Befischen von Wehren und Flüssen mit großer Steigung

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Frank Kaiser

Befischen von Wehren und Flüssen mit großer Steigung

Beitrag von Frank Kaiser »

Hallo Flifis,
Ihr kennt es sicher zur genüge, die Situation zw. den Steinen in einem Wehr
zu fischen.
Wie geht man da ran, denn zum einen wird die Nympe in kurzer Zeit in die nächste Stufe des Wehres gespült ( muss kein Wehr sein, kann auch ein Gebirgsfluss sein mit großer Steigung), zum anderen liegt das Vorfach immer auf einen anderen "Treppenstufe" wie die Fliegenschnur.
Fischt man in solchen Situtionen mit, gegen oder seitlich zur Strömung und wie wählt man die Vorfachlänge.
Zum Material: Schnur DT6F, Vorfach 2,7m verjüngt von 0.38mm auf 0.16mm.
Rute 2,7m, #5-6

Danke im Voraus für die Tipps.

Gruß Frank
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

Hi Frank,

ich denke mal die von dir angesprochenen Gewässer fliessen demnach auch sehr schnell.
Bei solchen Verhältnissen fische ich "short nymphing" aber bin mal gespannt wie andere bei derartigen Verhältnissen fischen.

Vorteile von "short nymphing":
- maximele Kontrolle über die Schnur und fliege, da die Schnur sehr kurz gehalten wird und keine weiten Würfe im Spiel sind.
- man bekommt die Nymphe sehr schnell auf die entsprechende Tiefe (vorausgesetzt schwer genug)

Nachteile:
- sehr breite Gewässerbereiche können schlecht befischt werden (ohne Waten) da keine weiten Würfe möglich sind.
- strikes sind sehr schwer zu erkennen.

CU, Tom
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo Frank,

wie Tom angedeutet hat, fischt man in solchen Situationen am besten mit kurzer Schnur und hoher Rutenführung. Die Schnur kann leicht durchhängen, wodurch u.U. das nicht immer leichte Erkennen eines Bisses erleichtert wird. In der Regel fische ich an solchen Stellen direkt oder leicht schräg stromauf, gehe aber nach dem Vorbeitreiben an meinem Standort der Nymphe mit der Rute nach.

Gruß
Jürgen
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

Moin Frank,

wie Tom und Jürgen schon andeuten: kurze Leine, schräg stromauf geworfen (dann kommst du auf Tiefe), Rute hoch und wenn die Nymphe am Standplatz vorbeizieht mit der Rute mitgehen und Nymphe aufsteigen lassen. Oftmals kommt in der letzten Phase des Aufsteigens der ersehnte RUUUUUUUMS! :D

Mein Bissanzeiger ist das Gefühl in der Schnurhand und die Beobachtung der Fliegenschnur. Das reicht mir vollkommen. Ich persönlich mag keine Knete, Wolle oder Korkschwimmer als Bissanzeiger an meiner Schnur.
Zum Vorfach: Mono-Nymph-Vorfach mit 16er Spitze und anderthalb mal Rutenlänge wählen, bei beschwerten Nymph-Vorfächern (z.B. Airflo, Moser, etc. super-fast-sinking) das letzte Monostück höchstens 50 cm wählen, da die Nymphe bei längerem Mono am Sink-Vorfach durch den Wasserdruck wieder hochgetrieben werden würde und der Sink-Effekt verpufft.

Gruß, Olaf
Frank Kaiser

Beitrag von Frank Kaiser »

Danke für die Anworten.

Ja, es ist richtig das bedeuted auch große Fließgeschwindingkeit.

Zum Punkt Nymphe vorbeitreiben lassen, das geht da ziemlich schnell also gehe ich mal davon aus das die zu befischende Stelle nicht weit weg sein darf, so ca. 4-5m.
Durch die Rutenspitze hochhalten wird nur das Vorfach entsprechend geführt?

D.h dann aber auch wenn an solche Stellen nicht nahe rangewatet werden kann sind sie nicht zu befischen oder gibt es doch noch einen Trick?

"Zum Vorfach: Mono-Nymph-Vorfach mit 16er Spitze und anderthalb mal Rutenlänge wählen, bei beschwerten Nymph-Vorfächern (z.B. Airflo, Moser, etc. super-fast-sinking) das letzte Monostück höchstens 50 cm wählen, da die Nymphe bei längerem "

Das würde dann ca. 4m Vorfach bedeuten => wie verhält es sich dfa mit dem werfen?

