Färbung unserer Bachforelle
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Färbung unserer Bachforelle
Moin Gemeinde,
es drängt sich eine Frage auf. Ich wurde belehrt, genetisch betrachtet ist eine Meeresforelle eine Bachforelle oder auch umgekehrt.
Aufgefallen ist mir, dass, in manchen Gewässern, die Bachforelle nur wenige, kaum wahrnehmbare rote Tupfer in ihrem Schuppenkleid zeigt. Ich habe dies auf die Wasserqulität geschoben. Wenn aber nun die Aussage greift, eine Bachforelle ist genetisch betrachtet eine Meerforelle, die ja keine roten Tupfen aufweist, kann dies aber auch auf ihr Tickern im Kopf zurückzuführen sein. Wird der innerliche Drang stärker den Bach Richtung Meer zu verlassen?
In welche Richtung geht euere Philosophie?
es drängt sich eine Frage auf. Ich wurde belehrt, genetisch betrachtet ist eine Meeresforelle eine Bachforelle oder auch umgekehrt.
Aufgefallen ist mir, dass, in manchen Gewässern, die Bachforelle nur wenige, kaum wahrnehmbare rote Tupfer in ihrem Schuppenkleid zeigt. Ich habe dies auf die Wasserqulität geschoben. Wenn aber nun die Aussage greift, eine Bachforelle ist genetisch betrachtet eine Meerforelle, die ja keine roten Tupfen aufweist, kann dies aber auch auf ihr Tickern im Kopf zurückzuführen sein. Wird der innerliche Drang stärker den Bach Richtung Meer zu verlassen?
In welche Richtung geht euere Philosophie?
Gruß Klaus
Mitglied im ASV Jübek
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hallo,
bei den Gewässern die ich befische, kommt es hauptsächlich auf den Standort der Fische an.
Steht die Forelle eher im flachen Bereich, und bekommt viel Sonne ab, ist sie eher "bunt"
gefärbt, wohingegen die Fische aus den Tiefen und dunklen Gumpen eher "silbrig" blass
daher kommen.
Das die Forellen beim abwandern ins Meer ihr Farbkleid ändern liegt wohl an der Nahrung,
ist eine schon länger im Meer umher schwimmende Fario Silbern mit schwarzen Flecken,
wird sie, wenn sie wieder ins Süßwasser aufsteigt und dementsprechend ihre Nahrung
umstellt wieder grün-gelb in der Grundfarbe.
Hier sehe ich ein großes Defizit in der Aufklärung der allgemeinen Anglergemeinde, viele
Aufsteiger landen obwohl vielerorts ganzjährig geschützt in der Pfanne.
Grüße
bei den Gewässern die ich befische, kommt es hauptsächlich auf den Standort der Fische an.
Steht die Forelle eher im flachen Bereich, und bekommt viel Sonne ab, ist sie eher "bunt"
gefärbt, wohingegen die Fische aus den Tiefen und dunklen Gumpen eher "silbrig" blass
daher kommen.
Das die Forellen beim abwandern ins Meer ihr Farbkleid ändern liegt wohl an der Nahrung,
ist eine schon länger im Meer umher schwimmende Fario Silbern mit schwarzen Flecken,
wird sie, wenn sie wieder ins Süßwasser aufsteigt und dementsprechend ihre Nahrung
umstellt wieder grün-gelb in der Grundfarbe.
Hier sehe ich ein großes Defizit in der Aufklärung der allgemeinen Anglergemeinde, viele
Aufsteiger landen obwohl vielerorts ganzjährig geschützt in der Pfanne.
Grüße
"Besatz mit fangreifen Forellen ist wie eine Droge.
