Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Bernd Ziesche

Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 08:03, insgesamt 1-mal geändert.
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edoA
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Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von edoA »

wenn Du etwas weniger Kraft über die Rutenhand einsetzt und gleichzeitig eine deutlich stärkere Schnurbeschleunigung über die Schnurhand beisteuerst, hast Du am Ende in etwa die gleiche Schnurbeschleunigung bei gleichzeitig weniger Rutenbiegung erzielt. Dies führt zu einer engeren Schlaufe.
Das leuchtet ein, ich muss das einfach mal probieren. Das konstante Beschleunigen, das ich ja zuvor mit der Rutenspitze erlangt habe -> deutliche Biegung in der Spitze, muss jetzt auf die Schnurhand verlagert werden. Richtig ?
Grundsätzlich gilt es für Vor- & Rückwurf, den Zug mit der Schnurhand erst möglichst spät zu starten, oder lange genug zu Ziehen, so daß man nicht zu früh fertig ist.
Das heißt doch also, um den richtigen Taktablauf zu verstehen, es geht darum den Zug im richtigen Punkt/Moment zu beenden. Richtig ?
Wenn dem so ist, wann ist dieser Punkt/Moment erreicht im Wurfablauf ?

Grüße,
Edin
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Royal Coachman
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Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Flo!

Die Erklärung ist ganz einfach.

Im Rückschwung bewegt sich die Wurfhand von der Schnurhand weg, es entsteht also durch die Wurfhand ein automatischer Zug unabhängig vom Zug mit der Schnurhand während der gesamten Dauer des Rückschwunges, diese Unterstützung fehlt im Vorschwung.

Im Vorschwung bewegt sich die Wurfhand in Richtung Schnurhand, dadurch würde eine Entlastung der Rute entstehen bzw. keine Aufladung erfolgen (sieht man bei Anfängern ganz deutlich!), dies muß durch die Führung der Schnurhand ausgeglichen werden. Wenn nun schon bei Beginn des Vorschwunges gezogen wird, so ist der benötigte oder gewünschte Zug zu Ende bevor die Rute um 10 Uhr gestoppt wird. In der Folge wir die Schnur dadurch verlangsamt bzw. nicht mehr beschleunigt (es fehlt der automatische Zug) und die Rute fängt zu früh an sich zu entladen.

Um diesem Effekt entgegenzuwirken sieht man oft Werfer wie an einem Ziehbrunnen "arbeiten" und andere (Lefty Kreh z.B.) nur mit einer kleinen Drehung des Handgelenkes der Schnurhand den gleichen Effekt erzielen.

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RC

PS: die Rutenhand ist der Motor, die Schnurhand der Turbo, für ein gleichmäßiges, gefühlvolles Einsetzen des Turbos hat die Autoindustrie zwei Jahrzehnte gebraucht .
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Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von flo staeuble »

servus gebhard,
danke, das finde ich einleuchtend. nur noch eine kleinigkeit:
wenn ich den rückschwung ansetze, verläßt doch schon zu beginn meine rutenhand die schnurhand - also setzt bereits zu beginn des rückschwungs eine zugunterstützung ein, oder?
könnten die vorteile beim rückschwung also auch die sein, dass durch die anatomischen gegebenheiten (wie du beschrieben) der schnurzug beim rückschwung "sanfter" oder "langsamer" stattfindet und sich so besser über den ganzen weg des rückschwungs verteilt? und könnte man diese "langsame verteilung" theoretisch auch beim vorschwung "einüben"?
grüße vom flo
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Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Flo!

Dieser automatische Zug im Rückschwung wird von der Wurfhand initiiert, deshalb passt er perfekt zur Bewegung.

