Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2015

Hier geht es um wichtige Belange wie Naturschutz, sinnvolle Gewässer-Bewirtschaftung, schonender Umgang mit Umwelt und Kreatur, Ärgernisse (Schlagthemen) wie Klein-Wasserkraft & Kormoran und Rechtliches.

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pehers
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Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2015

Beitrag von pehers »

Liebe Freunde!

Ein nicht in Foren aktiver Freund und Gewässerökologe hat folgenden Leserbrief zum dort bezeichneten Artikel in der Zeitschrift FliegenFischen verfasst, der aber leider nie erschienen ist. Er hat mich ersucht, diesen Leserbrief zu veröffentlichen. Ich möchte Euch auch daran teilhaben lassen, da ich der Meinung bin, dass wir in solchen Fällen über die Realität der "Gewässerbewirtschaftung" aufklären sollten, weil diese Zustände bzw. Praktiken meines Erachtens das Ansehen der Fischerei gefährden:

Sehr geehrte Damen und Herren,

als ehemaliger Abonnent und jetziger sporadischer Leser von Fliegenfischen bin ich über den Artikel „Warum in die Ferne schweifen…“ (Nr. 4 Juni/Juli 2015) „gestolpert“. Ich möchte dazu folgenden Leserbrief verfassen und würde mich über eine Veröffentlichung (eines auch mal
kritischen Beitrages) freuen:

Ich mach mir die Welt …
(zu FliFi 4/2015)

Beim Lesen des Artikels „Warum in die Ferne schweifen ...“ und der Beschreibung des Fischbestandes im österreichischen Mitterweißenbach fiel mir unweigerlich die erste Strophe des Pippi Langstrumpf-Liedes „Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt“ ein. Warum? Der Beitrag beschreibt den Mitterweißenbach, einen kalkalpinen, kleineren Zubringer der oberösterreichischen Traun – steil, wild, kalt und karg. Sein Einzugsgebiet liegt in den Alpen, es gibt keine nennenswerten Siedlungen oder Einleitungen. Sein Wasser ist eiskalt und nährstoffarm. Für solche Gewässer ist ein guter Bestand an Bachforellen typisch, ja, nicht aber Forellen der „Kategorie 70plus“, auch nicht viele Bach- und Regenbogenforellen um die 45 cm. Dr. Günther Unfer – Fischereiwissenschafter an der Universität für Bodenkultur Wien – hat über 20.000 gefangene Bachforellen aus zig österreichischen Gewässern analysiert. Nur 3 % davon sind über 40 cm groß, nur ein Promill (jeder tausendste Fisch) erreicht Längen über 50 cm. Das ist die wirkliche Welt unserer Gewässer. Keineswegs deprimierend oder für uns Fischer unattraktiv. Was am Mitterweißenbach abgeht, ist ganz offensichtlich ein Forellentheater. Hier wird eine Fischerei vorgegaukelt, die unsere Gewässer unter normalen Umständen nicht leisten können. Wer Theater im Salzkammergut erleben will, der sollte in die Operette in Bad Ischl gehen, aber nicht dem Schein verfallen, in einem kleinen oberösterreichischen Forellenbach gäbe es Kapitale wie in Neuseeland, Alaska oder Patagonien …
Grüße
Stefan Guttmann


Ich finde es schade, dass das Fliegenfischermagazin mit der vermutlich größten Reichweite im deutschsprachigen Raum einen solchen zwar pointierten aber auch fundierten kritischen Beitrag nicht veröffentlicht hat und damit derartige Bewirtschaftungsformen implizit gut heißt. Leider kann ich mir die Gründe allzu gut vorstellen...

Trotzdem ein gutes neues Jahr, Petri Heil,
Hans
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Maggov »

Servus Hans,

ein gutes Neues! :)

Vorschlag: nimm' doch den vollen Namen raus oder ersetze einige Buchstaben mit "*". Ich denke der Name tut nichts zur Sache und wenn Mr. X nicht in Foren und Co. unterwegs ist, dann sollten wir auch nicht über ihn hier diskutieren sondern den Inhalt des Briefs.