Es macht die Angler doof, und süchtig ... sie wollen immer mehr" (by Steini/GWForum)
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hi! Was mir in diesem Zusammenhang aufgefallen ist, dass Besatzfische meistens deutlich intensiver bepunktet sind als Wildfische, ich meine damit die roten Punkte.... Denke dass liegt an der schon langanhaltenden Selektion in den Zuchtbetrieben, da sich auffallend rotgepunktete Fische einfach besser vermarkten lassen. Was Genetik angeht ist es sicher so, dass ein Wildfisch der Bachforelle aus der Lünbeburger Heide, einer Meerforelle (Elbstamm) sicher näher steht, als einer Bachforelle aus dem Donauraum (wenn auch Wildfisch) . Dass die Meerforelle genetisch betrachtet der gleiche Fisch wie eine BF ist halte ich für eine Verallgemeinerung.
VG
Alex
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hi
Kräftigere Farben bei Satzfischen kann ich nur bedingt bestätigen, hängt bei uns
stark vom Züchter, bzw. warscheinlich vom Stamm ab.
Grüße
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stark vom Züchter, bzw. warscheinlich vom Stamm ab.
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Soweit ich weiß, lieber Alex, ist es allgemein wissenschaftlicher Konsens, dass Bach-, See- und Meerforelle tatsächlich genetisch identisch sind und sich lediglich phänotypisch unterscheiden. Vielleicht könnte einer unserer Spezialisten dazu mal ein paar Worte verlieren?AlexWo hat geschrieben:Dass die Meerforelle genetisch betrachtet der gleiche Fisch wie eine BF ist halte ich für eine Verallgemeinerung.
Zum anderen Thema: Bei uns in Niedersachsen ist es eher umgekehrt: Unsere Wildfische sind mit deutlich mehr und kräftigeren roten Punkten ausgestattet als der Besatz
Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Re: Färbung unserer Bachforelle
.....fest steht, dass ist eine der schönsten die ich bisher gesehen habe:
http://www.fliegenfischer-forum.de/v4000005.html
TaH
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I love Babs
- henkiboy
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hallo zusammen,
ich bin schon vor längerer Zeit über den Variantenreichtum unserer Bachforelle, sowie dem Vorkommen und die Verbreitung der Phänotypen gestolpert.
Folglich fing ich damit an zu recherchieren wie es mit der Gattung Salmo bestellt ist und habe dann mal einiges auf meiner Homepage zusammengestellt. Das Ergebnis war: Es gibt so um die 40 Arten in der Gattung Salmo, von denen die meisten der Art Salmo trutta fario sehr nahe stehen bzw. lediglich endemische Unterarten sind.
Bei der eigentlichen Salmo trutta fario kann man zwischen zwei großen Stämmen unterscheiden, nämlich dem atlantischen und dem danubischen Stamm, die sich bisweilen auch optisch mehr oder weniger unterscheiden.
Eines ist hier schon erwähnt worden: Die Färbung eines Fisches hängt natürlich in einem gewissen Grad von der Umgebung und der Lebensweise (Ernährung) ab. Das betrifft aber eher die Grundfarbe und den Kontrast der Zeichnung. Ob die Forelle rote Punkte hat oder nicht wird dadurch nicht beeinflusst. Nebenbei kann auch der Gesundheitszustand eines Fisches die Färbung beeinflussen. Kranke Fische nehmen häufig eine ungewöhnlich dunkle Grundfärbung an.
Die Grundfärbung einer Bachforelle kann von gelb, über beige oder Brauntönen bis ins silberne reichen. Das kommt jeweils darauf an wo sie beheimatet ist. Bekannte Beispiele sind hier die Browntrouts (ohne roten Punkte) im Vergleich zu den danubischen Forellen in den alpinen Bächen (ausgeprägte rote Punkte).
Leider wird durch die moderne Fischzucht derzeit ganze Arbeit dahingehend geleistet, das sämtliche Varianten kräftig durchgemischt werden. Bachforellen, die eigentlich dem Phänotyp Meerforelle entsprechen sind dort gern gesehen, da sie offenbar besser abwachsen. Also werden sie gerne dazu verwendet Besatz zu produzieren. Die Folge ist das man häufig silbrige Forellen ohne die markanten roten Punkte fängt.
