Kann man den Fischen einen Schlupf vorgaukeln?

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

Ich glaube man sollte es nicht komplizierter machen als nötig , der Frage nach wäre alles im "schwimmenden" Bereich ob obendrauf oder im Film möglich , dies ist in älterer Literatur einige Male beschreiben, so wie es gefragt ist würde ich es bestätigen .Ob in der Addition wirklich die wiederholte Drift der "Löser" ist ist schwer zu sagen , Tatsache ist das es Erfolg haben kann.Ob man es fischen mag entscheidet jeder selbst , durchaus wäre in der Kombination der Grösse / Reizsteigerung ein Erfolg denkbar.
Wir unterliegen einem solchen Reiz sicherlich mehr und öfter als der Fisch,auch Wiederholungen erreichen bei uns einen anderen Effekt ,ob dies den Fisch aggressiver oder "lösbarer" macht ist kaum zu sagen.Viele andere Varianten sind denkbar , nicht immer liegt die fliege gleich , Störungen , Lichteinflüsse etc. denkbar , ebenso ein zeitlicher Wechsel der schlüpfenden Arten ist denkbar und habe dies öfter erlebt ,
wie auch immer , es kann zur Taktik gehören und sollte angedacht werden ,
beste Grüsse,
Rolf
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Thotty
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Beitrag von Thotty »

hoi Berni, mein lieblingsschlingel..

der threadersteller Thomas hat`s doch geschrieben... ?!
Nach diesem Erlebnis habe ich mich gefragt ob man mit vielen Würfen
an die gleiche Stelle den Fischen einen Insektenschlupf vormachen kann.
der begriff "Insektenschlupf" ist in der fliegenfischerszene recht eindeutig,
auf englisch heißt er wie schon erwähnt "hatch" und deine "schlüpfendes Insekt"
- emerger geschichte einer klinkhammer eben eine imitation eines "schlüpfenden Insekts".

und im gegensatz zu Rolf denke ich dass man es nicht dadurch kompliziert macht, wenn man genau ist.
der fachmann spricht beim "emerger" vom stadium der verwandlung der nymphe zum subimago,
in der phase, wo das subimago den oberflächenfilm des wassers noch nicht durchbrochen hat..

aus diesem grund ist die frage ob der "echte" emerger eine trockenfliege ist, irreführend.
um exakt zu sein, selbstverständlich auch ein trockenfliegen- muster sein kann, aber immer
"nass" gefischt wird... also meist eher eine cdc fliege ist, die unter der oberfläche fischt, während
(zumindest bei mir) die klinkhammer immer trocken auf der oberfläche fischt und einen
sogenannten "fehlstarter" (der seinen arsch nicht hochbekommt) und nicht einen "emerger" imitiert..

und zum thema schlupf imitieren:

ja man kann alles imitieren... nur meiner erfahrung nach beeindruckt das die forellen nicht.

wenn forellen sich in einer fressphase auf eine sorte z.b. nymphen eingeschossen haben
bleiben sie auch dabei. trockene anbieterei fischt dann an ihnen vorbei.. solange, bis sie
sich auf etwas anderes einnorden, wie Rolf schon geschrieben hat..

wenn forellen nicht in einer nymphen fressphase sind, sondern beißen, nachdem man diese
stelle mit 128 würfen beackert hat, um ihnen einen schlupf vorzugaukeln, vermute ich eher
schlechte präsentation bei den ersten 127 würfen.. das stichwort ist hier "micro dragging"

grüße
Thorsten
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Rolf Renell
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Beitrag von Rolf Renell »

.... dem stimm ich zu , insbesondere dragging ,Vorfachgegebenheiten(Entfetten etc.) , der Fisch scannt eine Spezies und wird in dieser Phase fast alles nehmen was die Schlüsselreize "matcht" und in der grössten Quantität vorhanden ist ,und wassergerecht gefischt wird ,ist diese Phase vorbei heissts wieder - match the new hatch , Begrifflichkeiten hab ich vorausgesetzt , ich denke schlussendlich das alleine mit einem Fliegenmuster viel erreicht werden kann dabei , ob bewusst unsauber geworfen und im Film (nass) gezogen gefischt oder dry up klassisch ,das wir hierbei dann in der Praxis die Stadien und Begriffe von Trocken,Emerger ,Auskriecher etc. tangieren dachte ich als vorausgesetzt ,however ,
schauen & fischen ,
beste Grüsse,
Rolf
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Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 06:40, insgesamt 1-mal geändert.
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henkiboy
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Beitrag von henkiboy »

Hallo zusammen,
ich denke Bernd hat es ganz gut erkannt.......mit wiederholtem Anbieten täuscht man keinen Schlupf vor, sondern geht dem Fisch dermassen auf die Flosse, dass er aus einer Agression heraus zuschnappt.
Ist, denke ich, ähnlich wie beim Lachsfischen. Der Lachs beißt nicht weil er Nahrung zu sich nehmen will, sondern weil ein Schnappreflex ausgelöst wird.

liebe Grüße
Detlef
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen !
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Jondalar
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Beitrag von Jondalar »

Klingt ja alles sehr interessant was Ihr da zusammengetragen habt.

