Ziehen und Schieben der Fliegenrute

Fliegenwerfen - wie geht das eigentlich? Wie kann ich meine Leine effektiver ausbringen und Fehler ausmerzen? Was hat es mit den AFTMA-Klassen auf sich? Was sind Spezial- und Trickwürfe? Fragen über Fragen! Hier könnt Ihr Euch gegenseitig helfen.

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Thomas E.
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Beitrag von Thomas E. »

Ziehen, Schieben... Nun kann man es natürlich fortführen, nämlich was man eigentlich unter "Effektivität" dann versteht:
Etwa nur hohe Schnurgeschwindigkeit ?

Ich nutze z.B. für weite Würfe ein "nach vorne Stechen" in der Endphase des letzten Vorwurfes, um meinen Beschleunigungsweg noch etwas zu verlängern.

Lefty Kreh benutzt seinen "Thrust- Cast" bei Gegenwind.

Doch auch ein "in den Himmel bohren" mit der Rutenspitze in der Endphase des Rückwurfes ist effektiv, denn es zwingt die Leine nach oben, wenn Hindernisse im Rückraum es erfordern.

@RC
Das mag ja sein...doch das große Vorbild von MM, nämlich Steve Rajeff, dreht den Oberkörper ! :wink:
Gruß
Thomas Ellerbrock
Royal Coachman
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Steve Rajeff

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo !

Ich habe mir Steve Rajeff auf der EWF angesehen, ein exzellenter Caster ohne Frage, er öffnet aber die geschlossene Körperstellung erst nach dem Stopp für eine lange Drift, von Drehen kann man da nicht reden.

tight lines
RC
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laverda
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Beitrag von laverda »

Hi Leute,
die Ausgangsfrage war doch, was man unter Ziehen und was unter Schieben zu verstehen ist. Insofern ist es doch einfach nur die Tatsache, dass man Körper/Schulter/Arm zuerst auf Spannung bringt, bevor Unterarm/Hand nachgezogen wird und nicht z.B. die auf 1:00 Uhr stehende Rute vom ersten Moment an mitbewegt, quasi in die Bewegung hineindrückt.

Insofern kann man auch beim Rückschwung eine ziehende Rutenführung aus der 11:00 Uhr-Position bewerkstelligen.

Ich glaube, dass man sich stets ein wenig mit dem Körper dreht, wie sollte sonst eine Wegverlängerung aus der Bewegung der Schulter zustande kommen.
Das muss wegen mir aber nicht unbedingt haarklein aufgedröselt werden.

Gruß vom platten Niederrhein
Ruten werfen Masse.........nicht Klasse
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hshl
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Beitrag von hshl »

Hallo laverda and all,
ich habe es so verstanden:
Körper/Arm geht der Rutenbahn voraus => Ziehen
Rute geht Körper/Arm voraus => Schieben
Insofern kann man auch beim Rückschwung eine ziehende Rutenführung aus der 11:00 Uhr-Position bewerkstelligen.
das sehe ich auch so. Auch beim Rückwurf kann der Körper/Arm dem Wurf etwas vorausgehen, was automatisch zu Zugkräften in der Rute führt (=> Ziehen). Nun die Gretchenfrage: ich sehe den Rückwurf von Henrik Morsensen (HM) aber so, dass die Rute vorausgeht. Die Rutenhand beschreibt beim Rückwurf einen aufwärtsgerichteten Bogen, wodurch er die Rute schiebt. Trotzdem legt HM schöne und effektive Rückwürfe hin, weil er - so meine ich - eine effektive Rotationsbewegung (mit gutem Einsatz der Schnurhand beim Doppelzug) vollführt. Die Rotationsbewegung scheint viel mehr zur Effektivität beizusteuern als der Umstand, ob an der Rute gezogen oder geschoben wird...

Grüße
Zuletzt geändert von hshl am 05.05.2011, 12:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Hallo Laverda!

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Laverda!

Das haten wir doch schon mal ausdiskutiert, Drehen des Körpers ist ein Wurffehler, der zur "Herumschwenkenden-Schlaufe" führt = massiver Kraftverlust.

Erst nach dem Stopp im Rückschwung kann die Oberkörperhaltung aufgelöst werden um mit der Drift den Beschleuigungsweg im Vorschwung zu verlängern.
tight lines


RC

PS: schau doch mal bei einem Castingturnier zu, die beugen sich nach hinten durch, wie Boris Becker beim Aufschlag, aber sie verdrehen niemals den Körper!
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Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 07:21, insgesamt 1-mal geändert.
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hshl
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Beitrag von hshl »

Hi Bernd,
danke für Deinen differenzierten Beitrag, dem ich absolut folgen kann. Aus mir spricht vermutlich mehr der "Physiker" und so bleibt für mich die Quintessent, dass diese Unterscheidung für die Lehre sinnvoll ist. Rein "physikalisch" sehe ich es nach wie vor so , dass ein spätes Abkippen der Fliegenrute (late butt rotation) für die Effektivität entscheidend ist.

Grüße, Tobias

Nachtrag

Ein schönes Beispiel von Steve Rajeff:
Während der Beschleunigung im Vorwurf greift er gerne in die Rute und hält sie fest. In dem Moment verstehen viele Schüler, was mit dem ZIEHEN gemeint ist. Instinktiv geht man ganz stark in die Zugbewegung über.
... vermutlich würde man bei einem Rückwurf (das war meine Ausgangsfrage) mit der beschriebenen, aufwärtsgerichteten Bewegung eben diese Zugkräfte nicht spüren...

