Besatz von Regenbogen-Forellen

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squid77
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Besatz von Regenbogen-Forellen

Beitrag von squid77 »

Hallo Zusammen,
auf die Gefahr hin, dass ich jetzt in der Luft zerrissen werde...

Also unsere Pachtstrecke ist schon seit etlichen Jahren mehr oder weniger tot.
Von gefangenen BF im Jahr 1987 von 560Stk konnten dieses Jahr gerade mal 26Stk gefangen werden. Dies entspricht auch dem Schnitt, der letzten 7,8 Jahre

Nun stellt sich die Frage, wie man das Gewässer wieder atraktiv gestalten kann.
Da im Gewässer RF nachgewiesen werden können, wäre es gestattet dieses mit RF zu besetzen.

Nun meine Frage/Fragen:
wie steht ihr dazu macht es Sinn RF zu besetzten?
Was für Erfahrungen gab es wegen Abwanderungen usw.?
Was soll besetzt werden steriliserte RF?
Welche Stämme sind erfolgreich besetzt worden...
usw.

Der Fluss ist ca 30m Breit, mit schnellen Passagen und Rieselstrecken.

PS: Die BF sind stark von PKD befallen...
Graylinglover

Beitrag von Graylinglover »

Hallo squid77,

kein Zerreissen in der Luft :D
Lies doch mal FliFi Heft 1/2005. Ansonsten gibt es noch die Untersuchungen aus der Schweiz, die im Fischnetz veröffentlich worden sind (Googel Dich mal durch). PKD ist natürlich häßlich, aber gerade in der Schweiz wird da sehr viel geforscht: z.B. http://www.umwelt-schweiz.ch/fokus/2002 ... rview2.htm ansonsten Google! RB ist da nicht unbedingt eine Alternative.
RC wird sich sicher melden und eine etwas andere Meinung als ich haben, aber das ist O.K. :D :D :D :D :D
Kann es sein, dass das Gewässer eigentlich eher ein Äschengewässer ist? Nur so eine Frage...


Beste Grüße

Robert
stekus

Beitrag von stekus »

Gewässer wieder atraktiv gestalten - steriliserte RF
für mich ein Wiederspruch! Um da was sagen zu können musst du wohl ein paar mehr Daten über das Gewässer posten!
squid77
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Beitrag von squid77 »

@stekus

Wie Robert schon schreibt wurde in der Schweiz viel in diesem Bereich geforscht, bei den Berichten der Untersuchung Fischnetz, hat sich gezeigt, dass durch geziehlte Massnahmen eine Verbesserung des Lebensraumes in ca. 10 bis 15 Jahren erreicht werden kann.
Deshalb dachte ich an einen Besatz von sterilisierten RF, somit könnte der BF z.B. nach 10 Jahren (Renaturierung unseres Gewässers ist vorgesehen für 2008) eine neue Chance gegeben werden.

@Robert

Als ich noch ein kleiner Junge war :-) gab es sehr viele BF im selben Abschnitt.
Aber korrekt, die Äsche gilt eher als Leitfisch, zumindest in den letzten 2Jahren, da ist die Population wieder etwas gestiegen früher hielten sich aber die zwei Fischarten die Waage
Zuletzt geändert von squid77 am 31.01.2005, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
squid77
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Beitrag von squid77 »

Schon alles?

Schade, ich hoffte mehr argumente für und gegen einen Besatz zu bekommen :-(
Graylinglover

Beitrag von Graylinglover »

@ squid77

In England wird inzwischen vielfach mit triploiden Bachforellen besetzt, um eine Vermischung mit lokalen Population zu verhindern. Egal was man von diesem nur bedingt nachhaltigen Vorgehen hält (die Engländer sind einfach pragmatischer als wir), so entbehrt es nicht einer gewissen Logik. In Bayern zählen aber zum Beispiel triploide Forellen fälschlicherweise zu genmanipulierten Tieren. Somit kann dort nicht mit triploiden Regenbogenforellen gearbeitet werden. Wie es in der Schweiz ist weiß ich nicht. Ob aber Euer BUWAL mit einem vorübergehenden Besatz mit triploiden RBFs einverstanden ist wage ich nicht vorherzusagen :confused: Zuletzt war der zeitlich begrenzte Besatz mit Regenbogenforellen doch nach der hitzigen (überhitzten) Diskussion in Betracht gezogen worden?

