Hecht im Forellensee

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orkdaling

Hecht im Forellensee

Beitrag von orkdaling »

Hab da mal `ne Frage zur Verbreitung von Fischen/Laich ueber Vøgel.
Also zur Vorgeschichte, Hechte sind hier eigentlich nicht vorhanden, unerwuenscht und kommen ca. 200 km suedlich in der Glomma vor.
Nun hat ein Eigentuemer bei der Polizei Anzeige erstattet weil ins seinen 3 Waldseen die alle durch einen Bach verbunden sind und reichlich Verlandungszonen besitzen, nun pløtzlich Hechte gefangen werden. Forellen sind kaum noch vorhanden.
Der Eigentuemer ist der Meinung das ein Bøsewicht Hechte ausgesetzt hat und die nun die Forellen aufgefressen haben.
Mein Argument, das durch die milden Winter immer mehr Schwæne kommen und das sehr zeitig (mærz/aprl.) und diese sich in den Verlandungszonen sehr wohl fuehlen, konnte nicht ueberzeugen weil der weg zu weit sei um Laich zu uebertragen.
Nun zur Frage: wie weit kønnen Vøgel Laich uebertragen? Gibts hier `nen Spezi der was dazu sagen kann?
Gruss
Hendrik
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Frank.
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Frank. »

Das gilt (merkwürdigerweise, wie ich finde) als wissenschaftlich umstritten, lieber Hendrik. I

n dem einen Aufsatz (zum Beispiel hier: RIEHL, R.: Können einheimische Fische anhand ihrer Eier durch Wasservögel verbreitet werden? – Zeitschrift für Fischkunde 1.1, Solingen 1991, 79-83) gilt es als erwiesen, andere halten das dort gewonnene Datenmaterial nicht für ausreichend.
Tatsächlich ist, das sagen aber alle Wissenschaftler, der Hechtlaich klebrig, kann an Füßen und Gefieder der Enten haften und aller Wahrscheinlichkeit nach über zumindest kleinere Strecken transportiert werden, ohne auszutrocknen.
Ich persönlich habe nach gut fünf Jahrzehnten Angelerfahrung nicht den geringsten Zweifel daran, dass das funktioniert. Ich weiß bei uns allein zwei sehr kleine, vollends abgelegene, mehrere Kilometer abseits von jedem befahrbaren Weg gelegene Waldtümpel, die wirklich völlig fern jeder Bewirtschaftung liegen. Da hat unter Garantie niemals jemand irgend etwas ausgesetzt - wer zum Teufel sollte kilometerweit Laich oder Jungfische durch die Gegend schleppen? Dennoch gibt es dort zumindest Karauschen, Rotfedern und Hechte - und zwar noch nicht einmal sonderlich kleine. Auch der Teich unseres Stadtfriedhofs, ein reiner Goldfischtümpel eigentlich, verzeichnet einen soliden Bestand an Esox lucius.

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
orkdaling

Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von orkdaling »

Danke Frank, bin gespannt ob Siegfried was zu berichten hat.
Gruss Hendrik
derflow
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von derflow »

Moin,

ich habe keine Zweifel daran, das die Natur ihren Weg findet - und sei es nur durch einen doofen Zufall . Außerdem bin ich fest der Meinung, daß sich selbst aus leicht angetrocknetem Fischlaich noch ewtas entwickeln kann - mein Cousin fand vor Jahren in einem Graben Fischlaich (der Graben führte seit Tagen kein Wasser mehr) und schmiss davon eine Hand voll in den nahegelegenen Gartenteich meines Onkels um zu sehen was passiert - es passierte auch was - der Teich wurde wenige Wochen später extrem trübe. Als sie den Teich abpumpten kamen Unmengen von Wiessfischen zum Vorschein :D :D :D
Gruß

Florian

zwei Hände sind besser als eine :-)
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo und guten Tag wünsche ich Euch.

Vögel tragen zur Verbreitung von Fischlaich bei,
ganz so wie es Frank beschrieben hat.

