Streckung der Fliegenschnur und Leader

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Jokel
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Streckung der Fliegenschnur und Leader

Beitrag von Jokel »

Moin moin,

Meine Frage ist, sollte am Ende des Schnur-Schusses die Leine gestoppt werden (Rolle oder Finger) damit sich alles streckt, oder sollte die Physik der Wurfschnur den Part übernehmen? Manchmal hat man ja mehr Schussleine vor sich liegen als der nächste Wurf braucht.

Eine Erklärung würde mich echt weiterbringen, vielen Dank im voraus.

Gruß,
Jokel
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Martin 1960
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Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Jokel,

Eigentlich sollte sich das Vorfach durch einen korrekten Wurf von selber strecken.

Eine Mutmaßung ist, dass Du nicht bei 11:00 stoppst, sondern die Rute in einer Bewegung gegen 9:00 führst.
Mache bei 11:00 einen harten Stopp und führe danach die Rute in die 9:00-Stellung.
Auch sollte sich die Schnur nach hinten komplett gestreckt haben, bevor Du den Vorschwung beginnst.

Ein einfacher Trick ist es, bei jedem gewollten Stopp, selber "Stopp" zu sagen,
so merkt man schnell ob man die Stopps ausführt oder vergisst.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
Maggov
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Beitrag von Maggov »

Hallo Jokel,

wenn Du mehr Schnur draussen hast als die Schnur beim Werfen durch die Ringe zieht so macht es Sinn die Schnur mit den Fingern festzuhalten damit sich diese streckt.

Machst Du dies nachdem die Rute gestoppt hat so nennt man das die Schnur schiessen lassen. Wenn Du die Schnur mit dem Rutenstop strecken willst (dieser ist in der Tat sehr wichtig für einen guten Wurfablauf) dann kannst Du die Schnur von Anfang an beim letzten Vorwurf festhalten. Streckt sich diese dann nicht so liegt es am Rutenstop.

Ich hoffe ich habe Deine Anfrage richtig verstanden.

LG

Markus
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Thomas E.
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Beitrag von Thomas E. »

Hallo Jokel,

die Streckung von Vorfach und Schnurspitze bei einem Wurf mit Schießenlassen von Schnur hängt von vielen Faktoren ab:
Fliege, Vorfach, Schnurprofil, Windverhältnisse, Wurfweite usw.

Ist eine vollkommen gestreckte Ablage gewünscht, lasse ich die Schnur meist kontrolliert durch die Schnurhand laufen, um sie ggf. abbremsen zu können.
Bei Gegenwind und leichter Schnur ist manchmal sogar ein "Schnurzug" kurz vor Streckung mit der Linken notwendig, ein Zurücknehmen/Anheben der Rutenspitze hat den selben Effekt.
Eine Zielrichtung unter der Horizontalen zusätzlich.



Auf der anderen Seite gelingen Distanzwürfe mit annähernd gestreckter Ablage auch mal bei leichtem Rückenwind, unter völliger Freigabe der Schnur.
Bei solchen Bedingungen kann man dann auch entsprechend höher "abschießen."
Gruß
Thomas Ellerbrock
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Jokel
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Beitrag von Jokel »

Hallo,

Vielen Dank an Euch für die informativen Beiträge.

Das heißt also, das jeder Wurf wenn er gelungen ist am Ende (kurz vor dem ablegen der Schnur) eine "Hemmung" bekommen sollte, damit sich alles schön streckt ?

Gruß,
Jokel
2404mefo
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Beitrag von 2404mefo »

Hej Jokel,
ich fische hauptsächlich an der Küste und habe mir folgendes angewöhnt.
Meist werfe ich ähliche Distanzen über den Tag. Abhängig von Wind, Situation und manchmal auch der eigenen Tagesform sorge ich dafür, dass die Rolle die Schnur bremst.
z.B. ich möchte ca. 20m weit werfen, die Bedingungen lassen dies zu, dann gebe ich auch nur 20m Schnur frei. Natürlich muß die Schnurgeschwindigkeit auch auf die Weite abgestimmt sein. Ansonsten streckt sich die Schnur nicht, sondern federt, bei zu hoher Geschwindigkeit, zurück. Dies ersetzt natürlich auch nicht all die relevanten Parameter eines guten Wurfes, es dient nur als kleine Hilfe bei Distanzwürfen. Ich hoffe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt zu haben. Dies habe ich mir so angewöhnt, muss aber nicht der Weisheit letzter Schluß sein.
Versuch macht klug- viel Spaß beim probieren.
Grüsse aus Dk
Thomas
"Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen." A. Schweitzer
posti
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Beitrag von posti »

Servus,
Jokel hat geschrieben:Hallo,

Vielen Dank an Euch für die informativen Beiträge.

