Guten Abend!
Ich habe eben eine heiße Diskussion zu diesem Thema hinter mir und mir schwirrt noch der Kopf, musste ich doch die Beiträge hier für meine Freunde gewissermaßen stehenden Fußes i Norsk übersetzten, was trotz der Zweisprachigkeit nicht eben einfach ist...
Vor ich aber noch einmal auf das Thema eingehe, habe ich eine Pflicht zu erfüllen, nämlich mich namens der vielfach erwähnten norweg. Freunde für die Ernsthaftigkeit und Seriosität zu bedanken mit der dieses Thema hier behandelt wird. „vi få helt nyt oppfatnig fra ekte flyefisker...“
Um zu einem „Zwischenstand“ zu gelangen: Ihr heißt also die Fischerprüfung/Lizenz gut, wenn sie mit einer entsprechenden Ausbildung verbunden ist und lehnt sie ab, wenn sie vor allem als Geldquelle und ethisch/moralischer Lendenschurz betrachtet wird. Kann man das so zusammenfassen?
Dann würde ich aber gerne auch die familiäre/vereinsinterne Ausbildung als gleichwertig ansehen haben wollen.
Hardy erwähnte im vorgehenden Beitrag die Sünden der älteren Generation. Leider muss ich ihm beipflichten. Aber: als die Elite unter den Fischern können wir diesem schlechtem Beispiel sehr wohl entgegensteuern!
Ihr könnt mich als sentimentalen alten Tro....l bezeichnen, aber ich erinnere mich noch heute – nach sehr vielen Jahren, an den ersten Fliegenfischer den ich je sah (am Akerselva) und seine Eleganz und Versunkenheit berührt mich noch heute. In sentimentalen Augenblicken erhoffe ich mir selbst so ein Beispiel zu sein.
Um vielleicht noch einmal zu verdeutlichen wo mich der „Schuh drückt“ möchte ich Euch zwei Begebenheiten des vergangenen Sommers erzählen, die mein Anliegen vielleicht deutlicher machen können als eine sachliche Beschreibung.
1. An einem Sommertag nicht weit von Aksdal im Rogaland, an einem der zahllosen Insjø. Ich war mit meinem ehemaligen Chef unterwegs um vom flachen Ufer aus zu fischen. Er mit der Blinkerrute, ich mit der Fliege. Es ging nicht lange und er hatte tatsächlich einen schönen Fisch am Haken und zog sich unter gutmütigem Spott ans Ufer zurück, da ich noch keinen Erfolg hatte. Ziemlich gleich danach tauchte eine Familie, Vater, Mutter und ca. 10/12jähriger Sohn am Ufer auf. Der Sohnemann wollte sofort ans Wasser stürzen, was der Vater mit dem Kommentar unterband, daß er damit die Fische für MICH verjagen würde. Mitten im Protest des Kleinen hakte sich bei mir eine sehr, sehr große Braune und ich hatte auf einmal alle Hände voll zu tun um nicht Fisch samt Vorfach zu verlieren. Erst als die Braune sicher im Kescher verwahrt war und ich mich zum Ufer umdrehte sah ich das die ganze Korona mit offenem Mund am Ufer stand und fasziniert zusah. O Gott, war mir das peinlich...
Mein Chef und ich hatten erst mal genug und zogen uns zurück, um in Ruhe Kaffee und das Matpakke aufzumachen. Derweilen gingen Vater und Sohn ans Wasser. Der Vater vorerst erfolglos, während der kleine Mann recht schnell eine flotte Forelle am Haken hatte und überfordert war. Der zu Hilfe gerufene Vater verwies den Sohn aber an uns! Klar das wir dem Bengel halfen SEINEN Fisch sicher ans Land zu bringen und ihm und seinem Papa Gebrauch von Kescher wie auch das richtige Töten und Ausnehmen des Fisches beibrachten. Am Ende des Tages hatten wir nicht nur unsere Beute, sondern auch einen herrlichen Tag mit einer wildfremden Familie, mit Kaffee, gegrillter Forelle, Waffeln und Smørebrød und zwei Fliegenfischereiinfiszierte...
2. Im hintersten Montafon, an einem herrlichen Bergsee. Frühmorgens war ich dorthin gekommen, es war noch recht kalt und still und ich verbrachte etliche wunderbare Stunden – noch ohne jeden Biss. Dann kam der Mittag und die Sonne. Es wurde fein warm, die Fische aktiver und mit ihnen kamen auch die Angler, die es sich am gegenüberliegenden Ufer mit Bierkästen und Grillfeuer gemütlich machten. Etwas später tauchte dann auch ein Fliegenfischer auf und ohne lange zu überlegen wechselte wir uns an den „guten“ Plätzen ab, tauschten auch schnell Tipps und Muster miteinander. Viel geredet wurde nicht. „probier mal mein Muster... ich denk die Fische sind da draußen etwa 3m tief... Tatsächlich hatten wir beide dann rasch Erfolg und gute Fische am Haken.
Dass sich unsere Ruten bogen und tanzten mussten die Angler beobachtet haben, denn ehe wir uns versahen standen zwischen uns ein gutes halbes Dutzend mit Tiroler Hölzl und Wurfblei. 6,7, 8 Haken an jedem Hölzl und schnell noch eine zweite Rute ins Wasser...
Der fliegenfischende Kollege und ich sahen uns nur wortlos an und suchten uns neue stille Ufer, weit weg von Bier, Nylonsäcken und Hurrageschrei. Wie ich heute weiß, sind diese Tölpel renommierte Mitglieder des örtlichen Fischereivereines, Besitzer von Jahreslizenzen und recht prominente Inhaber der Fischereiprüfung. Später am Nachmittag stellten wir Fliegenfischer uns einander natürlich „richtig“ vor und gingen nicht nur zufrieden mit schöner Beute nach Hause sondern auch im Bewusstsein einen neuen Freund gefunden zu haben.
Den Gipfel setzte aber einer der jungen Angler an jenem Tag. Zu faul um zu Fuß um den halben See herumzugehen, fuhr der Kasper mit seinem Golf auf einem“Güterweg“ auf dem ich Hemmungen hätte, mit einem echten Geländefahrzeug unterwegs zu sein, an unsere Seeseite und dabei durch zwei Wildbäche. Den Herweg hatte er erstaunlicherweise geschafft, aber nicht den Rückweg, auf dem er prompt mitten im Wildbach gründlich aufsetzte. Dann kam er zu mit betteln, daß ich seinen Karren mit dem Landy herausziehen solle. Dem See und Bach (der mittlerweile durch den Fahrgastraum floss) zuliebe, hab ichs auch unter etlichen Mühen getan. Aber wie er von der Hauptstraße die 20km ins nächste Dorf kam weiß ich nicht und wills auch gar nicht wissen...
Ich hoffe ich kann mit diesem zwei Erlebnissen nicht nur meinen inneren Widerspruch sondern auch eine Art kulturelles Gefälle verdeutlichen das mir immer wieder zu denken gibt.
Euer Elchvieh