doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Bernd W.
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Bernd W. »

Hallo Erbe

Dankeschön für deinen Einwand zu diesem Post.
Leider sind wir, und da nehme auch ich mich nicht aus, vom eigentlichen Thema abgedriftet und haben uns in sehr spezifische Diskussionen verirrt.

Zu deinem Einwand:
Sorry, mir kommt das- so wie es abläuft- vor als würden Mathematiker, deren Aufgabe darin besteht, Schülern das kleine Einmaleins beizubringen, darin besser werden wollen, indem sie die Möglichkeit diskutieren, Unendlichkeit mathematisch anhand eines endlichen Zahlensystems darzustellen.
:smt038 hast recht.
Kümmern wir uns vorerst um die Frage:
Was bewirkt eine Zugunterstützung?
Grundsätzlich betrachtet, verlängern wir den Arbeitsweg.
Eine Wurfbewegung ( Castingstroke) besteht aus dem Arbeitsweg und dem Arbeitswinkel, und beschreibt daher den Weg den unsere Rutenspitze nimmt.
Dieser Castingstroke steht im direkten Zusammenhang von Gewicht außerhalb der Rutenspitze ( z.B. Schnurlänge ).
Zusammengefasst: Mehr Schnurlänge = größerer Castingstroke
Da wir mit der Zugunterstützung quasi den Arbeitsweg verlängern ( Regel: 50% Energie aus der Rutenhand = 50% längerer Arbeitsweg ) ist es uns möglich, den Arbeitswinkel klein zu halten.
Diese Tatsache ermöglicht es uns die Flugschnur wesentlich kontrollierter ausrollen zu lassen.
Nun, wie und wann setzen wir die Zugunterstützung ein?
1. Wir verzögern den Start bis die Rute die Schnur in Bewegung versetzt hat, und begleiten anfänglich mit der Schurhand die Rutenhand.
2. Auf etwa Kopfhöhe beginnen wir mit dem Einsatz der Schnurhand.
Dieser Einsatz sollte weder rasant, noch zu impulsiv erfolgen. Da wir sonst, durch tiefere Ladung der Rute, eine Welle in die Schnur werfen würden.
Auch hier gilt die Tatsache, dass ein gleichmäßig beschleunigter Zug, ähnlich dem der Rutenhand, angebracht ist.
3. Da es sehr schwer ist, beiden Händen unterschiedliche Geschwindigkeiten zu befehlen, bewirkt der später einsetzende Zug eine quasi zeitversetzte Bewegung,
die über den Stopp ( meine Philosopie ) hinausgehen soll.
Durch den zeitversetzten Zug wird eine zu frühe Entladung, und somit ein Wurffehler, vermieden. Wir ziehen die Rutenspitze auf einer annähernd gerade Bahn durch den Wurf.

Wie schaut es nun mit der Energieverteilung aus?
Anfänglich wird ein Großteil der Energie aus der Rutenhand kommen. Das ist völlig normal , wir haben es ja so gelernt.
Mit der Zeit sollten wir die aufzuwendende Energie jedoch aufteilen. Gute Werfen bringen weit über 50% aus der Schnurhand ins Spiel, und verwenden die Rutenhand
eher zum Steuern als zum Beschleunigen.

Mit ein bisschen Übung ist es ohne weiteres möglich die beiden Gehirnhälften in diese Richtung zu konditionieren.
Übrigens, der Rückwurf ist, bzw. soll ein Spiegel Vorwurfes sein.
Die Technik ist, gerade wenn man alleine ist, sehr einfach im "Side Cast" zu erüben, wobei wir nicht vor und zurück, sondern vor uns rechts und links, werfen.
Mit dieser Technik können wir den gesammten Schnurverlauf beobachten, ohne uns zu verrenken.
Wenn wir im Zuge dieser Übung zu spüren beginnen, was Rutenladung, Entladung und Zug bewirken, können wir diesen Bewegungsablauf in einen Überkopfwurf übernehmen.