Ich habe auf jeden Fall gelernt das man solche Stellen ruhig öfter mal anwerfen soll und nicht gleich eine andere Fliege oder gar eine Nymphe ans Vorfach binden muss. Wenn man die Köcherfliegen beobachtet sammeln sich die an irgendeiner Ecke am Fluß. Ich sprech jetzt nicht von einem Massenschlupf.

Ich fische zu 90% Flußauf weil meiner Meinung nach, das nur Vorteile bietet. Die Keule links oder rechts abgelegt so das das Vorfach annähernd 90° absteht bringt in den meisten Fällen Erfolg. Bleibt also das Microdragging. Wasser ist ja ein ziemlich chaotisches Medium. Selbst an ganz ruhigen Flusspassagen wird die Fliege ganz plötzlich von einem Wirbel erfasst. Selbst mit einem Vorfach das unterwasser liegt denke ich nicht das sich das vermeiden lässt. Weil die Fliege oder das Vorfach nie die gleiche Driftgeschwindigkeit haben werden. Diesem Effekt kann man eigentlich nur in sehr rauhen Wasser entgegengehen. Hier spielt es fast keine Rolle ob die Fliege draggt oder nicht. Die Fliege muss ins Sichtfenster und dort lange genug verweilen.

Haben Forellen einen Schnappreflex? Wusste ich garnicht klingt aber logisch. Sind das dann die Fische die von irgendwoher mit einem Affentempo auf die Fliege einsteigen und einen erschrecken? :wink:
Viele Grüße, Thomas.
Niederbayer
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Beitrag von Niederbayer »

Teilweise hören sich eure Ausführungen schon fast wissenschaftlich an...
Kann auch alles irgendwie und irgendwann so zutreffen, aber aus meiner Erfahrung würde ich die von Jondalar beschriebene Situation viel einfacher sehen und beschreiben:

Habe zuletzt an einem Gewässer gefischt, wo wirklich über 2 Stunden keine 3 Fische gestiegen sind!
Einfach aus Interesse wollte ich nun sehen, ob nicht doch ein Fisch an die Oberfläche zu reizen ist!
==> Ich glaube Fische ticken teilweise viel einfacher als beschrieben (natürlich gibt es auch "verdorbene" und extreme Exemplare, wo ich eure Thesen durchaus teile, aber hier würde ich das wie gesagt nicht!)
Ich glaube, dass wenn die Trockenfliege, die ich wähle, sehr ähnlich den sowieso vorkommenden Fliegen sind, dann kann ich das steigen provozieren!

Stellt euch vor ihr seid der Fisch und ihr seid gerade eher darauf eingestellt, dass Eintagsfliegen an der Oberfläche sind, aber plötzlich kommt 20 oder 30 mal eine Stechmücke an der Oberfläche vorbei - die ja auch immer mal auf dem Speiseplan steht. Wenn da jetzt gerade so viele vorbeikommen, bedient sich der Fisch eben vom anderen "Sortiment".
Von der Tierart die gerade am meisten vorkommt wird man mit geringstem Aufwand am sattesten!

Wie gesagt, eure Thesen klingen alle plausibel, aber aus meiner persönlichen Sicht würde ich die gerade beschriebene Variante als logischer betrachten?!
MfG und Petri Heil
Thomas
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Thotty
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Beitrag von Thotty »

hey Thomas,

ja aber natürlich klingt das hier wissenschaftlich.. schließlich nehmen wir die fischerei sehr ernst. *spässken*

und dein stechmücken beispiel passt nicht, weil es um andere bedingungen und nicht bloß um ein anderes "sortiment" geht.

die geschichte ist so alt, wie die Dry fly only schilder am Test oder Itchen in england, und es geht darum,
ob man sichtbar nymphende forellen durch trockenfliegengepinsel über ihren köpfen einnorden kann auf
einen schlupf, der in wahrheit gar nicht vorhanden ist.