Gruß Frank
Werner

Beitrag von Werner »

Hallo Frank,
es gibt da noch die Methode des High Sticking, was bedeutet, dass man sich neben den Fluss oder in den Uferbereich stellt und an hochgehaltener Rute mit langem Vorfach und sehr schwerer Nymphe die Nymphe durch den Wehrbereich treiben lässt, und zwar so, dass möglichst nur das Vorfach sich im Wasser befindet, während du mit hochgehaltener Rute die abtreibende Nymphe verfolgst. Die Nymphe bringst du am besten mit einem Tuck Cast aus und befischst quer zum Fluss die ersten Meter vor dir im strudelnden Wasser.

Gruß Werner
Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Frank !

Es gibt hier einen netten Wurftrick !

Du behält'st Schnur in der Hand und schlägst sofort eine leere Rolle hinterher, dadurch hast Du im Wehr Schnur liegen und die Nymphe hat Zeit zu sinken und wird nicht sofort herausgezogen ! Sodann nimmst Du im Maße der abtreibenden Schnur Fühlung auf ! Dieser Wurf ist notwendig , wenn Du kein sinking Tip oder einen Deepwater-Express zur Verfügung hast !

Dieser Wurf funktioniert auch auf Entfernungen bis zu 10-12 m und hat sich in schnellen Strudeln ebenfalls bewährt !

Ist übrigens keine Hexerei und geht ohne vorherige Übung !

Viel Glück und laß hören ob Du Erfolg gehabt hast !

Dein leider zur Zeit nicht fischender

Gebhard
Der immer auf Seiten der Fische steht!
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Original geschrieben von Frank Kaiser
Zum Punkt Nymphe vorbeitreiben lassen, das geht da ziemlich schnell also gehe ich mal davon aus das die zu befischende Stelle nicht weit weg sein darf, so ca. 4-5m.
Durch die Rutenspitze hochhalten wird nur das Vorfach entsprechend geführt?
Ja, so ist es. Die maximale Entfernung für eine optimale Schnurführung hängt natürlich von der Rutenlänge ab. Mit meiner 9" Rute, welche ich für diese Technik einsetze, lasse ich die Nymphe meist nicht weiter als 2 m seitlich an mir vorbei treiben - die Fische in einer solchen rasch strömenden Strecke sind sooo heikel dann auch wieder nicht!

Und wie Olaf sagt, ist ein optischer Bissanzeiger auch aus meiner Sicht nicht erforderlich: Schnur über den Mittelfinger der Rutenhand gleiten lassen und mit diesem oder der Schnurhand den Biss erfühlen reicht neben der optischen Wahrnehmung durch Beobachtung des Eintauchpunkts des Vorfachs locker aus.

Viel Erfolg
Jürgen
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

@ Frank

"Das würde dann ca. 4m Vorfach bedeuten => wie verhält es sich dfa mit dem werfen?"

Zugegeben, das erfordert bei einer beschwerten Nymphe und stromauf geworfenen Tuck-Cast schon einige Übung. Du stoppst bei diesem Trickwurf dein Vorfach in der vorwärtsgerichteten Wurfbewegung spätestens bei 11 Uhr kurz ab und durch die kleine Peitschbewegung bricht der Bewegungsimpuls der Schnur zusammen und das Vorfach taucht fast senkrecht ins Wasser.

Genau diesen Effekt willst du ja mit dem Wurf erreichen. Beim stromauf geworfenen Tuck-Cast lege ich die Schnur wenn nötig noch in Schlangenlinien ab, so dass die Nymphe ohne Spannung der Schnur sinken kann. Wie gesagt, du musst der Nymphe erstmal Zeit geben, dass sie am Boden fischen kann und dann bleibt nur noch "Fühlung aufnehmen".
Aber: Grau ist alle Theorie, den richtigen Dreh bekommst du nur durch Übung am Wasser. Irgendwann klappt's!

Gruß, Olaf
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

Hi nochmal,

das von mir erwähnte "short Nymphing" ist eigentlich nur ein anderes Wort für das von Werner erwähnte "High Sticking"......beides ist die gleiche Technik.

