Äschenlaichzeit

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Jürgen Gaul

Äschenlaichzeit

Beitrag von Jürgen Gaul »

Hallo Äschenfreunde,

vorab eine Bemerkung: die nachfolgenden Bilder entstanden nicht in diesem Jahr, sondern schon am 16. und 24. März 2011 an einer unserer Gewässerstrecken mitten in der Stadt. Leider waren die Aufnahmebedingungen wegen des trüben Wetters am 16. März nicht optimal, weshalb die Bilder - auch wegen des erforderlichen Polarisationsfilters - etwas grobkörnig und kontrastarm geworden sind. Eine Woche später konnte ich dann am 24. März bei optimaleren Wetterverhältnissen noch einmal dieselbe Stelle aufsuchen und einige bessere Aufnahmen machen.

An der Beobachtungsstelle waren am 16. März ca. 15-20 Äschen in Größen von ca. 30-45 cm aktiv. Die männlichen Tiere lieferten sich Kämpfe um die aussichtsreichsten Laichplätze. Im Beobachtungszeitraum zwischen 13:30 und 14:30 Uhr konnte ich zweimal die Laichabgabe eines Weibchens beobachten, wobei einmal ein Männchen und das zweite Mal zwei Männchen am Laichakt beteiligt waren. Die Lufttemperatur betrug 12,6 °C, die Wassertemperatur lag mit 8,2 °C wohl noch an der unteren Grenze des für das Ablaichen der Äsche optimalen Temperaturbereichs.

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Ein guter Milchner an seinem Standplatz.

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Eine Partnerin gesellt sich hinzu.

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Nach kurzer Zeit erfolgt der Laichakt. Leider ist die Eier- und Spermawolke hinter den Fischen nicht zu erkennen.

Eine Woche später eine ähnliche Situation bei besseren Lichtverhältnissen:

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Vermutlich derselbe Milchner (ca. 40 cm) am gleichen Standplatz wie die Woche zuvor.

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Ein weiterer Milchner (> 40 cm) taucht etwas oberhalb des Standplatzes auf ...

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... und kurz danach steht ein weiterer, gleich großer Fisch neben ihm. Das zweite Tier, ebenfalls ein Milchner, wird erstaunlicherweise von dem andern toleriert.

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Der Rivale dreht aber nach kurzer Zeit wieder ab ...

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... und der "Platzhirsch" hat den Standplatz wieder für sich alleine.

Ich habe auch dieses Jahr zur gleichen Zeit wiederum die auf den selben Laichplätzen stehenden Milchner beobachten können; allerdings konnte ich während meiner Anwesenheit keine Laichaktivitäten beobachten. Bei einem Besuch eine Woche später waren keine Fische mehr zu beobachten.

Wie man auf den Aufnahmen sieht, erfolgte die Wahl des Laichsubstrats, so gar nicht "lehrbuchmäßig", denn allgemein heißt es dazu in der Literatur bekanntlich "ab März werden die Laichplätze über Kiesbänken an seichteren Stellen bezogen, wo in den nachfolgenden Wochen die Eiablage erfolgt. Hierzu schlagen die Weibchen eine flache Laichgrube aus, in der die Eier abgelegt und vom Männchen besamt werden. Anschließend werden die befruchteten Eier wieder mit Kies bedeckt." In Ermangelung solcher „idealen“ Verhältnisse mussten sich unsere Äschen mit den örtlichen Gegebenheiten abfinden und haben das offensichtlich auch erfolgreich getan. Die Natur ist also doch etwas flexibler als es unsere Lehrbücher vorgeben.

Viele Grüße und noch ein frohes Osterfest
Jürgen
Olaf Kurth
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Olaf Kurth »

Lieber Jürgen,

danke für die tollen Aufnahmen, da geht das Herz des Äschenfreundes sprichwörtlich auf. =D>
Kannst Du bestätigen, dass die Milchner manchmal die Fahne hochstellen, sich seitlich an den Rogner anschmiegen und dann versuchen das Weibchen mit der Fahne auf das Sohlsubstrat zu drücken?

