Geschichten vom Scheitern

Was macht FLIEGENFISCHEN aus? Hier darf nach Herzenslust gefachsimpelt werden! Auch Termin- und andere Ankündigungen passen hier herein. Erlebtes Fliegenfischen - hier kannst Du Deine Erlebnisse für alle schildern, wir lesen gerne Storys von früher und heute!
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Eckat

Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Eckat »

Moin.

Da das Internet ja voll ist von Fangberichten, hier mal Platz für die Nichtfangberichte.

Es war vor etwa sechs oder sieben Jahren, ich war etwa zwei Jahre Fliegenfischer (oder sowas ähnliches), als ich in unserem vereinseigenen Forellenpuff fischte. Nunja, der Ausdruck "Puff" ist für das Gewässer etwas zu hart, treffender wäre "Forellenswingerclub". Es handelt sich dabei um einen Kiessee, der durch die unterirdischen Kiesschichten mit der Weser in Verbindung steht. Sprich, wenn die Weser Hochwasser führt, hat auch der See Hochwasser.

Es ist Ende April, morgens um halb sieben bin ich am Wasser, tackle die 5er Rute auf und ran an's Wasser. Als ich da so am Ufer stehe um erstmal die Lage zu peilen, bemerke ich an einem Busch, der hochwasserbedingt etwa 20m vom Ufer entfernt im knietiefen Wasser steht, zwei Fische. Vorsichtig pirsche ich etwas näher und kann zwei Regenbogenforellen erkennen. Eine so um die 35cm, die andere etwa 45cm. Sie umkreisen beständig den Busch und gelegentlich schnappen sie irgendwas unter Wasser. Also tüddele ich flugs eine Nymphe an und werfe sie aus ca 9-10m an den Busch. Unmittelbar nachdem die Nymphe eintaucht schwimmt auch schon eine der beiden darauf zu. Die Große! Aber denkste, anscheinend hatt sie erkannt daß da ein Haken an der Sache ist. Sie dreht kurz vorher ab! Wär ja auch zu schön, erster Wurf, erster Fisch. Nix da. Also die Nymphe ganz sachte einzuppeln, neuer Wurf. Diesmal keine Reaktion seiten der Fische. Wieder einzuppeln, 5 Minuten warten, neuer Wurf. Diesmal interessiert sich die kleinere für die Nymphe, aber auch sie dreht kurz vorher ab. Ranzuppeln, Vorfach wechseln, feinere Spitze dran, Nymphe dran, neuer Versuch. Kein Interesse. Andere Nymphe, wieder nix. Also vorsichtig an's Ufer waten, halbe Stunde warten, dabei die beiden nicht aus den Augen verlieren.

Also auf's Neue, mit lägerem Vorfach und mit FC-Tippet. Gaaanz vorsichtig anpirschen, ich werfe diesmal dichter an den Busch. Die Fische sind mäßig interessiert und ich zuppele wider sachte die Schnur ein. Und schwupps....Leine stramm! Allerdings nur weil die Nymphe in einem der Zweige unter der Wasseroberfläche festhängt. Erster Gedanke:"(Kraftausdrücke nach Belieben einfügen)". Ich versuche sachte zu ziehen damit das Vorfach reißt, aber schon wackelt der ganze Busch. Die Fische stört's nicht, ganz im Gegenteil. Sie fangen an zu steigen. Vermutlich habe ich irgendwelches Krabbelgetier vom Busch geschüttelt. Ich überlege kurz die Nymphe im Busch hängen zu lassen und mit einer anderen Rute weiter zu fischen, aber im Kofferraum liegt nur noch ne stramme 8er, das will ich nicht. Kurz entschlossen abgerissen, der Busch wackelt, die Fische fressen, alles ist schön.

Erstmal ab an's Ufer, rauchen. Ich knote ein neues Tippet an, neue Nymphe dazu und warte wieder ein halbes Stündchen. Sicherlich könnte ich es an einer anderen Stelle des Sees versuchen, schließlich habe ich es in der kleinen Bucht rechts von mir schon zweimal verdächtig plätschern gehört. Aber ich bin halt stur, ich will eine von den beiden oder nix. Also wieder raus, Wurf an den Busch....nix. Neuer Wurf, wieder nix. So geht das munter weiter, immerhin scheints die Fische nicht zu stören. Sie umkreisen den Busch und fressen gelegentlich. Und ich wette, die feixen sich dabei einen.

