Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Alles rund um Stärken & Schwächen, Marken, Klassen, Aktionen u.s.w. der für unser Hobby unverzichtbaren "Gerten" und "Schnuraufwickler". Du hast allgemeine oder spezielle Fragen, gute oder schlechte Erfahrungen zu bestimmten Gerätschaften mitzuteilen? Hier ist Platz dafür und Du bekommst die Antworten, die Du suchst...

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Kodiak
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Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Kodiak »

Hallo liebes Forum,
das ist mein erster Beitrag und ich weiss, dass meine Kernfrage schon oft gestellt wurde.
Trotzdem möchte ich hier auf meine Art eine klassische Anfängerfrage stellen und noch an paar Gedanken dazu äußern. Und ich würde mich sehr freuen, wenn einige Forenmitglieder und vielleicht auch gerade die, welche ich hier beim Quer-Lesen ob ihres Sachverstandes und ihrer Übersicht schätzen gelernt habe (um nur einige zu nennen: Royal Coachman, laverda, Frank., Martin 1960, Hans., Thomas E., ...), ihre Meinung äußern würden.

Ich habe mittlerweile viele Stunden in Büchern und auch im Forum gelesen und den Eindruck bekommen, dass ich jetzt sicher weiss, ich weiss wirklich nichts.

Beim Durchforsten der Foren und Online-Versender, sowie dem Lesen etlicher sogenannter "Tests" im Netz und auch hier im Fliegerfischer-Forum über Ruten, Schnüre usw. hat sich meine Anfangsvermutung jedoch schnell erhärtet.
Überspitzt: Alle Ruten sind mindestens toll oder toller, teurer ist wohl immer besser und jeder Händler hat den Preis-Leistungsknaller. Auch die Tests von Herrn Müller haben bei mir nach und nach zu Stirnfalten geführt – und ich habe sehr viele dieser Tests gelesen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen, aber eine unabhängige Hilfe zur Kaufentscheidung ist das für mich persönlich nicht. Und eine grobe Ruten-Kategorisierung nach "Anwendung", Qualität und Preis oder eine best-of-list habe ich vermisst. Klar, auch solche LIsten sind mit Verstand und Vorsicht zu lesen und das wiederum ist sicher Jammern auf hohem Niveau, da hier mit diesen Tests ja wohl direkt oder indirekt kein Geld verdient wird und es ein kostenlos zu nutzender Service ist. Oder bin ich naiv..? :wink:
Und mir ist schon klar, dass Angelruten keine Computer oder Ferngläser sind, die "Fischigkeit" schlechter bis gar nicht objektiv messbar ist und somit eine stark persönliche Wertung beinhaltet. Und genau da ist es der Praxis-, Material- und Markenkenner ein Segen für den Ahnungslosen – vor allem wenn er nichts verkaufen will oder was davon hat. Sei's wie's will...

Konkret zum Anliegen und meiner Bitte:

Ich will keine Unsummen in die Erstausrüstung stecken, aber auf der anderen Seite doch genug um auch an der ersten Rute lange Freude zu haben.

Ein öfters zu lesender Rat:
Man möge beim Händler vor Ort doch die Ruten ausprobieren und dann die passende finden. Okay – nun hab ich vor langer Zeit zwar die Spinnrute passabel geführt, aber das war's dann schon… Wie soll ich für etwas, dass ich noch nicht annähernd beherrsche das passende Gerät finden?
Als ich mit dem Gitarre spielen begonnen habe, habe ich mich auf meinen Lehrer verlassen und der hat mir eine Gitarre besorgt, die von der Spielbarkeit, dem Material und Preis schwerlich zu topen war – das weiss ich heute... ein Glücksfall. Und ich bin meinem Lehrer dankbar.

Jetzt solch ich Ahnungsloser eine gute, "den-Preis-werte" (Einsteiger-)Rute finden und darauf hoffen, dass mich der Händler nach seinem bestem Wissen und Gewissen berät. Da ich weder sein Wissen und seine Marken beurteilen, noch in sein Innerstes blicken kann, frage ich mich was dabei wohl herauskommen könnte? (muss ja nicht...)