Als Abschluß noch meine Meinung zum Thema Doppelzug:
Bitte vergesst dass es hier um möglichst große Distanzen geht. Der Doppelzug hilft uns zu einer sauberen Schlaufe und kann auf allen Distanzen eigesetzet werden.

Liebe Grüße,
Bernd

Ps.: Wir können das Thema auch gerne telefonisch vertiefen ( Rufnummer mittels PN )
Bernd Ziesche

Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 31.07.2013, 12:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Werbe »

Hallo Bernd
Bernd W. hat geschrieben:
Dankeschön für deinen Einwand zu diesem Post.
Leider sind wir, und da nehme auch ich mich nicht aus, vom eigentlichen Thema abgedriftet und haben uns in sehr spezifische Diskussionen verirrt.
danke, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, mir den Doppelzug zu erklären oder zu erklären, wie Du den Doppelzug jemand erklären würdest. :wink:

Aber das war nicht meine Frage- sondern: Bringen euch (neben persönlichem Erkenntnisgewinn) die durchaus "erlaubten" spezifischen Diskussionen weiter in der Hinsicht, dass Ihr nach der hoffentlich vorhandenen Vermehrung der Erkenntnisse sagen könntet: Das, was ich jetzt gelernt habe, gebe ich in einer verständlichen Form an den Wurfschüler weiter?

Gruß
Werner
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Werbe »

Sorry Bernd, unsere letzten Posts haben sich überschnitten.

Bernd Ziesche hat geschrieben: Darüber hinaus hilft Detailwissen ganz ungemein dabei, Ursachen für Probleme im Wurfablauf erkennen zu können. Je mehr ich weiß, umso schneller und effizienter kann ich zu optimieren helfen - auch meinem eigenen Wurf. Das ist aus meiner Erfahrung die wichtigste und zugleich komplexeste Aufgabe eines Wurflehrers. Ich stand in den ersten Jahren oft genug neben meinem Schüler und hatte keinen Schimmer, woher die Schnurwelle in seiner Schlaufe nun genau kam, oder wieso sich der Wurf nicht sauber streckte.
Das überzeugt mich teilweise, obwohl ich zu der Annahme neige, dass zur "Schnurwellenursachenforschung" weit weniger Detailwissen erforderlich ist, als hier in diesem/diesenThreads ausgeführt wird.

Gruß
Werner
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Bernd W.
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Bernd W. »

Hallo Werner,

Wie wir gesehen haben, gibt es verschiedene Ansatzpunkte und Meinungen.
Das ist auch gut so, bringt mich zu Nachdenken, und dazu mich mit der Materie wieder näher zu beschäftigen.
Das kann für einen "Schüler" nur Vorteile bringen.
Es ist ja nicht gesagt, und es ist auch nicht so, dass ich bei der Erarbeitung zur Zugunterstützung so tief in die Materie eintauche.
"Schüler" verdienen eine kurze, prägnante, einfache und nachvollziehbare Erklärung.
Trotzdem ist es, zumindest für mich, immer ein Schritt in die richtige Richtung, wenn ich mich mit Aussagen Anderer auseinander setze.
Wissen, egal ob in physikalischer oder didaktischer Hinsicht, kann nicht schaden, auch nicht dem "Schüler".

LG, Bernd
Bernd Ziesche

Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 31.07.2013, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
laverda
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von laverda »

Thotty hat geschrieben:Laverda,

du mein lieblingsschlingel...
ich wusste, dass du in den thread kommst wenn du
für`s physikalische gerufen wirst... :wink:

sowas lässt du dir ja nicht entgehen, gell ?

und ja leute, der thread verspricht jetzt bolle lustig zu
werden.. =D>

*spässken*
Thotty


Hi Thottinger, :smt006

na logo, ich kann doch das kleine 1X1 der Wurfdynamik nicht kommentarlos an mir vorüberziehen lassen.

.............und mir war auch vollkommen klar, dass der Trööt hier speziell für mich mit Thottinger-Senf garniert wird. :smt016

Bald geht die Saison wieder los und dann werden all die theoretischen Erkenntnisse gnadenlos in die Praxis überführt.

