Besatzfische/Schwanzflossen

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Tobsn
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Besatzfische/Schwanzflossen

Beitrag von Tobsn »

Moin,

mich würde mal interessieren, ob jemand gesicherte Erkenntnisse darüber hat, ob die "abgefressenen" Schwanzflossen von Besatzfischen wieder nachwachsen?

T
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Royal Coachman
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Hallo !

Beitrag von Royal Coachman »

Hallo !
Leider wächst das nicht nach, ebensowenig, wie der Knick in der Rückenflosse.
tight lines

RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Hallo Tobsn,

ich habe dazu keine gesicherten Erkenntnisse im Sinne von wissenschaftlichen Untersuchungen, aber begründete Erfahrungen.

- Verkrüppelte oder verkrümmte Flossen (meist Rücken- und Brustflossen) wachsen sich nie aus
- auch die unnatürlichen Proportionen von groß besetzen Fischen (z.B. 2-sömmriger Huchen, kleiner Kopf, kleine Schwanzflosse ..) bleiben zeitlebens erhalten
- ausgefranste Flossenränder wachsen sich etwas aus, wenn der Fisch nach Besatz noch DEUTLICH wächst. Letzteres ist bei fangfähig besetzen Salmoniden IN ALLER REGEL nicht der Fall bzw. sehr unwahrscheinlich (außer in geschlossenen Gewässern meist wohl bestenfalls im einstelligen Prozentbereich über mehrere Jahre).

Am kompetentesten Auskunft könnten vielleicht Bewirtschafter von Forellenseen geben, die können das wohl gut beobachten.

Clemens
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard »

Hallo Tobsn!
In meinem Stammgewässer wird leider Gottes nahezu ausschließlich mit fangfähigen Fischen besetzt. Teilweise hab ich schon extremste Zombies gefangen - Clemens, Du kennst die Fotos.
Ich kann mich noch gut an eine Besatzaktion erinnern, wo Bachforellen reingeschüttet wurden, die sämtlich dieselbe charakteristische Verkrüppelung der Rückenflosse aufwiesen. Sie waren somit leicht zu identifizieren.
Ein Jahr später hab ich noch ein paar davon gefangen, auswachsen tut sich da nix mehr.
Flexibler dürften in dieser Hinsicht Jungfische sein, mir fehlen hier aber leider auch die Erfahrungen.

Bernhard
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

Moin,

es geht mir vor allem darum, das in der Ostsee oft Regenbogenforellen gefangen werden die makellos sind. Entweder hat sich das mit den Flossen eben ausgewachsen, oder die sind ganz, ganz jung da hereingeraten.

T
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Maggov
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Beitrag von Maggov »

Hallo zusammen,

jetzt habt Ihr mich angespitzt:

Wenn die Forellen die klassisch rund Schwanzflosse haben (z.B. durch ein zu kleines Becken) so dachte ich dass sich diese schon wieder auswachsen.

Es gibt auch "Grundforellen" die sich die Schwanzflosse unten "abschaben" oder die Schäden an der unteren Schwanzflosse durch das Laichgeschäft - diese müssten bei Wildfischen dann ja auch lebenslang bleiben.

Vielleicht ging es Tobsn eher um diese Punkte (ich denke ich kenne die Bilder die ihn dazu veranlasst haben).

LG

Markus
Berner
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Beitrag von Berner »

ich weiss nicht mehr in welcher studie, ea war soviel ich noch weiss eine aus usa, wurde beschrieben das der grösste teil der fangfähig besetzen fische i.d.r sich höchstens bis 3 monate im besetzen gebiet aufhalten, danach sind sie entweder gefangen, abgeschwemmt oder verreckt. besatz mit sömerlingen und maximal jährlingen geht besser, ist aber in einem wenig strukturierten gewässer, und vorallem dort wo die naturverlaichung noch funktioniert, mehr schädlich als nützlich.