Mittlerweile ist es fast elf, die Sonne scheint recht kräftig und ich bringe Pullover und Weste in's Auto, trinke etwas und stecke nur das Nötigste in Hemd- und Hosentaschen. Und dann wieder ran an die Fische. Mist, die beiden sind nicht mehr am Busch, vermutlich haben sie erstmal Deckung aufgesucht. Lustlos mache ich ein paar Würfe in der Bucht wo's vorhin geplätschert hatte, aber ohne Erfolg. Ich beschließe aufzuhören für heute. Nochmal ein Blick zum Busch, und ich traue meinen Augen kaum. Die Beiden sind wieder da. Oder vielleicht auch zwei andere, egal. Das Spiel beginnt von vorn. Wurf...nix, Wurf...nix und so weiter.

Es ist halb eins, die Sonne brennt mir in den Nacken. Meine Würfe werden immer tatteriger, im Busch hängen mittlerweile 3-4 Nymphen und zwei Trockene, die ich zwischenzeitlich versucht hatte. Vor meinen Augen flimmerts vom auf's Wasser starren, wegen des leicht nach vorne gekrümmt stehens schreit mein Rücken nach Entspannung, meine Kehle nach Trinkbarem, meine Nerven nach Schokolade, meine Suchtzentrum verlangt nach Nikotin. Und meine Frusttrationszentrale faselt irgendwas von hochprozentigen Getränken. Aber ich bin bestimmt nicht der Erste, der im Wasser steht, mit Getackel für dessen Gegenwert er sich kiloweise Fisch kaufen könnte, und sich die Frage aller Fragen stellt:

Was zum Teufel tu ich hier eigentlich?

Gruß, Eckat. Der trotz allem positive Erinnerungen an diesen Tag hat, komisch irgendwie.

P.S. Die Fische hab ich natürlich nicht gekriegt, aber ich habe irgendwann am Nachmittag meine Fliegen wieder aus dem Busch gepult.
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webwood
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von webwood »

Lieber Eckat,

ein schöner Bericht und mal aus anderem Blickwinkel betrachtet. Danke dafür.
Darf man hoffen, das der Flaschbierindianer mit seiner bekannt spitzen Zunge nun wieder öfter mal was schreiben wird?
Ich würde mich echt freuen.

Dein Thomas
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Hans.
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Hans. »

Hallo Eckat
danke für den Bericht. Auch das verbindet uns Fliegenfischer weltweit, dieses stundenlange Servieren und Nichtnehmen, -auf SICHT versteht sich! Diese nervenzerbröselnde Ignoranz der Fische, die uns zum Selberfressen der Fliegen treiben kann. Nur gut, dass Herr Cornelius nicht immer gleich vorbeischaut...
Gruß,
Hans
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webwood
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von webwood »

Servus Hans,

ich wusste ja gar nicht das du Member bei den "Hell´s Anglers" bist.
Mich hat noch keiner eingeladen. Liegt wohl an meiner speckigen Watweste

Dein Thomas
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von MuddlerMinow »

Thomas, nimm das als Kompliment:-)

Ich fand den Bericht auch sehr spannend und treffend.

Vorletzten Sommer war ich mit einem Freund im Sauerland fischen. Wir sahen nach zähem, nicht sehr erfolgreichem Fischen am späten Nachmittag eine Fette Trutta vor einer Brücke direkt am Ufer stehen.

Mein Freund ließ mir den Vortritt, ich machte zwei zugegebenermaßen sehr geGLÜCKte Würfe und meine trockene Trieb perfekt über sie hinweg. Wie gesagt, hinweg.
Mehr als ein Schwanzwedeln und begutachten bekam ich nicht.
Nun war mein Kumpel an der Reihe. Andere Fliege, gleiches Spiel.

Wir haben unsere ganze Dose probiert. Mehr als ein halbherziges Steigen und wieder abdrehen konnten wir ihr nicht abringen. Tja, aber das war noch nicht alles.

Da kommt dieser Kerl an, marschiert genüsslich über die Brücke und meint:" Den kriegt ihr nie, da braucht man ein Drop-Shot"

Die Schmach war perfekt.

