Barsch landete sie dann allerdings in der Pfanne. Dann kam der Winter, viel Literatur, Mel Krieger, Gebetsroither, Trockenübungen und der Beginn meiner unglaublichen Geschichte!
Ich lebe in einem sehr kleine Dorf, durch das zwei Bäche fliessen, gut zum Fischen und es gibt ausreichend Platz für Wurfübungen. Im Frühjahr, als das Schilf an unseren Grundstück noch niedrig war, bildete sich ein sehr schöne (Trocken-)Wurfstrecke heraus, ich begann die gesammelten theoretischen Kenntnisse des Winters umzusetzen und, oh Wunder, in Anlehnung an den guten Gebetsroither gelang es mir von Tag zu Tag besser die Schnur und die Rute zu beherrschen. Als Übungsfliege benutzte ich ein gefaltetes und mit der Zange komprimiertes Papierstück.
An diesem Abend lief es wirklich sehr erfreulich, ich hatte das Gefühl die Sache wirklich in den Griff zu bekommen, Vorschwung, Rückschwung, Vorschwung, verlängern, usw.., als mir plötzlich von rechts her ein schwarzer Punkt ins Blickfeld kam , der an Grösse zunahm, ich am Werfen, volle Konzentration, den Punkt konnte ich dann ganz schnell als fliegenden Vogel ( Amsel, wie später festgestellt ) identifizieren, der im 90 Grad Winkel den Weg meiner Schnur ( Vorschwung...Rückschwung...) kreuzte.. die Schlaufe lief gerade in meiner Kopfhöhe, blieb eng und knallte der Amsel die Übungsfliege an den Kopf, es flogen ein paar Federn, der Unglücksvogel schmierte nach rechts ab und verschwand im niedrigen Schilf, nein, keine Rauchfahne am Schwanz, aber die hätte mich seinerzeit auch nicht mehr erstaunt. Es dauerte ein paar Sekunden, bis mein Kiefer wieder in Ausgangsposition war, dann raschelte es auch kurz im Schilf und der Vogel, eindeutig Amsel, erhob sich, offenbar unverletzt, wieder in die Lüfte, ich hatte den Vogel abgeschossen und,... übte weiter.
Ein paar Wochen später nahm ich an einem Fiegenfischen an der Traun mit Guide teil, wobei zuerst Wurfübungen auf der Wiese am Programm standen, ich führte stolz meine mühsam erlernten Fähigkeiten vor, der Profi sagte " na, ja, sehr schön", drehte mich um 45 Grad, blockierte meine Schulter, ergriff meinen Bizeps zog an meiner Wurfhand und sagte dann " machs mal so ", eine Umstellung meines gesamten Bewegungsablaufs innerhalb von 10 Sekunden, nach 2 Stunden weiteren Übens im Wasser merkte ich plötzlich meinen grossen Fortschritt und je mehr Spass es mir machte, umso stärker wurde die Faszination, vielleicht auch die Magie ( von Fluch möcht ich nicht mehr reden ), ich denke der Beginn eines ganz normalen Fliegenfischerlebens,


Giselher
Benutzeravatar
Tristan
Beiträge: 226
Registriert: 01.08.2007, 19:48
Wohnort: Norwegen

Wiedergutmachung für Frank

Beitrag von Tristan »

Als Wiedergutmachung für Frank (Saiblinge, Saibling, überall nur Saiblinge!) will ich mal eine Geschichte von mir beitragen.


An einem schönen Herbsttag vor einigen Jahren war es mal wieder an der Zeit auf Hecht zu gehen. Damals fischte ich noch viel mit der Spinrute und so schnappte ich mir mein Gerät und ein paar bewährte Blinker um mich auf den Weg zum See in unserer Nähe zu machen. Das Wetter war toll und so kam ich spontan auf die Idee meine Freundin zu fragen ob sie nicht mitkommen will. Bis dahin war sie eigentlich nur mit den Ergebnissen meiner Angeltouren bekannt. An diesem Sonntag, der seinem Namen wirklich alle Ehre machte, musste ich sie aber nicht lange überreden mich mit ans Wasser zu begleiten. Sie schnappte sich schnell noch ein Buch und ein Kissen um es sich am Wasser gemütlich machen.

Am Gewässer angekommen mietete ich uns erstmal ein Boot. Ich habe an diesem Gewässer meine ersten anglerischen Gehversuche gemacht und kenne es daher sehr gut. Um eine realistische Chance auf einen Hecht zu haben muss man raus auf den See und die Schilfkanten abfischen. Außerdem war an diesem Wochenende bei dem guten Wetter am See die Hölle los. Alles war voll von Ausflüglern: altere Ehepaare, Großeltern mit ihren Enkeln, Jugendliche – so voll hatte ich es noch nie gesehen! Es hieß also so schnell wie möglich auf den See raus zu kommen um dem ganzen Trubel zu entgehen und dem nächsten Hecht möglichst zielstrebig entgegenzufischen. Nach kurzer Diskussion war die Dame am Bootshaus bereit mir das „wirklich allerletzte“ Angelboot herauszugeben und so stachen wir alsbald in die Ruhe des spiegelglatten Sees hinaus.