Beste Grüße

Robert
RolandM
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Beitrag von RolandM »

hallo squidd77
ich hatte mal eine ähnliche frage bzgl. des besatzes mit äschen in meinem gepachteten
bach im sauerland. ich habe dann viel gelesen und bin nicht wirklich schlauer
geworden. daraufhin habe ich mit einem fischzüchter telefoniert und mir genaue
antworten geben lassen. der hatte viele infos, die auch klar formuliert wurden.
da ging es um faunenverfälschung, kreuzungen, wander-und laichverhalten.

vielleicht ist das ja eine möglichkeit, um deine fragen beantwortet zu bekommen.

gruß in die schweiz
roland
stekus

Beitrag von stekus »

was ist denn triploid? Kenn ich nicht! diploid und haploid ok - aber triploid? Das einzige was ich in die Richtung kenn wäre Trisomie (=Krankheit!)
Werner

Beitrag von Werner »

@ Robert

Hallo Robert,
zunächst einmal vielen Dank für die beiden Artikel In "Fliegenfischen". Sie sind gut geschrieben, aufschlussreich und stellen einige Zusammenhänge vom Kopf wieder auf die Füße.
Nichtsdestotrotz fürchte ich einen schleichenden Attraktivitätsverlust der Angelns im Allgemeinen und des Fliegenfischens im Besonderen, wenn sich unsere Hege- und Besatzmaßnahmen nur noch am ökologisch Wünschenswerten orientieren. Denn dann kann letztlich nur noch eine privilegierte Schicht von finanzkräftigen, wenigen Fliegenfischern den "Ertrag" abschöpfen. Kompensations- und Attraktivitätsbesatz ist m. E. nicht zuletzt der Versuch, diejenigen bei "der Stange" zu halten, deren persönlicher und finanzieller Einsatz die ökologisch sinnvolle Renaturierung der Gewässer erst ermöglicht.

Ein Beispiel :
In einem der beiden Artikel stellst du fest, dass Regenbogenforellen einem höheren "Befischungsdruck" unterliegen, weil sie leichter an die Fliege zu bekommen sind und deshalb viel schneller herausgefangen werden als die Bachforellen. Daraus würde ich den logischen Schluss ziehen, dass ein Attraktivitätsbesatz mit fangfähigen Regenbogenforellen ( in einer begrenzten Flussstrecke ) der einheimischen Bachforellenpopulation wenig schadet, weil sie aufgrund ihrer Beißfreude schon nach wenigen Monaten fast herausgefangen sind und letztlich den Bachforellenbestand sogar schonen, weil statt der maßigen Bachforellen eben die Regenbogen entnommen werden.
Ich wüsste gerne, ob ich aus deiner Sicht da falsch oder richtig liege.

Um jetzt auf das obige Problem zurückzukommen. Besetze ich zwecks Attraktivitätserhöhung nicht mit Regenbogenforellen, darf ich damit rechnen, dass ich die Zahl der Fliegenfischer an der Strecke um die Hälfte reduziere und damit das Potential verliere, an der ( umweltbedingt problematischen)
Strecke auch den Bachforellenbestand stützen zu können.

M. A. Worten : Sind unsere Gewässerbiologen möglicherweise ein "Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft" ?

(sehr frei nach Goethe/ Faust )


Gruß Werner
Zuletzt geändert von Werner am 04.02.2005, 19:09, insgesamt 1-mal geändert.
ratschan

Beitrag von ratschan »

Hallo Werner!

Ich verstehe deine Argumentationskette im letzten Absatz nicht:
Meinst du etwa, daß das Stützen von Bachforellenbeständen durch Besatzmaßnahmen ökologisch sinnvoll ist?

Ich muss dir da ganz vehement widersprechen: Bei uns in Österreich (und in Deutschland ist das vermutlich nicht anders)
wird zu 95% mit irgendwelchen Zuchtstämmen von (oder sogar direkt von aus Dänemark importierten Eiern stammenden) BF besetzt.

Was ist jetzt der ökologische Nutzen?
- der Erhalt der Zuchtstämme?
- das Füttern von Fischfressern?
- die Unterstützung der Teichwirte?
.. die blasphemishce Liste ließe sich beliebig fortsetzten.

Das Ziel aus der Sicht von Gewässerökologie, Naturschutz und natürlich auch nachhaltiger fischereilicher Gewässerbewirtschaftung kann wohl nur der Erhalt oder die Wiederherstellung von selbsterhaltenden Beständen sein, alles andere ist kontraproduktiv.

