Power Snap

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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CPE

Power Snap

Beitrag von CPE »

Hallo Kollegen,

In diesem meinem ersten Faden möchte ich eine Diskussion über das was man "Power Snap" oder Flick oder Abrupter Stopp nennt anstoßen.

In praktisch allen mir bekannten Abhandlungen über das Werfen stößt man irgendwann auf den Begriff des Abrupten Stopps. Da wird dann zur Illustration gerne das Bild eines mit Farbe getränkten Pinsels verwendet.

Um nun die Farbe im Pinsel möglichst effizient an eine Wand klatschen zu können müsse man eben den Pinsel abrupt stoppen. Als Resultat löse sich die Farbe vom Pinsel und fliege gerade aus weiter in Richtung Wand. Würde man dahingegen langsam stoppen, würde die Farbe am Pinsel kleben bleiben.

Nun. Schmeißen wir einen Fisch mit Farbe tot? Klebt die Schnur irgendwie wie Farbe an der Rute? Ist unsere Angelrute ein Quast? Nein, nein und nochmals nein.

Schauen wir uns einmal einen Distance Caster an: http://www.youtube.com/watch?v=EBKgdd6QA9g

Komisch. Praktisch kein Power Snap zu sehen. Bei 3:50 min. ca. sieht man zwar im Demo sowas ähnliches. Aber eigentlich sieht es mehr so aus, als ob die Hand im Back Cast und im Forward Cast verspätet ruckt. Das scheint eher daher zu rühren, dass die Rute die Biegerichtung verändert. Und im echten Wurf ist es eher eine fließende Bewegung zum unteren Umkehrpunkt von dem der Caster dann das macht was er Drift nennt: Er folgt so lange es geht der Schnur, so dass er in einer extrem gestreckten Haltung den Cast beendet. Bei Joan Wulff das selbe Bild. Erklärt sie das Werfen, erzählt sie einem was vom Stoppen. Wirft sie ohne zu reden einfach weit, sieht man nichts vom Snap.

http://www.youtube.com/watch?v=L5E_R6yV ... re=related

Herr Hebeisen macht das übrigens auch nicht.

Ich verstehe, dass wir das System Rute/Schnur durch die Armeskraft beschleunigen, dem System also Energie der Lage (in der Biegung der Rute) und letztlich der Bewegung (der Schnur) zuführen. Ich verstehe aber nicht, was der abrupte Stopp mit einem optimalen Energietransfer zu tun hat, außer dass ab diesem Punkt einfach keine Energie mehr ins System gegeben wird. Und ich verstehe erst recht nicht, warum wir Anfänger das machen sollen, wenn die Experten das nicht machen.

Meinungen sind willkommen, noch willkommener wären allerdings wasserdichte Erklärungen.

Petri,

Norbert
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troutteaser
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Re: Power Snap

Beitrag von troutteaser »

Hallo Norbert,

schaue Dir die Videos bitte nochmals genau an, notfalls in Zeitlupe. Power Snap (=schnelles Abkippen an Ende des Vor- und Ruckschwunges) und abrupter Stopp sind zwei paar Stiefel. Das schnelle Abkippen lädt die Rute optimal auf, der Stopp entlädt die in der Rute - durch die vorherige Biegung - gespeicherte Energie. Ohne Stopp funktioniert das nicht, wie kommst Du darauf? Der Pinsel mit der Farbe macht das deutlich. Wenn Du nicht abrupt stoppst, bleibt die Farbe auf dem Pinsel.

Und die Schnur fliegt auch nicht ohne Stop.