Gottlob gibt es aber auch noch Interessengemeinschaften und Vereine, die die authochthonen Stämme der jeweiligen Gewässersysteme pflegen und ausschließlich mit diesen den Besatz generieren. Als Beispiel fällt mir hier die Rur ein, wo annähernd ausschließlich der Wehebachstamm zur Besatzfischproduktion genutzt wird.
Tendenziell weisen Meer- und Seeforellen keine Zeichnung mit roten Punkten auf, aber Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Beide Formen können serwohl auch rote Punkte aufweisen.
Was die Bachforelle angeht gilt natürlich das gleiche. Allerdings ist der Anteil der Fische ohne rote Punkte wesentlich höher (in Bezug auf Meer- und Seeforelle mit selbigen).
Endgültige Klarheit über das was am Haken hängt bzw. im Gewässer schwimmt kann jeweils nur eine molekularbiologische Untersuchung erbringen.
Wer mehr über die europäischen Arten und Verwandten der (Bach)Forelle erfahren möchte kann sich gerne mal meine Zusammenstellung ansehen. Diese ist allerdings derzeit noch nicht komplett.
liebe Grüsse
Dettrout henki
ich bin schon vor längerer Zeit über den Variantenreichtum unserer Bachforelle, sowie dem Vorkommen und die Verbreitung der Phänotypen gestolpert.
Folglich fing ich damit an zu recherchieren wie es mit der Gattung Salmo bestellt ist und habe dann mal einiges auf meiner Homepage zusammengestellt. Das Ergebnis war: Es gibt so um die 40 Arten in der Gattung Salmo, von denen die meisten der Art Salmo trutta fario sehr nahe stehen bzw. lediglich endemische Unterarten sind.
Bei der eigentlichen Salmo trutta fario kann man zwischen zwei großen Stämmen unterscheiden, nämlich dem atlantischen und dem danubischen Stamm, die sich bisweilen auch optisch mehr oder weniger unterscheiden.
Eines ist hier schon erwähnt worden: Die Färbung eines Fisches hängt natürlich in einem gewissen Grad von der Umgebung und der Lebensweise (Ernährung) ab. Das betrifft aber eher die Grundfarbe und den Kontrast der Zeichnung. Ob die Forelle rote Punkte hat oder nicht wird dadurch nicht beeinflusst. Nebenbei kann auch der Gesundheitszustand eines Fisches die Färbung beeinflussen. Kranke Fische nehmen häufig eine ungewöhnlich dunkle Grundfärbung an.
Die Grundfärbung einer Bachforelle kann von gelb, über beige oder Brauntönen bis ins silberne reichen. Das kommt jeweils darauf an wo sie beheimatet ist. Bekannte Beispiele sind hier die Browntrouts (ohne roten Punkte) im Vergleich zu den danubischen Forellen in den alpinen Bächen (ausgeprägte rote Punkte).
Leider wird durch die moderne Fischzucht derzeit ganze Arbeit dahingehend geleistet, das sämtliche Varianten kräftig durchgemischt werden. Bachforellen, die eigentlich dem Phänotyp Meerforelle entsprechen sind dort gern gesehen, da sie offenbar besser abwachsen. Also werden sie gerne dazu verwendet Besatz zu produzieren. Die Folge ist das man häufig silbrige Forellen ohne die markanten roten Punkte fängt.
Gottlob gibt es aber auch noch Interessengemeinschaften und Vereine, die die authochthonen Stämme der jeweiligen Gewässersysteme pflegen und ausschließlich mit diesen den Besatz generieren. Als Beispiel fällt mir hier die Rur ein, wo annähernd ausschließlich der Wehebachstamm zur Besatzfischproduktion genutzt wird.
