Allgemeine Gedanken zum Fliegenbinden und fischen

Was macht FLIEGENFISCHEN aus? Hier darf nach Herzenslust gefachsimpelt werden! Auch Termin- und andere Ankündigungen passen hier herein. Erlebtes Fliegenfischen - hier kannst Du Deine Erlebnisse für alle schildern, wir lesen gerne Storys von früher und heute!
(Bitte prüfe zuerst, ob nicht eine der nachfolgenden Rubriken geeigneter für Deinen Beitrag ist).

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Lutz/H
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Allgemeine Gedanken zum Fliegenbinden und fischen

Beitrag von Lutz/H »

Guten Tag

Vorweg, wenn ich in diese Rubrik falsch bin,bitte ich darum in eine andere zu verschieben.

In der Ausgabe 3/2010 in "Fliegenfischen"schreibt Herr Ingo Karwarth in dem Artikel " Die glorreichen Sieben",
ein Artikel über Forellenstreamer, darüber, wie seine Angelreisen von gewissen Ritualen geprägt sind, in diesem
Artikel eine Reise nach Norwegen die über Odense führt, wo er bei Go Fishing letzte Einkäufe tätigt,in diesem Falle
auch eine Ausgabe des Art of Angling Journals ersteht,in der ein Artikel über Streamer steht, der ihn bewegt und inspiriert hat.

Nun kenn ich Herrn Karwath nicht persönlich, habe aber im Laufe der Zeit festgestellt, das wir durchaus ähnliche Wege
gehen und auch ähnliche Marotten haben.
Unteranderem hege ich auch Reiserituale, die zu meinem Leben gehören als wäre es vorbestimmt.
Z.B. fahre ich nun schon über 20 Jahre eine gute Woche im Frühjahr nach Bornholm um den langen Winter aus den Knochen zu bekommen
und sich mal so richtig auszufischen. Bei diesen Bornholmbesuchen gehört für mich grundsätzlich auch der Besuch
des Rathauskiosks in Rönne dazu, wo ich jedes Jahr ein Exemplar der Flugfiske i Norden erstehe. Bei meinem Besuch
im Frühjahr 2010 erstand ich die Ausgabe 1/2010 in der ein Artikel stand über ein Thema,mit dem ich mich gedanklich auch schon länger
auseinandersetze.
In dem Artikel "Teal och ekorrstreamer för havsöringen" schreibt Herr Frank Hjortberg darüber, das es es heutzutage üblich ist
(Meer)Forellenstreamer mit einem hohen Einsatz synhtetischer und vorgefertigter Materialien zu binden,dies gilt als modern,gilt als effektiv,
gilt als das ultimative bis, ja, bis im nächsten Jahr mit neuen Katalogen neue Sachen kommen die noch moderner,
noch effektiver, kurz gesagt noch endgeiler sind. In seinen tollen Artikel zeigt er wunderbare Muster die aus
Entenfedern und Eichhörnchenhaaren(Teal ok ekorr) gebunden sind,zwar mit etwas dezenten Einsatz von Flatbraid,
aber das ist ,denke ich, erlaubt(isses sowieso,was ein Blödsinn von mir).
Gute alte Bindekunst,Phantasie,Vorstellungskraft,fantastische
Entenfedern,überwiegend Mallard mit Zeichnung und Bänderungen auf der Feder,ich glaube man sagt Textur,die
ein Kunstprodukt niemals hinkriegen kann.
Wenn ich nun in mein Angel/Bindezimmer schaue wird mir ganz schlecht,was für ein Gerödel aus den Schränken quillt.Angelhair,Flashabou,
Flourfibre,Polarfiber,Fritzfiber und was weis ich noch alles in diversen Farben und Längen. 2 1/2 Jahrzehnte Fliegenbinden
haben hier eindeutig ihre Spuren hinterlassen.
Ich habe in den letzte Jahren zwar viel mit Epoxy gebunden, bin stark geprägt von Bob Popovis Buch "Popfleys"aber mittlerweile
beginne ich mich fast trotzig neuen Dingen zu verweigern. Angefangen hat das beim Tubenfliegenbinden. Was vor ca. 10 Jahren dezent mit den ersten
Mörrum-Tubes anfing heißt mittlerweile Fits,PTS und wahrscheinlich gibt es im nächsten wieder was neues,welches uns den Kopf
verdrehen soll,mit Koneheads,Softheads und wie das alles heißt,ich steige da nicht mehr durch.
Neulich war ich auf eine Flifimesse,wo auch ein Binder war, der gnadenlos modern war und mich in einem
Gespräch von seinen Tuben zu überzeugen versuchte,ich habe mir das angehört und mich höflich verabschiedet,
effektiv muß ich die ganze Woche an meinem Arbeitsplatz sein,da brauche ich das beim Fischen und Binden nicht.
ein paar Tische weiter saß ein Binder der klassische Speyflys band,ein nettes Gespräch über
diese Art der Fliegen und ein schwelgen über Naturmaterialien folgte.
Trockenfliegen ist auch so ein Thema,im vorletzten Winter konnte ich zu vernünftigen Preisen ein paar tolle
Bälge und Halbsättel von Whiting erstehen mit super Fehlfarben,die Federn sind so toll das sich die Fliegen
fast von alleine binden, so ganz ohne rosafarbenen CDC,Foam und sonstwas,klassisch um den Schenkel gewickelt oder
als Parachute mit eine Mallardfeder im besten Catskillstyle, wahrscheinlich ist das auch altmodisch und ich denke
über eine gespließte nach. Immerhin bin ich Amateuer und muß nicht als Fliegenfischerpapst in jedem Jahr
die neusten Produkte von A oder B oder C anpreisen und verkaufen.

