Schnurgeschwindigkeit mit und ohne Doppelzug

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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troutcontrol
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Beitrag von troutcontrol »

Moin Bernd,
hab neulich nach einem sehr schönen Angeltag auf Rügen noch mit Freunden beim Bier zusammen gesessen und dabei eine - ja fast erbitterte - Diskussion über die Kraftverteilung Rutenhand + Schnurhand bei der Einhandrute geführt. Es sind natürlich immer noch meine Freunde, auch wenn wir uns nicht einigen konnten - aber deine Meinung als der definitiv bessere Werfer von uns allen würde mich schon interessieren.

Also: Ich hab gesagt, dass beim Überkopfwurf mit der Einhandrute die Rutenhand 20% - 30% und die Schnurhand dementsprechend 70% - 80% der Arbeit übernehmen sollte (die anderen waren genau der gegenteiligen Auffassung :shock: ). Hintergrund für mich war, dass Überkopfwürfe mit der Einhand eigentlich den selben physikalischen Prinzipien folgen dürften wie Überkopfwürfe mit der Zweihand. Wenn es als halbwegs gesicherte Erkenntnis anzusehen ist, dass die Verteilung dort 80% (untere linke Hand beim Rechtshänder) zu 20% (obere Hand) ist (jedenfalls hab ich das so gelernt), tja dann...

Was meinst du?

Grüsse
Martin
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Thotty
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Beitrag von Thotty »

huhu Berni,

sauber...

nen 33m wurf ist in klasse 5 in der tat eine echt respektable weite. damit hättest du auf deiner !
ruhmreichen fliegenfischerveranstaltung in Wotersen unsern ruhrpottschlingel Marc Rädisch
im wurfwettbewerb auf platz 2 verwiesen und selbst den pokal und die TCR abgesahnt
(die eh besser aussieht als die popelgrüne TCX )
:smt116
und ja, rückenwind ist immer eine klasse sache, da hast du schon recht.


aber um mal zu unserem lieblingsthema zu kommen:

du hast ja im doppelzugthread geschrieben:
Werfen wir hingegen mit Doppelzug, erzeugen wir den hauptsächlichen Kraftimpuls über die Schnurhand.
und in diesem post schreibst du:
Mit hohem Krafteinsatz der Schnurhand (z.B. 70%) erzeugen wir signifikant weniger Schnurgeschwindigkeit
als wie mit deutlich weniger Krafteinsatz (z.B. 30%) über die Rutenhand!
ich bin jetzt ehrlich nicht so ganz sicher was du genau sagen möchtest.. ?


so aus meinem gefühl heraus, und um Martins frage mal zu beantworten (hey, grüße nach berlin..)

bei soft presentation im nahbereich ist eine beinahe kraftlose rutenhand das non plus ultra.
ist ja auch logisch bei etwa 12m. aber wenn ich mal meinen schusskopf richtung dänemark
drücke und mir dann das ergebnis mit und ohne doppelzug anschaue sagt mir das für meinen teil genug.

bei Berni ist das ja aber seitseinem neustem paradigmenwechsel anders. :wink:


naja Berni, des weiteren schreibst du:
Das Problem ist eben nur, die hohe Beschleunigung der Rutenhand nicht auf Kosten der sauberen Führung zu erzielen.
natürlich ist es diese "less power" geschichte in der rutenführung immer ein credo der wurflehrer,
weil anfänger natürlich denken, sie könnten da wie Axel Schulz in die rute hineinbolzen.
also ich meine genau wie du auch: wenn man da ordentlich unruhe in die leine hineinbringt
wird das nix. aber Axel Schulz kann halt auch nicht mit der fliegenrute werfen.

und die theoretische frage:
Man erreicht über die Rutenhand keine maximale Beschelunigung mehr, wenn man die Schnurhand entgegengesetzt bewegt.
ich denke, das ist erstens alles eine frage der übung...
was ja bedeuten soll, dass ein hervorragender werfer eben auch: hervorragend werfen kann. sieht man ja an dir.

und zweitens nun ja, ich formuliere es mal so:
wir brauchen keine maximale beschleunigung in der rute, sondern ein sinnvolle und angemessene beschleunigung.
denn wir sind hier nicht beim speerwurf