Tendenziell weisen Meer- und Seeforellen keine Zeichnung mit roten Punkten auf, aber Ausnahmen bestätigen hier die Regel. Beide Formen können serwohl auch rote Punkte aufweisen.
Was die Bachforelle angeht gilt natürlich das gleiche. Allerdings ist der Anteil der Fische ohne rote Punkte wesentlich höher (in Bezug auf Meer- und Seeforelle mit selbigen).
Endgültige Klarheit über das was am Haken hängt bzw. im Gewässer schwimmt kann jeweils nur eine molekularbiologische Untersuchung erbringen.
Wer mehr über die europäischen Arten und Verwandten der (Bach)Forelle erfahren möchte kann sich gerne mal meine Zusammenstellung ansehen. Diese ist allerdings derzeit noch nicht komplett.
liebe Grüsse
Dettrout henki
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat sich selbst zu beherrschen !
Albert Schweitzer
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- Gammarus roeseli
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hi Alex,AlexWo hat geschrieben: Dass die Meerforelle genetisch betrachtet der gleiche Fisch wie eine BF ist halte ich für eine Verallgemeinerung.
es soll aber schon vorkommen sein, dass Bachforellen immer wieder einmal Lust auf die große weite Welt bekommen haben und als Meerforelle eines Tages zurückgekommen sind …. (So wie z.B. in der Kirnitzsch im Elbsandsteingebirge - Sächsische Schweiz.)
http://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/141297
Zitat:
An Hand genetischer Untersuchungen konnte bestätigt werden, dass es sich bei der Meerforelle des Jahrgangs 2001 mit sehr großer Wahrscheinlichkeit um eine ehemalige Bachforelle aus der Kirnitzsch handelte. Sächsische Bachforellen hatten in historischer Zeit mit großer Wahrscheinlichkeit regelmäßigen Kontakt mit ins Meer wandernden Artgenossen.
LG Christian
PS: Hier in der Oberpfalz gibt es auch Bachforellen mit orangefarbenen Tupfen.
Re: Färbung unserer Bachforelle
@gammarus: Ja, das mit den Fischen aus Elbzuflüssen das glaube ich, ich glaube aber nicht, dass die Forellen aus dem bayerischen Alpenvorland, setzte man sie in die Kirnitzsch, dann in die Nordsee wandern würden....
Ich sage es nochmal, ich denke eine BF aus einem Norddeutschem Tieflandbach hat mehr mit einer MF zu tun als mit einer danubischen BF.
BF mit orangen Punkten gibt es in Oberbayern auch, je nach dem welcher Züchter die Gladiatoren bringt!
VG
Alex
Ich sage es nochmal, ich denke eine BF aus einem Norddeutschem Tieflandbach hat mehr mit einer MF zu tun als mit einer danubischen BF.
BF mit orangen Punkten gibt es in Oberbayern auch, je nach dem welcher Züchter die Gladiatoren bringt!
VG
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hallo Alex,
Letztendlich kann es uns aber ja "fast" egal sein. Warum "fast"? Unübersichtlich wird die ganze "Phänotypengeschichte" wenn man sie unter dem Aspekt "Schonzeiten und Mindestmaße" betrachtet!
liebe Grüsse
Detlef
Ich denke da hast Du nicht ganz Unrecht. Ich denke ebenfalls das die Forellen im Norden (atlantischer Stamm) eher dazu neigen die Wanderschuhe auszupacken.Ich sage es nochmal, ich denke eine BF aus einem Norddeutschem Tieflandbach hat mehr mit einer MF zu tun als mit einer danubischen BF.
Letztendlich kann es uns aber ja "fast" egal sein. Warum "fast"? Unübersichtlich wird die ganze "Phänotypengeschichte" wenn man sie unter dem Aspekt "Schonzeiten und Mindestmaße" betrachtet!
liebe Grüsse
Detlef
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hi @all,
ich möchte die hier angeführten Vermutungen zum Wanderverhalten der Bafos noch mit einer von mir in dieser Saison erstmalig gemachten Beobachtung ergänzen bzw. stützen.