Allerdings bin ich mit dir einer Meinung, dass oft die bessere Alternative ist, fangfähige RF zu setzen, die eh gleich wieder
rausgefischt werden, als irgendwelche (ebenfalls fangfähige) Bachforellen.

Weiters bin ich mit dir einer Meinung, dass das "bei der Stange halten" von Anglern entscheidend sein kann für den Erhalt von intakten Gewässern.

Nur: Eine Meute, die nur gelernt hat, fangfähige Fische zu fangen, ist wohl kaum eine Lobby für Gewässerschutz.
Ich sag immer, da handelt es sich oft nur um Intelligenzbesatz, d.h. um Besatz, der den durchschnittlichen Intelligenzquotienten der Fische erniedrigt - die frisch besetzten Teichforellen fängt jeder Trottel.
Überspitzt gesagt: Denen ist es wurscht, ob sie diese Fische aus einem Stau, einem niederregulierten Bach, oder einem intakten Gewässersystem fangen.


Ich hoff das war jetzt nicht zu bös (bin selbst ein irrsinig fischgeiler Kerl..)
Clem
Graylinglover

Beitrag von Graylinglover »

@ Werner,

Alex hat wirklich recht, mit einem RF-Besatz, selbst wenn er innerhalb kurzer Zeit herausgefangen wird, helfe ich den BF und Äschen nicht. Dies besonders, wenn er in Größenordnungen getätigt wird, die zu Verdrängungsprozessen führt (kleine BF versus fangreife RF).
Es gibt genügend Beispiele, die zeigen, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung möglich ist. Entscheidend ist aber die Selbstbeschränkung der Fischer! Typischer Beleg sind Gewässer, die traditionell nur mit der Spinnrute befischt wurden und nur wenige Fliegenfischer unterwegs waren oder sind. (nichts gegen das Spinnangeln an sich!). Ich habe selbst an solchen Gewässern hervorragend Äschen gefangen und entnommen. Aber ich war eben nur einer von wenigen! Forellen oberhalb des Mindestmaßes waren Mangelware und das Geschrei der Angler groß.
Problematisch ist in der Tat unser Pachtsystem, welches zuläßt, dass sogenannte "Liebhaberpachten" ausgehandelt werden. Das die zuständigen Behörden dann nicht nein sagen führt in der Tat zu Gewässern, die nur von einer privilegierten Minderheit befischt werden können (ans Forum: wie Ihr Österreicher das aushaltet ist mir sowieso ein Rätsel => neuer Thread???).
Ich denke es wäre wirklich interessant zu erfahren (Umfrage?) wie die Verhältnisse in Forum beurteilt werden. Ich habe sowohl DAV Gewässer als auch Vereinsgewässer befischt. Leider nimmt meiner Erfahrung nach mit zunehmender Nutzermenge der Egoismus zu und die Kontrolle ab (Tragik der Allmende). Ich erinnere mich an einen Kommentar von Jürgen Gaul (glaube ich), der meinte, daß das bei Ihnen "vereinsintern" geregelt wird. Vermutlich funktioniert es nur so.
Kurzum: Nachhaltige Bewirtschaftung ist möglich und nötig! Einschränkungen müssen dann notwendigerweise sein. Wenn die Behörden jedoch den Einsatz eines Vereines nicht würdigen und bei Neuverpachtung nur an Betuchte verpachten, die niemals so viel Freizeit investieren können wie ein paar engagierte Vereinsmitglieder, dann ist daß natürlich sehr frustrierend.

Beste Grüße

Robert
Werner

Beitrag von Werner »

Hallo Clem,

Meinst du etwa, daß das Stützen von Bachforellenbeständen durch Besatzmaßnahmen ökologisch sinnvoll ist?


Ja, und zwar in dem Zusammenhang, den Robert als Kompensationsbesatz bezeichnet.


@ Robert

Wenn die Behörden jedoch den Einsatz eines Vereines nicht würdigen und bei Neuverpachtung nur an Betuchte verpachten, die niemals so viel Freizeit investieren können wie ein paar engagierte Vereinsmitglieder, dann ist daß natürlich sehr frustrierend.