Hecht-, und vor allem Barschlaich, aber auch der Laich der Friedfische, wird so verbreitet.
Aus diesem Grund gibt es ja auch Fische in abgeschlossenen Gewässern,
die nie besetzt worden sind.
Freundlicher Gruss, Martin

"jetzt kann ich es, ...." nur eine kurzer Moment!
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Bäschwatz »

Hallo
Ich selbst habe es immer als Märchen angesehen.
Allerdings haben die Fibern der Federn eine Zahnung.
Wie sonst würden sie sonst einen festen Verbund haben.
Für ausgeschlossen halte ich diese Verbreitungs-Version nicht.
Gruß Thilo
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von MuddlerMinow »

Und noch ein witziges Beispiel: mitten in Frankfurt gibt es eine Neubausiedlung mit einem kleinen Betonteich und Seerosen. Ich lief letzten Sommer da vorbei und hab mir bald in die Hosen gemacht, als ein Fisch mit einem massiven Platscher mutmaßlich eine Libelle verzehrte.
Verdutzt blieb ich stehen und sah einen etwa 20 cm langen Hecht!!!!!
Im Stadtgebiet wird den wohl keiner da eingesetzt haben?!
VG & Tl Gabriel
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Frank.
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Frank. »

Bäschwatz hat geschrieben:Für ausgeschlossen halte ich diese Verbreitungs-Version nicht.
Schaut mal hier nach - in diesem Aufsatz werden Pro und Contra recht gut zusammengefasst.

Euer Frank
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Franz Kafka
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Olaf Kurth »

Frank. hat geschrieben:
Tatsächlich ist, das sagen aber alle Wissenschaftler, der Hechtlaich klebrig, kann an Füßen und Gefieder der Enten haften und aller Wahrscheinlichkeit nach über zumindest kleinere Strecken transportiert werden, ohne auszutrocknen.

Franks Ausführungen kann ich bestätigen, lieber Hendrik,

ein alter Steinbruch im Westerwald wurde bis Mitte der 70er Jahre als Trainingsgelände für Moto-Cross bzw. Trial-Fahrten genutzt. Irgendwann war Schluss damit und das Gelände lag brach. Regenwasser (von den Hängen) und die ein oder andere kleine Quelle bildeten im Laufe der Jahre ein stehendes Gewässer. Unterschiedliche Wasservögel brachten schließlich mehr "Leben" ins Wasser und mit den Jahren brachte der "Entenflug" ein stabile Population aus Rotaugen, Karpfen, Hechten, Barschen, Moderlieschen, etc.

Das nächst größere Gewässer liegt ca. 4km Luftlinie entfernt und wird zu einen Hälfte von einem Angelverein und zum anderen als Freizeitgewässer (Boote, Surfer, Schwimmer) genutzt. So war es nicht verwunderlich, warum sich aus dem "Nichts" im ehemaligen Steinbruch ein guter Fischbestand entwickeln konnte.

Beispiele für diese Entwicklungen gibt es sicher zahlreiche. Siegfried könnte das Phänomen sicher mit biologischen Erkenntnissen näher erläutern.

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Kurt Mack »

Hallo!

Ein paar meiner Erfahrungen zu den Fischeier:
- kleben eigentlich nur die ersten paar Stunden
- dickwandige Eier können bei hoher Luftfeuchtigkeit oder leicht feuchtem Milieu, wie z.B. im Gefieder lange überleben. So werden Eier von Killi-Fischen Wochen oder Monate lang in feuchtem Torf (extrem keimarm) gereift. Auch verschieden Wels- oder auch relativ dünnwandige Regenbogenfischeier lassen sich in feuchtem Torf reifen und schlüpfen dann schnell, wenn sie in Wasser gebracht werden.

Als vermutlich sinnvollste Arte der Verbreitung von Fischeiern durch Wasservögel stelle ich mir folgende Situation vor: Frische Fischeier bleiben an den Füßen und an dem Schnabel kleben. Die Enten fliegen an ein anderes Gewässer und streifen dann dort die nicht mehr klebenden Eier ab.

Vielleicht können Fischeier vereinzelt auch die Darmpassage überstehen, wenn die Enten sich an dem Fischlaich "überfressen".