Vielleicht sind meine Gedanken auch nur der Ausdruck nach der Sehnsucht nach der guten ,alten Zeit, wenn es denn sie überhaupt gegeben hat,wo alles neu ,bunt und interessant war, ich weiß es nicht.
Ich erwarte gar keine Reaktionen,ich wollte es nur mal loswerden

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit
Gruß Lutz
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Aus der Seele

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Lutz !

Du sprichst mir aus der Seele!

Manch Erfolgreiches gerät allerdings in Vergessenheit und wird, wie auf dem Bild zu sehen, nach über 100 Jahren als Neuheit wieder präsentiert.

Das Original ist aus dem Jahre 1899!

Die Schere trägt den Stempel "Stainless Taiwan"!

Bild


freundlichst
Gebhard
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Chillipp
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Beitrag von Chillipp »

Hallo Lutz,

kann Dich gut verstehen. Ich binde zwar erst seit knapp 2 Jahren, habe mich aber von vornherein dem ganzen Glitzer- und Kunststoffkram größtenteils verweigert. Gar nicht unbedingt weil ich "natürliche" Fliegen schöner, besser oder fängiger finde, sondern weil ich gar keinen Bock habe, das riesige Angebot modernen Materialien zu durchwühlen und zu überblicken. War und ist mir einfach zu stressig. Die heimische Tierwelt bietet im großen und ganzen was man braucht. Alleine mit Rehhaar, Hasenohr, Enten -, Rebhuhn- und Hahnenfedern (ok, die kommt aus Übersee) kommt man schon sehr weit.

Ich kann aber auch die andere Seite verstehen: da bindet man seit Jahren und freut sich vielleicht über die Herausforderung, wieder was neues zu lernen. Oder man sucht einfach die Abwechslung, das Neue... Und immer wieder mal kommen wahrscheinlich auch richtig praktische Neuerungen auf den Markt. Wie zum Beispiel die Tubenfliegen... :wink:


Für einen Satz Lutz, möchte ich Dir aber ganz besonders danken:
effektiv muß ich die ganze Woche an meinem Arbeitsplatz sein,da brauche ich das beim Fischen und Binden nicht.
Das trifft den Nagel sowas von auf den Kopf, dem ist wirklich nichts mehr hinzuzufügen.