Sowas vergisst man nicht..
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Hans. »

webwood hat geschrieben:Servus Hans,

ich wusste ja gar nicht das du Member bei den "Hell´s Anglers" bist.
Mich hat noch keiner eingeladen. Liegt wohl an meiner speckigen Watweste

Dein Thomas
Ach Thomas, ich nehm Dich einfach mal mit.... :wink:
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Frank.
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Frank. »

Hans. hat geschrieben:Ach Thomas, ich nehm Dich einfach mal mit.... :wink:
MOMENT! So einfach ist das nicht …
Ich darf mich mal zitieren:
"Ein Hell’s Angler konnte man nicht aus Eigeninitiative werden (ganz davon abgesehen, dass man kaum eine Chance hatte, die mehreren Password-Hürden zu umgehen, um überhaupt auf die Website zu gelangen), man wurde dazu berufen. Hatte man sich in anderen Foren durch besondere Kompetenz oder radikalen Witz ausgezeichnet, bekam man vielleicht irgendwann eine Mail des Administrators, der einen einlud, sich auch an diesem Forum zu beteiligen, zunächst auf Probe, denn erst nach einer halbjährigen Bewährungszeit, während derer man nur eingeschränkte Schreibrechte besaß, konnte man die Vollmitgliedschaft beantragen."

Also: Abwarten und Tee trinken.

Euer Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Hans. »

Frank. hat geschrieben:
Hans. hat geschrieben:Ach Thomas, ich nehm Dich einfach mal mit.... :wink:
MOMENT! So einfach ist das nicht …
Ich darf mich mal zitieren:
"Ein Hell’s Angler konnte man nicht aus Eigeninitiative werden (ganz davon abgesehen, dass man kaum eine Chance hatte, die mehreren Password-Hürden zu umgehen, um überhaupt auf die Website zu gelangen), man wurde dazu berufen. Hatte man sich in anderen Foren durch besondere Kompetenz oder radikalen Witz ausgezeichnet, bekam man vielleicht irgendwann eine Mail des Administrators, der einen einlud, sich auch an diesem Forum zu beteiligen, zunächst auf Probe, denn erst nach einer halbjährigen Bewährungszeit, während derer man nur eingeschränkte Schreibrechte besaß, konnte man die Vollmitgliedschaft beantragen."

Also: Abwarten und Tee trinken.

Euer Frank
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von ostlachs »

Hallo,
"Geschichten vom Scheitern", da habe ich einige.

