Bernd Ziesche hat geschrieben:Ich für meinen Teil probiere mein Equipment aus, bastel daran herum, erfreue mich am Fliegenwerfen oder an einer neu designten Fliege und deren Spiel, genieße die freie Natur und manchmal zappelt ein Fisch am Ende meiner Leine. Letzteres dürfte erheblich weniger als 5% meiner Zeit im und am Wasser ausmachen.
Lieber Bernd,
an diesem Punkt bin ich ganz bei Dir und sicher auch der Großteil der Fliegenfischer. Obwohl - ich möchte den eigentlichen Fischfang nicht mit „zappeln“ und einem statistischen Wert belegen. Für mich als Pirschjäger ist alles auf ein Ziel ausgerichtet, denn sonst würde ich Aqua-Walking (mit „High-End-Fidelity-Carbon-Design-Watstöcken“) oder Wassergymnastik in freier Natur betreiben. Macht bestimmt auch Spaß - ein tolles Erlebnis!
Bernd Ziesche hat geschrieben:Auch die Zeiten auf der Wiese oder am Bindetisch gehören für mich zum Gesamterlebnis des Fliegenfischens dazu.
D’accord.
Bernd Ziesche hat geschrieben:Warum beschäftige ich mich so gerne mit all diesen Facetten des Fliegenfischens?
Das ist reine Bedürfnisbefriedigung.
Für Dich als professionellen Instruktor und Guide sieht diese Bedürfnisbefriedigung naturgemäß anders aus, als für mich und das Gros der Fliegenfischer. Verstehe mich bitte richtig, Du musst den „Erlebnischarakter des Fliegenfischens“ höher gewichten, Du musst Aufmerksamkeit für diese Phase wecken, denn damit sicherst Du Deinen Lebensunterhalt. So ehrlich sollten wir schon kommunizieren.
Bernd Ziesche hat geschrieben: Und wie bei vielen anderen Verhaltensweisen auch werden dabei andere Lebewesen in ihren Möglichkeiten eingeschränkt. Das geht zu Lasten unserer eignen Bedürfnisbefriedigung. Aus meiner Sicht immer dann, wenn viele Menschen hinter solch Einschränkungen für die Tierwelt stehen, so wird die Ursache als "vernünftiger Grund" ausgelegt.
Hier kann ich Dir nur schwer folgen. Ich sehe aber ganz deutlich, dass die menschliche Bedürfinsbefriedigung zu Recht in vielen Bereichen eingeschränkt werden muss. Durch „Fun & Eventmöglichkeiten“ wurden und werden viele natürlichen Ressourcen (auch unsere Gewässer) in Mitleidenschaft gezogen.
Bernd Ziesche hat geschrieben: Bei 5 Millionen Anglern alleine in Deutschland, die alle große Freude am Angelerlebnis haben, sollte das ein sehr vernünftiger Grund sein, meine ich.
Lieber Bernd, bitte noch mal nachdenken, worüber wir hier sprechen: Wir reden über den Umgang mit teilweise geschützten Wirbeltieren, die ja am Anfang Deiner Argumentation „an der Leine zappeln“ durften. Und das alles geschieht hier, vor unserer Haustür und
nicht (!) in Montana, der Karibik, BC oder Patagonien. Bitte nichts vermischen: In anderen Ländern gelten andere Regelungen, aber die sind nicht Basis unserer Diskussion.
Allen Destinationen ist jedoch eins gemeinsam: Die Kreatur ist sprachlos, sie kann sich weder verteidigen, noch kann sie auf ihr Leid hinweisen. Trotzdem sollten wir ihr respektvoll begegnen!
Hier geht es (verdammt noch mal) nicht um ein Objekt, das ich ganz nach Belieben zu meiner "Bedürfnisbefriediung" nutze!!!
Bernd Ziesche hat geschrieben:Ich denke, wir wissen doch alle, dass es nicht der Fisch ist, den wir suchen, sondern das Erlebnis.
Danke für dieses Statement. Das würde uns als Begründung von Tierschutzorganisationen und vom Gesetzgeber so schnell um die Ohren gehauen, so schnell können wir nicht mal „Piep“ sagen. Da ist mir die DAV-Stellungnahme „Wir gehen angeln, um Fische zu fangen und zu verwerten, behalten uns jedoch weiterhin das Recht vor, Fische
auch zurückzusetzen!“ schon viel sympathischer.
Aber wie gesagt, aus Deiner Sicht verstehe ich Dich vollkommen und würde wahrscheinlich (im stillen Kämmerlein) ähnlich argumentieren.
Liebe Grüße,
Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."