Im späten Frühjahr habe ich im Abstand von wenigen Tagen in unserem Bach zwei kleine Forellen gefangen, die vollkommen silbern waren. Ich vermute, es handelte sich um abwandernde Meerforellen-Smolts, und das obwohl bis in unsere Gefilde sicherlich keine Mefo-Aufsteiger gelangen konnten. Vielleicht habe ich da ja den Beginn einer neuen Mefo-Population erlebt?
Erlaubt mir bitte noch zwei Bemerkungen zu den Meerforellen.
Erstens, natürlich haben Mefos auch rote Punkte, im Jugendstadium als Parr (deshalb sind sie von Bafo-Jungfischen optisch praktisch nicht zu unterscheiden), und zweitens, die Silberfärbung der Mefos im Salzwasser wird nicht durch die Ernährung bewirkt sondern durch einen physiologischen Prozess ausgelöst mittels bestimmter Schilddrüsenhormone. Die Verwandlung in die Silberlinge erfolgt dabei schon im Süßwasser, bevor die Fische ihre Wanderung beginnen.
ich möchte die hier angeführten Vermutungen zum Wanderverhalten der Bafos noch mit einer von mir in dieser Saison erstmalig gemachten Beobachtung ergänzen bzw. stützen.
Im späten Frühjahr habe ich im Abstand von wenigen Tagen in unserem Bach zwei kleine Forellen gefangen, die vollkommen silbern waren. Ich vermute, es handelte sich um abwandernde Meerforellen-Smolts, und das obwohl bis in unsere Gefilde sicherlich keine Mefo-Aufsteiger gelangen konnten. Vielleicht habe ich da ja den Beginn einer neuen Mefo-Population erlebt?
Erlaubt mir bitte noch zwei Bemerkungen zu den Meerforellen.
Erstens, natürlich haben Mefos auch rote Punkte, im Jugendstadium als Parr (deshalb sind sie von Bafo-Jungfischen optisch praktisch nicht zu unterscheiden), und zweitens, die Silberfärbung der Mefos im Salzwasser wird nicht durch die Ernährung bewirkt sondern durch einen physiologischen Prozess ausgelöst mittels bestimmter Schilddrüsenhormone. Die Verwandlung in die Silberlinge erfolgt dabei schon im Süßwasser, bevor die Fische ihre Wanderung beginnen.
Gruß
Klaus
"Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen"
Platon (panta rhei)
Klaus
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- Matthias M.
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hallo zusammen,
nachfolgend an mein Posting habe ich einen Auszug aus der Diplomarbeit von Ricardo Mendez „Laichwanderung der Seeforelle im Alpenrhein“ aus dem Jahre 2007 beigefügt, der dem aktuellen wissenschaftlichen Stand zu unserer einheimischen Forelle (Salmo trutta) entsprechen dürfte (http://www.rhone-thur.eawag.ch/Diplomar ... nrhein.pdf):
„Nach Laikre et al. (1999) gehören die Ökotypen der Bachforelle (Salmo trutta fario), der
Seeforelle (Salmo trutta lacustris) und der Meerforelle (Salmo trutta trutta) zur selben Art der
Europäischen Forelle (Salmo trutta L.). Bis heute wurden noch keine genetischen
Unterschiede zwischen den verschiedenen Ökotypen gefunden. Trotzdem werden in vielen
Ländern Europas die verschiedenen Ökotypen durch physische Merkmale,
Verhaltensweisen und ihre Lebensräume unterschieden. Bei der Bachforelle handelt es sich
um eine residente Form, welche den ganzen Lebenszyklus im Bach oder Fluss verbringt. Im
Gegensatz zur Bachforelle weisen Meerforellen und Seeforellen ein ausgeprägtes
Migrationsverhalten auf. Nach ihren ersten Lebensjahren im Fliessgewässer wandern die
Jungfische der anadromen Meerforelle (Migration zwischen Salz- und Süsswasser) ins Meer
ab und verbringen die Wachstumsphase in küstennahen Gewässern. Für die Reproduktion
kehren sie in die Herkunftsgewässer zurück. Der Lebenszyklus der potamodromen
Seeforelle (Migration innerhalb des Süsswassers) verläuft nach einem ähnlichen Muster, mit
dem Unterschied, dass sie die Wachstumsphase in grossen Seen verbringt.