Erste.
Ich bin mit meinen 14 oder 15 Jahren die das waren, das dritte Mal in Norwegen. Eigentlich zum Meeresfischen, denn mit dem Fliegenfischen hatten ich und mein Begleiter noch nicht viel am Hut. Jedoch hatten wir die Fliegenruten, mit denen wir daheim ein wenig auf dem Trockenen geübt hatten dabei und nahmen uns einen Tag zeit, den Fluss in der Nähe zu besuchen. Nachdem wir die Angelkarten erstanden hatten, erkundeten wir die vielen verschiedenen Angelstellen und befischten drei oder vier ein wenig. Besonders interessant war ein Platz, an dem das Wasser aus einem Becken ungefähr einen Meter tief, an einer nicht viel breiteren Stelle in das nächste Becken floss.
Im oberen konnten wir immer wieder Fische springen sehen und so verbrachten wir die meiste Zeit dort. Fischten abwechselnd unterhalb und oberhalb des kleinen Wasserfalls, während immer mal wieder Objekte der Begierde die Wasseroberfläche durchbrachen.
Nun ja am ende des Tages gab es dann doch was aus der Dose aber wir wollten es nochmals versuchen und besorgten uns gleich zwei weiter Tageskarten.
Am nächsten Morgen also wieder zu dem Fluss gefahren und verschiedene Stellen ausprobiert, um dann doch wieder den unverhältnismäßig größten Teil des Tages an besagter Stelle zu verbringen. Die Fische stiegen wieder und wir versuchten mit unserer nicht allzu ästhetischen Wurfweise (falls man das überhaupt als Wurf bezeichnen konnte) die Fliegen zu den Ringen zu bugsieren. Am Ende des Tages das gleiche Ergebnis wie am vorangegangenen. Naja unsere Würfe sahen mittlerweile etwas besser aus. Aber wir hatten trotzdem unseren Spaß.
Der dritte Tag brach an. Diesmal fuhren wir gleich zu unserer lieblingsstelle. Die Sonne schien und der Wald duftete äußerst angenehm.
Die Steine glänzten im klaren Wasser golden. Nach dem die ersten Würfe gemacht worden sind, viel mir auf, dass die Fische heute gar nicht stiegen. Wir ließen uns aber nicht beirren und machten munter weiter. Nachdem das Pausenbrot dem Verdauungstrakt zugeführt wurde, schiene auch die Forellen wieder Appetit zu bekommen.
Nach einer weile des erfolgslosen Werfens, entschied ich mich, um den oberen Pool herum zu laufen und es von der anderen Seite aus zu Probieren. Auf dem Weg dorthin konnte man von einer höheren Position das gesamte Becken überblicken und ohne Spiegelung den Grund sehen. Jedoch keine Fische. Egal weiter über Stock und Stein und Position bezogen.
Von hier aus konnte ich den Grund durch die stark spiegelnde Oberfläche nicht mehr sehen. Das gleiche Spiel beginnt. Ich werfe und die Fische steigen munter weiter.
Mittlerweile ist die Sonne so weit gewandert, dass ich wieder bis zum Grund sehen kann und ich wechsle meinen Standort. Am neuem angekommen werfe ich ein wenig ziellos umher. Doch dann fällt mir eine Flosse unter einem Stein auf. Nur vier Schritte Fluss ab. Von dort könnte ich sie vom Ufer aus greifen. Am anderen Ende des Steins lugt auch ein Kopf hervor. Die hatte bestimmt 40cm, gar 45cm (vermutlich eher 30/35). Ich präsentiere meine Nassfliege und achte darauf sie möglichst weit Stromauf ab zu legen um mit meiner platschenden Schnur die Bachforelle nicht zu verscheuchen. Es folgten fünf weitere Nassfliegen, die genau so viel Erfolg brachten wie die Nymphen.
Nach gut eineinhalb Stunden hatte der Fisch all meine Fliegen, abgesehen von denen die im Busch hinter mir hängen vor die Nase gehalten bekommen. Aber es war keinerlei Reaktion zu vermerken. Vielleicht Ruht der Fisch ja und hat keine Lust zu fressen. Also erst einmal selbst den eigenen Hunger gestillt und gewartet.
Wieder gab es keine Reaktion auf meine Fliegen. Das konnte doch nicht sein. Der Fisch war so nah und doch so fern.
Zeit andere Seiten auf zu ziehen. Vielleicht musste die Forelle erst einmal geweckt werden. Also einen kleinen Stein Stromauf ins Wasser geworfen. Keine Reaktion. Ich versuche dennoch einige Fliegen. Ohne Erfolg. Das gleiche Spiel nochmals, nur ich habe ich beim Wurf wohl etwas verschätzt und der Kieselstein klatscht näher als gedacht ins Wasser. Diesmal gab es eine Reaktion. Der Fisch schoss davon.
Es gab wieder Nudeln mit Gulasch.