4-5m Entfernung zur zu befischenden Stelle ist bei dieser Technik scho zu weit. 2m, wie auch "Jürgen Gaul" sagt ist schon das ausserste. Die Stellen an die du nicht näher heranwaten kannst, können mit dieser technik nicht befischt werden, da du deine Fliegen mit der Rutenspitze "führst".

Die Vorfachlänge kann zwischen 1,5m und 4m liegen und hängt natürlich stark von der Wassertiefe ab. Verjüngte Vorfächer sind bei dieser Technik nicht zu empfehlen, da diese nur die Sinkgeschwindigkeit der Nymphe verringern.

Noch kurz zur Technik des "Short Nymphing" oder "High Sticking":
Die Technik kommt ursprünglich aus Polen und Czechien und wird heute sehr häufig bei Fliegenfisch Competitions eingesetzt, da man sehr effektiv und schnell eine Gewässerstrecke befischen kann. Man fischt mit stark beschwerten Nymphen......normalerweise zwei am Forfach, einem schweren "Dropper" der das System möglichst schnell auf Tiefe bringt und einer etwas leichteren, um ca. 50cm tiefer hängenden "Point Fly", welche am Grund Entlangdriftet.
Noch ne kleine Zusatzinfo.....ich verwende seit kurzem, wenn ich diese Technik verwende, 1mm P-Ringe zum anknoten von Point Fly und Dropper.....und funktioniert super!

CU, Tom
Werner

Beitrag von Werner »

@Fly-Tom
Hallo Tom,
wie beschwerst du bei der genannten Technik deine Nymphen ?
Genauer : Ziehst du es vor die Nymphen mit Tungsten zu binden oder kommen entsprechend große Nymphen mit einer ordentlichen Bleiwicklung zum Einsatz ?

Gruß Werner
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

@ Werner,

ich verwende bis jetzt kein Tungsten.....werds im Winter, wenn ich wieder binde aber mal testen.

Bis jetzt bin ich allerdings immer gut mit Blei zurecht gekommen, ohne dass die Nymphen besonders gross werden müssen. Man muss die Nymphen nur relativ "schlank" halten und nicht millimeterdick dubben. Wenn besonders schwere Exemplare nötig sind, dann kann man auch mal 2-lagig Blei auftragen und ne etwas dickere Nymphe binden.

Ausserdem verwende ich auch gerne Goldköpfe.

CU, Tom
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

@ Fly-Tom

Deine Schilderung des "Short Nymphing" bzw. "High Sticking" beschreibt exakt die Methode der Schnurführung. Momentan fische ich mit meinen spanischen Freunden. Mein Freund José war z.B. bei der letzten Fly-WM Schiedsrichter der XXIII Campeonato del Mundo 2003 Fips Mouche.

Er fischt sehr effektiv mit dieser Methode, denn die schwere Nymphe bringt das System schnell auf Tiefe und die "point fly" kann fischen. Als ich ihn mit dem Spruch "Paternostersysteme sind doch eher fürs Makrelenfischen gedacht" ärgern wollte, hat er mir den schweren Dropper genauer gezeigt: Die Hakenspitze fehlte und die Nymphe sollte wirklich nur nach unten ziehen. Ich habe Nymphen mit Tungsten und (!) Bleiwicklung gesehen und die ziehen wirklich alles runter!

Ich kann die Effektivität bestätigen und vielleicht ist diese Methoden ja deshalb auch an vielen Gewässern verboten!

Gruß, Olaf
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

@Olaf, Werner

Hier in Finnland ist die Technik nicht verboten.....jeder sollte doch fischen können wie er möchte.

Hier noch ein Bild wie ne beschwerung aussieht (hoffe das Bild klappt)
Bild


und noch ein Beispiel, falls man extrem schwere Muster z.B in sehr tiefem schnell fliessendem Gewässer benötigt. Ich hab dies selbst noch nicht ausprobiert aber man sieht auf dem Bild den Haken und die daraus gebundene Nymphe.
http://us.f2.yahoofs.com/bc/40fe1807_2e ... ABt4.OGn_b

CU, Tom
Olaf Kurth
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Beitrag von Olaf Kurth »

Hallo Tom,

wollte mir deine Vorschläge ansehen, aber die links funktionieren bei mir leider nicht :(

Gruß, Olaf
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