LG und eine Super Saison!
Markus
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A. A. Lucas in Fishing and Thinking, 1959
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pehers
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von pehers »

Servus Maggov!

Ich habe das natürlich mit Stefan abgeklärt und vorher gefragt, ob mit oder ohne Namen. Ich denke, dass man daran sieht, dass es ernst gemeintes Interesse, zu informieren ist und nicht anonym Beschuldigungen (über einen Mittelsmann) zu erheben. Sollten andere Gründe gegen eine Namensnennung sprechen, bin ich gerne bereit das dennoch zu ändern...

Auch Dir natürlich ein gutes neues Jahr und Petri Heil 2016!

L.G.
Hans
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AlexWo

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von AlexWo »

Servus,

sind nicht viele Gewässerim Voralpen-Alpenraum zu solchen Bespaßungsanlagen geworden?
Der eine hat Bachforellen 70plus, der nächste RFim Skeena-Format, noch ein Anderer eröffnet nen Huchenpuff.... Schon nicht weit von der Gatterjagd entfernt.

Mir ist die Fischerei in BY und A schon vergangen.

Der Leserbrief spricht mir aus der Seele!

LG

Alex
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pehers
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von pehers »

Servus!
AlexWo hat geschrieben:Schon nicht weit von der Gatterjagd entfernt.
Auf den Punkt gebracht! Es fehlen nur noch die Futterautomaten...

L.G.
Hans
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Rattensack
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Rattensack »

Danke Hans!

Schade bis leicht skandalös dass man mit kritischen, sogar ausgezeichnet und lustig geschriebenen Leserbriefen überhaupt nicht mehr Zeitschriften rein kommt.
Kommerz geht vor, und wer will schon potente Inserenten verlieren?

Lg,
Clemens
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Olaf Kurth »

Lieber Hans,

Dein bzw. Eure Kritik ist unmissverständlich und berechtigt .........


aber:

- die benannte Zeitschrift ist laut Wiki ein internationales Special-Interest Medienhaus für exklusive, sportive Zielgruppen. Dieses Familienunternehmen mit 150 Mitarbeitern handelt nach marktwirtschaftlichen Prinzipien und will Journalismus mit "Herz und Verstand" bieten.

- es ist ein elendiges, hartes Geschäft um die Aufmerksamkeit der Zielgruppen zu erreichen und sie zum Kauf einer entsprechenden Publikation zu bewegen. Das Rad kann nicht immer neu erfunden werden, saisonale Themen und Geschichten ähneln sich mit den Jahren, das Layout wird offener gestaltet und neue, gute Autoren wachsen auch nicht auf den Bäumen.

Als mündiger, aufgeklärter Leser weiß ich um diese Hintergründe. Ich will mit der Zeitschrift in der Hand träumen, will mich kurz aus dem Alltag ausklinken und mein Kopfkino läuft bei diesen wunderbaren Bildern auf Hochtouren. Zum Artikel: Auf der linken Seite sehe ich das Bild eines Fliegenfischers (mit grüner Weste), der lächelt und einen kapitalen, frisch gefangenen Bf.Rogner anhebt. Ich kann seine Gefühle nachempfinden.
pehers hat geschrieben: "........ Was am Mitterweißenbach abgeht, ist ganz offensichtlich ein Forellentheater. Hier wird eine Fischerei vorgegaukelt, die unsere Gewässer unter normalen Umständen nicht leisten können........."
- nein, kein Zeitschriftenverlag ist verpflichtet, Leserbriefe mit solchen Inhalten zu veröffentlichen. Der erwähnte Artikel erscheint in der Rubrik "Gewässer-Guide" und informiert interessierte Leser über mögliche Reiseziele. Nach der ausführlichen Darstellung der örtlichen Verhältnisse folgt ein Kasten ("Auf einen Blick") mit den wichtigsten Infos. Ich finde das gut und ich stell mir vor, dass eine übertriebene Dokumentation über reale Verhältnisse in dieser Rubrik wenig Anklang finden würde.

