Komme einfach nicht auf die Wurfweite!!!

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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TorstenHtr

Beitrag von TorstenHtr »

Hallo Frank!

Das Problem mit der Wurfweite haben viele .. da hilft nur üben, üben, üben ..
Es ist meineserachtens auch das wichtigste überhaupt, das regelmässige Üben.
Als Minimum solltest du ca. 20 min pro Tag üben, Paul Arden meinte als Minimum für Instruktoren 7 Stunden in der Woche.

Wenn du übst, ist es besser du legst dir ne günstige Zweitschnur zu, kann aus eigener Erfahrung schreiben, das das Trainieren auf der Wiese der Schnur stark zusetzt, vor allem schwimmt die nach einer gewissen Zeit nicht mehr ..

Ich will mal angeleht an Bill Gammels genialen 5 Essentials die wichtigsten Grundlagen zusammenfassen die wichtig für das Werfen mit der Fliegenrute sind.


(1) Die Rutenspitze muss sich während der Beschleunigung der Schnur entlang eines geraden, linearen Weges parallel zur vorher ausgebrachten Schnur bewegen.

Das ist das wichtigste Prinzip für einen guten Überkopfwurf überhaupt. Wenn die Schnur geradlinig beschleunigt wird, bewegen sich alle Elemente der Schnur in eine Richtung (zum Ziel) und die kinetische Energie der Schnur wird am besten ausgenutzt.
Fehler sind Abweichungen von dieser Bahn sowohl in horizontaler als auch vertikaler Richtung. Die meisten (auch ich!) haben vor allem Probleme die Rute innerhalb einer Ebene zu führen ohne seitlich auszuweichen.
Das kann man prima vor einem Spiegel üben, man glaubt gar nicht wie dermasen man daneben liegen kann .. anderer Trick ist beim Werfen auf die Rutenspitze zu schauen und zu kucken ob die Schnur auch wirklich genau über die Rutenspitze fliegt.

Wichtig ist auch die Parallelität der Bewegung zur ausgebrachten Schnur, einem niedrigen Vorwärtswurf sollte ein hoher Rückwärtswurf folgen und umgekehrt.

(2) Der Arbeitswinkel und die Länge der Bewegung vom Beginn bis zum Ende der Beschleunigung muss der Länge der ausgebrachten Schnur angepasst werden.

Mehr Schnur in der Luft und vor der Rutenspitze bedeuten eine größere Masse, die Rute wird sich stärker durchbiegen.
Um trotzdem einen geradlinigen Weg der Rutenspitze hinzubekommen, sollte der Arbeitswinkel der Rute vergrößert werden.

Ausserdem je länger der Beschleunigungsweg ist, desto höher die Endgeschwindigkeit der Schnur bei gleicher Beschleunigung d.h. Kraft.

Allgemein,
Kurze Distanz: kleinerer Arbeitswinkel, kurzer Weg der Rutenspitze vom Anfang bis Ende der Beschleunigung.
Große Distanz: großer Arbeitswinkel, langer Weg der Rutenspitze vom Anfang bis Ende der Beschleunigung.


(3) Korrektes Timing.

Dazu gehört das richtige Setzen des Zeitpunkts und Länge der Pausen und der Beschleunigung.
Die Beschleunigung Vorwärts- und Rückwärtswurf sollte beginnen, wenn die Schnurschlaufe (fast) vollständig ausgerollt ist.

(4) Die richtige Ausübung der Kraft zur richtigen Zeit.

Das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, die Beschleunigung (der Hand) sollte progressiv sein erst gaaanz langsam beginnen und zum Ende der Bewegung immer schneller werden.
Ein Analogie wäre folgende: man versucht mit einem Auto möglichst vorsichtig ohne die Räder durchdrehen zu lassen sanft anzufahren, wenn das Auto einmal rollt kann man richtig Gas geben. Genauso muss man das auch mit der Rute machen.
Abgeschlossen wird die Bewegung durch einen harten Stop, also im Falle des Autos: vorsichtig anfahren, immer schneller werden, richtig Gas geben und dann voll auf die Bremse latschen.

(5) Schnurdurchhang ("slack") muss vor dem Wurf minimiert werden.

Wenn die Schnur vor dem Wurf nicht glatt gestreckt ist, spricht man von "slack" in der Schnur. Bevor man anfängt richtig zu Beschleunigen muss der entfernt werden, z.B. indem man Schnur einholt oder die Rute gaanz langsam hebt.
Was passiert wenn man das nicht macht? Analogie: Ein langer Zug mit vielen Anhängern steht im Bahnhof und fährt los. Gibt der Lokführer zu viel Gas, gibts das charakteristische Anfahrruckeln, wenn die Wagons sich beginnen zu bewegen.
Das gleiche Problem gibts beim Werfen, falls noch Schnurdurchhang existiert und man zu früh beginnt zu beschleunigen, die Rute wird vibrieren und man hat dann eine "schöne" Wellenbewegung in der Schnurschlaufe.


Puh, ich hoffe es war unterhaltsam was ich da so geschrieben habe :)

Kuck dir mal hier: http://www.virtualflycasting.com/certexam.htm die Videos vor allem zum "Loop Control" (Werfen von engen und weiten Schlaufen) , vielleicht auch zum "Double Haul" und zum "Distance Cast" an, das dürfte dir auch weiterhelfen.