An der Art Salmo trutta L. sind aufgrund von neueren molekulargenetischen Untersuchungen
fünf Stämme beteiligt: Der Atlantikstamm, Donaustamm, Adriastamm, Marmoratastamm und
der Mittelmeerstamm (Bernatchez, 2001). Die westliche Grenze ihres natürlichen
Verbreitungsgebiets bildet die europäische Küstenlinie. Im Norden kommt sie bis Island,
Nordskandinavien und Russland vor, wobei das Uralgebirge vermutlich die östliche Grenze
bildet. Das südliche Verbreitungsgebiet reicht bis zur nördlichen Küstenlinie Marokkos
(Laikre et al., 1999; Klemetsen et al., 2003)."
Schöne Grüße
Matthias
nachfolgend an mein Posting habe ich einen Auszug aus der Diplomarbeit von Ricardo Mendez „Laichwanderung der Seeforelle im Alpenrhein“ aus dem Jahre 2007 beigefügt, der dem aktuellen wissenschaftlichen Stand zu unserer einheimischen Forelle (Salmo trutta) entsprechen dürfte (http://www.rhone-thur.eawag.ch/Diplomar ... nrhein.pdf):
„Nach Laikre et al. (1999) gehören die Ökotypen der Bachforelle (Salmo trutta fario), der
Seeforelle (Salmo trutta lacustris) und der Meerforelle (Salmo trutta trutta) zur selben Art der
Europäischen Forelle (Salmo trutta L.). Bis heute wurden noch keine genetischen
Unterschiede zwischen den verschiedenen Ökotypen gefunden. Trotzdem werden in vielen
Ländern Europas die verschiedenen Ökotypen durch physische Merkmale,
Verhaltensweisen und ihre Lebensräume unterschieden. Bei der Bachforelle handelt es sich
um eine residente Form, welche den ganzen Lebenszyklus im Bach oder Fluss verbringt. Im
Gegensatz zur Bachforelle weisen Meerforellen und Seeforellen ein ausgeprägtes
Migrationsverhalten auf. Nach ihren ersten Lebensjahren im Fliessgewässer wandern die
Jungfische der anadromen Meerforelle (Migration zwischen Salz- und Süsswasser) ins Meer
ab und verbringen die Wachstumsphase in küstennahen Gewässern. Für die Reproduktion
kehren sie in die Herkunftsgewässer zurück. Der Lebenszyklus der potamodromen
Seeforelle (Migration innerhalb des Süsswassers) verläuft nach einem ähnlichen Muster, mit
dem Unterschied, dass sie die Wachstumsphase in grossen Seen verbringt.
An der Art Salmo trutta L. sind aufgrund von neueren molekulargenetischen Untersuchungen
fünf Stämme beteiligt: Der Atlantikstamm, Donaustamm, Adriastamm, Marmoratastamm und
der Mittelmeerstamm (Bernatchez, 2001). Die westliche Grenze ihres natürlichen
Verbreitungsgebiets bildet die europäische Küstenlinie. Im Norden kommt sie bis Island,
Nordskandinavien und Russland vor, wobei das Uralgebirge vermutlich die östliche Grenze
bildet. Das südliche Verbreitungsgebiet reicht bis zur nördlichen Küstenlinie Marokkos
(Laikre et al., 1999; Klemetsen et al., 2003)."
Schöne Grüße
Matthias
- Frank.
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Danke herzlich, lieber Matthias!