Etwas Ähnliches meinte ich. Und in dem Zusammenhang bin ich mir sicher, dass Kompromisse zwischen den Bedürfnissen der Fischer und denen der Gewässerökologie möglich und nötig sind. Manchmal widersprechen sich diese Bedürfnisse eben. Vor allem dort, wo nicht aufgrund einer "gesegneten" Geographie Fliegenfischgewässer in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen. Das ist im Flachland in aller Regel so, und da treten auch die von mir erwähnten Notwendigkeiten auf.
Sich dann aus den Alpen herunterschauend "klug******erisch" aufs hohe Ross zu setzen- damit meine ich nicht dich- und die Kollegen in der Ebene belehren zu wollen, halte ich eher für kontraproduktiv.

Gruß Werner
Zuletzt geändert von Werner am 04.02.2005, 19:31, insgesamt 1-mal geändert.
Jürgen Gaul

Beitrag von Jürgen Gaul »

Kurzum: Nachhaltige Bewirtschaftung ist möglich und nötig! Einschränkungen müssen dann notwendigerweise sein.
@Robert: Ja, aber ich kann Dir versichern, dass dies - zumindest als Vorsitzender eines Vereins - ein seeeehr langer und dornenreicher Weg ist, bei dem Du Dir außer einer kleinen Minderheit gleichgesinnter "Spinner" absolut keine Freunde schaffst.

Denn wie auch Alex richtig erkannt hat:
Mir ist schon klar daß manche Fischer ein Gewässer nur nach Kilo beurteilen.
Was für viele Kollegen leider ausschließlich zählt, kann man leicht in diesem Forum nachlesen - siehe die diversen aktuellen Threads über die Forellenpuffs, und für eine kritische Anmerkung meinerseits bei einem früheren Beitrag ist mir dafür auch gleich noch ans Bein gepinkelt worden.

Viele Grüße
Jürgen
sepp
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Beitrag von sepp »

Bravo
Endlich eine richtige Diskusion zu einem so wichtigen Thema. Ich schlag mich zwar eher auf die Seite von Alex, freue mich aber über alle anderen Beiträge zum Thema Besatz sehr
Gruß Sepp
ratschan

Laichen sterile RF?

Beitrag von ratschan »

Abend,
wollte noch anmerken zum Thema BF - RF:

Es hieß in der Vergangeheit ja immer: Die RF reproduziern bei uns eh nicht.
Nun zeigt sich aber immer mehr, dass sich erst viele Jahre bis Jahrzehnte nach dem Erstbesatz selbstreproduzierende Bestände entwickeln. Und darin sehe ich das große Problem - das System kann in einen anderen stabilen Zustand kippen, weg von BF - Äsche hin zu RF - Äsche.
Irgendwie wird die kritische MAsse von Individuen mit geeigneten Erbanlagen (z.B. hinsichtlich synchronisierter Laichzeit/LAichplatz) erreicht - und dann bummm.

Das beste Beispiel dazu das ich kenne ist die obere Mur (ca. Murau bis Leoben), die ehemals für große BF bekannt war - heute die BF faktisch weg ("obwohl" sie besetzt wird), die RF im Letzten JAhrzehnt dafür stark da.
Das ganze trotz nach wie vor hervorragender Gewässerstruktur.

Dabei ist klar, dass die Ä und die RF ähnlichere Nischen besetzten als die Ä und die BF.

- Geringere Bindung an Strukturen
- Mehr Aktivität im Freiwasser und an der Oberfläche
- hoher Anteil an Insektennahrung auch bei Adultfischen
- Konkurrenz um Laichplätze (beide Frühjahrslaicher)
...

Also Hände weg von den RF in Gewässern mit intaktem Äschen- und Bachforellenbestand! Ob oder wann das System kippt, kann kein Mensch voraussagen!

Besatz von sterilen RF halte ich für überhaupt das perverseste.

FRAGE: Weiss wer, ob die unfruchtbaren triploiden/polypoiden RF (Milchner/Rogner) laichreif werden und sich am Laichgeschäft beteiligen. Weil dann wärs ja wohl der Überwahnsinn.

Wenn nicht - ebenfalls der ökologische Hammer: Derartige Tiere wachsen bekanntlich ja besonders schnell und werden besonders groß (einerseits weil sie keine Energie in die Produktion von Gonaden stecken müssen, und andererseits ist es ein bekanntes Phänomen, dass polyploide Organismen schneller wachsen, siehe Tierproduktion oder polypoider Getreidesorten).
Dass diese Viecher (durch ihre Größe und ihren Energieumsatz) dann einen enormen Konkurrenzfaktor für die autochthonen, diploiden Fische darstellen,
ist wohl auch klar.

Würd mich sehr freuen über die Info!

Clem
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