Hallo,
Maggov hat geschrieben:
- kleinere Fische bedeutennicht zwangsläufig weniger Durchsetzungskraft. So gibt es kleinwüchsige Fische die sich zwischen die Laicher stellen und im richtigen Moment mit einer Milchspur dazwischen gehen. Ausserdem war der Fisch ja nicht von Geburt an so groß und hat sich bis dahin nicht nur beim Laichen mehrfach durchgesetzt.
da hast du recht es heisst ja auch "survival of the fittest" und bewusst nicht "survival of the greatest". Es gibt ja auch Populationen die von Natur aus kleinwüchsiger werden, da sie fitter sind als die grossen.
Maggov hat geschrieben:
- es gibt m.M. nach mehr Fische mit Potential zum Kapitalen als Plätze an denen sich diese Fische halten und entwickeln können. Es ist richtig dass ich mit der Entnahme einzelner Ausnahmefische wohl ein paar der durchsetzungsfähigsten Fische entnehmen würde und so nicht so durchsetzungsfähige Fische diese Nische besetzen. Allerdings nur so lange bis der Nachwuchsd meines entnommenen Fisches daherkommt und diesen wieder vertreibt...
das hängt nach meiner Erfahrung sehr von der fischereilichen Selektion ab. An schlecht gehegten Gewässern, bleiben diese Plätze nach meiner Erfahrung leider nur zu gerne unbesetzt. Wenn zweimal jährlich fangfähiger Besatz mit Regenbogenforellen per LKW kommt und ausser dem Schonmaß keinerlei zusätzliche Anstrengung für Hege unternommen wird. Dazu im Winter der Kormoran. Dann ist der Fluss genegtisch und von der alterspyramide nach wenigen Jahren am Ende. Und ich kenne mehr Gewässer die fangfähigen Besatz erhalten, als das Beispiel von Jürgen mit eigener Brutanstalt und dem Aufzug von Sömmerlingen mit heimischen Fischen aus dem eigenen Flussystem.
Maggov hat geschrieben:
- Auch der Fischer ist ein Fitnesskriterium nach Darwin (Ende der Nahrungskette) und somit darf und soll er durchaus mit in die Gleichung einfliessen. Ich weiß Du würdest Dich am Liebsten davon ausschliessen (da kein existentieller Druck mehr da ist) aber alleine durch das Verangeln von Fischen müssen wir ihn in der Rechnung berücksichtigen
Ganz genau, er ist heute oft das alles entscheidende Kriterium. Ich will mich nicht davon ausschliessen, aber ich will mich im Sinner der naturbelassenen Hege einbeziehen. Also die Pyramide an tragenden Stellen die die Natur und sinnvole Besatzmaßnahmen kompensieren können, ausdünnen - aber weder will ich das Dach abdecken, noch das Fundament vernachlässigen. Und da bin ich ganz bei dem Vorschlag von Hans:
pehers hat geschrieben:Nochmals dazu: Man kann nie sicher sein, dass das gewählte System nicht auch Nachteile hat. In Summe muss man aber sagen, dass die Entnahme in den individuenreichsten Jahrgängen immer am risikolosesten ist, da sich die "Verluste" durch die dann niedrigere kompensatorische Sterblichkeit nicht auswirken und sich auf die größtmögliche Menge an Individuen verteilen. Das Risiko, die besten genetischen Anlagen überproportional zu entnehmen, ist dabei dann extrem gering.
Also das wäre ja quasi ein Unter- und ein Obermaß (oder zumindest eine gewisse Abschwächung bei der Entnahme über dem Obermaß), dazischen wird für den Eigenbedarf des Fischers entnommen und hin und wieder auch mal ein Fisch jenseits des Obermaß. Das, kombiniert mit Besatzmaßnahmen die Jürgen an seinem Fluss skzziert hat, also das Fundament der Pyramide durch die Aufzucht von Sömmerlingen aus dem heimischen Flusssystem stützen ggf. noch der Einsatz von WV-Boxen, wäre meine Optimalvorstellung von nachhaltiger naturnaher Hege. (P.S.: da gehört natürlich noch sehr viel mehr dazu, aber jetz mal nur auf Besatz, Entnahme und Nachzucht bezogen)
Maggov hat geschrieben:
- Du ignorierst dass in der Realität der Fang derartiger Fische eine Ausnahme darstellen und vielleicht auch dass es oft deutlich mehr Fische in dieser Kategorie gibt wie man vermutet (die Spitze der Pyramide ist zwangsläufig irgendwo bei n=1 aber darunter kommen ein paar Fische die immer noch kapital aber eben nicht alleine sind). Wenn Du weißt wo an Deinem Wasser Laichplätze sind dann empfehle ich Dir während der Schonzeit regelmässige Besuche an diesen Stellen. Wenn Du die Chance hast die Fische beim Laichen zu sehen dann kannst Du Dir auch ein sehr gutes Bild über die Bestandszusammensetzung machen (und entsprechende Entnahmeregeln ableiten). Wenn Du also nicht alle Fische dieser Grössenordnung systematisch entnimmst (z.B. E-Fischen) dann kommen die Entnahmen dieser Fische ein darwinschen Effekt gleich der auch in der Natur entstehen würde (der Fisch hat ja ein gesundes Alter erreicht und würde nach Darwin eh' früher oder später nicht mehr ablaichen).