Selbstverständlich bedaure ich, dass viele Mechanismen unseres gemeinsamen Hobbys den Gesetzen von Angebot und Nachfrage unterliegen. Deshalb bemühe ich mich, meinen "natürlichen" Weg zu finden. Viele von uns haben (genau wie ich) das Glück, an Juwelgewässern zu fischen, in denen die beschriebenen Fische vorkommen. Wir halten aber den Mund, wir schweigen. Nur unter Ableistung der allerheiligsten Männerschwüre werden die geheimen Standplätze der Kapitalen weitergegeben. Das macht u.a. eine Freundschaft unter Angelkameraden aus....... und das ist auch gut so.

Liebe Grüße,

Olaf
Und Gott sprach zu den Steinen im Fluss: "Wollt ihr Mitglieder der UNERSCHROCKENEN werden?" Und die Steine antworteten: "Nein Herr, dafür sind wir nicht hart genug."
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Rattensack
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Rattensack »

Servus Olaf,

ich möchte 3 Punkte ergänzen:

1) der Artikel suggeriert, dass diese Riesenfische natürlicherweise hier aufwachsen. Das ist eigentlich Irreführung bzw. Wecken von falschen Erwartungen. Würde ehrlich geschrieben, dass es sich um ein Put&Take Gewässer mit kapitalen Besatzfischen handelt, würde ausschließlich ein Klientel das so was in Ordnung findet dort hinfahren. Der Preis von 350 Euro/Tag inkl. guide wäre dann ganz offensichtlich bei Weitem überzogen.

2) lt. Landesfischereigesetz ist ein Gewässer mit "ausgewogenem und standortgerechtem" Besatz zu bewirtschaften.
Auch wenn das eine sehr schwammige Formulierung ist, fallen Forellen > 70 cm ganz sicher nicht darunter. Recht viel weniger standortgerecht und ausgewogen geht doch gar nicht mehr.
Der Artikel unterstützt also indirekt illegale Bewirtschaftungspraktiken.

3) Der Bewirtschafter steht bei der Vergabe der Pachtgewässer in Wettbewerb mit anderen Interessenten.
Interessenten die eine legale und angepasste Bewirtschaftung betreiben und damit z.B. Tageskartenpreisen in der Größenordnung 50 Euro/Tag einnehmen können haben wirtschaftlich keine Chance.
Die Pachtvergabe wird also massiv verzerrt.

Lg,
Clemens
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orkdaling

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von orkdaling »

Moin moin,
ich sehe das wie Olaf.Natuerlich ist es traurig wenn solche Zustænde herrschen (Forellenpuffs usw.), Besatz um mehr zahlende Mitglieder zu locken......
Aber eine solche Zeitschrift unterliegt marktwirtschaftlichen Zwængen, sie bedient Interessengruppen. Ob nun Boot, Tauchen, Jagen, Auto, Bike oder Reisen uns werden ueberall Hochglanzbilder mit entsprechenden Berichten/Infos angeboten. Kann man, muss man nicht lesen, das entscheidet doch jeder fuer sich selbst.
Ich kønnt mich immer tot lachen wenn ich die Sonderhefte sehe zum Meeresfischen(natuerlich Hitra) oder Lachsfischen an Orkla und Gaula.
Wer dann glaubt die Fische springen uns todesmutig an den Haken und ist hinterher sauer auf die raus geschmissenen Tausender, der ist doch selber Schuld.
Gruss
Hendrik
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pehers
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von pehers »

Servus Olaf, servus Hendrik!

Vielen Dank für Eure Posts.

Ich möchte dem aber doch etwas entgegen halten:

Zum einen ist es natürlich völlig klar, dass die journalistische Freiheit über allem steht - es kann nie einen Zwang geben, einen Beitrag zu veröffentlichen, oder nicht. Wir sind ja nicht die FliFi Inquisition...

Zum anderen gibt es aber meines Erachtens auch für Fischerei- oder Angeljournalisten (abseits von marktwirtschaftlichen Zwängen) so etwas wie einen Berufsethos, den ich doch auch gerne einfordern würde. Den Artikel zu bringen ist das eine (und für sich fragwürdig), einen kritischen Leserbrief nicht zu veröffentlichen, das andere... Ich finde schon, dass journalistische Integrität etwas anderes verlangen würde.