in den schweizer kantonen solothurn und zürch laufen ab diesem und nächstem jahr dreijährige versuche (man bedenke dass die meisten gewässer in der schweiz unter staatlicher aufsicht sind), wo der bachforellen-besatz ganz eingestellt wird. vorgehende erfahrungen aus dem kanton fribourg im gewässer "glane" haben gezeigt, dass kein besatz war weniger, aber durchaus schönere und grössere fänge bringt. allerdings wurde auch das schonmass angepasst und strenge fangkontingente eingeführt, widerhaken ist zu 100% überall in fliessgewässern mit salmoniden als hauptbestand untersagt (bei jeder angeltechnik).
und wenn doch besatz erfolgt, dann nur noch aus staatlich überwachten oder eigenen staats-zuchten, umdwie in der vergangenheit zu oft passiert, einschleppung v. krankheiten wie pkd etc. zu unterbinden.
und-die selektive auswahl oder zucht des besatzmaterials hat durchaus auch "schönere" fische ergeben, als "zucht-monster".

gruss

berner
Siegfried.
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo z`samm,
jetzt muss ich mich doch noch einmischen mit eigener Erfahrung und Literatur. In Übereinstimmung von beidem hängt es v.a. vom Grad der Flossenschädigung und dem weiteren Schicksal des Fisches ab, wie weit sie sich regeniert, in der geschädigten Form vernarbt oder sogar weiter degeneriert. Bei normalen Voraussetzungen und gut konditionierten Fischen regenerieren sich die Flossen sehr weitgehend, wenn auch in leicht verändereten Formen oder mit einem erkennbaren Versatz an der Regenerationslinie, solange alle Flossenstrahlen an der Basis und ein Stück darüber hinaus ungeschädigt bleiben und keine Verpilzung eintritt. In der Regel ist das der Fall bei natürlichen Schäden (die genannten Laich- und Kampfwunden aus dieser Zeit) und vergleichbaren akuten Verletzungen.

Hier liegen insbesondere Erfahrungen (auch eigene) mit Markierungen durch Flossenbeschneidung vor, wie sie bis zur Erfindung der cwt (coded wire tag) sehr üblich waren und wie es mit der Fettflosse heute noch oft gemacht wird. Im Gegesatz zu letztgenannter, die sich so gut wie nie regeneriert, wachsen die Strahlflossen munter nach, wenn sie nicht wirklich am Grundgelenk abgeschnitten werden. Auch Stanzmarken mit denen man es versucht hat schließen sich meist wieder. Trotzdem kann man die regenerierten Flossen mit etwas Erfahrung sehr oft ein Leben lang bei den Fischen an den o.g. Merkmalen erkennen, womit ich schon den einen oder anderen Gewässerbewirtschafter irritiert habe. In der amerikanischen Literatur dieser Zeit (bis Ende der 1980er Jahr) wird dieses Phänomen ausgiebig diskutiert. Sowohl nach dem Motto, wie mach ich es richtig als auch wie rette ich mein Experiment, wenn ich es verschlampt habe sowie auch die Frage, ob die Fische sich mit gekappter(n) Flosse(n) normal entwickeln und verhalten.

Anders sieht es dagegen mit den genannten Zuchtfischen aus, wenn es sich um Langzeitschäden aus der Haltung handelt, wie immer wieder abgebissene Flossen(ränder) und Scheuerstellen bis zum völligen Flossenverlust z.B. durch Entlangschwimmen an Beckenwänden, in Rundstrombecken usw. , bei denen sich Kallus(Narben)gewebe bildet. Hier findet praktisch keine Regeneration statt, weil, wie ich denke, die Reparartur für den Organismus mit dem Gewebeverschluss subjektiv ja stattgefunden hat. Fang- und Transportverletzungen (ausgefranste Flossen, Wunden etc.) werden dagegen, weil akut (s.o.), meist prima repariert. Hieraus lassen sich die unterschiedlichen Erfahrungen, auch der poster, erklären, dass scheinbar zerfledderte Fische später recht ordentlich aussehen können, richtig dralle und (zu) gut gefütterte und eng gehaltene aber immer amputiert aussehen (falls sie überhaupt überleben).

Das deckt sich natürlich mit der Aussage u.a. von Clemens, dass die langfristig erworbenen Körperfehler sich das ganze Leben im Fisch erhalten.

Die Fähigkeit zur Gliedmaßenregeneration hat sich evolutiv übrigens bei den Amphibien und sogar einigen Reptilien (nicht nur das berühmte Schwanzende) erhalten. Da das sowohl ernste Wissenschaftler als auch böse Buben schon oft genug bewiesen haben, bitte von eigenen Experimenten absehen. Bei Säugern klappt es dagegen erwiesenermaßen überhaupt nicht mehr, wie uns einige Biker in den nächsten Wochen wohl leider wieder demonstrieren werden.

