Döbel vs Forelle

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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ratschan

Beitrag von ratschan »

Hallo Leitln, seavas Thomas!

also jetzt platzt mir bald der Kragen, da wird aus heiterste vom Wiederansiedeln von Döbeln, Bachforellen, Elritzen, und sogar Insekten gesprochen ... Wieso glaubt ihr muss bei euch unbedingt besetzen?

Ist leider immer die Reaktion der Fischer "Man muß was tun", und in Wirklichkeit ist's am gscheitesten man macht gar nix.

Wie lange ist denn diese Restrukturierungsstrecke gar? Wurde durch die Baumaßnahmen der gesamte Bestand vernichtet? Gibt's leicht oberhalb keine Fischbestände? Ist der Bereich unten durch unpassierbare Querbauwerke abgeschnitten?

Sonst würd ich mal empfehlen: Macht's mal gar nix mit Besatz, und schaut's ein Jahr nach Bau mal elektrisch rein: Ich trau mir wetten, ihr werdet euch wundern, was da alles schwimmt.

Ich habe derartige Erfahrungen gemacht, ist halt so, wenn die ökologischen Nischen nicht besetzt sind, dann explodiert am Anfang das System (meist allerdings zu Beginn oft einige wenige Arten).
So war es zumindest am Wienfluss und am Marchfeldkanal in Österreich.

Wenn ihr wirklich was für das Gewässer tun wollt, dann spart euch das Geld für Besatz und kauft dafür Uferrandstreifen, baut Rauhbäume als Fischeinstand ein (wie Royal Coachman so treffend vorschlägt), oder richtet die Zubringer her.

Zur Bachforellen - Problematik noch: Der entscheidende Punkt sind meiner Meinung nach einerseits geeignete Einstände und andererseits die sommerlichen Maximaltemperaturen.
Wenn diese über viele Wochen über 20°C liegen oder akut über 26°C, dann ist nix mit Bachforellen, das Gewässer eignet sich maximal als "ein paar wochen im Jahr Forellen - Puff".

Zu den Strukturen: Wenn wenig angeströmt (Blockwurf!), dann taugt's dem Aitel, wenn stärker angeströmt (z.B. Totholz in Prallhangbereichen)= optimal für Bachforelle.
D.h. wenn ihr die BF fördern wollt, dann schaut dass alle Schwellen etc., die die Strömungsgeschwindigkeit verringern bzw. Staubereiche schaffen, raus kommen. Damit enstehen dann auch Furten, wo die Viecher laichen können.
Viele Fischer stehen auf derartige Querbauwerke, weil sie glauben, tief ist immer gut - man fördert halt damit einerseits die Verschlammung und andererseits anspruchslose Fischarten wie den Döbel.

Ansonsten möchte ich mich den Anmerkungen von Graylingover (seavas Kollege) vorbehaltlos anschließen!

Viele Grüße und viel Erfolg,

Clemens
Graylinglover

Beitrag von Graylinglover »

@ ratschan

Besten Dank Clemens!
Du hast mit etwas deutlicheren Worten :D wiederholt was ich oben gemeint habe:
Erst sich sachkundig machen, was natürlicherweise zu erwarten wäre, dann vernünftig renaturieren (vor allem Querbauwerke weg und eine vernünftige Uferbepflanzung, d.h. nicht alle zwei Meter eine Pappel sondern direkt am Wasser Schwarzerlen in vernünftigem Abstand und weiter weg biotopgerechte Weidenarten). Auch wenn ich Deinen Vorschlag favorisiere, spricht nichts gegen einen versuchsweisen und maßvollen Besatz mit kleinen BF (Herkunft natürlich lokal), wenn die Wasserbedingungen soweit für die Fische O.K. sind. Als Pächter habe ich schon das Recht die natürliche Produktion zu nutzen. Sollte das Gewässer aber pachtfrei sein (solche Vereinbarungen gibt es), wenn es nicht genutzt wird, so sollte man eben warten.

Beste Grüße und wie jemand hier im Forum so schön sagt immer die Schnur flach halten ;)

Robert

P.S. In Österreich seid Ihr mit der Tothozproblematik schon viel weiter (unter anderem Dank der Arbeiten an der BOKU in Wien). Aber glücklicherweise tut sich hier in D inzwischen auch schon was ...
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