"Ruck" in der Rute

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Lars_L
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"Ruck" in der Rute

Beitrag von Lars_L »

Hallo Zusammen,

ich habe in der letzten Zeit häufiger mit einer etwas schwereren Rute (#8) geworfen und dabei ist mir ein Wurffehler aufgefallen, den ich bei einer #4/5er Rute bislang kaum wahrgenommen hatte. Ich bin mir aber sicher, daß er auch bei leichten Ruten/Schnüren einen negativen Einfluß auf den Wurf haben muß.
Ich versuche das mal zu beschreiben: Beim Rückwurf rollt sich die Schnur eigentlich ganz gut aus, hat am Ende allerdings noch soviel Energie, daß sie sozusagen gegen die Rute schlägt bzw. an ihr ruckt. Durch dieses Rucken liegt die Schnur nicht mehr sauber gestreckt in der Luft, was mich beim anschließenden Vorwärtswurf entsprechend einen Teil meiner Vorwärtsbewegung kostet um die Schnur wieder zu strecken. Bei mittleren Distanzen konnte ich dieses Rucken tatsächlich mit einer Rutendrift (danke nochmals für die Antworten im entsprechenden Thema) vermeiden oder zumindest minimieren. Nutze ich jedoch den kompletten Rutenweg, bleibt für eine Drift nichts mehr an Bewegungsfreiheit übrig.
Ich bin mir sicher, daß auch andere Werfer dies kennen. Wie löst Ihr dieses Problem?

Gruß
Lars
Gruß
Lars Linden
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Thomas E.
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Thomas E. »

Hi Lars,

das kann möglicherweise hauptsächlich ein Vorfachproblem sein.

Was für ein Leader benutzt Du ?
Fängt es dick genug an, ist verjüngt und ist es lang genug ?
Gruß
Thomas Ellerbrock
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Lars_L
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Lars_L »

Hi Thomas,

ich habe das Problem tatsächlich eher beim Streamerfischen, wenn ich einfache Monofile + Stahlvorfach anknote. Knotest Du entsprechend etwas Stahl an ein verjüngtes Vorfach?

Gruß
Lars
Gruß
Lars Linden
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Thomas E.
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Thomas E. »

Moin,

das Vorfach ist ein ganz wichtiger Teil des Systems, zum Werfen und für die Präsentation.

Der Anfangsdurchmesser sollte um 85% von der Schnurspitze haben !

Viele Beginner kommen mit einfach 2m 0.25er an, dann schlägt die Schnurspitze natürlich.

Für Hecht verjünge ich sehr mäßig runter und knote ein Stück normale Stahlseide an, oder besser Authanic Wire.
Gruß
Thomas Ellerbrock
FlyandHunt
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von FlyandHunt »

Servus,

ich kenne dieses Problem ebenfalls und würde mich den Meinungen anschließen.
Ebenfalls ein Faktor sind große und schwere Fliegen die beim Rückwurf genügend Masse mit sich bringen Schnur und Vorfach "überstrecken" und der Ruck erfolgt.

Mir hat ein Guide in Neuseeland beim Meeresfischen den Tipp gegeben in diesem Fall beim Rückwurf die Schnurhand öffnen etwas mehr Schnur nachzugeben.
Beim Vorwurf dann die Schnur festhalten und den letzten Schritt von der Doppelzug Technik anwenden.

Man sollte natürlich aufpassen, dass nicht zu viel Schnur beim Rückwurf freigegeben wird, weil sonst die Rute nicht mehr die nötige Kraft besitzt diese sauber nach vorne zu transportieren.

