handmade contra Fertigrute

Alles rund um Stärken & Schwächen, Marken, Klassen, Aktionen u.s.w. der für unser Hobby unverzichtbaren "Gerten" und "Schnuraufwickler". Du hast allgemeine oder spezielle Fragen, gute oder schlechte Erfahrungen zu bestimmten Gerätschaften mitzuteilen? Hier ist Platz dafür und Du bekommst die Antworten, die Du suchst...

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sts
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handmade contra Fertigrute

Beitrag von sts »

Hallo,
mir fällt immer wieder auf, dass Orginalruten des Herstellers offensichtlich als hochwertiger eingestuft werden als handgebaute Ruten. In der Gebrauchtgerätebörse findet man beispielsweise immer wieder den Hinweis "nur Orginalruten anbieten".
Ich selber baue meine Ruten seit 10 Jahren überwiegend selbst und habe auch festgestellt, dass sich solche Ruten, auch wenn handwerklich noch so gut gebaut und mit noch so guten Komponenten gebaut, schwieriger verkaufen lassen als Orginalruten.
Dabei können die handmade-Ruten meines Erachtens einige Vorteile haben:
- eventuell besser verarbeitet als Orginalruten
- besserere Komponenten verarbeitet
- man hat ein einzigartiges Stück
Wie ist Eure Meinung? Was spricht gegen die handmade-Ruten? Wer hat schon mal schlechte Erfahrungen gemacht? ...
Ich bin gespannt auf Eure Antworten.
Gruß aus Wuppertal
Stefan
Bellyman

Beitrag von Bellyman »

Ich denke mal das wird mit Vertrauen zu tun haben.
Wenn ich den Rutenbauer nicht kenne, weiß ich nicht wieviel Sorgfalt er bei der Arbeit an den Tag legt. Viele (oder die meisten?, mich selbst eingeschlossen) wissen doch nicht 100 % tig worauf man alles achten muss um eine wirklich gute Rute zu erkennen; also vertraue ich dem guten Namen der Fa. die die Rute gebaut hat oder hat bauen lassen (Garantieansprüche?).

Wenn ich eine Rute baue ist sie für mich selbst, nach meinen Vorstellungen und auf meine Bedürfnisse zugeschnitten. Verkaufen würde ich sie vermutlich nur in einer finanziellen Notlage oder wenn sie mir misslungen ist (für meinen Anspruch).
Ansonsten gäbe es für mich keinen Grund mich von einer Rute zu trennen in die ich zahlreiche Stunden Arbeit, Ideen und teures Material gesteckt habe; wer sollte mir das je bezahlen können?
Könnte eine Erklärung sein, oder?
TL Michael H.
JensR

Beitrag von JensR »

Hallo Stefan,

ich teile deine Meinung zu Fertigruten. Auch ich empfinde sie als (meist) weniger wertig als handgebaute Ruten.

Ich habe z.B. zuletzt günstig eine 490er RPL erworben, welche nicht mehr den originalen Griff besitzt.
Die Hakenöse wurde entfernt ,der Griff deutlich verlängert und umgeschliffen. Das ganze sieht deutlich besser aus, liegt toll in der Hand und ist sicherlich nicht weniger wertig als im Original.

Besonders geärgert habe ich mich zuletzt über eine Fertigrute von Orvis.
Die Rute ist technisch völlig ok. Sie ist jedoch dermaßen schlecht verabeitet, das ich mir zutraue mit meinem ersten eigenen Versuch ein besseres Ergebniss hinzubekommen (Ringe sitzen nicht in der Flucht zum Rollenhalter, Overlap passt nicht, Lackierfehler, Winding-Check billigst gemacht, ...).

Meine Entscheidung ist klar. Selberbauen oder vom Selberbauer kaufen finde ich klar besser als Maschinenware mit TeuerLabel.

Ich denke preislich schlägt sich die Wertigkeit deshalb nicht auf den Preis aus, weil die wenigsten selberbauer ihre Qualifikation irgendwie nachweisen können - ausser mit der Rute selbst (was bei Fernabsatz nicht zieht...).
Ausserdem neigen manche Rutenbauer dazu die Rute zu stark zu personalisieren. Mit der Aufschrift "handmade by Stefan Scherf for Thomas aus Hamm" würde ich die Rute auch nicht kaufen ... ;)


Gruß, Jens
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Harald aus LEV
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Beitrag von Harald aus LEV »