und wenn du ein gewässer beschreibst, in dem in 2 stunden 3 fische sichtbar gestiegen sind, dann sind
die forellen eben nicht auf nymphen fixiert, sondern nehmen auch die ein oder andere motte von der oberfläche mit.

ich hab das auch schon an einigen gewässern (vor allem in skandinavien) erlebt, es steigt "eigentlich" nix,
nach ein paar schönen forellen auf nymphe hab ich die trockene angebunden und mit ihr auch gefangen.. weniger,
aber dafür eben "trocken", was für mich echt viel spannender ist..

in wahrheit also ist die frage die sich hinter dieser "induce the hatch" geschichte steht, die seit hundert jahren in
englischen club ledersesseln dikutiert wird ist folgende: hat nymphenfischen den britischen sportsgeist.

grüße
Thotty
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Niederbayer
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Beitrag von Niederbayer »

@ Thotty
Das Stechmückenbeispiel sollte einfach nur ein Beispiel sein!
Ich weiß nicht mehr was ich als Köder dran hatte - irgendein Muster, das zu dieser Jahreszeit immer gut geht! Eben dann wenn die Fische schon steigen! Die Stechmücke und Eintagsfliege sollten einfach den Unterschied verdeutlichen - nicht die Realität zeigen.

Es ging mir darum, dass man nicht gleich davon ausgeht, dass hier ein Schlupf imitiert wurde, sondern dass die Fische aus ganz einfachen Gründen Ihre Nahrungsauswahl kurzfristig umgestellt haben!
Aus dem ganz einfachen Grund, weil gerade mehr davon vorhanden ist und einfach zu bekommen ist!
MfG und Petri Heil
Thomas
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hdidi
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Beitrag von hdidi »

Es gibt in der Tat Trockenfliegen, die ein Steigen des Fischen auslösen und zwar Reizfliegen.
Wenn man die richtige erwischt, dann funzt es prima, auch wenn sonst rundum kein Fisch steigt.
So ergeht es mir zweimal die Woche beim reinen Äschenfischen :wink:

Ansonsten wird wohl kein Fisch seine Nahrungsauswahl, auf die er sich gerade eingeschossen hat umstellen, nur weil auf einmal des öfteren eine ganz andere Gattung daherschwimmt.
Grüsse aus Roding
Dieter
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Beitrag von Niederbayer »

@ hdidi
Aus meiner/unserer Erfahrung hätte ich schon in diese Richtung tendiert, aber Hauptsache es beißt! :D

Aber was verstehst Du unter Reizfliegen? Sind das bestimmte und auch bekannte Fliegenarten oder muss man die an den einzelnen Gewässern jeweils herausfinden?
MfG und Petri Heil
Thomas
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hdidi
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Beitrag von hdidi »

Hy Thomas,
hdidi hat geschrieben:Wenn man die richtige erwischt, dann funzt es prima, auch wenn sonst rundum kein Fisch steigt.
Eine Reizfliege imitiert keine natürlich vorkommende Fliege :wink:
Grüsse aus Roding
Dieter
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Frank.
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Beitrag von Frank. »

Niederbayer hat geschrieben:Aber was verstehst Du unter Reizfliegen? Sind das bestimmte und auch bekannte Fliegenarten oder muss man die an den einzelnen Gewässern jeweils herausfinden?
Lieber Thomas,

verbreitete Reizfliegen sind zum Beispiel Muster wie die "Orange Stimulator" oder die "Tschernobyl Ant" - Bilder findest du überall im Netz: meist groß, bunt, auffällig.
Diese Muster funktionieren überall gleichermaßen gut.

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
Niederbayer
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Beitrag von Niederbayer »

Obwohl ich jetzt doch schon eine Weile dem Fliegenfischen verfallen bin, habe ich es bisher nicht mit Reizfliegen probiert ==> habe ausschliesslich natürliche Muster verwendet!
Das werde ich aber demnächst mal ausprobieren!!!

Aber scheinbar hab ich trotzdem einiges richtig gemacht, da die Bisse trotzdem immer kommen (auch wenn lange Zeit kein Fisch steigt!) :D
MfG und Petri Heil
Thomas
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hdidi
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Beitrag von hdidi »

Niederbayer hat geschrieben: Aber scheinbar hab ich trotzdem einiges richtig gemacht, da die Bisse trotzdem immer kommen (auch wenn lange Zeit kein Fisch steigt!) :D
Dann ist ja alles klar, da sieht man halt die wahren Meister :wink:
Grüsse aus Roding
Dieter
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