Das habe ich vor Jahren bei uns mal beobachtet......... nach dem Motto "darf ich bitten, oder sollen wir erst tanzen"...... :oops:

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
Jürgen Gaul

Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Jürgen Gaul »

Olaf Kurth hat geschrieben:Kannst Du bestätigen, dass die Milchner manchmal die Fahne hochstellen, sich seitlich an den Rogner anschmiegen und dann versuchen das Weibchen mit der Fahne auf das Sohlsubstrat zu drücken?
Lieber Olaf,

ja, genau hat der Kerl auf dem fünften, leider nicht optimalen Bild getan; er hat seine Fahne um den Rücken der Dame gerollt und sie mit sanftem(?) Druck gegen das Substrat gedrückt.

Herzliche Grüße
Jürgen
smbike
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von smbike »

Sehr schöne Aufnahmen! Der Bildinhalt zählt hier doch mehr als alles andere!
Royal Coachman
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Jürgen !

Tolle Bilder, gratuliere!

Meiner Meinung nach ist die Äsche einer der anpassungsfähigsten Fische, bedingt durch ihren verhältnismäßig kurze Lebenserwartung. Bei uns sind jetzt auch noch einige laichende Äschen zu sehen, aber der Großteil hat das Laichgeschäft beendet. Hier darf ich noch anfügen, daß die Äschen eine ganz interessante Strategie entwickelt haben um trotz Kormoran und Gänssäger zu überleben. Der Fluß mündet in einen Stausee und so ziehen die Äschen im Winter in den Stausee und kommen erst zum laichen im März wieder in den Fluß, wo sie dann den Sommer und Herbst bleiben. Ab Mitte Dezember findet man kaum noch eine Äsche im Fließwasser.

tight lines
Gebhard
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von henkiboy »

Hallo,
schön das man solche Bilder noch sehen kann / darf! So lange die Äschen beim Laichakt zu beobachten sind besteht immer noch die Hoffnung auf eine "Bestandserholung"!

@Jürgen: Besonders die Bilder vom zweiten Teil des Postings gefallen mir sehr gut!!!! Ich denke aber das Du leider keinen Polfilter verwendet hast...........ist an dem so?

frohe Ostertage
Detlef
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Gammarus roeseli
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Gammarus roeseli »

Royal Coachman hat geschrieben: Hier darf ich noch anfügen, daß die Äschen eine ganz interessante Strategie entwickelt haben um trotz Kormoran und Gänssäger zu überleben. Der Fluß mündet in einen Stausee und so ziehen die Äschen im Winter in den Stausee und kommen erst zum laichen im März wieder in den Fluß, wo sie dann den Sommer und Herbst bleiben. Ab Mitte Dezember findet man kaum noch eine Äsche im Fließwasser.
Das ist aber sooo nicht richtig, [-X ist doch keine neue Strategie wegen Kormoran und Säger!!
Die Äschen suchen genau so wie die Cypriniden immer im Winter tiefe und strömungsarme Bereiche auf "Wintereinstände" (!!!) und das sind halt nun mal in der heutigen Zeit Wehrteiche, Stauseeeinläufe, kleinere einmündende Seitengewässer in denen sich das Wasser zurückstaut usw.

Ich kenne einen größeren Forellenbach, :D im Mündungsbereich staut sich das Wasser durch den Hauptfluss (schnell fließendes Wasser) auf ca. 200m zurück. In diesen Bereich überwintern/ überwinterten jedes Jahr tausende von Fischen (Cypriniden) aus dem Hauptfluss, man sieht einen Fisch neben den anderen, dicht an dicht. Schaut aus wie ein großer Fischschwarm.
Was glaubst Du was in solchen Wintereinständen jedes Jahr aufs neue abgeht wenn Kormoran und Säger so eine Stelle ausgemacht haben?? Und die Vögel haben dazugelernt, die suchen und finden diese Wintereinstände mit Leichtigkeit, sogar in ganz, ganz kleinen Seitengewässern!! Frag doch mal nach in Thüringen, Sachsen, Bayern …..