Hier findest Du eine sehr gute Abhandlung von Steve Rajeff mit dem Titel "Analysing the Cast"

http://www.fedflyfishers.org/Default.aspx?tabid=4787


Beste Grüße,
Emil
Zuletzt geändert von troutteaser am 13.02.2012, 22:48, insgesamt 3-mal geändert.
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Rolf Renell
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Re: Power Snap

Beitrag von Rolf Renell »

Hallo Norbert ,

du hast versch. Dinge angesprochen , klären sollten wir wovon du genau sprechen möchtest.Alle Dinge gehören zusammen , das ist richtig.Deine Frage gilt dem Begriff "Power Snap".
Du sprachst selber vom "Bild" des Pinsels - durchaus eine hilfreiche Visualisierung um einen konzentrierten ,möglichst kleinen und begrenzten "Klecks" zu erhalten ,dies ginge im Resultat später in die Optik der engeren Schnurschlaufe über.
Würde man den Pinsel nicht möglichst gezielt stoppen sondern ihn weiter "durchführen" (ohne Stop - oder damit zu späten und undefinierten) bei ähnl. Beschleunigung hätten wir statt eines Kleckses eine grossflächige gestreute vertikale Farbverteilung , welche wiederum in der Wurfoptik eine grosse offene Schlaufe sichtbar machen würde.
Damit wären wir bei dem Thema "Translation und Rotation" welche in Abhängigkeit in einem Verhältnis stehen sollten - Rotation meint möglichst spätes Abkippen.
Folglich ist oftmals bezeichnet als Powersnap (Rotation/spätes Abkippen - Höhste Geschwindigkeit) die 2.Ladungshälfte nach dem "Loading Move" (Translation - lineare Beschleunigung).
Der Stop ist demnach der letzte konsequente Punkt des "Power Snaps".
Danach gäbe es das bekannte "follow through" J.Wulff etc. oder "Driften".
Dies in der Kürze , vielleicht machst du nochmal deutlich ,was genau deine Frage ist ,
beste Grüsse,
Rolf
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troutteaser
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Re: Power Snap

Beitrag von troutteaser »

@Rolf:

Guter Beitrag!

Kleine Anmerkung von mir:
Speed Snap anstelle von Power Snap trifft es m.E. in Anlehnung an Lefty Krey noch besser. Es geht in erster Linie um Geschwindigkeit, weil es eine schnelle und späte Abkippbewegung (=late rotation) ist. Die von dir angesprochene Unterscheidung zwischen Translation und Rotation ist elementar. Wichtig erscheint mir, das ohne den Power oder Speed-Snap und ohne abschließenden Stopp kein anständiger Wurf zustande kommen kann.

Beste Grüße,
Emil
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Bernd Ziesche

Re: Power Snap

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 31.07.2013, 09:22, insgesamt 2-mal geändert.
Bernd Ziesche

Re: Power Snap

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 31.07.2013, 09:22, insgesamt 1-mal geändert.
CPE

Re: Power Snap

Beitrag von CPE »

Insgesamt habe ich wohl den Fehler gemacht, den Power Snap mit einem Stopp in einen Topf zu werfen. RR hat das richtig erkannt. Der Stopp ist das Ende des Power Snap. Also: Ich sehe bei den genannten Leuten kein richtiges "Schnappen" und damit natürlich auch kein abruptes Stoppen.
Bernd Ziesche hat geschrieben:Stelle Dir folgende zwei Beispiele zur Veranschaulichung vor:
1. Ein gedeckter Tisch auf Rädern wird von Deinem Freund beschleunigend über den Flur geschoben. (...) p.s.: Laß mich gerne direkt wissen, ob Dir dies Beispiel geholfen hat, die Relevanz des abrupten Stopps zu verstehen.
Nein, hat es leider nicht, weil ich weder mit farbgetränkten Pinseln noch mit gedeckten Tischen angele: Es hört sich irgendwie super an, allerdings ist das mäßig beindruckende beim Tisch nur die Erkenntnis, daß die Gleitreibung geringer als die Haftreibung ist und daß ich um des Effektes willen schon so stark abbremsen sollte, daß die Haftreibung einmal überwunden ist. Das hat aber so gar nichts mit einer Flugschnur zu tun. Ob ich den Zug auf eine idealisiert als gestreckt angenommene Schnur plötzlich vermindere oder über eine gewisse Distanz macht für mich nur einen (schon erkannten) Unterschied: Jeder Millimeter längerer Bremsweg fehlt mir in der Beschleunigung. Dann müßte es aber gerade bei den Weitwerfern besonders deutlich sein, oder nicht?