Zweite:
Wieder in Norwegen, waren wir diesmal wesentlich bessere Werfer und auch die Ausrüstung war erweitert worden, zumal dieser Urlaub rein dem Fliegenfischen galt, nachdem wir trotz unserer Erfolgslosigkeit aus Geschichte eins Blut geleckt hatten.
Wir wollten Lachsfischen am Namsen. Nun dies war einer meiner nassesten und kältesten Urlaube überhaupt. Wir konnten beobachten wie einer auf Blech gefangen wurde aber mehr auch nicht. Doch darüber möchte ich nicht weiter berichten.
Zwei Tage nahmen wir uns von unserer Lachsfischerei frei und versuchten es in einem der Nebenflüsse auf Bauchforellen. Es waren die ersten und einzigen Tage an denen die Sonne schien und es war angenehm warm mit einem Pullover.
Nachdem wir uns ein wenig umgesehen hatten, versuchten wir es in einem ca. 700m langen Abschnitt zwischen zwei kleineren Wasserfällen. Selbst an stellen an den der Fluss sich in nur knapp einen Meter breite Rinnen teilte, stiegen und Sprangen stattliche Forellen. Aber egal an welchem Pool wir es versuchten, wir blieben abgesehen von ein paar zaghaften Bissen erfolglos. Während mein Begleiter es sich an einem Pool bequem machte lief ich weiter Fluss auf und versuchte es an verschiedenen Stellen. Je weiter man sich den oberen Wasserfall näherte, desto größer wurden die Felsbrocken. Die Letzten 50 Meter hatten sie zwischen einem und zwei Meter Durchmesser. Am Wasserfall schließlich angekommen kletterte ich auf einen dieser Felsen und stand so knapp 3 Meter über der Wasseroberfläche des sehr kleinen Pools in den das Wasser fiel. Der aufsteigende Nebel glitzerte in der Sonne und nach einer weile des Beobachtens konnte ich eine schöne Forelle ausmachen die in eben diesen Pool raubte. Sie attackierte auch meine Fliege. Ein wirklich toller Anblick von einer solch ungewöhnlich hohen Position. Ich wollte wie Fliege wechseln, als mir ein mehr oder weniger verwachsenes Schild mir mehreren Sprachen auffiel. Zugegeben hätte ich den Hang des gegenüberliegenden Ufers genauer beobachtet, wäre es mir sicherlich gleich aufgefallen. Ich durfte, laut diesem Schild hier also nicht mehr Angeln. Also ließ ich die Vernunft walten und stieg wieder von meinem Felsen hinab und lief wieder Stromabwärts. Der restliche Tag blieb ohne Fangerfolg, obwohl unsere Fliegen des Öfteren begutachtet wurden.
Am nächsten Tag versuchten wir es in einem Pool den wir von der Brücke, die über den zweiten Wasserfall verlief sehen konnten. Der Weg dorthin war sehr beschwerlich. Einen langen, von Matsch und nassen Moos rutschigen Hang hinab kamen wir an einem 100m langen und 40m breiten Becken an. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich eine nur wenige Meter breite Rinne und so mühte ich mich ab. Über die großen Felsen durch das knapp knietiefe Wasser dorthin zu gelangen. Ich konnte kleine Insekten und Fischlein entdecken, die sich auf und unter den, in der Sonne golden schimmernden Steinen versteckten. Stromauf drang das Rauschen der Stromschnellen zu uns, doch hier floss das Wasser gemächlich und glucksend vor sich hin. Vom meinem Gefährten konnte ich nur die Rutenspitze sehen die hin und wieder hinter einem Baum auf der anderen Uferseite, von der ich gekommen bin, hervorlugte.
Die Sonne schien heute noch kräftiger als am vorangegangenen Tag. So setzte ich mich mit meiner grünen Neoprenwathose auf einen großen Stein der kurz unter der Oberfläche lag, so dass das Wasser auch meine Oberschenkel umspülen konnte. Ich schaute über das in der Sonne glitzernde Wasser und sann darüber nach, welche fliege zu wählen sei. Die Entscheidung viel auf eine Peter Ross, die mir vom Aussehen her sehr gefällt. Die Strömung war hier stärker als im übrigen Becken und bildete Strudel in der stromab gelegenen Kurve.
Ich warf meine Fliege mit der 7 Fuß langen langsamen 3/4er zum nur vier oder fünf Meter entfernten Ufer und ließ sie mit der Strömung rum treiben. Dies wiederholte ich mehrmals und ließ dann die Fliege mit der nächsten Drift ein Stück weiter stromab treiben. Ein leichter Windhauch trug den für Norwegens Wälder typischen Duft zu mir und ich schaute verträumt den Fluss hinab.
Plötzlich platschte es. Unter der Birke, die über das Wasser in der Kurve hing hatte eine Forelle nach etwas Fressbaren geschnappt. Und wieder. Der fisch war stattlich, es war vorbei mit der Ruhe! Spannung und Vorfreude befielen mich. Die würde ich mir holen! Meine Fliege trieb noch knapp zwei Meter von dieser Stelle entfernt und ich ließ näher heran treiben. Ein kurzes Zupfen war zu spüren, dann nichts mehr. Also wieder etwas Schnur eingesogen, gemendet und wieder hinab und rum treiben lassen. Nichts mehr. Also nochmals. Nach dem dritten versuch verließ mich die Zuversicht und ich ließ den Fisch wieder in Ruhe und begann wider zum Ufer zu werfen. Wieder ließ ich die Schnur nach jedem dritten Wurf weiter raus. Ich bekam kaum mit, meine Fliege trieb gleich über sie Stelle an der die Forelle gesprungen ist. Wieder sah ich verträumt den malerischen einsamen Fluss hinab. Plötzlich ruckte es Inder Rute kräftig. Ein Fisch schraubte sich in der Kurve weit aus dem Wasser. Von einen auf den anderen Moment stieg die Spannung und Freude aufs Unermessliche.
Doch sobald die Forelle wieder ins Wasser eintauchte ließ auch der Druck auf der Schnur nach. Kein gellender Fluch halte über den Stillen Fluss. Ich blickte nur verdattert auf die Stelle an der gerader noch das wundersame Geschöpf zu sehen war.
Wir fingen den ganzen Tag nichts mehr aber er wird mir doch immer als eine meiner schönsten Erinnerungen bleiben. Und die Peter Ross war ab da an meine Lieblingsfliege und machte sich noch das ein oder andere Mal verdient.