Danke Euch alle für Eure Beiträge...
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Thotty
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Beitrag von Thotty »

hy @ all

die "puller & pusher" geschichte spielt sich gänzlich im vorwurf ab und hat mit dem rückschwung nix zu tun.

es ist eine ganz individuelle auslegung des jeweiligen wurfstils, man muss sich schließlich darüber klar sein,
dass nicht jeder mensch österreichisches gardemaß hat, sondern seine ganz individuellen hebelverhältnisse..
nachzulesen bei paul arden

und hier erzähle mir mal einer das verdrehen des körpers wäre ein wurffehler..
den nagel ich dann eigenhändig mit beiden schulterblättern an die wand

und noch eins zum thema late butt rotation:
effektivität im wurf hat in der regel mehrere ursachen...:wink:

viel spass noch
grüße Thorsten
- dry or die -
Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 07:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Weite??

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo!

Es ist schon amüsant, anscheinend interessiert Euch nur Weite, Weite, Weite! Daß Caster um Weiten über 40m zu erreichen diese abenteuerlichen Verrenkungen machen müssen, ist wohl jedem klar.

Den Fliegenfischer interessiert aber wohl eher der "Accuracy" von Rajeff, den erklärt er im nächsten Video Precision 1 und sagt expliziet dazu, daß jegliche Verdrehungen des Körper sowie der linke Fuß vorne (!) zum Schlaufenbogen und damit zu Ungenauigkeit und Kraftverlust führen.

http://www.youtube.com/watch?v=Hndo2Y56 ... re=related

Rajeff bewegt sich bei diesen Würfen, die er übrigens bei der EWF auch gezeigt hat im Arbeitsbereich von 15-25m also genau in unserem Bedarfsbereich.

RC

PS: das ist glaube ich noch immer ein Fliegenfischerforum und kein Casterforum!
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gespliesste
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Beitrag von gespliesste »

Hallo,

Steve Rajeff hat seine Vorführung am ersten Tag auf der EWF mit folgendem Hinweis beschlossen. (Das ist jetzt mein Gedächtnisprotokoll, ich hatte aber noch nix getrunken [-( )

Wenn ich aus meiner Erfahrung zwei wichtige Punkte mitgeben darf, die man in Erinnerung behalten sollte um seinen Wurfstil zu verbessern, dann sind das folgende:

1. Ganz generell: Ein ausgeprägter gut getimter Stop (crisp stop) beim Rückwurf.

2. Beim Weitwurf: Den Körper beim Wurf einsetzen (er hat nicht verdrehen gesagt) . Er hat es beim Vorwurf demonstriert:
Spannung über Hüfte, Oberkörper, Schulter, Arm in dieser Reihenfolge aufbauen (Translation) und das würde ich auch mal als ganz klares Ziehen an der Rute definieren, zumal sich der Rutenwinkel zum Boden im Aufbau der Spannung um kein Grad verändert hat. Erst nach dem Aufbau der Spannung kam die Rotation. Und zwar "very crisp" und das hat meiner Meinung nach auch etwas mit der Daumenhaltung zu tun. Weil er an dem Punkt die volle Kraft explosionsartig aus seinem Unterarm über das Handgelenk hinter den Daumen und damit hinter die Rute bringt. Dazu hat er die Schlaufen absolut senkrecht geworfen (selbst wenn manche hinten aufgesetzt haben).

Und Steve hat sowohl österreichisches Gardemaß, als auch Unterarme wie Schraubstöcke.
Wobei das alleine nicht zur Sache spielt, es geht hierbei um Schnellkraft und nicht um reine Kraft. Das ist wie beim Eishockey, da gibt es Spargeltarzane mit kleinen Ärmchen die einen unglaublichen Schlagschuss haben, da sie das richtige Timing und Schnellkraft besitzen.

Ist ja eigentlich trivial, aber ich denke auch das er zwei ganz entscheidende Punkte benannt hat. Vor allem auch der erste Hinweis.

Das muss auch nicht nur was mit extremer Weite zu tun haben, zum Beispiel beim Rückhand Rollwurf tue ich mich beim Fischen viel leichter wenn ich den Körper einsetze.

Klar ist Steve Rajeff in erster Linie Caster, weiss gar nicht ob der ordentlich Fischen kann? Aber ich fand seine Vorführung trotzdem sehr interessant. Man kann sich ja immer was abgucken, wobei man es natürlich auf die Fischpraxis ummüntzen muss.

@RC: das im Video ist übrigens der Bruder Tim Rajeff.


LG,

Olaf
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Hallo Olaf

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Olaf !

Stimmt das ist der Bruder, aber Steve hat genau das gleiche demonstriert auf der EWF und ich habe in der Eile keines von Steve gefunden.

freundlichst
Gebhard
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Bernd Ziesche

Beitrag von Bernd Ziesche »

.
Zuletzt geändert von Bernd Ziesche am 29.07.2013, 07:22, insgesamt 2-mal geändert.
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AlexX!!
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Ameiesen Tättowieren

Beitrag von AlexX!! »

also Leute,

ihr redet doch hier übers Ameiesen Tättowieren, oder?
natürliche Haltung sieht doch bei jedem Menschen anders aus, so wie jeder einen andern Gang hat, der eine läuft Fußspitzen nach aussen, der andere nach innen, bei den Händen ist das nicht anders.

letztlich muss jeder für sich seinen Weg finden, und zufrieden am Wasser stehen... das ist was zählt!! (spreche für mich)

Gruß Alex
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Es macht die Angler doof, und süchtig ... sie wollen immer mehr" (by Steini/GWForum)
derflow
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Re: Ameiesen Tättowieren

Beitrag von derflow »

AlexX!! hat geschrieben:also Leute,

ihr redet doch hier übers Ameiesen Tättowieren, oder?
- Du hast es erfasst :D - mal schauen ob wir den Thread über "die Ausrichtung der Rolle beim Wurf" noch toppen können :smt039
Gruß

Florian

zwei Hände sind besser als eine :-)
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