Mit Wurm und Made an Salmonidengewässern

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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rokart
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Mit Wurm und Made an Salmonidengewässern

Beitrag von rokart »

Hallo Flyfi Freunde,

an Ruhr und Lenne ist alles gestattet. So bin ich im letzten Jahr Zeuge gewesen wie dort 4 knapp maßige Äschen auf Made gefangen, und entnommen wurden. Die ganze Sitzung dauerte ca eine 3/4 Stunde, dann zogen die Typen zufrieden ab.
-ECHT ÄTZENDER KONTAKT-
Die Diskussion über C&R erübrigt sich, da die Äschen oder Forellen den Köder zu tief schlucken.


Wie sind Eure Erfahrungen mit Ansitzanglern an Salmonidengewässern?

Gruß
Flyfi-Rokart
maan

Beitrag von maan »

Moin,
es kommt darauf an, wie vernünftig die Leute sind. Wir haben bei uns Leute im Verein, die setzen sich mit 8er-Haken hin und fangen sämtliche untermaßige Forellen. Es gibt auch das Gegenteil, daß die Leute nach der ersten kleinen Forelle den Platz wechseln oder ihre Montage umstellen. Gegen einen Wurm am 1er Haken oder ein treibendes Madenbündel an der Pose ist bei schnellem Anhieb nicht viel zu sagen. Es ist möglich, am Salmonidengewässer auch mit MAde und Wurm vernünftig zu fischen, kommt aber, wie gesagt auf den Mensch und sein Verhalten an.
Petri Heil Maan
Werner

Beitrag von Werner »

Hallo,
ich durfte vor Jahren mitansehen, wie mit Wurm und Made eine Forellenbach heruntergewirtschaftet wurde, bis nur noch 3 Wochen im Jahr Besatzforellen gefangen werden konnten, der Rest des Jahres gehörte den Döbeln, die sich prächtig vermehrten im Gegensatz zu den verangelten Kleinforellen.

Gruß Werner
Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo maan !

Da bist Du mit Deiner Meinung aber ziemlich alleine.

Wurm und Made haben in Salmonidengewässern nichts verloren .
Ich möchte die Palette um den Mais erweitern . Mit Mais sind besonders die Äschen gefährdet, die kann man regelrecht anfüttern. Forellen können dieses Futter im übrigen nicht verwerten und scheiden es unverdaut wieder aus.

Es ist schon richtig , daß nicht der Köder den Bach oder Fluß leerfischt sondern der Angler, der alles entnimmt. In diesem Fallle ist aber durch das Freßverhalten eine massive Schädigung des Fischbestandes zu befürchten,
die Forelle bleibt nämlich bei Schlucken eines Wurmes ruhig auf der Stelle stehen.

Wenn schon keine Fliegenstrecken, so doch wenigsten Kunstköderstrecken
schließen die oben genannten Köder aus und schonen die Bestände.

mit tight lines

Royal Coachman
Der immer auf Seiten der Fische steht!
stockinger
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Beitrag von stockinger »

Hallo Coachman
Da ergibt sich ja schon die nächste Frage: Was ist mit den ganzen "künstlichen" Ködern wie Plastikwürmern, Plastikmaden, Schwimmteige etc eines bekannten Herstellers? Deren wirkungsweise ist ja vergleichbar mit den "lebenden" Ködern.
Ich kenne nur ein einziges Gewässer, in dem künstliche Köder vorgeschrieben sind und og. Köder explizit verboten wurden.
Heißt das im Umkehrschluss, wo nicht verboten, dann erlaubt?
Damit wäre doch nix gewonnen, oder?
TL
Sebastian
Robert F.
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Beitrag von Robert F. »

Moin Coachman,
ich denke das ist zu pauschal. In DK funktioniert das doch auch, warum sollte es hier nicht gehen? Große Haken (2 und größer) und nur Wurm erlauben. Das dezimiert nebenbei auch den Aalbestand, der ja in Verruf steht, ein Laichräuber zu sein (kann ich mir aber keine eigene Meinung zu bilden). Es liegt aber in erster Linie an den Leuten und nicht an der Angelmethode und Fliegenfischer sind nicht allein dadurch das sie Fliegenfischer sind bessere und naturverbundenere Angler. Die Vergangenheit hat dies leider gezeigt.
Gruss
Robert F./ Münster
maan

Beitrag von maan »

Guten Morgen Leute,
wenn ihr die Sache an Salmonidengewässern so seht, was sollen dann die Vereine machen, die Fließgewässern mit Salmonidencharakter bewirtschaften, aber durch diverse Staustufen ebenfalls einen guten Bestand an Weißfischen und Karpfen haben?
Maan
Royal Coachman
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Beitrag von Royal Coachman »

Hallo zusammen !