à propos speerwurf


dieser kleine clip wäre übrigens auch meine antwort auf deine frage:
Warum ist der Doppelzug als zusätzliche Schnurbeschleunigung dennoch sehr effektiv?
ich formuliere es im unterschied zu dir lieber so: das geheimnis der effektivität des dopplzuges liegt
in seinem timing. man kann diesen relativ kurzen ruck der schnurhand so timen, dass er im moment der
maximalen geschwindigkeit des spitzenrings sozusagen "on top" draufgesetzt wird.

grüß dich
Thorsten
- dry or die -
troutcontrol
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Beitrag von troutcontrol »

... Bernd, ich werd alt, du hast es ja so geschrieben und ich hab´s überlesen ... sowas von peinlich :oops:
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 23:05, insgesamt 1-mal geändert.
Benjamin Laschet
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Beitrag von Benjamin Laschet »

Hallo Bernd,

ca 35m ohne Doppelzug mal eben so passiert??
Wo gibt's das video zu sehen??? Würde mich sehr interessieren wie so ein wurf "einarmig" aussieht.
Grüße
Beni
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.
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hshl
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Beitrag von hshl »

Hi Bernd.
ca 35m ohne Doppelzug mal eben so passiert??
Wo gibt's das video zu sehen??? Würde mich sehr interessieren wie so ein wurf "einarmig" aussieht.
würde mich ebenso interessieren... bitte ein cc vom Video an mich, danke !

Grüße, Tobias
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Thotty
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Beitrag von Thotty »

hi Berni,

und ja, ich bin aber mal ganz feste der meinung, dass du solche geilen videos ins netz stellen musst.
das hat die fliegenfischer szene als inspiration einfach echt verdient..

ach ja, und noch eine kleine hessische weisheit, wo du ja grade mit der rute als "hebel" anfängst:

unermesslich ist des menschen kraft, wenn er mit dem hebel schafft..

grüße
Thorsten
- dry or die -
fliegenfeger
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Beitrag von fliegenfeger »

Hallo Bernd,Martin,Thorsten und andere Wurfanalytiker,
wenn ich mir das Distanzwerfen einiger Experten ansehe, führen doch sehr unterschiedliche Techniken(vergleich der Arbeitswinkel) zum Ziel. Deshalb ist auch der Krafteinsatz rutenhand/schnurhand sehr unterschiedlich.
Kurze Würfe sind ohne großen Kraftaufwand kein Problem, aber bei Würfen von 30m und mehr sieht das nicht mehr nach kraftlosem Werfen aus.
Wie werft ihr euere größten Distanzen?
-extremer Arbeitswinkel von 180° und mehr
-Unterhandtechnik
-extreme Stopps
Vielen Dank für euere Antworten, die mir vielleicht helfen auch 35m mit einer Hand zu werfen.(ohne dass ich mich einige km über dem Meer befinde)
Viele Grüße
Armin
derflow
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Beitrag von derflow »

Moin!

Wenns hier ausschliesslich ums Distanzwerfen geht wird eine entscheidende Komponente meiner Meinung nach stark vernachlässigt: Die Schnur/Schußkopf/Ruten-Kombination. Wenn man hier Wurfweiten vergleicht, mit welcher Wurftechnik auch immer sollte man sich doch zumindest auf ein Gerät mit einer bestimmten Schnur einigen, da das sonst was von Äpfeln mit Birnen vergleichen hat.
Bin jetzt nicht unbedingt der große Wurfgott, freue mich wenn ich beim Werfen unter normalen Bedingungen den Backingknoten auf der Rolle zu Gesicht bekomme...aber bastel ich z.B. auf meine Scierra Ti+ mit 10 Füssen Klasse 7 nen schnellsinkenden Schußkopf, 8m mit 18 Gramm, mit monofiler Runningline, benutze einen Schnurkorb sind problemlos Weiten (mit Doppelzug :lol: ) um die 40m (im Wasser bei 0 Meter über Normalnull) drin.
Wenn man schon verschiedene Wurftechniken/Arbeitswinkel/Schnurgeschwindigkeiten/Krafteinsätze vergleicht sollte man doch zumindest das Gerät eingrenzen um zusätzliche Parameter, die einen erheblichen Einfluss auf die Weite haben eingrenzen.
Gruß

Florian

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Beitrag von Maggov »

Hallo zusammen,

ich muss hier mal eine Lanze für Bernd brechen - so schwer sind diese Distanzen doch gar nicht - selbst für Anfänger. Alles eine Frage der Technik - wie z.B. hier erläutert:

http://www.brotfliege.de/index.php?modu ... y&ceid=164

@Bernd: die Schnurgeschwindigkeit bei dieser Technik ist m.M. nach ungeschlagen!