Meine Freudin genoss die Sonnenstrahlen sichtlich und machte es sich im Heck des Bootes gemütlich. Ich postierte mich am Bug und fing an meinen dünnblechigen Lieblingsblinker (jetzt würde ich stattdessen einen verführerischen Streamer tanzen lassen) beharrlich herauszuschleudern und mit ganz langsamen Kurbelbewegungen wieder einzuholen. Es wehte eine leichte Briese und so drifteten wir dahin. Das ganze ging gerade einmal etwa 15 Minuten als ich schon den ersten Biss bekam. Freudig erstaunt schlug ich an und dirigierte den kleineren Hecht gen Boot. Dieser hatte aber plötzlich gar keine Lust mehr darauf und entschied sich stattdessen unter dem Boot hinweg zu schießen. Bei mir folgte die Ernüchterung, dass es sich ganz und gar nicht um einen kleinen Hecht handelte sondern um das genaue Gegenteil! Trotz souverän vorgetragener Gelassenheit muss ich etwas hektisch gewirkt haben. Außerdem trieben wir beharrlich weiter in Richtung auf den dichten Schilf-Dschungel zu! Nur mit tatkräftiger Unterstützung meiner Freundin war es möglich unser Boot wieder ins Freiwasser zu dirigieren. Ich erspare Euch noch die Details vom dramatischen Drill und zu kleinem Kescher sowie der Größe des Fisches, da dies für die Geschichte eigentlich nicht so wichtig ist. Adrenalingeladen saßen wir aber irgendwann zu dritt in unserem Boot. Ich im Bug, meine Freundin im Heck und der Hecht in der Mitte. Bis heute ist es mein größter Hecht. Trotz des guten Wetters war nach diesem nervenaufreibenden Ereignis an ein Weiterfischen nicht zu denken. Auch meine Freundin schien sich bei der Anwesenheit unseres zahnstrotzenden Krokodils nicht mehr ganz so wohl an Bord zu fühlen. Das ganze wurde auch dadurch nicht besser, dass ich den Fisch, wie gewohnt, außer Sicht unter den Hecksitz schob. Die Entscheidung für den Tag aufzuhören war schnell gefällt und etwa 45 Minuten nachdem wir das Boot gemietet hatten, standen wir auch schon wieder auf dem Bootssteg. Ich drückte meiner Freundin die Angelrute in die Hand und Schnappte mir selbst den Hecht. Das Boot war schnell (und so billig wie noch NIE!) bezahlt. Jetzt lag „nurnoch“ der Rückweg zum Auto vor uns aber da wurden wir schon entdeckt! Ein kleiner Junge stellte sich hinter mich und sagte „Boah“ (so wie ich es früher einmal wohl auch getan hätte), gefolgt von einem auslassendem „Iiiiiihhhh“ seiner kleinen Schwester. Mir schwante übles! Ich drehte mich zu meiner Freundin und sagte: „Da müssen wir schnell durch! Kannst Du bitte meine Angelsachen nehmen?“ Sie war einverstanden und los ging’s! Es gab keine Alternative zum Weg mitten durch die Menschenmenge. Als unfreiwilliges Sonderspektakel des Tages mit großen und schnellen Schritten in Richtung Auto - meine Freundin dicht hinter mir mit der Rute. Es kam wie es kommen musste: Fotokameras wurden gezückt, Leute blieben wie angewurzelt stehen, ich hörte mehrmals „Was? Sowas schwimmt in dem See herum?!“ dicht gefolgt von „Da schwimme ich nie wieder drin“ und „Guck mal was die Frau da gefangen hat“.

Ich bin seitdem wieder an diesem See fischen gewesen. Mit meiner glückbringenden Freundin bin ich auch nach wie vor glücklich zusammen. In Zukunft werde ich aber sonnige Wochenende im Herbst meiden und die größeren Hechte vom Streamer befreien und zurücksetzen.

TL, Gruss

TRistan
Benutzeravatar
Frank.
Ehren-Moderator
Beiträge: 5843
Registriert: 28.09.2006, 11:35
Wohnort: Niedersachsen
Hat sich bedankt: 353 Mal
Danksagung erhalten: 573 Mal
Kontaktdaten:

Beitrag von Frank. »

medfisch hat geschrieben: ich hatte den Vogel abgeschossen und...
Lieber Giselher,

super! Paß auf - das perfektionierst Du jetzt im Wurftraining, und dann gehen wir damit zu "WETTEN, DASS ...": Giselher wettet, daß er acht von zehn im Saal freifliegenden Amseln ...

Herzlichst, Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Antworten