Im Vorschwung hast Du diese Unterstüzung nicht, da muß die Schnurhand den Zug ganz alleine ausführen und da liegt das Problem. Der Zug sollte bis zum Stopp durchgezogen werden. Wenn Du nun nicht genügend Schnur im Rückschwung eingeschossen hast, ist der Weg für den einen gleichmäßigen Zug zu kurz, (vergleiche die Strecke zwischen Schnurhand und Wurfhand am Ende des Rückschwunges, bevor Du Schnur einschießt, mit der Strecke zwischen Schnurhand und Wurfhand am Ende des Vorschwunges). Wenn Du die Strecke umlegst von Rückschwung auf den Vorschwung, dann bist Du mit der Schnurhand weit hinter dem Körper. Erschwerend kommt hinzu, daß die meisten Werfer mit einer seitlich offenen Körperhaltung werfen, dadurch muß die Schnurhand um den Körper herum gehen, das funktioniert leider gar nicht.

Die langsame Verteilung, wie Du das nennst, kann man schon üben, aber dazu muß man unbedingt die übliche Gewichtsverteilung ändern in:
beide Beine parallel nebeneinander und das Gewicht auf dem Fuß unter der Wurfhand, wie es z.B. Michael Mauri lehrt.

Bei meinen Kursen lehre ich das folgendermaßen:
Nachdem die gezogene Schnur am Ende des Rückschwung eingeschossen wurde, beginnnen beide Hände mit dem Vorschwung und zwar gemeinsam und gleichmäßig bis 12 Uhr und hier trennen sich die Wege, die Wurfhand geht nach vorne zum Stopp auf 10 Uhr die Schnurhand geht nach unten. Durch die Gegenläufigkeit der Bewegung ab 12 Uhr entsteht ebenfalls ein automatischer Zug, der allerdings bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie im Rückschwung.

Die Übung dazu sind Leerwürfe mit blockierter Schnur, wobei die Schnurhand die Bewegungen der Wurfhand mitmacht und hiebei die Leine straff halten sollte . Hier zeigt sich meist, daß die Schnur von den ungeübten Werfern im Vorschwung entlastet wird.

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Gebhard
Zuletzt geändert von Royal Coachman am 20.03.2012, 16:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von flo staeuble »

Royal Coachman hat geschrieben: Nachdem die gezogene Schnur am Ende des Rückschwung eingeschossen wurde, beginnnen beide Hände mit dem Vorschwung und zwar gemeinsam und gleichmäßig bis 12 Uhr und hier trennen sich die Wege, die Wurfhand geht nach vorne zum Stopp auf 10 Uhr die Schnurhand geht nach unten.
MERCI! des wird ausprobiert.
CPE

Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von CPE »

Royal Coachman hat geschrieben:Im Rückschwung bewegt sich die Wurfhand von der Schnurhand weg, es entsteht also durch die Wurfhand ein automatischer Zug unabhängig vom Zug mit der Schnurhand während der gesamten Dauer des Rückschwunges, diese Unterstützung fehlt im Vorschwung.
So ganz verstehe ich das nicht:

Der maximale Abstand der Hände ist doch unabhängig davon, welche Hand gerade vorne ist. Was möglich ist, sieht man hier http://www.sexyloops.com/movies/doubleh ... ance.shtml in der Endposition bei 0:15 ganz gut.

Wenn die Schnurhand zu Beginn des Vorschwunges an der Rutenhand ist (s.o.) und sie sich danach von der Rutenhand wegbewegt, liegen die Möglichkeiten doch identisch zum Rückschwung.

Gruß, Norbert
Bernd Ziesche

Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 08:04, insgesamt 1-mal geändert.
Bernd Ziesche

Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 08:04, insgesamt 1-mal geändert.
CPE

Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von CPE »

Bernd Ziesche hat geschrieben:Hier ein entsprechendes Video:
http://vimeo.com/26687401
Hallo Bernd,

Was auch immer Deine sonstige Analyse ergibt: Die Hände sind im von Dir verlinkten Video in 0:03 (Endpunkt Rückschwung) und 0:12 (Endpunkt Vorschwung) mehr oder minder gleich weit voneinander entfernt (180 Grad, komplett gestreckt, Rutenhand eher so um 30 Grad zur Horizontalen nach oben geneigt), genau wie bei Sexyloops übrigens. Die Rute liegt in den Endpositionen parallel zum Rutenarm.

Gruß, Norbert
Bernd Ziesche

Re: Fehleranalyse (schwingende Rutenspitze)

Beitrag von Bernd Ziesche »

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