Eisiger Frühling 2013 - Auswirkungen auf die Gewässer?

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

Moderatoren: Forstie, Maggov, Olaf Kurth, Michael.

Benutzeravatar
gespliesste
Beiträge: 1405
Registriert: 02.01.2008, 23:49
Wohnort: Berlin
Hat sich bedankt: 56 Mal
Danksagung erhalten: 266 Mal

Re: Eisiger Frühling 2013 - Auswirkungen auf die Gewässer?

Beitrag von gespliesste »

Hallo,
Gammarus roeseli hat geschrieben:
gespliesste hat geschrieben: Irgendwo muss der eingetragene Sand ja auch vor einem Stau dann irgendwann mal hin, im Grunde verzögert man doch nur den Abtrag.
Hallo Olaf,

Sediment wie Feinsand, Grobsand aber auch Kiesel füllen den Biberdamm (oder den Rückstau vom Steinwal) im Laufe der Zeit soweit auf, dass das Wasser im Damm wieder beginnt zu fließen. Bei einer Strömungsgeschwindigkeit über ca. 0,25 m/s bis ca. 0,50 m/s kann sich kein Fein und Grobsand mehr ablagern und wird so von Ablagerungen aus Kieseln abgelöst und überdeckt. (So ähnlich wie eingekapselt.) Die Kieseln die den Sand aus dem Stau überdecken, sieht man oben auf dem Bild ganz gut im überwiegend sandigen Bach.

Der Damm entwickelt sich immer mehr zu einer Rausche in der sich durch die erhöhte Strömungsgeschwindigkeit (bei ca. 0,5 m/s bis 1,00 m/s) nur noch Kiesel ablagern und so in und unterhalb der Rausche ein neuer Kieslaichplatz für Forellen entstehen kann.
Im natürlich meandernden (sich windenden) Fluss ist das im Prinzip klar, da Puffern die Windungen über die Zentrifugalkraft die Sedimente und werden bei den jährlichen Hochwassern im Winter entsprechend bereinigt, das ist ein nachhaltiger Prozess. Ich sehe da immer noch kein Argument für notwendige Querverbauungen die ggf. die Durchgängigkeit für Wasserlebewesen einschränken.

Auch BIberdämme sind i.d.R. für Wasserlebewesen durchgängig, dazu bestehen sie nicht für ewig.

LG,

Olaf
LG,

Olaf
<< streamstalkin´ 24/7 >>
"When fishing becomes a competition it gets worse than work ... " - Charles Ritz
Benutzeravatar
Gammarus roeseli
Beiträge: 983
Registriert: 06.07.2007, 19:52
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 109 Mal
Danksagung erhalten: 105 Mal

Re: Eisiger Frühling 2013 - Auswirkungen auf die Gewässer?

Beitrag von Gammarus roeseli »

gespliesste hat geschrieben: Im natürlich meandernden (sich windenden) Fluss ist das im Prinzip klar, da Puffern die Windungen über die Zentrifugalkraft die Sedimente und werden bei den jährlichen Hochwassern im Winter entsprechend bereinigt, das ist ein nachhaltiger Prozess. Ich sehe da immer noch kein Argument für notwendige Querverbauungen ...
Lieber Olaf,

ganz so einfach ist es eben leider nicht überall, diese Sandfrachten bei Hochwasser loszuwerden.

Ist halt abhängig vom Gefälle das Bachs (Fließgeschwindigkeit) und ein Bach beginnt zu mäandrieren bei ca. > 1% Gefälle.

Bild

Na gut, das Hochwasser kommt der Sand ist weg. Was glaubst Du nun was unter dem weggeschwemmten Sand zu finden ist? Ich werde es Dir sagen lieber Olaf, noch mehr Sand!!
Warum? Ist ganz einfach, weil es eben auch geologische usw. Gründe haben kann!

