von dreampike » 12.12.2012, 17:16
Lieber Frank,
vielen Dank für Deine Initiative. Ich fische schon seit über 30 Jahren sowohl beim Fliegenfischen als auch beim Spinnfischen widerhakenlos, weil ich unnötige Operationen am Fisch (und an mir selber) vermeiden möchte. Damals gab es noch kein Internet, keine C&R-Debatten und ich kann mich noch gut an die mitleidigen Blicke der anderen Angler erinnern, wenn sich bei mir mal wieder ein großer Hecht den Effzett aus dem Maul schüttelte und sich per "Long-Line-Release" (LLR) verabschiedete. Auch wenn die Fische den Spinnköder oder die beschwerte Fliege "ohne" im Drill leichter abschütteln als "mit", blieb ich bis heute dabei und fühle mich durch Deinen Aufruf grundsätzlich in meiner Haltung bestärkt, weitgehend auf Widerhaken zu verzichten.
Daher bin ich bei Deiner Initiative dabei, wenn es um Verkünden, Appellieren, Aufklären, Wünschen usw. geht, da kann ich die Argumente gut nachvollziehen.
Ich bin dabei, wenn Vereine oder Gewässerinhaber das für bestimmte Strecken vorschreiben, in denen gefährdete Fischarten besonders geschützt werden sollen (dann aber auch Verbot von Drillings- oder Zwillingshaken).
Ich bin dabei, wenn jemand gezielt C&R betreibt, ihm den Verzicht auf den Widerhaken nahezulegen.
Ich bin allerdings nicht dabei, wenn die Verwendung von Widerhaken allgemein und unabhängig von Gewässer und Angelmethode verboten werden soll. Das geht mir zu weit!
Zum einen gibt es gerade hier in Deutschland nicht nur das Fliegenfischen, sondern etliche andere legale und waidgerechte Methoden, die ohne Widerhaken nicht funktionieren würden, z.B. das Angeln mit Naturködern auf Nichtsalmoniden (oder wie lange bleibt ein Wurm oder eine Made auf dem Haken, wenn die "Wegkriechsperre" fehlen würde?). Diese Angelart wird aber von der Mehrheit der Angler in D praktiziert und viele von uns Fliegenfischern haben wohl mit der "Garden Fly" das Fischen begonnen.
Zum anderen würde ich mich in meiner Wahlfreiheit eingeschränkt fühlen, aus guten Gründen doch einmal mit Widerhaken zu fischen. Z.B. wenn ich in einer Forellen- oder Äschenstrecke eine Chance habe, den Meterhecht nach vielen erfolglosen Versuchen endlich an den Haken zu bekommen und ihn auch sicher landen möchte. Oder der Meterhuchen, der nach Jahren mühevoller Pirsch in Eiseskälte endlich mal zupackt. Oder ich einfach Bock darauf habe, mit meiner Familie Hecht zu essen und den einzigen Fisch des Tages nicht durch og. LLR verlieren will. Vielleicht habe ich auch mal Lust, nächtens den Aalrutten (Quappen) nachzustellen usw. Ich will mir die Vielfalt der fischereilichen Möglichkeiten nicht per Gesetz (noch mehr) einschränken lassen!
Daher werde ich Deine Initiative als Anlaß nehmen, den freiwilligen Verzicht auf Widerhaken dort zu propagieren, wo es Sinn macht, nämlich beim Fliegenfischen und beim Spinnfischen, insbesondere wenn C&R betrieben wird.
Herzliche Grüße aus Ismaning,
Wolfgang