@Berner. Schöner Versuch, das mit dem Besatzverzicht. Bei unserem Gewässer hatte das schon fast 20 Jahre lang wunderbar geklappt, bis der schwarze Vogel kam und buchstäblich alles zunichte gemacht hat. Jetzt liegt unsere Bachforellenpopulation unter der Erhaltungsschwelle und die Äsche ist ausgerottet (Für die Doofanmerker, ja ist per E-Befischung mit allem pipapo incl. Zeitreihe nachgewiesen, also bitte keine Kommentare).
Daher schön Acht geben was sonst so passiert am Gewässer und nicht voreilig die Fische für zu dumm zum Vermehren halten.

Glück auf und Petri heul

Siegfried
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Rattensack
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Beitrag von Rattensack »

Siegfried Darschnik hat geschrieben: Daher schön Acht geben was sonst so passiert am Gewässer und nicht voreilig die Fische für zu dumm zum Vermehren halten.
Hallo Siegfried,

ein wirklich wunderbarer Satz!

Clemens
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Beitrag von paraloop »

Hallo Siegfried,Clemens!
Fische heuer zum ersten mal in einem Revier wo schon jahrzehnte kein Besatz mehr eingebracht wurde. Das hat schon was. Und es gibt nicht gerade wenige Fische in dem Bach. Heute Nachmittag werde ich wieder dort fischen. Freue mich schon.
fg Paraloop
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Beitrag von Siegfried. »

Hallo Clemens,
danke für die Blumen. War gar keine Absicht, aber wenn man es so liest, ist mir da doch wohl so etwas wie ein bonmot rausgerutscht.

@paraloop (ej hömma wasn das fürn name? würde Kollege Hebbert Knebel dazu sagen), gratuliere zu der Chance auf wilde Fische zu fischen. Das hat nicht nur was, das ist m.E. schlicht das wahre Fliegenfischen. Bzgl. der Bestandsdichten übrigens durchaus nicht weniger als mit Besatz. Im Gegenteil hatten wir in unserem Gewässer Anfang der 1990er Jahre mit bis zu 2.300 Fischen/ha (BF 1.780, Äschen 350, jeweils > 10 cm < 55 cm, Mühlkoppe 170, > 5 cm, unterrepräsentiert) ohne jeden Besatz die höchsten Dichten überhaupt. Natürlich phantastisches Fischen, Eisvogel , Reiher, Schwarzstorch und Schwarzmilan nur nicht den schwarzen Vogel. Aber das ist jetzt erst mal Geschichte.

TL, LG und Glück auf

Siegfried
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Tobsn
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Beitrag von Tobsn »

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Bei Säugern klappt es dagegen erwiesenermaßen überhaupt nicht mehr, wie uns einige Biker in den nächsten Wochen wohl leider wieder demonstrieren werden. 
Sehr geil! You made my day...

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Beitrag von Siegfried. »

Hallo T.
da nich für. Fische z.T. neben der B54 ......

das muss kacheln

SD
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paraloop
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Beitrag von paraloop »

Hallo Siegfried!
Ja das ist wirklich das wahre Fliegenfischen. Bin auch immer ganz fasziniert von den schönen wilden Kraturen. Habe mir da auch ein eigenes Limit mit der Entname und den Fischtagen auferlegt. Bei uns würde es eigentlich einige Reviere geben die ohne Besatz auskommen könnten da Bachforelle und Äsche dort eh nicht besezt werden und sehr gut von selbst aufkommen. Es werden dort die beschriebenen Regenbogen (fangfähig, aber mit wenig Flossen) besezt.
In Nö gibt es glaube ich eine Besatzpflicht. Umgekehrt - Besatzverbot und nur bei begründeten Fällen Besatz wäre ev der bessere Weg.
Fg Willi
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Jan/OS
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Beitrag von Jan/OS »

Bzgl. der RFs im Ostsee würd mich ja glatt mal die Haltungsdichte der Anlage in Kiel interessieren.
Je nach Indiv./m3 bleiben ja mehr oder weniger Flossen, wobei mehr Fisch intersessanter Weise (keine Revier-Hierarchie-Ausbildung) ja auch ein augenscheinlich schöneres Ergbnis bringen kann.
Jan
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