Das heißt also, das jeder Wurf wenn er gelungen ist am Ende (kurz vor dem ablegen der Schnur) eine "Hemmung" bekommen sollte, damit sich alles schön streckt ?

Gruß,
Jokel
das heißt, beim Vorschwung soll ein deutlicher STOPP bei ungefähr 11 Uhr stattfinden, beim Rückschwung bei ungefähr 1 Uhr (13:00). Alles andere machen die Schnur, und die Energie die sie mitführt von alleine.
NACH dem Stopp bringst du die Rute ungefähr in die Waagrechte (ungefähr), damit die Schnur schön durch die Ringe gleiten (schießen) kann.
Wenn du alles richtig machst, wirst du überascht sein, wieviel Schnur da von selbst nachschießen kann.
Stell dir einen Pinsel mit Farbe und eine Wand vor, auf die du aus einiger Entfernung einen engen Farbklecks platzieren möchtest - genauso funktioniert es.
Mit herzlichem Gruß
felix
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Beitrag von felix »

posti hat geschrieben: Stell dir einen Pinsel mit Farbe und eine Wand vor, auf die du aus einiger Entfernung einen engen Farbklecks platzieren möchtest - genauso funktioniert es.
Den Vergleich habe ich noch nie gehört - ist aber brilliant! So müsste sich das ein Anfänger eigentlich wirklich sehr einfach vorstellen können...
Servus Felix
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 07:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Jokel
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Beitrag von Jokel »

Hallo Allerseits,

So allmählich schliesst sich der Kreis für meine am Anfang gestellte Frage, vielen Dank.

Da ich in Hamburg im Moment mehr auf grössere Gewässer (die Elbe, und Seen) angewiesen bin, ist des öfteren ein längerer Wurf vonnöten.
Nun das Erlebte zu meiner oben gestellten Frage, es herrschten optimale Bedingungen am Wasser, die Keule 9,5m, Polyleader 2,9m, kleiner Streamer, gut gestreckt vor mir im Wasser, in meiner Schnurwanne lagen ca. 15m Schussschnur gut abgelegt, habe die Keule aufgenommen, guter Stopp, schön gestreckt nach hinten, nun der Vorschwung mit einem Zug an der Leine schön frei abgeschossen, alles passte, auch der vordere Stopp, die Leine sauste raus, und rollte auch gut ab, aber brach am Ende dennoch zusammen. Nun sah ich das in meiner Schnurwanne rund 3m Schussschnur übrig waren die der Wurf nicht benötigt hatte. Was ist der Fehler? Sollte man die Schnur solange sie schiesst durch die Hand laufen lassen, macht für mich wenig Sinn, bremst doch, oder? Oder den Wurf so berechnen das er die ganze Leine mit nimmt, und an der Rolle zieht... Oder bin ich auf dem Holzweg, das ein gelungener Wurf ob kurz oder lang sich eh streckt, auch wenn man am ende die Schnur nicht bremst.

Ich denke, wenn man im Bach fischt stellt erst gar nicht die Frage, da hält man die Leine eigentlich doch immer in der Schnurhand und schiesst aus ihr heraus, weil man nicht soweit wirft?

Oder liegt es an meinem Set up?

Sage Z-Axis Line 6 9"
Loop Opti Stillwater 6

Ich werfe mit der Daumenhaltung, und bin Wurftechnisch auf der Skala von 1-10 auf 5

Ich hoffe ich nerv euch nicht zu sehr mit meinem Anliegen.

Einen netten Gruss an Euch,
Jokel
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mario.s
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Beitrag von mario.s »

