Hallo Markus,
verzeih, wenn ich Dir da widersprechen muss.
Markus hat geschrieben:denn auf Fische zu fischen die gerade den Fortbestand Ihrer Art sichern widerstrebt meinem Empfinden für die Hegeverantwortung von Fischern.
Wir fischen doch ausschließlich auf Fische die ihren Fortbestand sichern wollen und müssen! Es ist deshalb unerheblich an welcher Stelle des Fortpflanzungszyklus der Fisch getötet wird. Ein toter Fisch ist ein toter Fisch und kann nicht mehr laichen.
Ganz abgesehen davon bilden die Lachse erst nach geraumer Zeit im Süßwasser (außer sehr spät in der Saison) ihre Laichprodukte aus und sind dann praktisch unfangbar. Lediglich die Frischaufsteiger, bei denen die Gonaden noch nicht entwickelt sind, sind teilweise fangbar (man schätzt, dass so etwa 10 % der aufsteigenden Fische überhaupt potentiell mit der Angel fangbar sind; fehlende Nahrungsaufnahme im Süßwasser!)
Markus hat geschrieben:irgendwann wird es nicht mehr genug Lachsbestände geben damit die kritische Masse für die Fischerei erreicht ist, dann wird es nicht mehr genug für die Fischer geben, und dann wird die Schuldfrage aufkommen wer die Bestände mehr dezimiert hat. Der, der auf Aufsteiger fischt oder der der auf Absteiger fischt.
Umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen in Schottland und vor allem Irland haben ergeben, dass nur etwa 5 - 8 % eines Lachsruns im Süßwasser durch Angler gefangen werden! Diese Fangrate ist viel zu klein als dass das zu einer Dezimierung der Bestände führen könnte.
Viel dramatischer schlagen hier zu Buche die Verbauung und Vernichtung der Laichgewässer, die Gewässerverschmutzung und "last but not least" die immer noch stattfindende starke Befischung durch Trawler auf hoher See und in Küstennähe! Weiterhin bedrohen die sich exzessiv vermehrenden Robben an den Küsten die Bestände in erheblichem Maße!
Aber der Thread soll ja von Absteigern handeln und Tobsn hat es ja schon angedeutet: ein überlebender Kelt, der ins Meer absteigt und wieder zum erneuten Laichen zurückkehrt ist populationsdynamisch gesehen ein extrem wertvoller Fisch.
Während Junglachse (Parrs und Smolts) eine Überlebensrate von unter 0,1 Promille haben, hat der Kelt alle diese Lebensgefahren plus das Laichgeschäft, das der überwiegenden Mehrheit seiner Kameraden das Leben gekostet hat, erfolgreich überstanden. Wieder einmal ins Meer zurückgekehrt sind die Überlebenschancen sehr hoch (es sei denn er wird im Netz gefangen oder von einem Mitglied der sich explosionsartig vermehrenden Robben verspeist). Wenn man so will wiegt ein Kelt populationsdynamisch Zigtausende von Junglachsen auf. Ganz zu schweigen von der überlegenen "Fittness" dieser Fische, die unter allen Umständen in der Population erhalten bleiben und weitervererbt werden sollte.
Ein Kelt stellt die berühmte "Spitze des Eisbergs" einer Lachspopulation dar und sollte m.E. jeden nur erdenklichen Schutz genießen.
Gruß
Klaus