Fluss rauf oder Fluss runter?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Antworten
Ronin@FF

Fluss rauf oder Fluss runter?

Beitrag von Ronin@FF »

Hi zusammen,

ich fische nun schon ne Weile aber was die Nymphe betrifft bin ich noch ziemlich unsicher, wie es nun am besten ist. Ich fische die Nymphe hauptsächlich stromabwärts in der Drift bzw. im Bogen, weil sich bei mir die Logik eingeschlichen hat, so und nicht anders merke ich jeden Biss und hake die Fische sicher. Blöd ist nur, das durch die Drift die leichteren Nymphen schnell als Art Trockfliege an der Oberfläche treiben. Ich habe nun schon von einigen Kollegen gehört, stromaufwärts sei auch eine Top-Methode, gerade an Wehren und ähnlichen Stellen. Zwar habe ich Bissanzeiger, konnte mich aber nie damit anfreunden und finde es "komisch", die Schnur mal auf mich zutreiben zu lassen und zu warten was denn da so passiert. In Bezug auf die Trockenfliege bin ich da schon offener und mach es mal so mal so.

Gerade bezüglich der Auffälligkeit des Fischens bzgl .Schnur und Vorfach würde mich gerne eure Meinung interessieren, und vor allem, was ist fängiger, speziell bei klaren Wasser und niedrigem Wasserstand.

Ich freu mich über eure Beiträge
Zuletzt geändert von Ronin@FF am 17.09.2004, 02:59, insgesamt 1-mal geändert.
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

@Ronin

Was meinst du mit "stromab bzw. im Bogen fischen"? Falls du die Nymphe herumschwingen lässt (WetFlySwing) kannst du die Fische wegen dem Zug auf der Schnur relativ sicher haken. Du wirst mit dieser Methode aber nur sehr wenige Fische ansprechen, da eine natürliche Nymphe nicht "herumschwingt". Wenn du also natürliche Nymphen nachahmen willst, muss deine Nymphe frei mit der Strömung driften.

Diese "Dregfree Drift" erreichst du am Besten beim Stromauffischen, da die Nymphe auf dich zu treibt. Ausserdem wird dich bei sehr klarem Wasser der Fisch nicht so leicht wahrnehmen. Jedoch ist es bei dieser Methode sehr schwierig Bisse zu erkennen. Eine Äsche beispielsweise kann innerhalb von 1/2 Sekunde eine Nymphe einsaugen und wieder ausspucken, ohne dass du den geringsten Wiederstand an der Schnur bemerkst.
Meine Meinung: wenn du bei einer Drift 5 Bisse Wahrnimmst, dann hast du auch mindestens 5 überhaupt nicht bemerkt -> man muss ein Gefühl dafür entwickeln.

Beim Stromabfischen ist es schwieriger, die Nymphe lange frei driften zu lassen, ausserdem wird dich der fisch leichter entdecken. Jedoch ist es stromab einfacher Bisse wahrzunehmen, da die Nymphe manchmal auch beim Aufsteigen am ende der Drift genommen wird.

Ich persönlich verwende diese Methoden selten, da ich "ShortNymphing" bevorzuge. Hierbei kann es aber noch schwieriger sein, Bisse zu erkennen.

CU, Tom
Jürgen Anacker

Beitrag von Jürgen Anacker »

Servus ronin,

wie Tom es schon richtig beschrieben hat, probier ich jetzt auch ein paar sätze zu schreiben!

@Tom ….übrings Tom… In welchem teil von finnland wohnst du? Ich bin dort ziemlich häufig. Habe in helsinki einen sehr guten freund!

Also, ich probier dir einmal jetzt als normaler fliegenfischer eine antwort zu geben(nicht das ich gleich wieder von bösen/jungen buben hier, liebe e-mails bekomme :-))!
Was fängiger ist...kannst du nur für dich selbst ausprobieren!

Ich denke es kommt auf die gewässerart (schnell,langsam usw), deine wurfposition, ja natürlich auch auf die raümlichen möglichkeiten wie du werfen kannst (baüme, sträucher usw) an.

Ich fische beide möglichkeiten! Stromab mit nymphe, nassfliege wie du es beschrieben hast...vor allem wenn die dinger anfangen zu driften und gehen im bogenbereich nach oben...kannst du hier ganz starke bisse bekommen. Eigentlich bei jedem modell was so im wasser rum schwimmt!
Ne tolle möglichkeit (stromab) ist...lass ne trockenfliege einfach schlittern...also bewege die rute einfach hin und her...hier kannst du vor allem bei raubfischen oder bei forelle und saibling wahre sternstunden erleben.

Stromauf fische ich auch sehr gerne...eigentlich dann immer wenn ich es mit scheuen fischen, oder wo ich ohne deckung/klares wasser... den angriff starten muß...oder im gebirge (loisach ich komme in 4std :-)) bei verblockungen, gumpen, rauschen, kehrwasser usw.