Ich möchte auch in Ergänzung zu Clemens noch darauf hinweisen, dass es bei solchen Praktiken ja nicht nur um die betrogenen Konsumenten geht, sondern damit auch der weiteren genetischen Verschmutzung unserer Gewässer Vorschub geleistet wird (daher Post unter der Rubrik Natur und Umwelt). Ebenso werden durch die massiven Besatzmaßnahmen Krankheiten eingeschleppt und weiter verbreitet (derzeit brandaktuell in Österreich: erste Fälle von PKD). Es geht also nicht (nur) darum, dass einzelne unbedarfte oder unkritische Fliegenfischer auf etwas herein fallen, das dem natürlichen Zustand nicht entspricht, sondern um eine Gefährdung der Fischbestände generell. Darauf sollte eine Zeitschrift wie FliegenFischen auch einmal hinweisen und nicht nur Kormoran Petitionen (Kormoran ins Jagdrecht etc.) unterstützen...

Ein weiterer wichtiger Punkt ist meines Erachtens, dass die Fischerei, die ja immer versucht, als Naturschutzverein (auch faktisch gesellschaftlich, nicht nur rechtlich) anerkannt zu werden, sich durch derartige Praktiken unheimlich schadet und angreifbar macht. Man braucht sich nicht der Illusion hin geben, dass die anderen Naturschützer da nicht mitlesen würden. Derartige Fliegenfischer Disneylands jedenfalls sind ein Totschlagargument gegen alle Bemühungen, den Schutz unserer Fische voran zu treiben. Warum sollen Otter, Kormoran oder Säger gemanaged werden, solange die Fischer ohnehin mit Zuchtfischen zufrieden sind und selbst alles dafür tun, die letzten intakten Fischbestände zu vernichten? Dieses Argument ist schwer zu entkräften und es wurde mir bei entsprechenden Gesprächen bereits mehrfach entgegen gehalten! Ich kenne den speziellen Bach seit vielen Jahren vom vorbei fahren, wandern bzw. Fische schauen und bin mir ziemlich sicher, dass Besatz völlig unnötig gewesen wäre, wenn man nicht ein österreichisches Neuseeland schaffen wollte.

Liebe Grüße und Petri Heil,
Hans
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Hardy

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Hardy »

pehers hat geschrieben:...dass es bei solchen Praktiken ja nicht nur um die betrogenen Konsumenten geht...

Hans
moin

ich bezweifle sehr stark, dass man hier von "betrogenen Konsumenten" reden kann.
Nein, ich behaupte sogar, dass den meisten Fliegenfischern der Umstand "nicht angepasster Besatz" bekannt, aber völlig egal ist. Solange etwas großes am Haken zappelt ist die Welt in Ordnung. Da ist man gerne bereit, etwas mehr für eine Tageskarte zu zahlen. Fischzirkus at it's best! Nun hat doch tatsächlich einer die Chuzpe und zeigt auf, dass wir auf dem Holzweg sind. Glaubt im Ernst jemand, ein FliFi-Magazin würde einen solchen Leserbrief, der den eigenen und den Interessen der Werbekundschaft entgegen steht, veröffentlichen? Man mag gerne weiter träumen. Wer will schon Kratzer am '"Pipi-Langstrumpf-Weltbild".

Fliegenfischen ist z.Zt. hip. Wie jeder Hype wird das Ganze noch wirtschaftlich durch Werbung etc. angefacht. Dass am Ende wirtschaftliche Interessen meistens über den Ansprüchen der Natur stehen, ist leider traurige Tatsache. Daraus folgt, dass viele Bewirtschaftungsmaßnahmen von Vereinen oder privaten Bewirtschaftern von Gewässern den gesetzlichen Vorgaben diametral gegenüber stehen. Warum hier nichts passiert, kann ich zwar mutmaßen, aber werde mich dazu öffentlich nicht äußern.