Geologische Karte ….
http://www.mr-kartographie.de/uploads/p ... chland.jpg

Wir haben Sandbäche, die transportieren zu ca. 80% nur Sand und zu ca. 10- 20% Kieseln. Ohne Rauschen, keine Kieslaichplätze für Bachforellen!! So einfach ist es.
Es gibt ganze Gebirge die aus Sand bestehen und den verwitternden Sandstein bzw. Sand transportieren dann die Bäche und Flüsse.


In den (Jura) Flüssen und Bächen transportieren die Bäche und Flüsse überwiegend feine Sedimente aus Kalk und Kreide Bild
Bild
und nur ganz wenig Kies der sich an den Rauschen ablagert und so Laichplätze für Interstitiallaicher (wie Forellen) entstehen können. Das Wasser ist in den Juraflüssen oft so gesättigt mit Kalk, wie das Wasser das in den Tropfsteinhöhlen (von denen es ja hier auch einige gibt) die Tropfsteine bildet.

Das Wasser ist so gesättigt mit Kalk, dass sich der gelöste Kalk an den Wurzeln der Wasserpflanzen wie Quellmoos anlagert und das Quellmoos versteinert.
Bild

Sogar Grundwasseraustritte können im Bach mit bloßen Auge sichtbar sein.
(Das sauerstoffarme Grundwasser strömt aus diesen Löchern im Bach.)
Bild

In solchen Bächen gibt es keinen Grundwasserstrom im Kiesbett, weil es einfach kein Kiesbett gibt im Bach. Kies gibt es nur an den Rauschen und wenn der Kies nicht umgelagert wird an und in den Rauschen, verfestigen oder zementiert sich der Kies in der Rausche miteinander durch den vielen gelösten Kalk im Wasser. Die kiesige Rausche kolmatiert regelrecht.

Wir haben Wasserpflanzen (Wasserstern) die es nur in sommerkühlen Salmonidengewässern (also mittelwert im wärmsten Monat < 18°C) gibt.
Bild

Wasserstern braucht es kühl an den Wurzeln, (!!) das Wasser selbst muss gar nicht soo kühl sein!! Daher gibt es kleine punktuelle Vorkommen vom Wasserstern auch in z.B. dem mittleren Regen, (reine Barbenregion, also mit einem Mittelwert im wärmsten Monat < 22 °C) genau dort, wo das Grundwasser durch das Kiesbett in den Fluss strömt.

Grundwasser ist im Kiesbett nicht gleichmäßig verteil. Wir haben oft einfach in den kiesreichen Rauschen kein warmes Grundwasser und daher schlüpfen unsere Forellen auch nicht zu zeitig und verhungern so nicht.

LG
Christian
Siegfried.
Beiträge: 1112
Registriert: 14.05.2010, 21:44
Wohnort: Dortmund
Hat sich bedankt: 7 Mal
Danksagung erhalten: 135 Mal

Re: Eisiger Frühling 2013 - Auswirkungen auf die Gewässer?

Beitrag von Siegfried. »

Lieber Christian,
du hast zwar am Anfang des posts an vielen Punkten Recht gehabt, aber mit dem Voranschreiten wurde der Anspruch deiner Aussagen allumfassender bei immer weiterer Verallgemeinrung der Hintergrünfe, so dass es letztlich nun zu Unsinnsaussagen kommt. Du solltest nicht versuchen den Inhalt ganzer Lehrbücher mit ein paar Fotos und allzu platten Verallgemeinerungen zu erschlagen. Das setzt dich dann wieder ins Unrecht. Nur ein Beispiel: Den Wasserstern gibt es nicht, von den mindestens 8 in D vorkommenden Arten bevorzugen die meisten darüber hinaus nährstoffreiche sommerwarme und z.T. auch leicht belastete Gewässer. Merke allzu grobe Vereinfachung macht falsch.
Glück Auf
Siegfried
Fische sind zu schöne Geschöpfe um nur einmal bewundert zu werden
Benutzeravatar
HansAnona
Beiträge: 834
Registriert: 22.02.2010, 13:43
Hat sich bedankt: 138 Mal
Danksagung erhalten: 203 Mal

Re: Eisiger Frühling 2013 - Auswirkungen auf die Gewässer?