In meinem Beitrag sprach ich von Salmonidengewässern ( Leitfisch Bachforelle oder Äsche !) in der Bachforellen- und Äschenregion .

Bei Gewässern mit Salmonidencharakter handelt es sich um Mischgewässer,
die selbstverständlich mit den entsprechenden Ködern befischt werden sollten, da sonst ein Ungleichgewicht der Fischarten entsteht . Ein Gewässer, das durch Staustufen leider so beeinträchtigt wurde, daß große Weißfischbestände aufkommen konnten, kann man nicht mehr als Salmonidengewässer bezeichnen, hier ist die Forelle nur mehr Beifisch .

Hier kommen wir jedoch zu einem weiteren Problem :

ALLE WOLLEN FORELLEN FANGEN !

Also ist es weitverbreitete Praxis in kleine Seen fangfähige Rebenbogenforellen einzusetzen , die niemals eine Chance haben sich zu vermehren und rein zur Kühltruhenfüllung der Mitglieder dienen.

Ich habe schon erlebt, daß ein kleiner Waldsee zum Forellensee
" umfunktioniert " wurde, die Mehrheit der Mitglieder hat gejubelt .
Die eingesetzten RB waren im Juni herausgefangen, die traurigen Überreste schwammen vollkommen geschwächt ( Wasserthemperatur !) an der Oberfläche und wurden zum teuren Hechtfutter.

Euer in Sachen Wurm keinen Kompromiß machender

Royal Coachman
Zuletzt geändert von Royal Coachman am 14.09.2004, 18:16, insgesamt 1-mal geändert.
Der immer auf Seiten der Fische steht!
AndreasS.

Beitrag von AndreasS. »

Moin Zusammen!
Ich möcht mich da den Anmerkungen von Robert F. anschließen. In Dänemark, wo ich fast ausschließlich fische, gibt es keine "Fly only" Gewässer, in den allermeisten Auen und Flüssen sind sogar alle Angelmethoden und die meisten Köder erlaubt, manchmal gibt es Einschränkungen hinsichtlich der zu verwendenden Hakengrößen beim Naturköderfischen. Trotzdem sind die Salmonidenbestände fast überall gut oder zumindest zufriedenstellend, und das ganze funktioniert sogar, obwohl die Tagsekarten nicht 30 Euro und aufwärts kosten. Aber in Dänemark halten sich die Fliegenfischer auch nicht für was Besseres....
Grüße,
Andreas
Werner

Beitrag von Werner »

Hallo Andreas,
Aber in Dänemark halten sich die Fliegenfischer auch nicht für was Besseres....


damit hat es sicher nichts zu tun, sondern mit der Größe der Gewässer, der Artenzusammensetzung im Gewässer, der Altersstruktur des Forellenbestandes usw.

Ein Forellenbestand in einem Eifelbach wie der Olef hinter der Talsperre mit ausschließlich Forellenbesatz, nach Maßgabe der Behörde weit untermaßig, ist zum Sterben verurteilt, wenn man dort Wurm und Made zulässt. Das hat mit elitär gar nichts zu tun, sondern damit, dass man untermaßige Forellen relativ unbeschadet zurücksetzen können muss.

Gruß Werner
DirkR

Beitrag von DirkR »

Da haben wir in Sachsen mal wieder Glück, bei uns ist das ziemlich eindeutig geregelt. Nachfolgend ein Ausschnitt aus unserer Gewässerordnung:

"4. Salmonidengewässer

4.1.
Salmonidenangelgewässer sind im Gewässerverzeichnis gesondert gekenn-
zeichnet. Sie werden ausschließlich mit Salmoniden besetzt. Für das Beangeln ist ein Salmoniden-Erlaubnisschein erforderlich, wobei für “Grüne” Strecken der Besitz eines allgemeinen Erlaubnisscheins ausreicht. In Salmonidengewässern ist die Verwendung der Senke generell untersagt. Vom 01.01. - 30.04. und immer zur Nachtangelzeit ist in Salmoniden-angelgewässern das Angeln verboten.