Die meisten von uns, die sich über den Materialhype hinaus auch mit den Abläufen der Natur beschäftigen, wissen doch sehr genau, dass bestimmte Bäche nur bestimmte Fische hervorbringen können. Hier wäre es nun angebracht, den Befischungsdruck und nicht den Besatz entsprechend anzupassen. Das verträgt sich aber wieder nicht mit den wirtschaftlichen Interessen der Bewirtschafter. Es ist ein Kreuz...

Das Schlimme daran ist überdies, dass wir den Angelgegner, wie bereits trefflich festgestellt wurde, kostenlose, sehr scharfe Munition an die Hand geben. Klassischer Knieschuss, ma sagn...


Groetjes
Hardy
AlexWo

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von AlexWo »

wie erbärmlich unbefriedigend ist die Fischerei auf diese armen Kreaturen?!

Wohin man sieht das gleiche Bild, da werden Gewässer der Barbenregion mit Forellen vollgepumpt, hinterher wird dann über die hohen Pachtpreise gejammert, die man dann für diese "Salmonidenwasser" zahlen muss.

Ich darf einen wunderschönen Forellenbach befischen, der über einen selbstreproduzierenden Bf-u. Rf.-Stamm verfügt.
Vor einigen Jahren hat der bewirtschaftende Verein sich dazu entschlossen, den Bestand zu pushen, man hat eine Zuchtanlage gebaut und bespasdt nun das Gewässr mit Zentnern von verstümmelten Besatzfisch. Die echten Wildfische werden immer magerer, die Besatzbf mit den Wochen auch. Man fängt einen Fisch nach dem anderen. Mit anderen Worten die Fischerei ist versaut, die Bestand an Wildgischen in Gefahr usw. . Solche Beispiele kenne ich viele! Wo sind da die Fischereiverbände?

Achso, zur Entschuldigung: ich schreibe am Tablet

LG

Alex
Olaf Kurth
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von Olaf Kurth »

Rattensack hat geschrieben: 1) der Artikel suggeriert, dass diese Riesenfische natürlicherweise hier aufwachsen. Das ist eigentlich Irreführung bzw. Wecken von falschen Erwartungen. Würde ehrlich geschrieben, dass es sich um ein Put&Take Gewässer mit kapitalen Besatzfischen handelt, würde ausschließlich ein Klientel das so was in Ordnung findet dort hinfahren. Der Preis von 350 Euro/Tag inkl. guide wäre dann ganz offensichtlich bei Weitem überzogen.

Das ist Deine Sicht, lieber Clemens,

ich muss nicht das berühmte Kaffka-Zitat meines verstorbenen Freundes Frank wiederholen ("Das sind Deine Beobachtungen......") wiederholen. Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass es eine finanzstarke Zielgruppe gibt, die genau das wünscht: Exklusive Gewässer mit ebensolchem Bestand, ein Natur- und Fischvergnügen fernab jeglicher natürlicher Verhältnisse. Ich unterstelle diesen Leuten keineswegs irgendeine Art von Naivität. Sie wollen maximalen Genuss und das bitteschön zuverlässig und regelmäßig. Marktwirtschaftliche Prinzipien von Angebot und Nachfrage regeln alles weitere. Klingt komisch, iss aber so, leider.

Rattensack hat geschrieben:
Der Artikel unterstützt also indirekt illegale Bewirtschaftungspraktiken.
Das ist eine schwerwiegende Behauptung, lieber Clemens, die Du sicher belegen kannst.

Rattensack hat geschrieben: 3) Der Bewirtschafter steht bei der Vergabe der Pachtgewässer in Wettbewerb mit anderen Interessenten.
Interessenten die eine legale und angepasste Bewirtschaftung betreiben und damit z.B. Tageskartenpreisen in der Größenordnung 50 Euro/Tag einnehmen können haben wirtschaftlich keine Chance.
Die Pachtvergabe wird also massiv verzerrt.
Hier gebe ich Dir Recht, lieber Clemens,

es ist ein Teufelskreis, wenn ein Bewirtschafter versucht, auf diesem Weg Geld zu verdienen, geschweige denn einen Pachtvertrag zu bekommen. Da werden von den Bundesforsten Pachtsummen verlangt (habe ich schwarz auf weiß gesehen), da muss der berühmte "Otto-Normalverbraucher" erst schlucken und entgeistert aus der Wäsche gucken.