Ich habe kein Problem damit, dass jemand aufrichtig Geld verdient, aber ihr versteht vielleicht meine Bedenken.

Umso mehr wünsche ich mir jemanden, der mich mit Sachverstand, Erfahrung und Wahrheitsliebe zu einer wirklich guten Einsteiger-Rute führt, die ich auch noch ohne Schamesröte und mit Preisschild daheim zeigen kann und gerne noch Jahre fische.… (bis etwa 350 Euro).
Als Rolle habe ich eine Vosseler DC2 (5/6) mit Ersatzspule direkt bei Herrn Vosseler erstanden. Schnüre und vieles mehr will ich hier jetzt nicht auch noch ansprechen.

Ich lebe im Raum Tübingen/Stuttgart und hoffe bald an der Nagold, dem oberen Neckar, der Donau bei Sigmaringen und manchem kleineren Fluss mit Trockenfliege und auch mal Nymphe fischen zu können und zu dürfen (somit v.a. Bach- und Regenbogenforellen, Äschen...).

Falls das eine Rolle spielt – ich bin 186 cm groß, tendiere dazu bei allem zu viel Kraft einzusetzen und habe sehr große Hände (Handschuhgröße 11).

Die typischen Zigarrengriffe wirken auf mich eher zu kurz (oft nur 16 cm) und auch recht schlank/dünn. Mir wären 19 cm und eine dicke Zigarre lieber...
Aber anscheinend werfen wohl alle, ob David oder Goliath, mit denselben Griff-Stärken?

Oder soll ich mir eine Rute bauen zu lassen? In der Nähe von Ulm a.d. Donau gibt es die Firma RST.

Und da fällt mir noch was ein: Es soll ja Ruten geben, die für Anfänger leichter zu werfen sind. Die Fehler eher verzeihen. Also ich mach Fehler und die Rute ist nachsichtig mit mir. Danke! Werde ich so schneller zu einer besseren Technik finden und meine Fehler schneller zu korrigieren versuchen? Warum verkaufen wir dann jemandem nicht auch ein Musikinstrument, dass weniger falsch klingt, wenn er einen halben Ton tiefer oder höher greift? Ich kann der Logik nicht ganz folgen...

Und habe ich eine Rute, was dann? Wo und von wem lerne ich das "Fliegenwerfen" von Anfang an "richtig"? War vielleicht ne doofe Idee gleich mehrere ganz Große zu lesen (Charles Ritz, Hans Gebetsroither, Mel Krieger und Hans-Ruedi Hebeisen)...

Der mit dem V- oder auch HRH-Griff sagt mir ja "theoretisch" zu... Aber ich hab da (in ganz anderen Bereichen) so meine Erfahrungen mit den Schulen der Großen und bin somit voreingenommen. Die Großen mit den großen Schulen und den vielen Schülern... hmm? Lehrer, wo bist Du?

Auf euren Rat freue ich mich und bedanke mich dafür im Voraus.
Gruß, Mike
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Martin 1960
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Mike,
willkommen im Forum.

Vielleicht solltest Du Dich in der Rubrik selbst-vorstellung-der-forum-mitglieder vorstellen.

Ich würde Dir empfehlen einen Einsteigerkursus zu besuchen.
Dort werden Dir sicher verschiedene Ruten an die Hand gegeben
und Du kannst erproben welche Art von Rutenaktion Dir am Besten liegt.

Auch kann Dein Instruktor prüfen ob Du gravierende Fehler beim Werfen machst.
Kodiak hat geschrieben:Falls das eine Rolle spielt – ich bin 186 cm groß, tendiere dazu bei allem zu viel Kraft einzusetzen
Das solltes Du Dir nicht "antrainieren", es ist sehr schwer sich das wieder abzugewöhnen.