Gruß
Ferdinand
„There is no greater fan of fly fishing than the worm. “ Patrick F. McManus
Trockenfliege
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Trockenfliege »

Deiner Beschreibung nach, hast du entweder zu viel Energie im Rückwurf, darum "schlägt" die Schnur beim Abstoppen in die Rute.
Dafür spricht auch, dass du diesen Fehler durch leichtes Nachführen korrigieren kannst.
Die andere Möglichkeit könnten zu schwere Fliegen in Relation zum Volumen sein, die sich am Ende des Wurfes wie eigenschwere Köder ( Spinner ect.) verhalten.
Wenn die ordentlich beschleunigt werden, entwickeln die so viel Eigenenergie, dass sie beim Strecken des Vorfachs in die Schnur schlagen ( siehe Ferdinand).
Mit richtigem timing kann diese Energie genutzt werden, um deine Schnur noch ein paar Meter weiter zu schleppen. In dem Augenblick transportiert nicht die Schnur die Fliege sondern die Fliege die Schnur.

Versuche, die Rute früh genug zu stoppen, um sie noch etwas nachführen zu können oder finetune deinen Rückwurf, dass er nicht so überpowert.
Den langen Rutenweg brauchst du eigentlich eher, wenn du viel Schnur in der Luft halten willst.

Eine zB. 11m lange Keule + 1-2m Runningline kannst du auch mit weniger Rutenweg händeln.

Dieses überpowern beim Rückwurf ist aber prinzipiell nicht schlecht, denn dann kannst du auch beim Rückwurf Schnur schiessen lassen und kommst schneller auf Weite.

Wenn es am ( zu kurzen/leichten )Vorfach läge, würde die Schnur nach unten durchschlagen und eher nicht dem entsprechen, was du beschreibst.

LG
Reinhard
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Lars_L
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Lars_L »

Hallo Zusammen,

ich werde die Tips mal nach und nach am Dienstag und Mittwoch durchgehen. Es macht auf alle Fälle einen Heidenspaß hier immer wieder Neues dazu zu lernen ;-)

Danke Euch! Ich gebe Euch auf alle Fälle eine Rückmeldung, sobald ich Eure Tips abgearbeitet habe.

Gruß
Lars
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Lars Linden
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Thomas E.
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Thomas E. »

Moin Lars,

Du hattest allerdings geschrieben, das die Schnur schlägt.

Natürlich kann auch eine schwere Fliege "rucken."
Das kannst Du ja leicht rausfinden. :wink:

Sollte doch letzteres der Fall sein, darf man den Kontakt zu diesem "Endgewicht" nicht verlieren und erst den Vorwärtswurf einleiten, wenn dieses Gewicht spürbar an der Rute zieht.
Leerwürfe auf eine Minimum reduzieren !
Gruß
Thomas Ellerbrock
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Lars_L
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Lars_L »

So, es hat doch etwas länger gedauert alles auszuprobieren. Also bei mir ruckt die Schnur unabhängig vom Ködergewicht. Laut verschiedener Bücher (ja sorry, ich hab mir halt alles nur angelesen), soll der Stop kurz und knackig ausfallen, aber genau dieser kurze harte Stop scheint die Ursache für die hohe Energie zu sein, die in der Schnur steckt.

Gruß
Lars
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Lars Linden
jo
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von jo »

Sofern das Vorfach passt und du den Ruck optimal abfederst, er aber weiterhin auftritt, kann es auch an der Rute oder der Schnur liegen. Es gibt Ruten, die im HInblick auf diesen Gesichtspunkt nicht optimal konstruiert sind.
Ich besaß mal solch eine Rute und habe sie mit zu einem Wurfkurs genommen. Der Instructor (jemand von internationalem Rang, den hier so gut wie alle Mitglieder kennen dürften) hat sich an der Rute versucht und verschiedene Schnüre ausprobiert, es jedoch auch nicht hinbekommen. Sein Rat: "Wenn es dich stört, verkaufe die Rute." Daraufhin landete sie bei Ebay ;-) ....
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Harald aus LEV
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Harald aus LEV »

Lars_L hat geschrieben:So, es hat doch etwas länger gedauert alles auszuprobieren. Also bei mir ruckt die Schnur unabhängig vom Ködergewicht. Laut verschiedener Bücher (ja sorry, ich hab mir halt alles nur angelesen), soll der Stop kurz und knackig ausfallen, aber genau dieser kurze harte Stop scheint die Ursache für die hohe Energie zu sein, die in der Schnur steckt.