Ich fische immer ohne bissanzeiger (allerdings muß ich hier sagen...ich fische immer so leicht wie möglich und habe meist keine 15 oder 20m schnurr draußen)...habe ein ganz normales verjüngtes vorfach...ein kleines ringlein dran und 40/50cm mono drauf fertig!
Wichtig ist, das du wenig leerschnur auf dem wasser oder in der luft hast(also möglichst straff und gerade...wenn du gegen die strömung fischt!!!)...damit du anhand der schnurr/an der rute erkennst ob ein kollege an der arbeit ist(hierbei sollte man hellwach sein um den anschlag nicht zu verpassen :-)). Eigentlich braucht man dann nur die rute etwas zu heben und meist hackt er dann schon.

Ich hoffe ich habe dir etwas geholfen, mit meinen einfachen schnellen sätzen!
Wünsch dir viel erfolg!

Gruß
Jürgen
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

@Jürgen
Ich wohne in Mittelfinnland also ca. 350km von Helsinki entfernt.

CU, Tom
Ronin@FF

Beitrag von Ronin@FF »

@Tom mit Bogen bzw. Drift meine ich das herabtreibenlassen mit abschliessendem Aufsteigen der Nymphe.

Die Sache mit dem Entdecken kann ich noch nicht ganz nachvollziehen weil wenn ich die Fische auf Augenhöhe anwerfe und dann die Nymphe mit leichtem Schnurbogen heruntertreiben lasse, dürfte es doch ähnlich (un)auffällig sein wie wenn ich sie nach oben überwerfe und die Nymphe an ihnen vorbei dern Fluss runtertreibt? Ok was die gestreckte Schnur betrifft hat das "nach oben"-Fischen schon Vorteile. Was meintest du mit "short nymphing"?
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

Hi nochmal,

wenn du stromab fischt, dann stehst du vor dem Fisch und somit in dessen Sichtfeld -> der Fisch kann dich leichter entdecken.

ShortNymphing ist Nymphenfischen an sehr kurzer Schnur. Man wirft nicht weit und fischt weitgehend unter der Rutenspitze bis max. 2m davon entfernt.
Diese Methode ist jedoch nicht geeignet wenn das Wasser langsam fliesst und sehr klar ist (beide Faktoren gleichzeitig). Bei sehr schnell fliessendem +klaren Wasser sowie bei langsamen + trüben Wasser ist die Methode durchaus geeignet.

CU, Tom
Benny

Beitrag von Benny »

Hallo Tom,
Hab in letzter Zeit auch in den englichen Zeitungen über short nymphing bzw. die Tcheschische- und Polnischemethode gelesen, fischt man dabei mit Sinkschnüren oder nur mit ultra schweren Nymphen an langem Vorfach und fast ohne Fliegenschnur?
Gruß Benny
Benutzeravatar
Michael Pohl
Beiträge: 446
Registriert: 28.09.2006, 21:11
Wohnort: Bocholt
Kontaktdaten:

Beitrag von Michael Pohl »

Tach zusammen,

short-nymphing ist in ganz Skandinavien populär und soweit ich das
beurteilen kann sehr, sehr fängig, auch wenn es in keinster Weise mein Ding ist.
Im letzten September fand die norwegische Meisterschaft im Fliegenfischen
am Trysilelva statt. Dort wurde ausschliesslich mit diesem System gefischt.
Man fischt mit bis zu 3 Nymphen gleichzeitig und kommt dadurch sehr schnell
auf Tiefe und somit an die grossen Äschen ran.
Gefischt wird in der stärksten Strömung, wodurch immer wieder viele
Fliegenfischer baden gehen. Der Aktionsradius ist im Regelfall tatsächlich
nur ca. 3-4 Meter stromauf und stromab mit max. 1-2 Meter Flugschnur
von der Rolle.
Eine Fliegenrute von mindestens 10 Fuss ist von grossem Vorteil.


Bild

Bild
Ronin@FF

Beitrag von Ronin@FF »

erstmal danke für eure Tipps!

Mit 3 Nymphen gleichzeitig, na jetzt wirds interessant :-) Ich denke das kann man bei uns nicht so einfach machen, oder? Hört sich gut an, man braucht nicht weit werfen und sieht jeden kleinsten Biss. Wenn ich mir die Bilder so anschaue, muss ich mich doch ernsthaft fragen welcher Fisch in der Strömung noch stehen kann :-) Naja wahrscheinlich sind das alles etwas größere Kaliber..
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

Hi nochmal,

@Benny
es kommt keine Sinkschnur zum Einsatz und keine beschwerung am Vorfach, lediglich beschwerte Nymphen.