Dein Frank
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Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hallo Matthias,
danke für den Link und das ebenso interessante, wie ausführliche Posting! Allerdings würde ich bei Trutta fario derzeit nur in zwei Hauptstämme unterscheiden (Atlantik- und Donaustamm), da die anderen Stämme (Adria-, Marmorata- und Mittelmeerstamm) durch andere, aber dennoch sehr nahe verwandte Arten gebildet werden.
Außer Salmo trutta bilden zumindest noch Salmo cenerinus (Chiereghini 1847), Salmo labrax (Pallas 1814) und Salmo dentex (Heckel 1852) noch Wanderformen aus, die als potanodrome "Seeforellen" bzw. sogar teilweise als anadrome "Meerforellen" leben.
Erstaunlich finde ich in dem Zusammenhang nebenbei noch die erstaunliche Artenvielfalt der Forellen im Ohridsee.
Wie eng die Verwandschaftsverhältnisse sind zeigt die Hybridisierungsgefahr anhand des Beispiels "Marmorata".
Optisch sind die unterschiedlichen Forellenarten oftmals nur anhand der Anzahl der Kiemenreusendorne oder molekularbiologisch zu unterscheiden. Deutliche optische Unterscheidungsmerkmale wie bei der Weichmaulforelle Salmo obtusirostris (Heckel 1851) oder der Zebraforelle Salmo rhodanensis (Fowler 1974) sind eher selten.
Wie schwierig das ist sieht man bei der Identifizierung der Marmorata-Hybriden, welches ein Thema bei einer Präsentation von Dr. Dušan Jesenšek auf der EWF war. Ging man früher noch allgemein davon aus das Marmoratas mit roten Punkten alles Hybriden waren, so hat man inzwischen erkannt dass es durchaus reinrassige Marmoratas mit roten Punkten gibt. Das hat man gentechnisch zweifelsfrei nachweisen können.
Wie unterschiedlich Salmo trutta fario optisch aus dem gleichen Fluss (aufgrund von Durchmischung beim Besatz?) sich darstellen kann möchte ich einmal anhand einiger Bilder aufzeigen:
Alle Fische sind aus dem gleichen Fluss und sind standortmäßig innerhalb weniger Kilometer gefangen worden.
liebe Grüsse
Detlef
danke für den Link und das ebenso interessante, wie ausführliche Posting! Allerdings würde ich bei Trutta fario derzeit nur in zwei Hauptstämme unterscheiden (Atlantik- und Donaustamm), da die anderen Stämme (Adria-, Marmorata- und Mittelmeerstamm) durch andere, aber dennoch sehr nahe verwandte Arten gebildet werden.
Außer Salmo trutta bilden zumindest noch Salmo cenerinus (Chiereghini 1847), Salmo labrax (Pallas 1814) und Salmo dentex (Heckel 1852) noch Wanderformen aus, die als potanodrome "Seeforellen" bzw. sogar teilweise als anadrome "Meerforellen" leben.
Erstaunlich finde ich in dem Zusammenhang nebenbei noch die erstaunliche Artenvielfalt der Forellen im Ohridsee.
Wie eng die Verwandschaftsverhältnisse sind zeigt die Hybridisierungsgefahr anhand des Beispiels "Marmorata".
Optisch sind die unterschiedlichen Forellenarten oftmals nur anhand der Anzahl der Kiemenreusendorne oder molekularbiologisch zu unterscheiden. Deutliche optische Unterscheidungsmerkmale wie bei der Weichmaulforelle Salmo obtusirostris (Heckel 1851) oder der Zebraforelle Salmo rhodanensis (Fowler 1974) sind eher selten.
Wie schwierig das ist sieht man bei der Identifizierung der Marmorata-Hybriden, welches ein Thema bei einer Präsentation von Dr. Dušan Jesenšek auf der EWF war. Ging man früher noch allgemein davon aus das Marmoratas mit roten Punkten alles Hybriden waren, so hat man inzwischen erkannt dass es durchaus reinrassige Marmoratas mit roten Punkten gibt. Das hat man gentechnisch zweifelsfrei nachweisen können.