Sorry das musste jetzt mal sein.

Ich lese gespannt weiter und bleibe bei meinen Minderwertigkeitskomplexen und der Einsicht dass ich die 30m selbst mit Doppelzug wohl noch länger nicht knacken werde...

LG

MArkus
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.
Maggov
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Beitrag von Maggov »

Bernd Ziesche hat geschrieben: p.s. Ich sehe dies Thema überhaupt nicht rein auf Distanzwerfen bezogen. Der Doppelzug wird zwar oft mit Distanz in Verbindung gebracht, hat aber eben auch viele andere Anwendungsbereiche...
Hi Bernd,

sehe ich genauso nur bin ich Fischer und kein Werfer deshalb halte ich mich inhaltlich (bis auf derartige Einwürfe) lieber raus.

LG

Markus
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 28.07.2013, 23:06, insgesamt 1-mal geändert.
laverda
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Beitrag von laverda »

Schallmauer mit bloßer Rute und Schnur durchbrechen!!!!!!! :shock:

Am Umkehrpunkt des äußersten Schnurendes entsteht bei extrem enger "Schlaufe" und überschüssiger (Geschwindigkeits-)Energie zwar ein "Peitschenknall", der tatsächlich das Resultat einer Stoßwelle ist. Dies ist aber Resultat der extremen Winkel-Beschleunigung/-geschwindigkeit im Umkehrpunkt der äußersten Schnurspitze!!!! :!:
ABER:
Rute und Schnur erreichen aber NIEMALS auch nur annähernd Schallgeschwindigkeit in Wurfrichtung!!!!!

Zur Info: Die Schallgeschwindigkeit in der Luft beträgt bei Atmosphärendruck ~ 330 m/sek !!!!

Zur Geschwindigkeit der Rutenspitze, entsprechend maximale Schnurgeschwindigkeit:
200km/h => ~ 55m/s
Wo kommen solche Behauptungen her???????

Die Energie ist am Ende des Beschleunigungsweges der Rutenspitze vollständig in Geschwindigkeitsenergie umgewandelt => W= 1/2m X v²
(die Formel ist stark vereinfacht aber immerhin vielen bekannt)

Ohne Berücksichtigung des Rutengewichtes, allein die Schnurenergie betrüge bei einer 5er Schnur mit 10 gr Masse bei ca 10 m Schusslänge über 15 Joule.

Sorry keine Chance!!
Ein Katapult dieser Energieklasse spannt der Durschnittsangler nur noch mit Armauflage (Thotty der angelnde "Popeye" schafft das vielleicht gerade eben noch freihändig :D ). Eine starke Futterschleuder könnte ca 3-4 Joule erreichen.

Kleiner Hinweis:

Die Spannenergie einer 5er Rute bei der durchschnittlichen Wurfbiegung von 15° liegt im Bereich von 200mJ entsprechend 0,2 J entsprechend 1/75 tel, oder 1,3 % der hier genannten Verhältnisse.

Die Rute ist kein Katapult, diese Angabe dient ausschließlich der Verdeutlichung, dass die hier genannten Geschwindigkeitsangaben vollkommen daneben liegen.

Würde ich 15 J Energie bei einem Wurf mit einer Rute übertragen wollen, müsste ich weit mehr als einen ordentlichen Wallerknüppel zur Hand nehmen.

Ich bin kein Wurfprofi, freue mich über jedes Mal, wenn ich es schaffe, dass der Backingknoten zumindest mal die Rolle verlässt aber auch der Wurf mit der Fliegenrute ist reine Physik und davon verstehe ich ein wenig.
Zuletzt geändert von laverda am 17.03.2010, 21:48, insgesamt 1-mal geändert.
Ruten werfen Masse.........nicht Klasse
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