Viele Grüße,
Philipp
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Martin 1960
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Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Lutz,
ich kann das gut nachvollziehen.

Ich denke auch, viele der neuen Produkte sind nicht zwingend notwendig um Fangerfolg zu haben.

Ein gutes Beispiel: Ich habe einem bindenden Kollegen geschrieben,
dass ich zum Mefo fischen noch nie die berühmte Pattergrise probiert habe,
stattdessen alte Nassfliegenmuster benutze,
ich glaube dass er mich im ersten Moment nicht ernst genommen hat.

Gut, natürlich habe auch ich klassische Mefo-Fliegen im Einsatz (Jultrea, Magnus-Variationen, Tangläufer, oder Shrimp-Muster)
aber eben auch Nassfliegen, wie zum Bsp.: PeterRoss, Teal Blue&Silver, Mallard&Claret,
die nur am Schwanzabschluss mit quitschgelb, oder knalligem Orange leicht verändert sind.

Ich möchte damit zum Ausdruck bringen,
dass man mit Pfauen-, Fasanen-, Enten, und Hühnerfedern auch gut klar kommt,
und das ein "begrenztes" Angebot im Bindekoffer die Kreativität fördert.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
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Achim Stahl
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Beitrag von Achim Stahl »

Moin,


natürlich kann man auf alle modernen Materialien verzichten und dennoch Fische fangen.

Auch sind nicht alle modernen Materialien in allen Bereichen besser als ältere. Oft lese ich, man muß für Hechtstreamer Synthetikmaterial verwenden, weil es sich nicht mit Wasser vollsaugt. Manche Synthetiks tun das aber auch. Und Bucktail tut es nicht und ist deshalb viele brauchbarer als eine Menge dieser ganzen Kinky-, Slinky- etc. Fibern.

Aber sehr lustig finde ich es, wenn die Altvorderen, wie Frank Sawyer oder Charles Ritz als Vorbild für eine traditionelle und konservative Haltung beim Fliegenfischen und Fliegenbinden herangezogen werden.

Gerade diese Jungs waren zu ihrer Zeit die absolute Avantgarde und alles andere als Traditionalisten. Sie experimentierten mit den neuartigsten Materialien herum und gingen komplett unausgetretene Pfade. Ich glaube, diesen Leuten würden heute angesichts Polar Chenille, Epoxyaugen, UV-Kleber, EZ-Body etc. die abgefahrensten Fliegenmuster einfallen! :wink:


Mit blasphemischen Grüßen!


Achim
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Re: Allgemeine Gedanken zum Fliegenbinden und fischen

Beitrag von Maggov »

Lutz/H hat geschrieben:Vielleicht sind meine Gedanken auch nur der Ausdruck nach der Sehnsucht nach der guten ,alten Zeit, wenn es denn sie überhaupt gegeben hat,wo alles neu ,bunt und interessant war, ich weiß es nicht.
Ich erwarte gar keine Reaktionen,ich wollte es nur mal loswerden

Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit
Gruß Lutz
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Lieber Lutz,