4.2.
In Salmonidengewässern darf vom 01.05. - 30.09. mit Flug- oder Spinn-
und vom 01.10. - 31.12. nur mit der Flugangel geangelt werden. Die Flugangel darf nur mit künstlichen Flugangelködern und die Spinnangel darf nur mit künstlichen Spinnködern bestückt werden. Alle verwendeten Köder, auch Wobbler, dürfen nur einen einzigen Haken ( Einfach-, Doppel- oder Drillingshaken ) besitzen. Natürliche Köder dürfen in Salmonidengewässern nicht verwendet werden. Das Angeln mit Strecker und Springer ist untersagt.

4.3.
In stehenden Salmonidengewässern ist die Beangelung mit dem Buldo
(Wasserkugel) und einem Kunstköder erlaubt."
Werner

Beitrag von Werner »

Hallo Dirk,
genau diese Regelungen sind wahrscheinlich mit ein Grund dafür, dass ich kürzlich in Sachsen hervorragend fischen konnte.

Gruß Werner
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Wolfgang Hinderjock
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Beitrag von Wolfgang Hinderjock »

Die von DirkR ausgeführten Regelungen stimmen mit dem alten DAV-Standard aus Zeiten der DDR in etwa überein, und sind in geringfügigen Abwandlungen(andere Schonzeiten, M/V hat z.B.schon am 1.4. Saisonbeginn),
auch in anderen neuen Bundesländern übernommen worden.
Auch im M/V gibt es diese Regelung, auch gibt es wieder ausgeschilderte Strecken, die als reine Fliegenstrecken oder als allgemeine Salmonidenstrecken(Fliegenrute und Spinnrute erlaubt) ausgewiesen sind, der Anteil der Fliegenstrecken ist weit höher , als der der allgemeinen Strecken, auch gibt es Totalreservate(Schonstrecken), teils fest, teils veränderlich. Vor einigen Jahren führte man auch die alte Beschilderung der Strecken mit den auf der Spitze stehenden Quadraten wieder ein.
Zur Befischung ist in allen Fällen eine gesonderte Salmonidenkarte notwendig, welche dann für alle Salmonidengewässer des Landes gilt.
Zuletzt geändert von Wolfgang Hinderjock am 15.09.2004, 00:19, insgesamt 1-mal geändert.
Bild
gatt8

Beitrag von gatt8 »

Hello ,
Forellenge/Äschengewässern sollten in Prinzip nur mit Fliegen geangelt werden, es gibt so viele Beispiele wo man bemerken kann wie der Fliegenfischen ist das einzige Methode dass wirklich die Fische schönt, zusammen mit einem Verhaltung und "deontologie" der Mensch-angler: viel C&R, hoch mindestmaß
Tschuß
klak1

Beitrag von klak1 »