Allen beteiligten einen fetten Gruß vom platten Niederrhein
Ruten werfen Masse.........nicht Klasse
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Olaf Kurth »

Thotty hat geschrieben: während er mit der rutenhand im wurf schon nach vorne geht,
bewegt er die schnurhand noch nach hinten anstatt vorher in der
drift (and lift) phase die schnurhand an das rechte ohrläppchen zu
bewegen, um von dort aus losballern zu können..
er verschenkt so die möglichkeit von einem halben meter schnurhand
zug, den er sonst mehr hätte. und seine rutenspitze zieht sozusagen
im ersten viertel des wurfs "ins leere", weil er ja de facto "schnur gibt".

Nein, lieber Thorsten,

Dein zweites "Turnhallen-Wurf-Beispiel" zeigt eben keinen Wurfanfänger. Er nutzt die Rückstellfähigkeit der Kohlefaserrute genau dazu, wozu sie bestimmt ist: Bis zur waagerechten "12-Uhr-Position" lässt er sie arbeiten, d.h. hier arbeitet noch die Federkonstante der vormals gebogenen Rute und erst ab diesem Punkt folgt die Zugunterstützung (und Beschleunigung) durch die Schnurhand. Dein Hinweis auf die parallele Führung der Schnurhand in der "lift and drift-Phase" dient nicht nur Wurfanfängern dazu, die Schnurführung zu "fühlen" (bzw. zu kontrollieren) und so den Moment des Vorschwungs zu erkennen. Wenn dieser komplexe Ablauf verstanden und verinnerlicht wird, sind weitere, effektive Aspekte des Doppelzuges sinnvoll.

Werbe hat geschrieben: Ihr bildet doch auch alle Anfänger und Fortgeschrittene im Werfen aus. Welche didaktischen und methodischen Konsequenzen zieht ihr aus den ganzen Reflexionen?
Sorry, mir kommt das- so wie es abläuft- vor als würden Mathematiker, deren Aufgabe darin besteht, Schülern das kleine Einmaleins beizubringen, darin besser werden wollen, indem sie die Möglichkeit diskutieren, Unendlichkeit mathematisch anhand eines endlichen Zahlensystems darzustellen.

Bitte entschuldige, lieber Werner,

mit didaktisch-methodischen Aspekten kennst Du Dich als verdienter Pädagoge doch wirklich aus und Du weißt, das dies nur ein Aspekt der Diskussion ist. Deine Kritik teile ich und kann Dich gut verstehen.
Viele Anfänger und Fortgeschrittene stehen derzeit vor den Anmeldeterminen für diverse Wurfschulen und wollen sich orientieren. Sie suchen kompetente Wurflehrer, lesen z.B. hier im Forum mit und was wäre da nahe liegender als sich an einen der hiesigen Fachleute zu wenden?

Für mich als Anfänger soll mein Wurflehrer nicht nur das Einmaleins kennen, er soll auch Integral- und Differentialrechnung beherrschen (auch wenn mir das zunächst nichts bringt). Meine Eitelkeit will ja auch bedient werden. Wenn mich ein Kollege z.B. nach einem Wurflehrer fragen würde und ich ihm den Instruktor XY nennen würde, dann könnte er entgegnen: „Den Namen kenne ich schon aus eurem Forum, der nimmt sich sehr wichtig und will ständig mit Hinweisen über Wurfkurse und deren Abläufe auf sich aufmerksam machen – Nein Danke!“

Das wäre für einen gewerblich orientierten Fliegenfischer keine besonders gute PR und deswegen macht das auch niemand........... :roll:


Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Olaf Kurth »

Lieber Bernd, bzw. Bernd W.

ich möchte Euch um Mäßigung bitten. Eure semikommerziellen Beiträge haben oftmals werblichen Charakter, da Ihr uns wiederholt über Eure Dienstleistung ausführlichst informiert. Würden andere, gewerblich orientierte Mitglieder Eurem Beispiel folgen, wir könnten uns vor lauter Produktinformationen und Dienstleistungsangeboten im Forum nicht mehr retten!!!!!!!

Danke für Euer Verständnis.