Es gibt einen Thread der sich mit persönlichen Erfahrungen bzgl. Kursen beschäftigt.
Auch kannst Du ja mal bei "Gockel" nach [Fliegenfischerkurs Stuttgart] suchen.
Kodiak hat geschrieben:Ich will keine Unsummen in die Erstausrüstung stecken, aber auf der anderen Seite doch genug um auch an der ersten Rute lange Freude zu haben.

Die typischen Zigarrengriffe wirken auf mich eher zu kurz (oft nur 16 cm) und auch recht schlank/dünn. Mir wären 19 cm und eine dicke Zigarre lieber...
Die Entscheidung "welche Fliegenrute/Schnur" würde ich dann nach dem Kursus treffen.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
CPE

Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von CPE »

Hallo Mike,

Noch ne Meinung, und zwar die Meinung von Trident Flyfishing, die über Orvis News hereinkletterte (warum wohl?!): teuer ist nicht immer besser.

http://www.tridentflyfishing.com/blog/2 ... eview-test

Gut, Platz 1 ist schon sehr teuer, aber den "Best Buy"-Preis hat eine moderate Greys XF2 Streamflex inne, und die Winston Passport kommt auch relativ gut weg.

(Diese Information soll Dich aber auf keinen Fall davon abhalten, das zu tun, was Martin geschrieben hat...)

TL, Norbert
fjorden
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von fjorden »

Hallo Mike,
gutes muß nicht teuer sein. Bei deinem aufgerufenen Budget ist das überhaupt kein Problem. Ich rate dir dich bei dem Händler deines Vertrauens oder von einem fliegenfischende_m Freund_in beraten zu lassen. Vor allem verschiedene Ruten zu werfen. Am Anfang ist das immer schwierig, da sich ein Gefühl was richtig ist erst nach Jahren herausbildet. Von daher bist du auch gut beraten am Anfang nicht zu viel Geld reinzustecken. Kurzum, Marios Fliegendose ist bei dir in der Nähe. Den Tipp mit dem Wurfkurs solltest du auch beherzigen.
Viele Grüße
Fjorden
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Kodiak
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Kodiak »

Guten Morgen Martin, Norbert und Fjorden,

danke für Euren Beitrag und ja, ich werde mich in Kürze mal selbst vorstellen (wer bin ich :?

Muss gleich los, deshalb in aller Kürze:
Ich weiss, dass es einige Schulen gibt, aber kann deren Qualität und Hintergrund schwerlich beurteilen. Und ich habe gehört, dass auch dort öfters gerne bestimmte Rutenmarken favorisiert werden, da man "zufällig" selbst verkauft...


Deshalb ist der Hinweis "Es gibt einen Thread der sich mit persönlichen Erfahrungen bzgl. Kursen beschäftigt" eine prima Info – Danke.

Die XF2 von Greys hat mir ein angenehm authentisch und ehrlich wirkender Händler auch schon als Preis-/Leistungstipp empfohlen...
Der Naturwissenschaftler in mir (Biologe) will auch nicht so recht glauben, dass die Länge, Aktion usw. einer Rute eine persönliche Sache ist, sondern eher eine Frage des Anwendungsbereichs und der Physik.
Virtuosen ihres Fachs mögen jeden Rahmen sprengen – aber welcher Anfänger der Gitarre will diese wie Jimi Hendrix oder Johnny Cash halten :wink:

Euch einen schönen Tag!