ich habe einen Kommentar zu Deinem Beitrag via Mail bekommen den ich hier gerne einbringen will weil er vielleicht einen Alternativen Erklärungsansatz für Dich bietet und auch meine Sicht auf die Thematik "muss ich jeden Hype mitmachen" ganz gut wiedergibt:
Man muss nicht so lange dabei sein wie RC um festzustellen, dass vieles aus dem Vor-Internetzeitalter als Neuheit wieder aufgewärmt wird.
Man kommt am heimatliche Gewässer - über die Jahreszeiten wechselnd - mit so wenigen Muster aus, dass sie leicht auf das Hutband oder Westenpelzl passen.
Alte Gespließte oder Fibatubes haben oft Eigenschaften die man bei "modernen Ruten vermisst", das zu merken muss man kein Nostalgiker sein!
Wenn es dann nicht darum geht abends erzählen zu können wieviele Fische man gehakt, gedrillt und releast hat, sondern vielleicht erlebt zu haben einen "erpischten" Fisch unter erschwerten Bedingungen gefangen haben zu können dann kommt man - zum Ärger der Fischereigerätehersteller & -Händler - mit einer Minimalausrüstung aus die Einen manchmal lebenslänglich begleitet.
Ist das nicht auch eine Herausforderung? Kaufen kann man jeden beworbenen Schund, Fische fangen sollte man auch mit Minimalausrüstung können - das ist die wahre Herausforderung und im Erfolgsfall Leistung!
Vielleicht ist es auch der Anspruch an Dich selbst der Dich nicht mehr nach jeder Neuerung drängt.

Ich persönlich bin da nicht so konsequent was die Abgrenzung neu vs. Traditionell betrifft (obwohl ich Fibatubes und Bambus fische), gerade beim Binden. Man muss es auch so sehen dass manche "klassischen" Bindematerialen von mittlerweile geschützten Arten Stammen oder zumindest die Herkunft besser nicht hinterfragt wird. Dann gibt es Materialen die ich einfach persönlich für nicht optimal ansah nachdem ich sie ausprobiert hatte (z.B. CDC finde ich nicht so gut weil man die Fliege fast schon mit dem Fisch wechseln muss) und diese mit anderen (auch neuem) Material ersetzt habe (besagtes CDC ersetze ich bei Trockenfliegen durch Polyyarn).
Da so gut wie jedes Muster neue Bindematerialien in den Originalrezepten bedeutete habe ich mir angewöhnt die Fliegen hinsichtlich Ihrer Komponenten und Materialeigenschaften zu betrachten. Ob die Hechel einer Red-Tag nun aus CDC, Rehhaar oder einer Hahnenhechel gebunden wird ändert die Fliege eigentlich nicht maßgeblich. Die Schwimmeigenschaften und das Aussehen sicherlich nur bleibt es für mich eine Red Tag. Ich denke wenn man verstanden hat warum der Binder welche Materialien eingesetzt hat dann kann man auch einen entsprechenden Ersatz in dem schnell entstehenden Arsenal von Bindematerialien finden.

Ich sehe es ähnlich wie Achim so dass Menschen wie Frank Sawyer, Ritz und Goddard eben deshalb so renomiert heute sind weil sie neue Wege gesucht haben. Alle hatten stets die Effektivität und Effizienz im Auge und wollten diese verbessern. Der Antrieb war hier eben nicht der Leistungsdruck von aussen sondern das eigene Streben nach Neuerung und Versbesserung. Den entscheidenden Unterschied den ich bei diesen Herren zu dem von Dir erwähnten Tubenbinder sehe ist, dass diese Leute oft keinen unmittelbaren Zwang hatten etwas zu verkaufen (bei Goddard lenke ich gerne ein) und v.a. dass sie sich ihre eigenen Gedanken gemacht haben bevor sie etwas Neues adaptiert haben. Damals war der Werbedruck sicherlich auch noch ein anderer nur entschuldigt das m.M. nach nicht das blinde Übernehmen eines Trends nur weil es "neu" ist.

Vielen Dank für Deinen Beitrag und den Denkanstoß

Lg

Markus
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Erge
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Re: Allgemeine Gedanken zum Fliegenbinden und fischen

Beitrag von Erge »

Kaufen kann man jeden beworbenen Schund, Fische fangen sollte man auch mit Minimalausrüstung können - das ist die wahre Herausforderung und im Erfolgsfall Leistung!
Ich habe da noch ein Zitat von Yvon Chouinard, dem Gründer und Eigentümer von Patagonia aus einem netten Artikel in FlyRod&Reel:
I believe the way towards mastery of any endeavor is to work towards simplicity; replace complex technology with knowledge, hard work and skill.
Viele Grüße
Ronald
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Moin,

es gibt eine schöne Abkürzung namens ESP - Equipment statt Power. Ich denke, das viele Angler eher zu einer teureren Rute greifen, als an ihren Wurfkünsten zu feilen, wenn z.B. es an der Weite mangelt. Heutzutage wird einem oft weißgemacht, dass man ein bestimmtes Material, Tackle, etc. besitzen muss um Fische zu fangen. Dem ist sicherlich nicht so!.