Beitrag von HansAnona »

Ein schönes Schlusswort. :roll:

Liebe Grüße, Alf
Don't mind your make-up, you'd better make your mind up --- Frank Zappa, Philosoph und Komponist

Alien Live Form
Benutzeravatar
Gammarus roeseli
Beiträge: 983
Registriert: 06.07.2007, 19:52
Wohnort: Oberpfalz
Hat sich bedankt: 109 Mal
Danksagung erhalten: 105 Mal

Re: Eisiger Frühling 2013 - Auswirkungen auf die Gewässer?

Beitrag von Gammarus roeseli »

Hochdramatisch nehme ich mal an?!

Sorry lieber Siegfried, wenn ich mich beim Wasserstern (oben auf dem Bild) etwas sehr unglücklich ausgedrückt habe und verallgemeinernd rübergekommen bin. Ich möchte auch nach Möglichkeit nichts falsches in die Welt setzen und ich bin mir auch nicht wirklich sicher, dass man sich schon sooo einig ist um welchen W. es sich in unseren sommerkühlen Bächen und Flüssen (und an den Grundwasseraustritten in der Barbenregion) handelt. Ist ja je nach Fließgeschwindigkeit auch recht variabel das Grünzeug. Ich vermute aber, es handelt sich um den Frühlingswasserstern (Callitriche palustris)!? (Die andere Bezeichnung sagt mir einfach überhaupt nicht zu!)
Siegfried. hat geschrieben: Du solltest nicht versuchen den Inhalt ganzer Lehrbücher mit ein paar Fotos und allzu platten Verallgemeinerungen zu erschlagen.
Ist auch nicht meine Absicht! Sorry, wenn es so empfunden wird.

Ich habe mit den Bildern einfach nur mal versucht, die Sichtweise einiger Mitmenschen etwas zu erweitern, das Salmoniden wie Bachforelle eben nicht nur in Bächen und F. der ach so typischen (Bilderbuch) Forellenregion vorkommen müssen.
Ich habe mal versucht zu zeigen, das Bachforellen auch in beinahe reinen Sandbächen vorkommen können, wenn es an günstigen Stellen zu Kiesablagerungen kommt. Ich habe auch mal versucht zu zeigen, dass bei und durch sonst günstige Bedingungen, Bachforellen durchaus in der Lage sind, auch (sicher schon) kritische (in Hitzeperioden bei 35°C Lufttemp.) Wassertemperaturen von 24- 25 °C gut zu überstehen, die halt immer mal wieder (für Stunden) in einigen Forellenbächen und kleinen Flüssen vorkommen können. (Der mittelwert der Wassertemperatur im wärmsten Monat liegt allerdings bei ca. <18°C in dem Wasser, wo es zu entsprechend hohen Wassertemperaturen kommen kann.)
Und ich habe versucht zu zeigen, dass es wirklich große Unterschiede beim Beginn der Laichzeit und Dauer der Eientwicklung geben kann, so dass die Brut eben nicht zu zeitig schlüpfen muss und es zu hohen Verlusten der Brütlinge kommen muss.

Lieber Siegfried, lieber Gebhard, seit mir bitte nicht böse, dass ich meine gesammelten Erfahrungen (so wie alle Anderen hier im Forum auch) mit Euch teile und gern darüber diskutiere …

Liebe Grüße und allzeit eine straffe Leine am Wasser!
Christian

PS: @ HansAnona (Alf)
Ich glaube eher nicht, dass Deine mir gegenüber zum Teil negative Meinung, hier von besonderem Interesse ist ….
Antworten