Wie unterschiedlich Salmo trutta fario optisch aus dem gleichen Fluss (aufgrund von Durchmischung beim Besatz?) sich darstellen kann möchte ich einmal anhand einiger Bilder aufzeigen:
Alle Fische sind aus dem gleichen Fluss und sind standortmäßig innerhalb weniger Kilometer gefangen worden.
liebe Grüsse
Detlef
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Albert Schweitzer
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- Matthias M.
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Re: Färbung unserer Bachforelle
Hallo zusammen,
für mich selber stellt alles rund um unsere einheimische Forelle ein sehr spannendes Thema dar. Insbesondere fasziniert mich der Ökotyp der Wanderform „Seeforelle“. Im Endeffekt wissen wir mittlerweile, dass wir nur sehr wenig wissen. Viele Fragen sind noch ungeklärt und Erkenntnisse basieren oftmals auf Vermutungen.
Warum wandern einige Nachkommen von im See lebender Forellen ab und andere bleiben doch im Flusssystem? Ist dies auf biotische Lebensraumfaktoren zurückzuführen, wie z.B. eine schlechte Nahrungsverfügbarkeit oder doch genetisch verankert? Ansätze gibt es viele, aber eben noch keine 100%ige Antworten.
Es wird noch viel geforscht und es kommen ständig neue Erkenntnisse hinzu. Das ganze Thema über unsere einheimische Forelle unterliegt noch einer hohen Dynamik und wir dürfen wahrscheinlich gespannt sein, was in den nächsten Jahrzehnten noch an Überraschungen auf uns zu kommt.
Was für uns Fischer wirklich von Interesse ist, dass wir mit falschen Besatzmaßnahmen mehr kaputt machen können als wir uns derzeit vorstellen können (Besatz mit standortsfremden Fischen).
Die Fischereiberatungsstelle (der Schweiz) hat hierzu einen sehr interessanten Leitfaden herausgegeben, indem alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht wird:
http://www.fischereiberatung.ch/docs/in ... satz_d.pdf
Schöne Grüße aus dem Berner Oberland
Matthias
für mich selber stellt alles rund um unsere einheimische Forelle ein sehr spannendes Thema dar. Insbesondere fasziniert mich der Ökotyp der Wanderform „Seeforelle“. Im Endeffekt wissen wir mittlerweile, dass wir nur sehr wenig wissen. Viele Fragen sind noch ungeklärt und Erkenntnisse basieren oftmals auf Vermutungen.
Warum wandern einige Nachkommen von im See lebender Forellen ab und andere bleiben doch im Flusssystem? Ist dies auf biotische Lebensraumfaktoren zurückzuführen, wie z.B. eine schlechte Nahrungsverfügbarkeit oder doch genetisch verankert? Ansätze gibt es viele, aber eben noch keine 100%ige Antworten.
Es wird noch viel geforscht und es kommen ständig neue Erkenntnisse hinzu. Das ganze Thema über unsere einheimische Forelle unterliegt noch einer hohen Dynamik und wir dürfen wahrscheinlich gespannt sein, was in den nächsten Jahrzehnten noch an Überraschungen auf uns zu kommt.
Was für uns Fischer wirklich von Interesse ist, dass wir mit falschen Besatzmaßnahmen mehr kaputt machen können als wir uns derzeit vorstellen können (Besatz mit standortsfremden Fischen).
Die Fischereiberatungsstelle (der Schweiz) hat hierzu einen sehr interessanten Leitfaden herausgegeben, indem alles kurz und knapp auf den Punkt gebracht wird:
http://www.fischereiberatung.ch/docs/in ... satz_d.pdf
Schöne Grüße aus dem Berner Oberland
Matthias