Dennoch haben viele der Neuerungen eine absolute Berechtigung beim Fischen. Wenn ich z.B. an die Meerforellenfischerei denke, sind Bindematerialien wie Speyhecheln, Polarchenille und Polarfibre eine echte Bereicherung. Auch verschiedene Flashmaterialien, Tungstenperlen, ect. haben den Fliegenmustern nicht gerade schlecht getan.

Es wird immer wieder Leute/Unternehmen geben, die versuchen ihren überflüssigen Kram an den Mann zu bringen, doch wenn man sich erst einmal in die Materie eingearbeitet hat, fällt es einem doch recht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Es mag Fliegenfischer (siehe Kommentar von Markus) geben, die sich auf ein Minimum reduzieren können und wollen und trotzdem erfolgreich sind. Dies ist jedoch meine Sache nicht. Ich nehme gerne etwas mehr mit ans Wasser, sei es am Bach oder der Ostsee. Dafür habe ich mittlerweile zu oft erlebt, dass ein neues oder auch uraltes Muster seinen fisch fängt. Ich erinnere mich z.B. an einen Bornholmurlaub, wo wir bei ablandigem Wind plötzlich Meerforellen haben steigen sehen. Die haben geflügelte Ameisen, die mit dem Wind aufs Wasser getrieben wurden gefressen. Ein zufällig in der falschen Fliegendose eingeordnetes Ameisenmuster hat dann den Erfolg gebracht. Hätten wir nur drei Standardmuster mitgehabt, wären diese Fische unfangbar gewesen. Ich habe daher immer gerne mehr Muster in der Tasche. Genau solche Situationen sind es, die für mich den Reiz ausmachen. Nicht nur mit drei Fliegen ans Wasser gehen und wenn sie nicht beißen, dann eben nicht, sondern suchen, beobachten, testen und zum Schluss vielleicht noch den richtigen Dreh finden, der den Tag rettet!

In sofern halte ich es für mich so, dass ich offen bin für Neues, es aber nicht um der Neuheit wegen kaufe, sondern nur wenn es mir sinnvoll erscheint!

T
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Beitrag von felix »

Ich probiere eigentlich schon sehr gerne neue Dinge aus, bin aber bei Bindematerialien gegenüber Kunststoffdingen ziemlich skeptisch.
Der Grund dafür liegt einetlich einzig und alleine darin, dass mir beim Binden das Hantieren mit Naturprodukten viel besser gefällt und jenes mit Kunststoffmaterialien eben nicht. Deshalb ziehe ich z.B.: ein natürliches Dubbing beim Binden dem Kunststoffmaterial vor - obwohl beide Materialien vor mir liegen, greife ich tendentiell fast zu 100% zum Naturprodukt. Das mach ich, obwohl ich sogar gemerkt habe, dass die Kunststoffmaterialien meist deutlich besser sind...
Fazit: Mir macht das Binden mit Naturprodukten einfach mehr Spass - auch wenn es weniger Erfolg bringt!
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mario.s
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Beitrag von mario.s »