Grüße, Norbert
Royal Coachman
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Re: Power Snap

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Carl!

Hier ist fast alles gesagt, aber wenn man Joan Wulff und Lefty Kreh genau nachliest, gehört zum Powersnap ein kurzer energischer Zug im gleichen Augenblick.
Lefty erreicht das dadurch, daß er mit der Schnurhand verkehrt in die Schnur greift und dadurch den Snap mit einer Drehung der Handgelenks verstärken kann.

Meiner Meinung nach geht es ohne diesen kurzen Zug nicht.

Wenn das aber gelingt, fliegt das Zeug einfach davon :mrgreen:

tight lines
RC

PS: eine andere Möglichkeit ist das Öffnen der Hand im Rückschwung und das Schließen zur Faust am Ende des Vorschwunges.
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Re: Power Snap

Beitrag von flo staeuble »

Royal Coachman hat geschrieben:
PS: eine andere Möglichkeit ist das Öffnen der Hand im Rückschwung und das Schließen zur Faust am Ende des Vorschwunges.
Hi gebhard,
das klingt interessant - also entsteht der "stop" oder "snap" oder was auch immer in genau dem moment, in dem man die rute am ende des vorschwungs wieder fest greift? und: wenn ich beim rückschwung die hand öffne - kippt mir da nicht alles nach unten weg?

grüße vom flo
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Rolf Renell
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Re: Power Snap

Beitrag von Rolf Renell »

Lasst uns bitte aufpassen das wir am Faden bleiben im Sinne des postings , ansonsten droht wieder Verwirrung und Vermischung durch verschiedenste Begriffe empirischer oder faktischer Art.RC wird sicher hierzu noch etwas schreiben , lockern und anspannen triffts vielleicht besser - denke so wars gemeint was Griff angeht.s.auch J.Wulffs Wasserschwämmchen/Griff Konstruktionen ,
beste Grüsse,
Rolf
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Bernd Ziesche

Re: Power Snap

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 31.07.2013, 09:22, insgesamt 1-mal geändert.
CPE

Re: Power Snap

Beitrag von CPE »

Bernd Ziesche hat geschrieben:Hier mal eine Distanzwurftechnik ohne Power Snap:
http://vimeo.com/13698726

(...)

Je weiter Deine Rutenspitze beim anschließenden Überschwingen diese Position verläßt, desto größer fällt meistens die Schlaufe aus. Bei einem sanften Stopp verläßt die Rutenspitze sehr deutlich die Position, welche sie im Moment der erreichten Höchstgeschwindigkeit hatte, was in einer relativ weiten Schlaufe endet. Auch hier hilft also der abrupte Stopp.
Hallo Bernd,

Zu dem Video: Super Beispiel. Kein Power Snap. Aber auch kein abrupter Stopp. Du folgst sehr elegant mit der Rutenspitze der Schnur, um, so meine Mutmaßung, ja keine überflüssige Reibung in den Ringen zu erzeugen. Flüssiger und weniger abrupt geht's ja wohl kaum...

Zu dem zweiten Zitat: Das erkläre mal ohne Dir selbst in den Fuß zu schießen... Ein sanfter Stopp mit Drift/Lift wie in Deinem Distanzwurf verhindert doch genau das Überschwingen. Je abrupter der Stopp, umso stärker muß aufgrund der Massenträgheit der Rutenspitze das Überschwingen ausfallen.

Grüße, Norbert
Bernd Ziesche

Re: Power Snap

Beitrag von Bernd Ziesche »

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