Viel Spass..
Torsten
TorstenHtr

Beitrag von TorstenHtr »

Hi!

Achso hier gibts noch'n Video wie es einer von den Profis macht:

http://www.virtualflycasting.com/lib_dist_xxd.htm

Das ist Frank Lo Presti, er wirft ca. 35 m mit einer 5er XXD Schnur und einer 5er Sage TCR.
Und das ganz lässig ..

Da sieht man alle Elemente: Doppelzug, langer Weg der Rutenspitze nahe eines geraden Weges, gleichmässige Beschleunigung mit einer ausgeprägten
Endbeschleunigung.
Er hält für den Wurf ca. 25m in der Luft.

Bis dann..
Torsten
South Africa

Beitrag von South Africa »

Auch ich wollte mir alles selbst beibringen, aber es fuehrte zu nichts. Mann war ich frustriert! Daraufhin fuhr ich zu einem Kurzlehrgang, voila, nach zwei Stunden hatte ich die Tricks gelernt. Der Lehrer ist aber auch wirklich top.

Sehr hilfreich waren zusaetzlich die ausgezeichneten HEBEISEN VIDEOS "FLIEGENFISCHEN FUER BEGINNER". Mit deren Hilfe kann man auf einen Kurs fast verzichten...


South Africa
Zuletzt geändert von South Africa am 16.04.2004, 18:38, insgesamt 1-mal geändert.
T.Z..

super Torsten

Beitrag von T.Z.. »

Hallöchen,

klasse Beitrag von Torsten. Ergänzend zu dem Frank LoPresti Video kann man sich auch mal Carl Hutchinson auf zwei Videos ansehen die ich von ihm in Dänemark gemacht habe. Der 5er XP / XXD wurf ging auch weit über die magische 33m Marke und Carl war dabei noch am Scherzen.

Tight Lines,

Thomas

Carl Hutschinson mit shooting head

Carl Hutchinson mit 590 XP / SA XXD 5wf
TorstenHtr

Beitrag von TorstenHtr »

Hi!

Genau Thomas, ich denke mal der Carl konnte mit Garantie vor einigen Jahren noch nicht so weit werfen, das kommt alles durch das regelmässige Training.
Ich selbst habe nie einen Kurs besucht, aber ich denke mal so einigermasen werfe ich mittlerweile, letztes Jahr konnte ich ganz gute Distanzen auf der Wiese hinkriegen.

Momentan trainiere ich auch recht regelmäßig Genauigkeit, das ist IMHO noch viel wichtiger, und hat mir denke ich dieses Jahr schon sehr gut beim Angeln geholfen.

Ehe ich aber so gut werde wie einige Instruktoren, brauche ich sicher noch eine Weile, aber irgendwann schaffe ich das auch noch.

Bis dann..
Torsten
jazzdorsch

Beitrag von jazzdorsch »

HI, Frank.
Ich fische mit der Fliege an der Küste seit 3 Monaten, aber 30 m. werfe ich locker aus der Rolle, nicht aus der Spitze. Ich bin mir sicher was betrifft Theorie du kannst selbst so viel erzählen.
1. Die Bewegung der Rutenspitze und Wurfhand parallel zum Boden.
2. Die Schnur sollte völlig ausgestreckt sein.
3. Die Rute richtig aufladen.
4. Timing.
Das alles weißt du selber schon. Nur wie übt das man alles, mit welchen Tricks erreicht man das gewünschte Ergebnis? Das ist die Frage? Und auf diese Stelle kann ich nur meine persönliche Tricks dir weiter geben. Ich habe das so geübt.
Auf der Wiese 6-8m Schnur, dann führe ich ganz langsam(langsam!!!) die Wurfhand nach hinten -Stopp und dann nach vorne –Stop. Dabei achte ich nur auf die Bewegungsablauf meiner Hand und der Rutenspitze. Die Schnur plumpst wie ein Haufen erst Hinten dann Vorne.
Welche Vorteile von dieser Plumserei habe ich noch? Ich spüre ganz deutlich wie ich die Rute
Auflade wie die Rute arbeitet. So übe ich 20-30 Minuten, die Bewegungsablauf wird automatisiert. Dann versuche ich etwas schneller(nur etwas!!!), so das die Schnur sogar in der Luft bleibt, die plumpst immer noch, aber nicht wie ein Haufen , so mehr ausgestreckt.
Wie die Rute sich auflädt spüre ich noch mehr. Die Stops mache ich etwas härter, Die Rute fängt an zu federn. Und dann logisch noch etwas schneller. Keine Kraft anwenden, lass die Rute die ganze Arbeit machen. Und ich sage dir Frank nach eine Woche wirst du das sehen , dass sogar ohne Doppelzug bis zu 20m Werfen ist kein Thema mehr.
Allerdings in dieser Zeit muss du auf Angeln verzichten. Am Wasser versucht man immer die gewünschte Weite zu erreichen und verkrampft sich total! Eigene Erfahrung.
Über den Doppelzug schreibt Thomas Michael sehr gut. Aber das kommt später.
Gruß Pavel.
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