Gruß, Mike
flo staeuble
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von flo staeuble »

Kodiak hat geschrieben:) will auch nicht so recht glauben, dass die Länge, Aktion usw. einer Rute eine persönliche Sache ist, sondern eher eine Frage des Anwendungsbereichs und der Physik.
Ich finde, das sind vor allem fragen des geschmacks, und dieser kann sich naturgemäss erst dann entwickeln, wenn man ein paar Erfahrungen gemacht hat.
beim Thema "Länge" ist es evtl. noch was anders: ne 3,30-Meter-Rute stößt im Dickicht eines eingewachsenen baches eher an ihre grenzen, entfaltet aber im breiten fluss ihre weitwerferischen Qualitäten. bei der "aktion" halte ich es definitiv für geschmackssache. ich persönlich mag weichere, sensiblere ruten lieber als prügelharte weitwurfmaschinen - die aber zweifellos auch ihre Vorteile haben. ich kann aber eh nicht weit werfen, mit gar keiner rute. und da ist mir die weichere rute im drill einfach lieber.
ums kurz zu machen: die "perfekte einsteigerrute" wird sich durch blanke vorfeld-Theorie wohl kaum erstehen lassen. deswegen sind die bisherigen vorschläge schon gut:
1. ein bisschen werfen lernen, vll in einem kurs.
2. erst DANN verschiedene ruten probewerfen - ohne vorherigen Klavierunterricht ists auch schwierig, sich zwischen nem Steinway und nem Bösendorfer zu entscheiden.
und dann noch der ewige allroundrutentip.
klasse 4-5
semiparabolische aktion
8'6
:_)
grüße vom flo
CPE

Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von CPE »

flo staeuble hat geschrieben:ohne vorherigen Klavierunterricht ists auch schwierig, sich zwischen nem Steinway und nem Bösendorfer zu entscheiden.
Hallo Flo,

Das ist auch nach einigem Klavierunterricht eine schwierige Sache. Steinway (http://youtu.be/ddLI_sSNue8) und Bösendorfer (http://youtu.be/MEcIL9nV4No) nehmen sich genauso wenig die Butter vom Brot wie die Spitzenhersteller im Flugangelgeschäft. Ich glaube, es ging eher um Kawai oder Steinway, Standklavier oder muß es für ein zartes "Für Elise" gleich ein Konzertflügel in 9 Fuß sein...

Gruß, Norbert
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Harald aus LEV
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Harald aus LEV »

Hallo Mike,

Fliegenfischen ist eine bewegungsintensive Disziplin. Das kannst Du nicht direkt mit dem Spielen eines Musikinstrumentes vergleichen.
Ich würde Dir raten, nicht so viel über Ruten zu lesen, sondern sich darum bemühen, welche zu testen. Sei es bei Stammtischen, Messen, Vereinen oder anderen Zusammenkünften. Wichtig ist nicht, was zu der Rute auf dem Papier steht, sondern Dein Gefühl bei der Handhabung. Gerät was dem Einen liegt, muss nicht zwangsläufig auch dem Anderen liegen. Auch ein Fahrrad für eine 1,50 m große Person mit 50 kg Gewicht sieht anders aus, als das eines 2 m Hünen mit 120 kg.

Natürlich ist es schwer, ganz am Anfang das ultimative Gerät zu finden, aber damit hat sich jeder von uns herumgeschlagen. Vielleicht gibt es in Deiner Umgebung jemanden, der Dich anleiten kann. Wenn es nicht so weit wäre von S nach LEV, hätte ich Dir vorgeschlagen, "Komm vorbei und teste".
Wichtig ist, Praxis zu bekommen und diese durch Buchstudium zu untermauern, bis man selbst einen eigenen Erfahrungsschatz aufgebaut hat.
Aber dazu muss man erst einmal beginnen.

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
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Kodiak
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Kodiak »

Hallo,

ich habe heute einen langen Arbeitstag und kann mich erst morgen zu ein paar Beitragen äußern oder nachfragen...

Aber ich möchte mich auf die Schnelle zumindest bedanken!

Viele Grüße,
Mike
laverda
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von laverda »

Hi Mike,
diese Zeilen sind meine ganz eigene persönlich Ansicht und Erfahrung und haben keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit.