also leute, ich muss leider wieder einmal was zu diesem thema sagen, und wenn es euch auch noch so ärgert, weil ihr alle glaubt, dass ihr edle, naturschützende (was für ein widerspruch!) fliegenfischer seid. auch ich fische mittlerweile nur noch mit der fliege, weil es einfach spannender ist.
aber die bereits suggestiv gestellte thread-frage "wurm und made am forellengewässer" zu diskutieren, erübrigt sich doch total.
wenn wurm und made erlaubt sind, warum nicht einsetzen?
wenn ein fisch das mindestmass hat, warum nicht entnehmen?
wenn drei, vier oder fünf zur entnahme erlaubt sind, warum nicht entnehmen?
wer als ökologisch nachhaltiger gewässerwart anderes wünscht, soll das auch so regeln.
viele, auch puristische fliegenfischer, sind sich längst nicht mehr der tatsache bewusst, dass die bewirtschafter der gewässer ihnen die fangerfolge garantieren, weil sie fangbare fische besetzen, die natürlich kaum noch heranwachsen würden, weil viele andere faktoren als die wurmfischer eine regeneration unmöglich machen: wehre, staustufen, verdreckung aus vielerlei gründen ... etc. und nun kritisieren genau jene die angelpraktiken - und im grunde ja, sind wir uns ehrlich, genau jene fangerfolge -, die die bewirtschafter auch den fliegenfischern erst ermöglichen. ich kenne gewässer in österreich, wo der pächter nur noch zwischen den wehrstufen seines reviers besetzt, weil er angst hat, dass ihm ein gemächliches hochwasser die gekauften fanffertigen fische (erstaunlich, dass es bereits so ist, dass lebende forellen als fliegenfischer-convenience-ware bezeichnet werden können) ins frei auslaufene untere revier entfleuchen lässt. deshalb fängst du dann zwischen den wehren garderegenbogen von exakt 35 zentimetern und unterhalb ist nichts, absolut nichts, weil wohin sollen die auch laichen schwimmen auf den eineinhalb kilometern zwischen den künstlich errichteten, ich möchte fast sagen, fliessbassingrenzen?
im übrigen kann ich mich doch auch erinnern, dass nicht nur viele hier im forum sich ständig herablassend über die "rainis" auslassen, sondern auch renommierte nationalparkmanager in österreich höchst erfreut darüber sein dürften, dass die regenbogenforellen möglichst rasch wieder aus den gewässern geholt werden, weil sie heimische bestände gefährden.
mittlerweile ist es ja auch so, dass in vielen gewässern so genannte verwässerte, das heißt: weniger beständige bachforellenstämme, den fluss dominieren, die sich eigentlich kein ökologisch nachhaltig denkender nationalparkmananger - aber nicht nur so einer, sondern auch ein laie - wünschen kann.
wir stehen also vor einer schwierigen situation: immer mehr pächter wollen immer mehr fischer, um das gewässer zu erhalten; sie besetzen daher immer mehr fische, die eigentlich industrieware sind und die dem fliegenfischer eine illusion erzeugen, der natur etwas abzuringen, wo er doch bloss in der produktionskette mit eigenen, interessanteren techniken vor dem kescherfang aus dem glasbehälter des fischhändlers einsetzt; immer mehr puristische fischer wollen dennoch immer weniger konkurrenz;und immer mehr noch puristischere fischer verwechseln diese komplexe art der fischerei mit so beschäftigungen wie cricket oder polo - beschäftigungen, die komischerweise zu einer überdurchschnittlichen dünkelhaftigkeit gegenüber andershandelnden führen.
leider ist es so: es gibt nur eine form der wirklich ökologischen und tierfreundlichen nachhaltigkeit gegenüber den heutigen fischgewässern: und die lautet, letzten endes, nach vielen anderen massnahmen, auch das fliegenfischen sein zu lassen.
der kunstkritiker der new york times, robert hughes, ein freak wie wir alle, schreibt in seinem wunderbaren buch über das fliegenfischen auch über die perspektive des fisches, den viele von uns fliegenfischern mit dem haken geradezu zu verzärteln glauben: "fischen ist ein grausamer sport". und hughes schildert als hypothese, wie es wohl wäre, wenn wir in einen hot dog beissen, plötzlich einen "würgenden schmerz" registrieren und "etwas Hartes, Scharfes, Metallisches" in unserem hals stecken spüren. die argumente der angler gegen den vorwurf, ihre betätigung sei grausam, nennt hughes "blödsinnige rechtfertigungen". wohlgemerkt, hughes spricht hier auch vom fliegenfischen, nicht nur vom wurmangeln.
im grunde würde das jetzt eigentlich zu einer catch & release-diskussion passen; okay, die könnte man auch führen, aber ich frage mich eigentlich immer mehr, wozu? die dicke zuchtraini, die ich mittlerweile auch aus dem naturparadies sava bohinjka hole, ist kein garant für ökologische nachhaltigkeit - ich habe wenig bedenken, sie zu beizen und dann als köstliche gravad zu verspeisen. spielt es eine so grosse rolle, ob sie mit wurm, made oder fliege gefangen wird? ich stelle ihr mit fliege nach, und ich sage es euch allen: ich bin selbstbewusst genug, zu glauben, dass meine selbst gemachte nymphe, meine trockene oder mein streamer einem tauwurm nicht nachstehen. das macht nämlich auch das fliegenfischen aus: an seinen köder zu glauben, ohne andere mies zu machen. und irgendwie, verzeiht mir, ich mag diese bisse von grossen forellen; die würde ich ohne besatz noch nicht oft gekriegt haben.
deshalb plädiere ich hier noch einmal, vielleicht nicht zum letzten mal, dafür, dass die fliegenfischer ihre arroganz gegenüber andersfischenden sein lassen sollten.
einen schönen abend den fliegenfischern wie auch den wurmanglern.
Zuletzt geändert von klak1 am 01.10.2004, 11:16, insgesamt 1-mal geändert.
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