Tschüß, Kurt
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Martin 1960 »

Hallo Kurt, hallo in die Runde,
einen guten Tag wünsche ich Euch.
Olaf Kurth hat geschrieben: Frische Fischeier bleiben an den Füßen und an dem Schnabel kleben.
Wenn man Fische bei Ihrem, zu Teil "lautplatschenden", Laichgeschäft beobachtet,
kann man sehen, wie gerade Enten postwendend an die Laichplätze schwimmen und dort tauchen.
Wohl eher um den aufgewühlten Grund nach Nahrung zu untersuchen.
Da der Rogen ja an den Wasserpflanzen klebt,
bleibt er im/am Gefieder haften, vorallem rund um den Entenbürzel.
Freundlicher Gruss, Martin

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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Maggov »

Hallo,

ein tolles Thema! Vielen Dank an Dich Hendrik dass Du das eingestellt hast. Ich bin bis dato davon ausgegangen dass diese Verbreitungstheorie allg. anerkannt ist und kenne ebenfalls geschlossene Gewässer die Fischbestände aufweisen die definitiv nie besetzt wurden...

@Frank: vielen Dank für den Aufsatz - den muss ich erst lesen ;)

@all: ich sehe einen Unterschied zu den Ausführungen und Beispielen ggü. dem Beispiel von Hendrik: die Distanz. Hendrik schreibt dass die nächsten natürlichen Hechtvorkommen ca. 200km entfernt sind. Nehmen wir an das stimmt, dann stellt sich mir die Frage wie schnell kann ein Schwan oder eine Ente diese Distanz überbrücken. Würde sie weiterhin keinen "Zwischenstop" einlegen? Denn es ist davon aus zu gehen dass dazwischen auch Wasser vorkommt.

@Hendrik: An Dich die Frage: was macht Dich so sicher dass es keine näheren Hechtvorkommen gibt? Keine Moorweiher oder ähnliches in der Nähe?

LG

Markus
Reflection is a broad deep and quiet pool into which the stream of an angler's thought opens out from time to time.
A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von webwood »

Hallo Markus,

eine Gans würde die 200 Kilometer in rund 2 Stunden fliegen und als Langstreckenflieger vermutlich auch ohne Zwischenstop bewältigen.

VG

Thomas
Angler sterben nie, die riechen nur so.
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Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von Frank. »

webwood hat geschrieben:eine Gans würde die 200 Kilometer in rund 2 Stunden fliegen
Stimmt. Und die Daten im oben verlinkten Aufsatz (den sollte man sich zu dieser Thematik wirklich anschauen) belegen, dass Fischlaich ohne letalen Austrocknungsschaden 120 Minuten im Luftstrom übersteht.

Euer Frank
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orkdaling

Re: Hecht im Forellensee

Beitrag von orkdaling »

@ Markus und natuerlich alle Interessierte,
Also zu den vorkommenden Fischarten kann ich nur sagen das keinem Verein bzw den Kommunen (eigene Gewæsser) Hechtbestænde bekannt sind.
Das betroffene Gewæsser wurde inzwischen "behandelt"- also chemisch tot gemacht, aus Angst vor weiterer Verbreitung und weil diese kleinen Seen die Kinderstube der Forellen sind.
Es gibt ein Gewæsser mit nachgewiesenen Karauschenbestand (wird badewarm auf grund flachwasserzonen) und in der Vorma (Nebenfluss der Orkla) gibt es Quappen/Rutte.
Sonst musst du hier mit Forellen, Saiblingen und Lachs Vorlieb nehmen. Im Meer wurden die letzten zwei Jahre auch Hornhechte gefangen die normalerweise auch nicht so weit nørdlich vorkommen - aber das ist ein ganz anderes Thema.
An die Graugænse hab ich gar nicht gedacht, die lassen sich auf ihren Zug ja zu tausenden nieder, meist im Brackwasser, sicher aber auch auf kleinen Waldseen.
Erst in der Glomma und dem ganzen suedlichen Norwegen gibt es neben Hechten, Barsche, Pløtze/Rotauge und auch Schleie.
Bisher haben diese sich nicht verbreiten kønnen, einfach zu kalt und die meisten Seen sind bis Mai zugefrohren. Eisfischen-Wettangeln findet jedes Jahr zu Ostern statt egal auf welche Woche das fællt.
Das betroffene Gewæsser oder besser die drei verbundenen Waldseen werden von der Sika durchflossen und bleiben dadurch bis ca. minus 10 grad teilweise eisfrei so das dort sehr oft Wasservøgel einen Stopp machen.
Wenn das Wetter so weiter macht werden es sicher mehr "suedlændische Fische" werden, wir hatten am 2.2. sechs grad plus!
Das hab ich hier noch nie erlebt und auch keiner der "Alten".
Gruss
Hendrik
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