Parallel zum Fliegenfischen habe ich vor Jahren mit dem Rutenbau angefangen und von daher kann ich dir zu "Stangenruten" nicht soooo viel sagen, außer, dass ich bis dato keine Rute auch aus dem "High-End" Bereich in der Hand hatte, die einem halbwegs solide aufgebauten Eigenbau das Wasser reichen könnte.
Ich würde empfehlen, mit einer günstigen 5er in 9 Fuss zu beginnen. Die 5er ist am Flüsschen die Allroundrute und damit machst du erstmal absolut nix verkehrt. Du wirst aber sehr schnell merken, ob diese Rute zu deinem Gewässer und den Fischen passt. Eierlegende Wollmilchsäue gibt es nicht und ratzfatz wünscht du dir eine feinere Rute, weil damit z.B. das Äschenfischen mehr Spaß macht oder du merkst, dass du die großen Gumpenforellen eher mit stark beschwertem Streamer befischen möchtest, wofür die 5er wiederum zu leicht ist oder es gibt ein einen zugewachsenen Bach, der eine 9-füßige Fahnenstange nicht zulässt oder oder oder. Eine günstige zur jeweiligen Fischerei passende Rute macht 1000X mehr Spaß als mit dem einen High-End-Stecken alles abdecken zu wollen und nix passt so richtig. (Ich selbst habe übrigens gar keine 5er in 9 Fuss :-) )

Man kann mit absolut jeder 5er Rute das Fliegen-Fischen und -Werfen lernen und je nach "Lerntyp" kann autodidaktisches Lernen ebenso effektiv sein wie ein Kurs. Ich persönlich würde immer schrittweises Lernen vorziehen/empfehlen wie z.B. regelmäßige Besuche von Wurftreffs/Casting-Clinic usw mit eigenen Wiesentrainingseinheiten anstatt einen Wochenend Crash Kurs zu besuchen.

Das Wichtigste an jeder Flifi-Kombo ist eh das passende Schnurgewicht und damit meine ich nicht die Schnurklasse, die irgendein Hersteller auf die Rute pinselt sondern das, was gemäß gemessenem Schussgewicht wirklich passt. Man braucht auch keine der €80+ Leinen, die Hälfte tut´s satt. Ich hab schon manchen staunen sehen, nur weil wir seiner Rute ein etwas anderes Schnurgewicht verpasst haben. Die angeblich viel zu "schnelle" 3er mutiert zu einem grandiosen mittelschnellen 5er Sahneschnittchen usw.

Gruß vom platten Niederrhein
Ruten werfen Masse.........nicht Klasse
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MuddlerMinow
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von MuddlerMinow »

Carl Phillip Emanuel hat geschrieben:
flo staeuble hat geschrieben:ohne vorherigen Klavierunterricht ists auch schwierig, sich zwischen nem Steinway und nem Bösendorfer zu entscheiden.
Hallo Flo,

Das ist auch nach einigem Klavierunterricht eine schwierige Sache. Steinway (http://youtu.be/ddLI_sSNue8) und Bösendorfer (http://youtu.be/MEcIL9nV4No) nehmen sich genauso wenig die Butter vom Brot wie die Spitzenhersteller im Flugangelgeschäft. Ich glaube, es ging eher um Kawai oder Steinway, Standklavier oder muß es für ein zartes "Für Elise" gleich ein Konzertflügel in 9 Fuß sein...

Gruß, Norbert
Ist zwar off Topic, aber da muss ich mal schnell..aus professioneller Sicht: es gibt schöne Bösendorfer Instrumente, keine Frage. Aber die Haltbarkeit lässt sich nicht vergleichen. Der Steinway ist zehn mal robuster, natürlich aber auch teurer. Kawai kommt klanglich nicht heran, ist aber auch eins der Arbeitstiere und hält im Gegensatz zu Yamahas, Bechsteins, Bösis usw. einiges aus. In den Konzertsälen stehen wenn es nicht finanzielle Gründe gibt hauptsächlich Steinways..
VG & Tl Gabriel
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Vogtlandsalmon63 »