Natürlich können selbst gebaute Ruten von besserer Qualität sein, müssen sie aber nicht zwangsläufig. Markenruten haben halt ihren Namen und hier gibt es mehr Erfahrungen, die sich selbst (wenn man Produktionsschwankungen mit einbezieht) vergleichen lassen. Dadurch gibt es hier einen Vertrauensbonus, oder halt eben nicht, wenn schlechte Erfahrungen gemacht und veröffentlicht werden. Außerdem bieten renomierte Anbieter langjährige bzw. lebenslängliche Garantie, z.T. egal, wie die Rute kaputt geht. Grundsätzlich sollte man eine Rute aber selbst geworfen - oder wenn möglich gefischt - haben, bevor man sie kauft. Und dann kann eine Selbstgebaute evtl. genau so überzeugen.
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
FearNoFish

Selberbauen

Beitrag von FearNoFish »

Hy,

selbstgebaute Ruten sind auf jeden Fall vorzuziehen. Egal ob Sage, Orvis oder was auf der Rute steht ,gebaut werden die Ruten von irgendwelchen billigen Arbeitskräften die wo möglich noch nie einen Fisch mit einer Angel gefangen haben. Es handelt sich bei Fertigruten auf jeden Fall um ein Massenprodukt. Also fehlt meist die liebe zum Detail.
Es hat nur Vorteile wenn du deine Rute selbst baust oder bauen läßt. Du kannst alle Komponenten selber auswählen. Du kannst bestimmen wo du den Overlap haben möchtest und und und....
Und du bekommst die Rute mit Sicherheit billiger wenn du sie selber baust.

Es ist gar nicht so schwer eine Rute selbst aufzubauen wenn du ein klein wenig handwerklich begabt bist. Vielleicht probierst du es mal mit einem billigen Blank!?

viel Spaß

FearNoFish:mad:
JensR

@Fear no fish !

Beitrag von JensR »

:mad:


@Fear no Fish:

Dir scheint heiss zu sein. Das liegt sicher an deinem Avatar. Sollen wir tauschen !? :D :D :D

Ansonsten kann ich dir nur beipflichten ...


Gruß, Jens
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sts
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Beitrag von sts »

Ich wundere mich über die eher positive Resonanz.
Zum Thema Garantie:
Die meisten Hersteller bieten Ihre Garantie nur für den Erstbesitzer an. Beim Gebrauchtkauf ist man mit der Feritigrute in der Regel also auch nicht besser dran. Meistens gibts auf Blanks die gleiche Garantie. Wenn ein Rutenbauer eine Rute baut, die beispielsweise einen Materialfehler hat, kann er den Blank reklamieren und neu (mit Ringen) bestücken - Garantie sehe ich nicht unbeding als Nachteil
Zum Thema Qualität:
Die Top-Hersteller (Sage, T&T, ...) bauen sicherlich hochwertig verarbeitete Ruten. Schon bei Mittelklasseruten - die meines Erachtens oft "werferisch" gleichwertig oder im Einzelfall gar besser sind - siehts dann manchmal sehr trübe aus. Beispiele: schlecht sitzende Korkabschlüsse, Rollenhalter nicht bündig zum Kork, Rollenhalter nicht in der Flucht zu den Ringen, schlechte Lackierung, Ringe nicht im Overlap usw.
Komponenten:
Ein Problem sind bei den Edelruten oft die Griffe: vielleicht Super-Kork, aber viel zu kurz und im Durchmesser viel zu dünn (Beispiel: Sage, zumindest die älteren RPL und RPL+). Auch hochwertige Ruten haben oft meines Erachtens viel zu kleine Ringe oder solche mit Rollenhalter, in die nicht alle Rollen passen.
Gruß
Stefan
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Michael.
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@FearNoFish

Beitrag von Michael. »

Egal ob Sage, Orvis oder was auf der Rute steht ,gebaut werden die Ruten von irgendwelchen billigen Arbeitskräften die wo möglich noch nie einen Fisch mit einer Angel gefangen haben. Es handelt sich bei Fertigruten auf jeden Fall um ein Massenprodukt. Also fehlt meist die liebe zum Detail.


O o , lass das nicht die Männers in den US-Werkstätten hören, die ihr Leben dem Rutenbau widmen...
Gerade bei den genannten (und einigen anderen namhaften US-Marken) wird zumindest den Top-Serien gute Handarbeit in eigenen Werkstätten zuteil. Das fast alle Marken auch komplette Serien in Fernost fertigen lassen, steht natürlich ausser Frage. Aber hier sollte wieder mal nicht alles in einen Topf geworfen werden.

Michael (der keine Anteile an den erwähnten Firmen hat...)

:o
Templedog
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Beitrag von Templedog »

Hallo Stefan , ich ziehe Ori. den Handmade vor "ausser" !

Ich kenne den Rutenbauer persönlich , die Komponenten die er verarbeitet , seine Ruten und das feedback der Leute die seine Ruten kaufen !

