seht es mir bitte nach, dass ich erst jetzt dazu komme mich in diesem spannenden thread
wieder zu worte zu melden, ich war beruflich unterwegs..
und ja, lieber Gebhardt, ich mache es mir mitnichten leicht. und was die fliegenfischerei
anbelangt schon garnicht, weil ich diese ziemlich ernst nehme..
und "im eifer des Gefechts" passieren mir da gewisse dinge nun wirklich nicht.
und ja, ich freue mich, dass du dann in einem weiteren post noch einmal auf die zeitliche
einordnung von Gebetsroither eingegangen bist. ein respektabler zug.
welch wortspiel: Dir mache ich es dann jetzt auch noch einmal nicht leicht...
es tauchte zwischen uns beiden die frage auf, ob der österreichische wurfstil von Gebetsroither
in die erste oder zweite hälfte des 20. jahrhunderts einzuordnen wäre
ich wundere mich zwar darüber, warum du nun den Tischler Walter Brunner ins spiel bringst,Hans und Walter haben sich nämlich erst 1961 kennen gelernt, also mit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat das nichts mehr zu tun
der in seiner freizeit gespließte ruten baute und ab 1961 bei Gebetsroither wurfunterricht bekam..
*spässken*
aber dann schauen wir doch mal in das buch "Erlebtes Fliegenfischen" von Charles Ritz, dass Du als
wie ich denke "namedropper" zwar zitiert, aber anscheinend doch nicht gelesen hast, denn dort
beschreibt Charles Ritz auf S. 168 wie er mit Hans Gebetsroither zum fischen an der Traun war.
und zwar im Jahre 1938
und auch das von Dir zitierte buch von Erich Stohl und Hans Gebetsroither "Hohe Schule auf Forellen"
hat im vorwort, das übrigens aus der feder von Charles Ritz stammt, dessen bemerkung zu lesen:
"ich angle mit Hans zusammen seit 1934"
aber um nun herauszufinden, ob die herren Gebetsroither und Ritz in der von Dir verneinten
vorkriegszeit bloß wacker obstler an der traun tranken und der tolle österreichischen wurfstil
vielleicht doch erst in der nachkriegszeit vom Gebetsroither zusammen mit Walter Brunner
ersonnen wurde, und dieser dem Gebetsroither nicht bloß endlich dessen traumruten "schnitzte",
schauen wir doch einmal in das büchlein "Der österreichische Wurfstil für Fliegenfischer"
von Heinz Lorenz, dort heißt es auf S. 6:
"der österreichische Wurfstil hat sich bereits vor dem zweiten Weltkrieg an der Gmundener Traun
herauskristalisiert und ist durch.. Hans Gebetsroither bekanntgeworden."
und auch bei dem bekannterweise fachkundigen Günther Feuerstein heißt es über Gebetsroither:
"Hans Gebetsroither kreiierte diesen Stil in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts."
und selbstverständlich hat Gebetsroither (1903-1986) noch als 83 jähriger wurfkurse gehalten
(was bei Hebeisen nachzulesen ist) und in deiner nachkriegszeit vielen interessierten fischern
seinen stil nahegebracht, auch hat er in zusammenarbeit mit Walter Brunner ab 1961 klasse
ruten konzipiert und in seiner späteren lebenshälfte tolle bücher wie von Dir erwähnten publiziert..
eine ausfühliche übersicht über das leben und wirken von Gebetsroither findet sich bei Frank Warlies:
Hans Gebetsroither, Ein Leben dem Fliegenfischen 1984
aber das herausstellungsmerkmal "erfindung des wurfstils" in dem vergleich Gebetsroither und
Göran Andersson an dem sich unser heiterer schriftwechsel ja nun entzündet, liegt nun einfach
mal 50 jahre auseinander. 1930 gegenüber 1980.
und so wie Gebetsroither jahre nach seiner entdeckung wurfunterricht gab, ruten entwickelt hat
und bücher publizierte, so tat dies auch Andersson. ebenfalls jahre nach seiner entdeckung.
als rutendesigner bei Sage und Loop anfang der 80`er, mit seinem buch bättre flugfiske (1992)
und als zweihandinstructor am Namsen heutzutage. ein freund von mir hatte das vergnügen an
einem kurs von ihm (ich glaube) 1994 in Marburg teilzunehmen...
nach meiner nicht ganz kurzen klarstellung anhand der von Dir selbst zitierten fliegenfischer literatur
bin ich nun gespannt, ob man nun von Dir lieber Gebhardt eine geste als sportsmann sehen wird..Für mich kein Grund zum Hohn, ist Dir wahrscheinlich im Eifer des Gefechtes passiert!
Gebhardt, wenn du Göran Andersson nicht kennst, lass mich Dir seine ideen erklären und lehn das
nicht einfach ab. es kann dich nämlich wirklich bereichern
österreichischer lokalpatriotismus hin oder her, Gebetsroither war ein fantastischer werfer und eine
inspiration für uns alle als fliegenfischer weil er die fliegenfischerei wirklich in ihrer gänze gelebt hat.
aber willkommen im 21. jahrhundert.
grüße
Thorsten
p.s.:
eine gute fliegenfischereiliche bibliothek macht dann und wann auch wirklich freude..