@MichaelPohl
99% zustimm..... je nach Gewässergrösse können natürlich auch kürzere Ruten zum Einsatz kommen. Es ist tatsächlich so.....je weiter man fischt, desto weniger effektiv ist die Methode.

@Ronin
Auch die Verwenung von 2 Nymphen ist sehr gängig. Jedoch ist immer eine Nymphe (wird als Dropper bezeichnet) besonders schwer, um das System auf Tiefe zu bringen. Natürlich funktioniert die Methode nicht an jedem Gewässer, da man nicht immer nah genug an den Fisch heranwaten kann.
Es ist ein Irrtum, dass in der starken Strömung keine Fische stehen....gearde die grössten Fische stehen oft im Bereich von sehr starker Strömung aber natürlich nicht "in" der Strömung. Da das Flussbett gerade im Bereich starker Strömung nicht eben ist, haben die Fische sehr gute Möglichkeiten und stehen meist hinter Unterwassersteinen oder in Löchern usw.
Genau hier greift die Methode "ShortNyphing" denn beim normalen Nymphenfischen kann man die Nymphe unmöglich in der starken Strömung auf die entsprechende Tiefe bringen.
Jedoch ist die Methode nicht so einfach wie es sich anhört....es kann Jahre dauern bis man damit den gewünschten Erfolg hat, denn man sieht keineswegs jeden keinsten Biss, da dies gerade in sehr starker Strömung nicht möglich ist -> man muss ein Gefühl dafür entwickeln und schnell handeln, da die Nymphe in Sekundenschnelle am Fischer vorbeitreiben kann und in dieser kurzen Zeit kann man auch schon mehrere Takes nicht wahrgenommen haben.

Fazit: Sehr interessantes Fischen und unter den entsprechenden Bedingungen sehr erfolgversprechend aber ich fische trotzdem am liebsten trocken :)

Ich hoffe das bild wird angezeigt

Bild

CU, Tom

Edit:@Michael-FF
was hast du denn an dem Post bearbeitet....kann momentan keine Änderung erkennen?!

Hallo Tom, wollte versuchen, zu ergründen, warum das Bild nicht erscheint und dem abhelfen. Schein aber nicht so richtig zu klappen. Vermutlich könnte es daran liegen, dass in der URL zum Bild keine [url]http://www.-Adresse[/url] erscheint. Denn als anklickbarer Link: http://checker-flyfishing.piranho.com/cn1.jpg erscheint das Bild, bzw. wenn der Link in die Befehlszeile des Browsers kopiert wird (ansonsten kommt "keine Zugriffsberechtigung", seltsam...).
Gruß
Michael
Zuletzt geändert von Fly-TOM am 20.09.2004, 13:56, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Michael Pohl
Beiträge: 446
Registriert: 28.09.2006, 21:11
Wohnort: Bocholt
Kontaktdaten:

Beitrag von Michael Pohl »

Tach zusammen,

kurz noch als Ergänzung/Klarstellung: In starken Strömungen ist es
unmöglich den Biss zu sehen, egal ob es eine vehemente Attacke oder auch
nur ein kleiner Zupfer ist. (Logischerweise fast immer vehement...die kleinen
Zupfer sind eigentlich immer verfehlte Angriffe)

Übrigens hakt sich die Äsche im Regelfall von ganz alleine.
Fly-TOM

Beitrag von Fly-TOM »

@Michael Pohl

Bei "Übrigens hakt sich die Äsche im Regelfall von ganz alleine" kann ich dir nicht zustimmen.
Meiner Meinung nach haken sich vielleicht 10% oder max 20% der Äschen von selbst. Bei den restlichen 80 -90% bemerkst du im Normalfall auch keinen kleinen "Zupfer".
D.h. wenn du das nächste mal Nymphst, dann geh davon aus, dass 80% mehr Fische deine Fliege nehmen als normal und "Strike" nicht nur wenn du einen Zupfer bemerkst.
Kannsts ja mal versuchen.....ich wette du bekommst mehr Äschen als normal.

CU, Tom
Benutzeravatar
Michael Pohl
Beiträge: 446
Registriert: 28.09.2006, 21:11
Wohnort: Bocholt
Kontaktdaten:

Beitrag von Michael Pohl »

Tach Tom,

wir haben die Erfahrung gemacht, dass tatsächlich in der stärksten Strömung,
und hiervon war ja die Rede, fast jeder Biss auch Fisch brachte ohne anzuschlagen.

In langsameren bis mittelschnellem Wasser sah es hingegen absolut
anders aus. Ohne Bissanzeiger ging fast garnichts und selbst mit Anzeiger
musste man sofort die Bisse mit einem Anschlag quittieren, selbst wenn der
Bissanzeiger nur für einen Bruchteil einer Sekunde stehen blieb.
Antworten