Liebe Grüße,

Olaf
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Thotty
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Thotty »

hoi @ all

ja jetzt wird`s richtig heiter... =D>

und Olaf, nun hab dich nicht so.. die jungs sind nur völlig unterfischt :-"

und logisch ist das kein wurfanfänger du schelm.. also ich mein: das sieht man doch #-o
wir waren aber im thread bei dem thema, wie time ich meine schnurhand und
da passt der clip halt einfach super, besonders für die wurfinteressierten anfänger. :wink:
schon klar, dass die wurfexperten da mit einem "ja aber" drüberstürzen, aber ich halte
es da bei all meiner alberei hier im forum im sinne von Werner auch gelegentlich ein
wenig didaktisch und nicht so sophisticated.

und ich geb dir nochmal die waagerechte 12 Uhr position.. :smt017 *spässken*
feste druffklicken

und ja klar
Wenn dieser komplexe Ablauf verstanden und verinnerlicht wird,
sind weitere, effektive Aspekte des Doppelzuges sinnvoll.
was würdest du denn da dann an diesem punkt so nennen, jetzt mal ohne
rücksicht auf die wurfanfänger?

und Börnie,
Die Erdanziehung hat dadurch massiv weniger Zeit, einen Schnurbauch in die
hinten gestreckte Schnur zu ziehen, als wie wenn man erst noch den Translationsweg
mit der Rute beschreiten müßte.
da ist es ja mal bloß gut, dass man als caster auf nem podest steht und nicht bis zu
den eiern im wasser... da würden sich so manche pro`s auch echt gedanken über
ihren rückschwung machen.

aber mal im ernst, dann hau mal was zum slide loading raus, ich bin neugierig,
was du da jetzt so schreibst.

grüße
Thorsten
- dry or die -
TorstenHtr
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo Bernd,
die höhere Beschleunigung erfordert ja zwangsweise eine größere Kraft.
Das ist korrekt; wobei ich nicht die exakten Beschleunigungswerte kenne. Ich finde Ronny Landin zieht hier beim Rückwurf voll durch, das hört man sehr schön am Pfeifen des Blanks. Die Sache ist, das man mit dieser Technik auch teilw. von der idealen geradlinigen Beschleunigung abweicht, so dass ein Teil der aufgewendeten Energie für das Rückschwingen der Rute verantwortlich ist und die Schlaufe geöffnet wird.
Die Frage ist evtl. auch nicht die Kraft sondern die aufgewendete Arbeit (Produkt aus Kraft und Weg).
Ich konnte bei der Rutenbeschleunigung von Steve am Ende ein Pfeiffen (Luftwiderstand am Blank) hören, welches andere Werfer auf dem Kurzen Weg nicht erreichen. Bei Paul z.B. höre ich dieses Pfeifen erst am Ende des langen Beschleunigungsweges.
Bist du dir sicher?
Hier : http://vimeo.com/48602320 höre ich das Pfeifen immer dann, wenn Paul zum Rückwurf einsetzt (OK, Steve steht weiter weg). Paul zieht auch voll durch beim Rückwurf, klar durch die hohe Schnurgeschwindigkeit entsteht trotzdem ein "V". Bei Steve sieht das irgendwie rein subjektiv für mich lockerer aus; er scheint sich die Kraft gut einzuteilen, die Leerwürfe sehen für mich eher mit weniger Aufwand geworfen aus - nur der finale Vorschwung ist "explosiv".