Christian
horstie honk

Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von horstie honk »

das sind wirklich tolle aufnahmen!

lieber jürgen, vielen dank dafür.
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Gammarus roeseli »

@ RC
Diese Wintereinstände in z.B. Stauteichen oder kleinen Seitengewässern wo sich die Fische in der kalten Jahreszeit konzentrieren, kannst du dir in etwa so vorstellen ….
http://www.wav-stuttgart.de/bilder/gros ... 326506.jpg

LG
Christian
Kanne
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Kanne »

Hallo Jürgen,

das sind sehr schöne Bilder. Bei uns wurden die ersten (von den letzten) Äschen ab etwa 7°C Wassertemperatur aktiv, Männchen besetzten Laichreviere.
Leider war der Wasserstand zu hoch um vernünftige Bilder zu machen. Nun ist wieder Ruhe, zu kalt für die Liebe. Die 8,3°C passen denke ich ganz gut wenn sich das Wasser nicht zu schnell erwärmt hat.
Weißt Du wie hoch in etwa die Schlupfrate bei dem auf deinen Bildern dargestellen (laut Literatur eher ungeeignetem) Substrat ist? Gäbe es oberhalb erreichbare geeignetere Laichplätze?

Gruß, Lutz
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo Christian!

Wie immer erklärst Du Sachen und stellst Behauptungen auf, die vielleicht in anderen Bereichen stimmen mögen, ohne die Umstände vor Ort zu kennen!

RC
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von henkiboy »

Hallo Gebhard,
Hallo Christian!

Wie immer erklärst Du Sachen und stellst Behauptungen auf, die vielleicht in anderen Bereichen stimmen mögen, ohne die Umstände vor Ort zu kennen!
Nun gut..........ohne jetzt spezifische Gegebenheiten in Betracht zu ziehen kann ich mir aber dennoch gut vorstellen das der Fisch im Winter generell tiefe und ruhige Zonen aufsucht.
Nicht weil er weiß das er sich da dem Kormoran (vermeintlich) entzieht, sondern ganz banal um seinen "Energieverbrauch" so gering wie möglich zu halten.
Das der Kormoran schnell die ergiebigen Stellen findet steht außer Zweifel. Zudem kommt ihm ein ruhiger und tiefer Pool ja bezüglich der Jagdstrategie mehr als entgegen. In einem 20 Zentimeter tiefem Schuss holt er sich ja eher blaue Flecken und Beulen wie Forelle "blau".

liebe Grüsse und frohe Ostertage
Detlef
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Maifliege75 »

Hallo ,
die Bilder sind wirklich wunderschön und geben Hoffnung das der Äschenbestand doch eines Tages vielleicht wieder zunimmt .
Auf einigen der Bilder kann man sehr gut die rötlich leuchtende Fahne sehen , da geht mir richtig das Herz auf . Äschen haben doch bestimmt ein farbenprächtiges Laichkleid , oder ?

Frohe Ostern wünscht
Thomas
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Jürgen Gaul

Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Jürgen Gaul »

Kanne hat geschrieben:Weißt Du wie hoch in etwa die Schlupfrate bei dem auf deinen Bildern dargestellen (laut Literatur eher ungeeignetem) Substrat ist? Gäbe es oberhalb erreichbare geeignetere Laichplätze?
Hallo Lutz,

die Schlupfrate ist zahlenmäßig wohl kaum zu beziffern, dürfte aber sehr gering sein. Bei der Laichabgabe sieht man wenige Meter unterhalb der Plätze viele Bachforellen und Döbel stehen, die sich wohl an den abtreibenden Eiern gütlich tun. Aber trotz aller Widrigkeiten hat sich ein selbstreproduzierender Äschenbestand etabliert, ohne dass in den 30 Jahren meiner Vereinszugehörigkeit irgendwelcher stützenden Besatzmaßnahmen bedurft hätte.

Eigentlich entspricht auch die Morphologie des Gewässers (Innenstadtlage mit den üblichen Verbauungen) nicht dem, was man sich unter einer typischen Äschenstrecke vorstellt. Die ca. 1,4 km lange Strecke liegt zwischen 2 (noch) unpassierbaren Stauwehren, die Laichplätze befinden sich 200 m unterhalb des oberen Wehrs. Flussaufwärts folgt eine weitere Staustrecke, sodass eine mögliche Passierbarkeit dieses Wehrs zu keinen optimaleren Laichverhältnissen führen würde.

Viele Grüße
Jürgen
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Re: Äschenlaichzeit

Beitrag von Gammarus roeseli »

Royal Coachman hat geschrieben: Wie immer erklärst Du Sachen und stellst Behauptungen auf, die vielleicht in anderen Bereichen stimmen mögen, ohne die Umstände vor Ort zu kennen!
Lieber RC, diesen Satz solltest Du dir mal besser für die Zukunft ganz stark selbst zu herzen nehmen und immer vor Augen halten.
Denk mal drüber nach.

LG
Christian
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