Hallo Jokel,
ich mache auch meist den Fehler, dass ich oft mehr Schnur ausgelegt habe als der Wurf dann wirklich erreicht. Gerade an der Küste werde ich immer dazu verleitet etwas weiter werfen zu wollen. Klappen einige Würfe recht gut und die Schnur schießt dann gegen die Rolle, so verlängere ich dann immer um einen Meter, und dann noch einen und so weiter bis nichts mehr geht. Dann liegt noch der Rest der Schnur vor mir und der Wurf bricht zusammen. Die Schnur streckt sich vielleicht noch so aber das Vorfach liegt zusammengebrochen irgendwo dazwischen. Dann ärgert mich meine Weitengeilheit und ich hole wieder soviel Leine ein, dass ein sauberer, gestreckter Wurf gelingt. Und wenn man mal ehrlich zu sich selber ist, so ist ein abgestoppter Wurf meist reell weiter als ein ungebremster "Maximalwurf". Ich war schon mächtig Stolz als ich an der Küste meine 30m Schnur gen Norden geworfen hatte. Doch bei genauerer Betrachtung lagen am Ende einige Bögen auf dem Wasser und das Vorfach war auch nicht gestreckt. Schlußendlich waren aus meinen erhofften 34m nur noch vielleicht 27 geworden. Mittlerweile werfe ich lieber gegen die Rolle und bin zufrieden wenn ich meine 25m Schnur plus Vorfach gerade und gestreckt aufs Wasser lege und so noch weiter draußen bin und sofort losfischen kann und nicht noch lose Schnur einstrippen muss. Allerdings nagt da natürlich immer noch der Gedanke:"Geht da vielleicht doch noch ein Meter?". :roll:
Sieht man sich mal einige Videos von hervorragenden Fliegenfischern an bzw. den Lachsanglern, so fällt auf , dass fast immer gegen die Rolle geworfen wird. Beim Lachsangeln wird meist mit der gleichen Schnurlänge geworfen und da ist es eigentlich äußerst wichtig einen gestreckten Wurf hinzulegen, damit die Fliege im Wasser sofort einsatzbereit ist.
Du hast die Sache schon richtig erkannt. Nur solltest du bei Distanzwürfen die Schnur nicht unbedingt durch die Hand laufen lassen. Zu hohe Reibung. Schließlich benutzt du doch einen Schnurkorb um die Reibung zu verringern und weit zu werfen. Lieber noch etwas Schnur auf der Rolle lassen. Mitunter entscheidet schon 1m über das Gelingen eines Wurfes.

TL, Mario
Der liebe Gott schenkt dir die Nüsse, aber er knackt sie nicht.
Goethe
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Jokel
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Beitrag von Jokel »

Hallo Mario,

Was besonders Du, und alle Anderen mir mitgeteilt haben, steht wohl in keiner Fachliteratur, zumindest nicht in meiner.

Besten Dank =D>

Jokel
Uwe
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Beitrag von Uwe »

Hallo Jokel,

noch ein Tipp, der mir als Bach- und Küstenwerfer viel geholfen hat. Auch ich hatte gerade bei den Versuchen möglichst weit zu werfen das von Dir angesprochenen Problem, das sich zwar die Schnur streckt, aber das Vorfach zusammenbricht.

Gerade wenn man mit großer Beschleunigung wirft und entsprechend hart stoppt, schlägt die Rutespitze durch den Stop nach vorn unten. Soweit logisch denke ich.
Dieses nach untern Schlagen definiert die Öffnung der Schlaufe (die Schnur folgt dem Verlauf des Rutenspitzen). Die Folge ist eine weite Schlaufe, die sich beim das Schießenlassen der Schnur aus dem Korb noch weiter öffnet. Das wiederum heißt, einen sehr großen Luftwiderstand an der Schnurspitze (weite geöffnetet Schlaufe). Die relative Masse der Schnur schafft es vielleicht noch diesen Luftwiderstand beim Abrollen und Strecken der Schnur zu überwinden. Das leichte Vorfach rollt aber auch entsprechend der offenen Schlaufe in einem weiten Bogen ab und steht, wenn die Flugschnur abgerollt ist, fast senkrecht in der Luft, orthogonal zur Wurfrichtung.
Und genau dort bricht der Wurf zusammen (außer du hast eine schwere Fliege, die das Vorfach mitnimmt).

Also lange Rede hier mein Maßnahme: Genau parall zur Stoppbewegung, die Rute leicht(!) anheben. Dies kompensiert das Herunterschlagen der Spitze und hält die Rutenspitze und damit die Bahn der Schnur auf eine Geraden. Daraus folgt enge Schlaufe, wenig Luftwiderstand, ergo strecken des Vorfachs, das dann nämlich abrollt und nicht überschlägt.

Vielleicht hilft das ja

Grüße

Uwe
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Gregor13
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Beitrag von Gregor13 »

Moin Jokel,

nur kurz zu Deiner Kombi:

Ich fische das selbe und ich finde (neben einigen anderen, die die auch fischen), dass das sehr gut harmoniert und viel Spaß bringt.
Beste Grüsse

Gregor
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

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