dazu kenne ich die heutige Realität in den grossen Vereinen leider nur zu gut. Da wären wir dann wieder bei den Angelmethoden (also im Grunde wieder bei deinem tollen Beitrag zu dem Streit über Purismus beim Angeln
), die kapitalen haben doch heute ohne besonderen Schutz keine Chance mehr. In meinem letzten Verein, war am Ende die Jugendgruppe nach der Schule fast ausschliesslich mit 7'er Rute und schweren Streamern unterwegs und dann sind an einigen Tagen im Frühjahr nach Überlieferung, wohl täglich mehrere Bachforellen jenseits der 60cm in den Korb gewandert.
Nachbesetzt wurden aber seit Jahren nur noch fangfähige Regebogenforellen ... Bis der Vorstand ein generelles Streamerverbot ausprechen musste. Von mir aus hätten sie das Nymphen auch gleich mitverbieten sollen, dann hätte man den Besatz auch nicht mehr gebraucht und in ein paar Jahren hätte man mit eigener Nachzucht vielleicht wieder einen halbwegs natürlichen Bestand. Ich habe über 20 Jahre in dem Gewässer gefischt und natürlich hat der Kormoran die Situation verschärft, aber er war bestimmt nicht alleine Schuld an der Entwicklung.
Hier im Thred sieht man ja, das selbst die kleinsten Bäche mit "Cloussers Minnow" beackert werden - ich will mich da nicht zum Moralapostel aufschwingen, aber wenn man immer effektiver fischt und sich sklavisch an die Entnahme hält, wo soll es herkommen ...
Gib mir ein bis zwei Jahre an einer durchschnittlichen Flussstrecke (Entnahmeerlaubnis: drei Fische pro Tag über gesetzlichem Schonmaß) und ich wage zu behaupten, das ich dir ganz alleine - nur mit legalen Methoden - auf einige km den Bestand ohne Probleme ruinieren könnte.
Wenn überwiegend mit der Trokenfliege geangelt würde, hätte man schon einen natürlichen Schutz der Fische über dem Obermaß, da diese dann wirklich nur in besonderen Situtationen und Zeiten zu fangen wären. Wenn man zusätzlich (beschwert) nympht geht die Quote schon rapide runter und konsequentes Streamern bringt auf kurz oder lang auch die ganz erfahrenen Fische zur Strecke. Dazu braucht man zum Streamern ja nicht viel Erfahrung, einfach in den Gumpen treiben lassen und wieder einstrippen. Da ist dann auch für blutige Anfänger gleich in der ersten Saison ein kapitaler Fisch in Reichweite. Fang mal eine natürlich abgewachsene kapitale Forelle mit einer imitatorischen Trockenfliege (also auch keine Tschernobyl Ants oder übergroßen Stimulator, die ja auch schon als furchende Streamer durchgehen), da braucht man sehr viel Erfahrung und Können ...
Maggov hat geschrieben:Mein ganz persönliches Problem bei der Entnahme von Großfischen ist das Mitgefühl und der Respekt vor dem Alter dieses Fisches sowie mein Versuch mich als Gastfischer im Sinne meines Gastgebers zu verhalten. gebhard schrieb es schon schön: Wenn ich mir nicht sicher bin dann werde ich Probleme haben den Fisch zu entnehmen und man will ja nicht die Arbeit die jemand in ein Wasser investiert hat und an dem man gastweise Fischen darf mit den Füssen treten.
Das ist ein weiterer Punkt, den ich genauso empfinde!
LG,
Olaf