Bei Ebay würde ich keine Handmade kaufen , muß jeder für sich entscheiden !
Es gibt viele schöne aufgebaute Ruten ,die bessere Komponenten haben wie das Orig. ! Manchmal muß man sich eine Rute aufbauen um rundum zufrieden
zu sein (G.L. :suprise: ) !

Gruß Td
Zuletzt geändert von Templedog am 17.12.2003, 17:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

Meine Erfahrungen liegen auch ganz klar im Bereich Blankaufbau vorne,egal was irgendwelche Männer in den Werkstätten in US machen,Respekt vor jeglicher verantwortungsvoller Arbeit habe ich,by the way ich habe gerade einen 4 teiligen XP Blank in der Mache ,wenn ich den so aufbauen würde wie der Overlap angezeichnet ist...gute Nacht...Bogenwurf links standard inklusive,also die Kontrolle über das was ich an Material vor mir habe und was ich daraus machen kann ,bzw. beeinflussen kann ist schon nicht zu unterschätzen,beste Grüsse,Rolf
Holger a. Neuss
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Beitrag von Holger a. Neuss »

Hallo Rolf

Ich geb Dir im grossen und ganzen recht. Aber falsch gekenzeichnetete Blanks, ich hab ne 5er XP vierteilig. Da passt alles. Schätze mal die Blank´s unterlaufen keiner Endprüfung, was die Kennzeichnung des Overlap´s angeht.
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Alex Schlager
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Beitrag von Alex Schlager »

Hallo !

SAGE-Blanks werden sehr wohl einer Endkontrolle unterzogen. Es erfolgt aber keine Ermittlung des Overlaps. Die weissen Punkte auf den SAGE-Blanks kennzeichnen lediglich jene Stelle, wo der Blank gerade wirkt, wenn man an diesem entlangschaut. SAGE richtet die Rohling nach der "Optik" aus, nicht nach dem Springpunkt.

Gruß
Alex
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

Hallo Alex ,hab eben deine Seite besucht,prima.
so etwas dachte ich mir,woher weisst du das so sicher.
die Ermittlung einer 4 -teiligen ist mit sicherheit nicht einfach,halt mich da an die Praxiserfahrungen von Don Phillips und Al Kite in punkto Overlapermittlung bzw. Austesten der Beringung und Ausbewegungen der Rute.
Hast du die Info von SAGE ,würd mich interessieren

Beste Grüsse, Rolf

http://www.fliegen-shop.de
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Alex Schlager
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Beitrag von Alex Schlager »

Hallo Rolf,

zuerst einmal vielen Dank für den Besuch auf meiner Seite.
Ja, die Auskunft habe ich von SAGE.
Die Ermittlung des Springpunktes bei einer 4teiligen Rute ist wirklich nicht ganz einfach. Was bleibt schon übrig, als bei jedem einzelnen Teil den Overlap zu suchen und dann solange herumzuspielen, dass er exakt für den gesamten Blank passt.

Gruß
Alex
Andreas aus B

Gewährleistung

Beitrag von Andreas aus B »

Hallo Leute,

ich habe zwar noch nie mit einem Eigenbau gefischt, kann also keinen Kommentar zum Handling, der Verarbeitung etc. abgeben.
Für mich ist allerdings das Thema Gewährleistung doch ein entscheidender Punkt.

Beim Kauf einer neuen Rute wird teilweise lebenslange Gewährleistung auf Materialfehler gewährt. Das wissen wir ja alle. Beim Kauf einer (ebenfalls neuen) Eigenbaurute bekommen ich, denke ich zumindest, keine Garantie, sondern bin auf das Wohlwollen des "Herstellers" angewiesen. Bei den teilweise stattlichen Preisen für selbstgebaute Ruten ist das ein für mich zu großes Risiko.

Das Argument, der Rutenbauer könnte ja auf den Blank auch die gleiche Gewährleistung geben, die der Hersteller gibt, zieht nicht wirklich. Rechtlich stellt sich die Situation jedenfalls so dar, dass beim Kauf einer Eigenbaurute der Rutenbauer der Ersterwerber ist und der Käufer des Eigenbaus damit nicht die Herstellergarantieansprüche hat. Man müßte dann also "tricksen" und der Rutenbauer müßte die Garantie für den Erwerber geltend machen.
Dieser Umweg hängt wiederum vom Wohwollen des Rutenbauers ab.

Zugegebenermaßen ist die Situation eine andere, wenn man den Rutenbauer gut kennt, also weiß, dass er sorgfältig arbeitet, die Rute sauber verarbeitet ist und es im Schadensfall einen gemeinsamen Lösungsweg geben wird.

Leider kenne ich (noch) keinen Rutenbauer. Bewerbungen bitte an die obige email Adresse ;-)

Andreas
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