Hier hatte er 2008 gewonnen:
http://www.youtube.com/watch?v=hS1nTTAAEYQ

Insb. der Rückwurf sieht für mich perfekt aus, kein nennenswertes Überschwingen der Rute. Da kann ich mir gut vorstellen, das diese Technik noch gut beim tiefen Waten funktioniert.
Wenn man bei Windstille neben Steve und anderen (sehr guten) Werfern steht, so erkennt man schnell die sehr hohe Schnurgeschwindigkeit von Steve. Hohe Beschleunigung - meine ich - braucht auch viel Kraft.
Insgesamt wählen die meisten Distanzwerfer (in Norwegen nahezu alle) die Strategie des langen Beschleunigungsweges.
Mal unabhängig der Rutenbeschleunigung hat Steve einen derart explosiven Schnurhandzug, daß ich Angst bekomme, wenn ich zu dicht dran stehe :mrgreen:
Ja, Steve hat wohl einen der besten Doppelzug den ich bisher gesehen habe.
Vergleiche ich den Schnurhandzug von Steve und Ronny, erreicht Steve hier deutlich mehr Geschwindigkeit für die Schnurhand (hierbei nutzt Steve den etwas längeren Weg).
Ronny hatte sicher guten Wind im Finale. Aber den hatte zum Beispiel Leif Christensen ebenfalls. Der warf zeitgleich auf der Außenbahn (wo noch ein klein wenig mehr und konstantere Windgeschwindigkeit herrschte, weil die Innenbahn eher einigen Verwirbelungen durch die nicht so weit entfernten Bäume unterlag). Ronny setzte sich mit mehr als einer Rutenlänge durch.
Also ich weiss aus meiner eigenen Erfahrung - das die Distanzen teilw. erheblich davon abhängen, zu welcher Zeit man startet. Bspw. in der Disziplin Seatrout Distance liegt Ronny auf Platz 28.
Mein Argument ist eigentlich nur, dass man nur anhand dieser Ergebnisse keine Schüsse ziehen kann. Eigentlich müsste man in der Halle unter kontrollierten Bedingungen werfen, um wirklich vergleichen zu können.
Die höchste Übereinstimmung aller unterschiedlicher Techniken lag vllt. in dem SPÄTEN Schnurhandzug - unabhängig, ob die Schnur lang oder kurz war.
Ja, da würde ich zustimmen.
p.s.: Im Gegensatz zum Steve beläßt Ronny seine Füße über den ganzen Wurf am Platz. Steve endet zumeist im "sterbenden Echo Schwan" mit zusätzlichem Schritt nach vorne 8)
Siehe Video, er stellt sich eigentlich nur zur Stabilisierung so hin - nichts besonderes.

Bis dann,
Torsten
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März Braune
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von März Braune »

Bernd Ziesche hat geschrieben:


Ein kleines Beispiel:
http://vimeo.com/16390212

Dieses bahnbrechende simple Video hat unter Wurflehrerern (weltweit) für immensen Beifall gesorgt. Der Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Ursache für die Schnurwelle und dem tatsächlichen Auftreten dieser (und inbesondere deren zeitlichen Entwicklung) war bis zu diesem Video eine sehr tiefe Grauzone in sämtlichen Diskussionen hierzu.
Warum hilft nun solch Video dem Wurflehrer ungemein?


Lieben Gruß
Bernd
Moin Bernd,

bin ich nun total out of date?? Was hilft einem Wurflehrer, ein gestelltes Vidio? Nein, ich stehe doch nicht neben mir, kann meinen Sinnen doch noch trauen. Die Schnur wurde am Ende festgehalten und schlagartig losgelassen. Oder gibt es schon eigendynamische Rutenspitzen?
Gruß Klaus

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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von Werbe »

Hallo Bernd
Bernd Ziesche hat geschrieben: Hallo Werner,
das habe ich vor vllt. gerade einmal 5 Jahren auch noch gedacht.
Heute weiß ich, dass es oft die winzigen Feinheiten sind, die DEN Unterschied machen. Insbesondere (aber längst nicht nur) um deutlich fortgeschrittenen Werfern noch helfen zu können, bedarf es diesen Detailwissens.
Das größte Problem ist: Unser Auge kann die vielen Einzelphasen des Wurfes aufgrund der echten Ablaufgeschwindigkeit nicht erfassen.
Aber: Wenn ich bereits weiß, wonach und an welcher Stelle im Wurfablauf ich suche, kann ich mich auf einen kleinen Teilausschnitt konzentrieren und finde unmittelbar die Ursache für ein Problem.

