MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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Royal Coachman
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MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Royal Coachman »

MEIN LETZTES THEMA zum Abschied


Vor einem Jahr ist es mir gelungen, den in der Nähe unseres Hauses vorbei fließenden Bach zu pachten. Im Jahre 1988 bin ich zu ersten Mal an dieses Gewässer gekommen, das damals einen märchenhaften Bestand an Bachforellen beherbergte.

Bei der ersten Besichtigung im Juli 2013 konnte ich zwar einige große Bachforellen ausmachen, die Alterspyramide war aber eher eine Säule. Positiv vermerkte ich einen guten Bestand an Mühlkoppen wohingegen Ellritzen nicht nachgewiesen wurden.

Weiters ist hier ein Biber am Werk mit allen seinen Vor- und Nachteilen.
Im Pachtvertrag ließ ich mir eintragen, dass kein Besatz vorgeschrieben wird um den autochtonen Bachforellenstamm zu fördern.

Meine Überlegungen zu diesem Zeitpunkt:
Die starken Laichfische sind nach der Laichzeit komplett entkräftet und Koppenjagen ist nicht "jederforells" Sache. Es fehlen die im Winter so wichtigen Ellritzen, die als Winterfutter den Forellen die benötigte Energie zuführen könnten, damit sie wieder zu Kräften kommen.
Der logische Schluss, die Forellen beschaffen sich diese Energie kannibalisch, drängte sich auf, insbesonders, da Hanfland immer von den zwei Flaschenhälsen im Leben der Bachforellen als großes Hindernis beim Aufbau von Populationen spricht.

Bei genauerer Hinsicht konnte ich an einem Gewässerabschnitt von ca 150m eine ganz andere Populationspyramide feststellen, hier war plötzlich alles wie es sein sollte, warum?
Da ich bis zum Gewässer nur wenige Meter zu gehen habe, wurde mir dieser Umstand in Kürze klar. Zwei Anrainer hatten sich wegen der Schneckenplage Laufenten zugelegt, die sind aber umgehend abgehauen und treiben sich seither im Bach herum, verstärkt durch einige Wildenten und ein Schwanenpaar. Selbstverständlich werden diese Vögel gefüttert und so bekommen die Forellen hier ihren Teil ab, besonders im Winter.

Dieser Umstand brachte mich auf die Idee auch an anderen Standorten es mit füttern zu versuchen um die Forellen vom Kannibalismus ab zu halten und den Jungfischen ein Aufkommen zu ermöglichen. Nach der Auswahl der Standorte, war die Frage welches Futter.
Ich entschied mit für Altbrot, da ich dem gekauften Futter prinzipiell misstraue.

An drei Standorten wurde den ganzen Winter über im Zweitagesrhythmus gefüttert.
Im Laufe des Winters konnte ich eine starke Zunahme des Fischbestandes an den
Futterstandorten feststellen, wobei hier sofort eine Alterspyramide entstand.
(Füttern immer verdeckt, die Fische sollen die Fütterer niemals sehen ansonsten Domestizierung!)
Besonders die einsömmrigen Bachforellen profitierten davon. Im Laufe des Monats Mai wurde das Füttern fast ganz eingestellt, da um diese Zeit ein ausreichendes Nahrungsangebot vorhanden ist.
Dazu ist zu bemerken, dass Fische ausschließlich über den Energieüberschuss wachsen, dies aber ihr ganzes Leben lang.

Um diese Zeit wurde ein Ellritzenwiederansiedlungsprogramm entworfen und umgesetzt. An zwei Stellen wurden kleine Schwärme von Ellritzen ausgesetzt, leider nur mit mäßigem Erfolg, denn der ideale Lebensraum der Ellritze wäre der verschilfte Mündungsbereich kleiner Seitenbächleins.
Nun bringt aber die Landwirtschaft massiv Odel auf die Felder aus, besonders vor Gewittern, sodass hier ein Einschwemmen kaum verhindert werden kann. Facit: ich muss für nächstes Jahr einen anderen Weg finden um die Ellritze im Hauptbach wieder heimisch zu machen.

Ein komplett naturbelassener Bereich von ca 300m, der auch nicht von Spaziergängern betreten wird, war interessanterweise fast total fischleer. In diesem Bereich wurde eine 200 Jahre alte Fütterungsmethode angewandt. In einem Netzschlauch wurde ein Stück Fleisch an unzugänglicher Stelle in einem überhängenden Busch befestigt. Die dort nach ca 10 Tagen schlüpfenden Maden fallen ins Wasser. Durch diese natürliche Fütterung konnte auch in diesem Bereich eine massive Erhöhung des Bestandes zahlen- und gewichtsmäßig festgestellt werden.

Wenn die Wiederansiedlung der Ellritze gelingt, kann auch die Winterfütterung zurückgefahren werden.

Gerade jetzt konnte ich schon zahlreiche einsömmrige Bachforellen beobachten, die schon den Flachwasserzonen aktiv sind.

Noch ein Wort zum Biber, er schafft durch seine Uferuntergrabungen Schutzräume für die Fische vor den im Winter auftretenden Reihern. Leider haben wir mittlerweile auch den total geschützten Silberreiher in großer Anzahl (oft bis zu 20 Stück) im Winter zu Gast.

Abschließend Entnahmen von August 2013 bis August 2014:
2 Bafos 35cm
1 Bafo 40 cm
1 Bafo 30 cm
1 Bafo 62 cm
diverse aus einem Fischteich entkommene RB


Hallo Freunde, dies ist mein letzter Post, ich scheide hiemit aus dem Forum aus, ich werde auch die Posts hiezu nicht mehr lesen. Meine Freunde haben meine Mailadresse, sollten Fragen zu diesem Abschlussthema anliegen.

