Hallo
Diese Diskussion erinnert mich ein wenig an Catch & Release. Solche Themen werden aus meiner Sicht oft zu sehr schwarz oder weiß betrachtet. Setzt jemand 20 aus 20 gefangenen Fischen zurück, ist er ein Catch & Relase Anhänger. Nimmt sein mitfischender Freund 1 Fisch aus 20 gefangenen Fischen mit, so ist er kein Catch & Release Anhänger mehr, nicht wahr? Diese Einteilung ist in jeglicher Diskussion leider sehr polarisierend. Für mich selbst bedeutet Catch & Release einfach nur ein Fangen und Freilassen eines gefangenen Fisches.
Bezüglich des Foppens kann ich mir schwer vorstellen, dass jemand in die Florida Keys reisen wird, um dort einen Tarpon zu foppen. Auch nicht, obwohl er den Fisch zumeist bereits vor dem Anbiß sehr gut einschätzen kann. Hingegen fischt man in einem sehr klaren Gewässer, in dem größere und sehr kleine Fische nebeneinander stehen, kenne ich etliche Fliegenfischer, die ihre Fliege frühzeitig abheben, sollte das kleine Rotauge (und nicht der größere Aland) zu steigen beginnen. Das ist natürlich auch immer eine Frage der Erfahrung des Fliegenfischenden.
Ich glaube einen gewichtigen Drill oder die klare Antwort auf die Frage, wer da zur Fliege kommt, möchten sich die wenigsten Fliegenfischer entgehen lassen. Deswegen glaube ich auch nicht, dass jemand beim Nymphenfischen mit Bissanzeiger foppen würde, was aber ebenso ginge wie beim Trockenfliegenfischen.
Hingegen, wenn man genau weiß, dass der sehr kleine Fisch ohnehin keinerlei Drillerlebnis liefern wird, warum nicht die Fliege wegziehen. Oder, wenn nur solch kleine Fische im Gewässer sind, ohne Haken fischen. Oder auch in solch Gewässer, wie im hier verlinkten Video bereits dargestellt, wo der Fisch aufgrund der (nicht vorhandenen) Größe des Gewässers nicht flüchten kann.
Ich selbst fische an solchen Gewässern nicht mehr und beobachte die Fische lieber. Ich glaube der Grund dafür ist der Gleiche, aus dem manch Fliegenfischer dort zu foppen beginnt. Vielleicht liegt der Unterschied darin, dass ich so oft an großen Gewässern fischen kann, dass ich mir eine kleine Auszeit des reinen Beobachtens "gut leisten kann/möchte".
Unterm Strich finde ich es am wichtigsten, dass wir uns gegenseitig Spielraum und die Möglichkeit lassen, eigene (und vielleicht ganz andere?) Erfahrungen zu sammeln.
Beste Grüße
Bernd