Gruß
Lars
Hallo Lars,
achte darauf, dass Du die Beschleunigung vom Zeitpunkt des Abhebens aus dem Wasser kontinuierlich steigerst. Wirklich zu Beginn ganz langsam, denn wenn Du zu schnell startest, kannst Du später nicht mehr adäquat beschleunigen. Für mich sieht es so aus, als ob die Beschleunigung vor dem Stopp nachlässt und Du so etwas "lose" Leine in der Luft hältst. Der Stopp strafft dann erst diese "lose" Leine und wenn sie sich strafft, bekommst Du den Ruck.
Am Ende der Rückwärtsbewegung soll der Stop schon straight erfolgen, aber nicht brachial.
Und bei großen und schweren Streamern ist es besser, nicht direkt auf der 12Uhr-Position zu stoppen, sondern erst bei 1Uhr, bzw. mit der Rutenspitze etwas nachzugeben.

Gruß
Harald
Fliegenfischen - Der natürliche Weg
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Lars.

Wenn es denn wirklich ein Wurffehler sein sollte beachte/versuche den Tip von Harald zu probieren.
Harald aus LEV hat geschrieben:Hallo Lars,
achte darauf, dass Du die Beschleunigung vom Zeitpunkt des Abhebens aus dem Wasser kontinuierlich steigerst. Wirklich zu Beginn ganz langsam, denn wenn Du zu schnell startest, kannst Du später nicht mehr adäquat beschleunigen. Für mich sieht es so aus, als ob die Beschleunigung vor dem Stopp nachlässt und Du so etwas "lose" Leine in der Luft hältst. Der Stopp strafft dann erst diese "lose" Leine und wenn sie sich strafft, bekommst Du den Ruck.
Am Ende der Rückwärtsbewegung soll der Stop schon straight erfolgen, aber nicht brachial.
Und bei großen und schweren Streamern ist es besser, nicht direkt auf der 12Uhr-Position zu stoppen, sondern erst bei 1Uhr, bzw. mit der Rutenspitze etwas nachzugeben.
:daumen

Es kann auch an der Schnur liegen!
Welche Schnur verwendest Du den?, weißt Du welches Taper die Schnur hat?
Ich habe eine Sinktipvollschnur von Lee Wulff, die hatte ein ähnliches Problem und war erst durch kürzen/verändern des Sinktips in den Griff zu bekommen.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
fliegenfeger
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von fliegenfeger »

Hallo Lars,

wenn Du dieses Rucken unabhängig von Fliegengewicht hast, liegt ein Wurffehler vor. Der Erklärung von Harald ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen; außer was macht Dein Handgelenk beim Stopp?

@Jo
Was an der Rutenkonstruktion fördert den Ruck bzw. was vermeidet ihn? Kannst Du mal angeben um welche "Schluckauf-Rute" es sich da gehandelt hat?

Viele Grüße
Armin
Dominikk85
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Dominikk85 »

Kannst du ein Video einstellen? Ist sonst halt ziemlich spekulativ. Am besten wäre es wohl mal einen Tag bei einem Wurf instructor zu buchen.

Dominik
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Re: "Ruck" in der Rute

Beitrag von Thomas E. »

Moin,

Lars könnte ein Video einstellen, wo man deutlich die Rutenführung und die Schnur sich entwickeln sieht.

Ein paar Stunden Unterricht wären sicher optimal.

Das dieses "Rucken" der Schnur an einer Rute liegen soll, kann ich mir nun garnicht vorstellen. :lol:
Gruß
Thomas Ellerbrock
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