Als letzter Gruß: kümmert Euch mehr um die Fische und deren Wohlergehen, dann wird es auch wieder mehr geben.

RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
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Frank.
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Frank. »

Lieber Gebhard,

alles denkbar Gute wünsche ich dir. Wir sehen uns.

Dein Frank
Das sind Deine Beobachtungen, mein Lieber, andere haben andere Beobachtungen gemacht.
Franz Kafka
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HansAnona
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von HansAnona »

Lieber Gebhardt,

weiter viel Freude an deinem Bach und viel Erfolg. Ich melde mich, sobald ich wieder mal in der Gegend bin ...

Alf
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Ralph Hertling
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Ralph Hertling »

Tschö Gebhard,
Gesundheit und Glück Dir!!!
TL
Ralph


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markus
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von markus »

Lieber Gebhard,
bei Dir sind und waren Fisch und Wasser immer in guten Händen. Dir alles Gute! und Dank für Alles, was ich von Dir lernen durfte.
TL Markus
Zuletzt geändert von markus am 24.08.2014, 23:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Harald aus LEV »

Lieber Gebhard,

ich finde es schade, das Du dem Forum den Rücken kehrst, wenngleich ich es nachvollziehen kann.
Die obigen Zeilen sind sehr interessant für mich und ich hätte gerne gewusst, wie es weitergeht. Vor allem das Elritzen-Wiederansiedlungsprogramm.
Ich wünsche Dir viel Erfolg an Deinem Bach und weiterhin viel Freude beim Fischen und am Wasser.

Alles Gute.

Gruß
Harald
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webwood
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von webwood »

Servus Gebhard,

wir haben ja schon telefoniert. Mittlerweile haben mich eine ganze Menge Leute gefragt, Warum, Wieso, Was ist mit Gebhard los?
Allesamt fänden es verdammt schade, wenn ein Urgestein des Forums nicht mehr mitmacht.
Dem schließe ich mich uneingeschränkt an.
Vieleicht magst du deine Entscheidung nochmal überdenken.

Dein Thomas
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gespliesste
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von gespliesste »

:( sehr, sehr Schade.

Bleib sauber und ich hoffe man läuft sich mal wieder über den Weg!

LG,

Olaf
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"When fishing becomes a competition it gets worse than work ... " - Charles Ritz
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Olaf Kurth »

Überleg Dir das bitte mit Deinem Abschied, lieber Gebhardt.

Zu Deinem Bach und Deinem Wiederansiedlungsprogramm habe ich seit vielen Jahren an vergleichbaren Bächen ganz andere Erfahrungen gemacht. Darüber hätte ich mich gerne mit Dir unterhalten.

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
Hardy

Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Hardy »

Moin,

auch ich finde es sehr schade, das du nicht mehr dabei sein willst. Du wirst sicher gute Gründe haben.
Deine direkte Art und Dein unbestreitbares Wissen werden mir und dem Forum fehlen.

Falls du doch noch heimlich mitliest, alles Gute! Ich hoffe, wir treffen uns bei Gelegenheit wieder einmal im real life.



Groetjes
Hardy
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Thomas aus Hamm
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Thomas aus Hamm »

Es ist wie mit dem Tod, es gehen leider immer die Falschen :|

TaH
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webwood
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von webwood »

Gebhard, Gebhard!

Bist du dir der weitreichenden Konsequenzen deines Abschieds vom Forum eigenlich bewusst?
Du liest ja bestimmt weiterhin mit. Also mein Freund, früher in der guten alten Zeit,
da sah ich im Forum "RC ist online" und ich konnte somit schnell mal bei Dir fischen gehen.
Ich habe auch ganz bestimmt nur die Ü 50 Trutten aus deinem Wasser gemopst.
Nun leidet meine Familie Hunger und darbet gar bitterlich.
"Gib da hoid an Schubs, du oida Grantler und mach wida mid. Du gehst uns fei sauba ab"

Dein Thomas
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Royal Coachman »

Falls es jemand interessiert.

Besatz von ca 500 Elritzen im Hauptbach, nachdem der erste Versuch in einem kleinen Seitenbach erfolgreich war.

Bild

Bild

Bild

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Wenn diese Besatzmaßnahme ebenfalls Erfolg zeigt, kann die Winterfütterung um 75% zurückgefahren werden.
Der Umbau des Fischbestandes ist in vollem Gange, starkes Jungfischaufkommen trotz massivem Reiherdruck.

RC
Der immer auf Seiten der Fische steht!
CPE

Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von CPE »

Hallo Gebhard,

Schön das zu lesen. Glückwunsch zu Deinen erfolgreichen Maßnahmen.

Heron soll ja im Spey-Hackle-Bereich richtig beliebt sein, was bedeutet, dass Du, vorausgesetzt Du bist in Bayern, gerade zwischen Mitte September und Ende Oktober unbedingt einen "Künstlichen Fischteich" in der Nähe anlegen musst, siehe "Gefährdung/Bestand in Europa" in: http://www.bund-naturschutz.de/artenbio ... eiher.html

Tight Lines, Norbert
Olaf Kurth
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Re: MEIN LETZTES THEMA zum Abschied

Beitrag von Olaf Kurth »

Schön, dass sich was bei Dir tut, lieber Gebhard,

hast Du mal über gezielten Totholzeintrag zur Habitatverbesserung nachgedacht? Mit dieser Methode haben wir ehemals begradigte Bachstrecken positiv verändert.

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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