Hallo,

ja wenn man so die einschlägigen Kataloge mit den Bindematerialien durchblättert fallen doch immer mehr die künstlichen Fasern und Fussel ins Auge. Jedes Jahr kommen immer neue dazu und verdrängen schon fast die Naturmaterialien. Möglicherweise ist ja der Trend so? Würden nicht ständig neue Materialien oder Trends aufgetan werden, wo wären wir dann möglicherweise in 10 oder 20 Jahren? Wenn ich meine Bindekiste aufmache, dann liegen da noch Materialien mit denen ich möglicherweise noch bis an mein Lebensende Fliegen binden könnte. D.h. ich bin eigentlich für den Markt kein potentieller Kunde mehr. Und würde man mal den Faden weiterspinnen, so würde der Markt möglicherweise an uns gesättigten Kunden zusammenbrechen. Kein Absatz mehr. :shock: Doch so weit wird es ja nicht kommen.
Vielleicht ist es ja auch "unmoralisch" Federn und Felle zum Binden zu Produzieren und zu benutzen. Als Neben- oder Abfallprodukt kann man die Bindematerialien ja nicht unbedingt bezeichnen. Wer isst schon gerne einen Polarfuchs?
8) Trotz allem und der Moral zum trotze binde ich aber auch lieber mit Naturprodukten. Es ist irgendwie schöner. Und wie Lutz eingangs beschrieb, muss es nicht unbedingt effektiv sein. Einen großen Vorteil sehe ich allerdings bei der Herstellung von Trockenfliegen. Dort spielen die Polydubbings doch deutlich ihren Vorteil aus. Hervorragende Schwimmfähigkeit und das schnelle trocknen. Dezent und überlegt verwendet bereichern Synthetiks schon so manche Fliegenkreation.

Als völlig überzogen und weit am Thema vorbeigeschossen sehe ich allerdings die Popper- und Wobblerfliegen. Das sind doch waschechte Spinnköder!! Mit PVC Körper und Tauchschaufel haben die m.E. nichts an der Fliegenrute zu suchen. Fliegenfischen hat etwas mit Fliegenbinden zu tun. Und wo bitte schön ist an einem Wobblerkörper etwas gebunden? Vielleicht die kleine rote Hechel die als Alibi um den Haken gewunden ist?
Hier hört für mich zumindest der "Spaß" auf.


Felix: Ich würde nicht unbedingt behaupten, dass Naturmaterialien weniger fangen. Diese stehen m.E. in keiner Weise ihren synthetischen Kollegen hinterher.

TL und flinke Finger, Mario
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laverda
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Beitrag von laverda »

Hi Flifis,
seit das Fliegenfischen nicht mehr nur mit einer Trockenen im Tweedanzug im Gebirgsbach auf Salmoniden stattfindet, entwickeln sich immer neue "Spielarten" dieser wohl schönsten Art den Schuppenträgern nachzustellen.
Wenn man jetzt ein Gewässer vor der Haustür mit der Fliegenrute "erobern" will, muss man manchmal ein wenig anders herangehen als der Äschenfreund an der Traun.
Wenn Popper, Epoxi-Fusseln usw. vom manchem nicht mehr als "Fliegen" akzeptiert werden ist das m.E. schon recht borniert. Ein Sommerhecht an der Oberfläche über dem Krautfeld, der raubende Rapfen oder gar Zander in 4m Tiefe sind mit "Fliege" zu fangen. Dass man dafür keine Maifliege aus den Federn und Fasern eines 70 € - Balges am Vorfach hat, ist selbstredend. Auch das Lachsfischen mit Kunststoff-Tubenfliege und "Plastik-Diskapplikationen" ist meilenweit von der Märzbraunen entfernt.

Man muss bestimmt nicht jeden Trend mitmachen, nicht alles im Schrank bereit halten, was uns als DAS Material angepriesen wird, aber ganze Ködersparten als nicht Flifi-gerecht zu bezeichnen, kann ich nicht ganz nachvollziehen.

Gruß vom platten Niederrhein
Ruten werfen Masse.........nicht Klasse
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Moin,

folgendes passt IMHO in diesem Zusammenhang sehr gut:


Tradition ist nicht das bewahren der Asche, sondern das weitergeben des Feuers!

T
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