Hallo Mike!
Wenn Du zum Anfang eine zuverlässige und brauchbare Rute in 5 er mit 9 Fuss suchst, dann hat Ahrend in Neuhaus an der Pegnitz noch ein Abverkaufsmodell für um die 80 Euronen stehen. Das ist eine Vision Attak. Die haben wir meinen Kumpel vor vier Jahren in Schweden aus einem Paket Ruten ausgesucht. Die Auswahl ging von Loomis über Saage bis Hardy und Orvis. Das Probewerfen war damals mit 9 Ruten an einen Testpool in Baltack gewesen. Außgerechnet die preiswerteste Rute war die Stimmigste. Michael fischt heute noch mit Begeisterung sein Stöckchen. Mit einer 6 er TT von Wullf oder einer 6 er Bullet ist die Kombination ein Sahnestückchen für wenig Geld.
Ansonnsten stimme ich hier Laverda voll zu. Wenn Du erst einmal Zeit hast Dich später mit dem Rutenbau zu befassen, wirst Du sehen, das die Ruten von der Stange meistenteils nur Kompromisse sind. Auch die vermeindlichen Superteile sind nur Stöcke, wenn die Schnur und der Blank nicht zu Deinem Wurfstiel passt.
Gruß Robby Vogtlandsalmon63.
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Kodiak
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Kodiak »

Hallo an Alle,

sorry, dass ich mich erst jetzt melde...

Danke für die vielen Antworten und die unterschiedlichen Anregungen und Meinungen. Einiges hat mir sehr geholfen, anderes zum weiteren Nachdenken angeregt.

Nach wie vor glaube ich, dass ein absoluter Anfänger sich nicht die passende Rute für seine Vorlieben oder seinen "Stil" raussuchen kann – wie auch, da er beides nicht hat. Ob er das nach einem ersten Kurs kann, weiss ich nicht.... Die für ihn einfachere Rute muss auch nicht die sein, die ihm hilft seine Fehler zu erspüren und zu sehen, sondern kaschiert sie vielleicht nur besser...
Mir sind auch wieder meine Erfahrungen beim ernsthaften Pool-Billard eingefallen. Auch hier wird einem der "Marken-freie" Profi schon sagen können, wo ein begrenztes Budget gut angelegt ist. Ohne Verzierungen, Achat- oder Wurzelholzeinlagen... Der Queue muss bestimmte Eigenschaften haben und da hier primär Holz zum Einsatz kommt, ist die Streuung bei einem Modell auch etwas größer. Aber physikalisch gesehen gibt es schon den fast idealen Universal-Queue – gerade für Anfänger. Der Profi weiss genau, warum er bei seiner Art zu spielen welcher Eigenschaft mehr Bedeutung beimisst.

Und man kann sich darüber sicher zuviel Gedanken machen und würde die Zeit vielleicht besser nutzen, wenn man auf der Wiese üben würde :-)
Aber das ist wohl auch eine Typ-Frage – ich kann mich meinen eigenen Fragen und Gedanken nicht entziehen... Diese Fliegenfischer-Leidenschaft hat ja auch was fast Magisches und so mutiert die Rute ein wenig zum "Zauberstab" :D
Aber spätestens seit Mr. Potter wissen wir, dass der Stab allein nichts wert ist – trotzdem sucht vielleicht mancher zeitlebens nach dem "Elderstab"! Mir würde schon die Schwanzfeder eines Phönix genügen... :wink:

Und "laverda" hat natürlich recht. Wenn ich weiss wo, wie und auf was ich häufig fische, dann wird es vielleicht nicht bei einer Rute bleiben. Doch ZUERST möchte ich den Überkopf- und Rollwurf erlernen und üben, DANACH gerne Fische fangen.
Auch habe jetzt ein wenig mehr verstanden, dass die Schnur in Kombi mit der Rute entscheidend sein kann.