Dritte:
Nun die dritte Geschichte beschreibt meine gesamte Kariere als Meerforellenfischer. Angefangen habe ich damit, nachdem ich zwei Jungs die älter waren als ich beobachtete wie sie in Kirchdorf (Poel) im Hafen mit Seeringelwürmern angelten (eigentlich verboten). In ihrem Eimer befanden sich bereits vier Stück. Ich war völlig baff von diesem Erfolg und dachte mir; das musst du auch versuchen. Anfangs mit Spinnrute und schließlich mit Fliegenrute versuchte ich mein Glück über ein paar Jahre hinweg immer wieder. Nur ein paar Tage im Jahr aber die magischen 1000 Würfe bekam ich sicherlich, je nachdem 8 bis 20mal voll. Also jedes Jahr. Nun ich hoffe bei mir artet es nicht in die magischen 100'000 Würfe aus denn, bis jetzt konnte ich nur eine kleine Meerforelle überlisten, die gerade so das Eistadium überwunden hatte.
Aber mal sehen, wenn die Schonzeit wirklich nur bis zum 14.12. geht werde ich es, falls das Wetter es zu lässt, nochmals probieren wenn ich von meiner Studienstadt nach Hause fahre.
Gut das mir das raue Wetter der Küste so sehr gefällt.

Freundlich Grüßt,
der Lucas
L4nc3r
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von L4nc3r »

Ahoi,

Ich war mit 15-16 Jahren schon einmal dem Angeln verfallen und habe in dieser Zeit kurz vor Meiner Lehre ein wenig das Fliegenfischen kennengelernt. Als jedoch Meine Lehre begann verlor Ich so einige ehemalige Hobbies aus den Augen.
Mit ca 21Jahren habe Ich jedoch das Fliegenfischen wieder für Mich entdeckt und heute gehe Ich am liebsten täglich ans Wasser, tatsächlich ca 1-2 mal die Woche.

Ich habe nun schon im Jahr 2012 und 2013 am Main bei Lichtenfels (Strecke A und B) eine Jahreskarte. Im ersten Jahr lief es noch wesentlich schlechter, doch man lernt das Gewässer natürlich kennen. Dort gibt es schöne Barben in einer guten Durchschnittsgröße bei der einem, als Angler, schon schnell der Unterarm weh tut.

Meine Scheitergeschichte handelt jedoch von Döbeln.
Ich habe schon im Jahr 2012 immer wieder vergeblich versucht Döbel zu überlisten, mit Streamer, mit Nymphe und auch mit Trockenfliege, jedoch habe Ich nie einen überlisten können. Ich habe immer versucht alles wie beschrieben zu machen und natürlich felißg gegoogelt um Mir Tipps zu holen.
Nachdem Ich mittlerweile schon einige Erfolgreiche Versuche verzeichnen konnte, war Ich Mir auch in dieser Situation (zu) sicher einen der beiden zu haken:

Ich kam an einen neuen Gewässerabschnitt im Spätsommer. Irgendjemand hatte altes Brot und Semmel ins Wasser gekippt, scheinbar extra für die Fische. (Ich vermute sie haben Mich schon gesehen) Ich kam zufällig dorthin und sah lauter Kleinfische um die Essensreste schwimmen + 2 Kapitale Döbel. Natürlich wollte Ich einen der beiden überlisten. Immer wieder schwammen die großen gemächlich hin und bissen ein Stück ab, schwammen aber dann auch wieder weg um die Lage zu checken, die für Döbel typischen patroullien eben.
Hätte Ich mit sowas gerechnet, hätte Ich eine Brotfliege in Meiner Fliegenbox gehabt (erlaubt), doch da Ich noch nie auf eine solche Situation gestoßen bin hatte Ich nichts weiter in der Fliegenbox als das was auch ein Forellenfischer in der Box hätte.
Ich nutze ein 15er (ungezogen) Vorfach, binde eine Köcherfliegenimitation ran die bisher immer ihren Zweck erfüllte und nun wartete Ich, da sie gerade nichtmehr in Sichtweite waren. Als Ich sie dank Meiner Polbrille ausmachen konnte warf Ich, mehr oder weniger gekonnt und erregte auch gleich deren Aufmerksamkeit. Einer der beiden schwamm schnurstracks auf die Fliege zu. Ich spüre wie Mein Herzschlag schneller wird, 1-2 Flossenschläge noch und er befindet sich direkt vor der Fliege, er ist direkt davor, begutachtet sie und dreht ab...
Ich werfe also den anderen Döbel möglichst direkt an, doch dieser zeigt gleich garkein Interesse. Also aß Ich erstmal nen Happen. Als Ich mit dem leckeren Salamibrot fertig war, habe Ich erstmal eine Eintagsfliege rangebunden und versuchte es erneut, wieder wartete Ich, wieder warf Ich den einen-, danach den anderen Fisch an, doch diesmal bekam Ich garkeine Reaktion mehr. Ich wechselte noch einmal das Muster, diesmal auf eine Käferimitation, doch auch hier lief es nicht anders, also habe Ich schlussendlich aufgegeben.
Ich weiß ja nicht wie es bei Euch ist, aber Ich habe die Erfahrung gemacht das man bei Döbeln die beim ersten mal nicht zuschnappen, relativ schnell die Hoffnung aufgeben kann. Also packte Ich die Sachen und hatte mal wieder eine negative Nahrungsbillanz vorzuweisen. Doch natürlich hats wie immer (meistens) spaß gemacht. :mrgreen:

MfG Benji
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Fliegenbinder »

Hallo Benji,

fast genau so ein Erlebniss hatte ich auch mal, als ich einen Trupp kapitaler Döbel auf Patroulie sah. Mit allen möglichen Mustern angeworfen, hatten sie keinerlei Interesse an meinen Fliegen. Erst als ich mit meiner kleinen 3er Bachrute diese Fliege: http://www.youtube.com/watch?v=_iFxwVW5 ... IgBSSIBv9n auf Sicht präsentierte und ihr "leben" einhauchte, interessierte sich ein Döbel dafür und saugte sie genüsslich ein. Der anschließende Tanz war mit der leichten Rute einmalig.

TL
Torsten
L4nc3r
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von L4nc3r »

Grüße Dich Torsten.

Der gute alte Davie McPhail, genau dieses Video habe Ich Mir diese Woche erst angeschaut. Ist aber auch wirklich eines seiner schönsten Muster!

Ich danke Dir für den Tipp, das werde Ich auch mal ausprobieren :)

MfG Benji
Fliegenbinder
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Fliegenbinder »

Keine Ursache Benji,

erst als ich die Fliege etwas zucken lies, interessierte sich der Döbel dafür.

Und hier isser:

http://imageshack.us/photo/my-images/259/dbel.jpg/


viel Erfolg

TL
Torsten
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Martin 1960
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Torsten,
danke für den Link, zum Emerger Caddis von Davie McPhail.

Was für eine tolle Fliege, one of the best, ever seen.

Und was ja noch erstaunlicher ist, das Video ist vom November 2009,
und es ist ein barbless Hook.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
Fliegenbinder
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Re: Geschichten vom Scheitern

Beitrag von Fliegenbinder »

Ja Martin, keine Ursache.

Davie McPhail ist für mich einer der besten Fliegenbinder überhaupt. Ich habe schon viele seiner Fliegen nachgebunden und bin immer wieder von seiner Routine beim binden und seinen Handwerklichen Fähigkeiten überrascht.

Gruß
Torsten
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