Vergiss bei aller Kritik bitte nicht, in welcher Rubrik der Artikel stand und was damit bezweckt werden soll.

Liebe Grüße,

Olaf
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Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von pehers »

Servus noch mal!
Olaf Kurth hat geschrieben:
Rattensack hat geschrieben:
Der Artikel unterstützt also indirekt illegale Bewirtschaftungspraktiken.
Das ist eine schwerwiegende Behauptung, lieber Clemens, die Du sicher belegen kannst.

Rattensack hat geschrieben: 3) Der Bewirtschafter steht bei der Vergabe der Pachtgewässer in Wettbewerb mit anderen Interessenten.
Interessenten die eine legale und angepasste Bewirtschaftung betreiben und damit z.B. Tageskartenpreisen in der Größenordnung 50 Euro/Tag einnehmen können haben wirtschaftlich keine Chance.
Die Pachtvergabe wird also massiv verzerrt.
Hier gebe ich Dir Recht, lieber Clemens,

es ist ein Teufelskreis, wenn ein Bewirtschafter versucht, auf diesem Weg Geld zu verdienen, geschweige denn einen Pachtvertrag zu bekommen. Da werden von den Bundesforsten Pachtsummen verlangt (habe ich schwarz auf weiß gesehen), da muss der berühmte "Otto-Normalverbraucher" erst schlucken und entgeistert aus der Wäsche gucken.

Vergiss bei aller Kritik bitte nicht, in welcher Rubrik der Artikel stand und was damit bezweckt werden soll.

Liebe Grüße,

Olaf
Ad ad 2. Diese Behauptung, muss man nicht mehr belegen, das hat der Bewirtschafter durch seine eigenen Werbemaßnahmen und FliegenFischen mit dem Artikel bereits gemacht! Man muss nur das Gesetz lesen, das Clemens in der relevanten Passage bereits zitiert hat!

Ad ad 3. Dazu möchte ich nur sagen, dass gerade an derartigen Strecken die Besatzkosten die Pachtpreise oft deutlich übersteigen...

Und was soll das jetzt mit der Rubrik? Die einzige Rubrik, unter der so was stehen sollte, ist der Anzeigenteil mit Kennzeichnung als bezahlte Werbeeinschaltung! Muss ich denn schon bei jedem Artikel unter der Rubrik "Gewässer Guide" damit rechnen, dass die Werbeäußerungen des Bewirtschafters nahezu wörtlich widergegeben werden? Ich dachte in meiner grenzenlosen Einfalt, dass man da von Fischern für Fischer Gewässertips bekommt?

Ich möchte auch festhalten, dass mich die Resignation, die aus Olafs Posts heraus zu lesen ist, doch einigemaßen schockiert! Ich hätte mir doch wenigstens erwartet, dass grundsätzlich Einigkeit herrscht, dass es gut ist, derartige Widersprüche oder Fehlentwicklungen (sowohl im Bereich der Bewirtschaftung als auch der medialen Berichterstattung) in einem Forum wie diesem zu thematisieren! Auch wenn es möglicherweise in der Natur der Sache liegt, dass FliFi den Leserbrief nicht veröffentlicht hat, ist es doch niemals eine Rechtfertigung!

Petri,
Hans
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CPE

Re: Mitterweißenbach in Oberösterreich - FliegenFischen 04/2

Beitrag von CPE »

Olaf Kurth hat geschrieben:Vergiss bei aller Kritik bitte nicht, in welcher Rubrik der Artikel stand und was damit bezweckt werden soll.
Hallo Olaf,

Das ganze ist bei "Natur & Umwelt" doch perfekt aufgehoben, wenn kritisiert wird, dass man nach Landesfischereigesetz nur naturnah besetzen darf (was hieße: jede tausendste Forelle ist über 50 cm) realiter allerdings nur Ü70 besetzt, um die Trophäenangler mit der dicken Brieftasche zu locken.

Gruß, Norbert
Antworten