Danke Norbert für den link:
http://www.tridentflyfishing.com/blog/2 ... eview-test

Die Greys XF2 mit oder ohne "streamflex" hab ich mal in der engeren Auswahl (aber keiner kann klar sagen, wie sich die Streamflex-Variante von der "normalen XF2 unterscheidet).
Noch immer Frage ich mich, ob meine großen Hände mit diesen dünnen, kurzen Griffen glücklich werden – spräche ja für eine Rute vom Rutenbauer mit eigenem Griff, aber das ist mir wohl vorerst zu teuer...

Kurs versus Autodidaktik? Ich persönlich glaube nicht, dass man sich selber dabei beobachten und verbessern kann und NUR aus Videos allein effektiv lernt. Aber man kann allein oder in der Gruppe regelmäßig üben, wenn man davor einen guten Lehrer genossen hat. Natürlich kann man sich alles selbst beibringen und es wird begnadete Fliegenfischer geben, die nie Kurse besucht haben. Vielleicht wären sie noch schneller so gut oder besser geworden, wenn.... ?

Thema Lehrer:
Ich habe mittlerweile einiges über Daumen, Zeigefinger oder beides oben und, und, und..... gelesen. Und wir reden hier über das klassische Fliegenfischen mit Einhandruten und 4er bis 6er Schnüren auf Salmoniden an mittelgroßen Fliessgewässern.

Ein Meister mag eine Koryphäe auf seinem Fachgebiet sein, aber trotzdem ein grottenschlechter Lehrer. Er mag so berühmt sein, dass er das unwissende Fußvolk eher bemitleidet oder vom Erfolg und dem Mammon korumpiert worden sein.
Auf der anderen Seite kann sich fast jeder zum Fiegenfischer-Lehrer ernennen. Und der Unwissende wird den Erleuchteten nicht unbedingt erkennen. Es wird bestimmt einige Gute geben...
Okay, also wer?
Herr Hebeisens Vita und seine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema (kraftsparendes) Fliegenwerfen in Theorie und Praxis finde ich überzeugend und für mich auch logisch gut nachvollziehbar.
Ich habe keine Weitwurf-Ambitionen und stehe vor dem letzten Lebensdrittel (so Gott will) :wink: Ihr versteht, ich hab keine Zeit zu verlieren :roll:

Und es wäre doch toll so früh wie – für mich und meine Begabung oder Nicht-Begabung eben möglich – einen ermüdungsarmen und schönen Stil zu erlernen. Hat jemand bei Herrn Hebeisen oder seiner Frau schon mal einen oder auch mehrere Kurse belegt?

Danke für diesen link:
http://www.fliegenfischer-forum.de/flyf ... r&start=60


Zu guter Letzt noch eine ganz andere Frage, die mich aber auch ganz schön beschäftigt:
Ich brauche US 15 in Watstiefeln und derzeit kann nicht mal Simms seinen Freestone (regulär bis US 16, aber erst wieder ab Juni 2015) liefern. Hat jemand von euch schon einmal einen "normalen" Wanderstiefel als Watstiefel missbraucht. Schlimm genug, dass ich auch noch die Füsslinge der Wathose austauschen lassen muss... Was nur bei den teueren Goretex-Simms-Modellen geht und extra kostet.

Viele Grüße,
Mike
Zuletzt geändert von Kodiak am 01.07.2014, 16:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Svartdyrk »

Nabend,
Mike hat geschrieben:Ich brauche US 15 in Watstiefeln und derzeit kann nicht mal Simms seinen Freestone (regulär bis US 16, aber erst wieder ab Juni 2015) liefern.
schau mal HIER
Hat jemand von euch schon einmal einen "normalen" Wanderstiefel als Watstiefel missbraucht.
... und HIER

Regards der Schwarze
Wishin' I wuz fishin', g <*))))><
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Re: Ich weiß, dass ich nichts weiß...

Beitrag von Kodiak »

Hallo Du Schwarzer,

Danke, aber mit adh-fishing habe ich schon geredet. Der kann auch nicht liefern...

Gruß,
Mike
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