Ein kleines Beispiel:
http://vimeo.com/16390212

Dieses bahnbrechende simple Video hat unter Wurflehrerern (weltweit) für immensen Beifall gesorgt. Der Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Ursache für die Schnurwelle und dem tatsächlichen Auftreten dieser (und inbesondere deren zeitlichen Entwicklung) war bis zu diesem Video eine sehr tiefe Grauzone in sämtlichen Diskussionen hierzu.
im Prinzip hättest Du Recht- wenn Du treffende Beispiele bringen könntest, aus denen ersichtlich ist, dass ohne genau diese "Spezialerkenntnis/ Spezialdiskussion das Erkennen der Ursache des Wurffehlers XY nicht möglich gewesen wäre. Aber das "bahnbrechende" Video ist dafür m. E. als Beweis völlig ungeeignet, denn es veranschaulicht Zusammenhänge, die jedem Wurflehrer auch ohne das Video klar waren, wenn er ein wenig Ahnung vom Wurfgeschehen hat. Dass ein zu früher, kräftiger Zug an der Leine eine Welle in dieselbe hinein haut, ist doch jedem Simpel von Wurflehrer klar, dazu braucht man weder Video noch Analyse, sondern nur ein zwei Versuche auf der Wiese. Und um die Ursache des Geschehens wusste schon Mel Krieger- ( meine Wenigkeit auch) ohne Videoanalyse.
Meine Zweifel am didaktischen und methodischen Nutzen ausufernder Sachdiskussionen und Sachanalysen werden durch solche Beispiele nicht zerstreut.
Ich akzeptiere und respektiere Dein "Angefressensein" von der Sache Fliegenwurf und Deine Beschäftigung damit vollständig, dass das methodisch nützlich ist, ist auch klar (hatte ja selbst einiges mit Bewegungsanalysen zu tun), aber das der methodische Nutzen in keinem Verhältnis zum Aufwand steht, den Du zu betreiben scheinst, ist ebenso klar
Selbstverständlich darf man Hochgeschwindigkeitsaufnahmen machen und "kleinteilig" diskutieren- aber man sollte dann auch so ehrlich sein zu sagen, dass man das aus Interesse an der Sache selbst macht.

Gruß
Werner
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

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Lieber Olaf
Olaf Kurth hat geschrieben:
Bitte entschuldige, lieber Werner, ..............
Viele Anfänger und Fortgeschrittene stehen derzeit vor den Anmeldeterminen für diverse Wurfschulen und wollen sich orientieren. Sie suchen kompetente Wurflehrer, lesen z.B. hier im Forum mit und was wäre da nahe liegender als sich an einen der hiesigen Fachleute zu wenden?
Mein nächster Kurs ist leider schon voll, also Dich kann ich beim besten Willen nicht auch noch nehmen. :smt102

Aber im Ernst. Ich glaube schon, dass die Wurflehrer hier aus Interesse an der Sache recht intensiv mit Einzelheiten beschäftigt sind. Jemand, der sich als "Kundenfänger" aufführt, müsste logischerweise seine Lehrqualität, also das Didaktische und Methodische in den Vordergrund stellen, statt fast ausschließlich Bewegungsanalysen zu diskutieren.
Davon hört und sieht man hier aber nichts. Als Anfänger oder auch Fortgeschrittener würde ich gerne wissen wollen, ob Wurflehrer XY mir das Werfen beibringen kann. Ob er ein Referat über den richtigen Zeitpunkt des Doppelzuges und die "Überlappungsphasen" von Zug und Stopp zu halten in der Lage ist, wäre mir nicht so wichtig.

Gruß Werner

PS: für den nächsten Anfängerkurs schreibe ich Dich schon mal auf.
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März Braune
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Re: doppelzug, wann schnurhand einsetzten?

Beitrag von März Braune »

Bis zum gewissen Grad hat es echt Spaß gebracht hier zu lesen. Viele Gedanken habe ich mir in den letzten Tagen gemacht. Nun werde ich mich von den Werbern verabschieden. Ich danke all denen, die mir neue Erkenntnisse zukommen ließen, auch denen, die meine PNs nicht beantworteten. Gruß Klaus

PS.: Die Verabschiedung bezog sich auf dieses Thema, so leicht werdet ihr mich nicht los.
Gruß Klaus

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